Pushpak Shiva-Purana Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 5 - Die Krönung von Kartikeya

Brahma erzählte weiter:
Da sah Kartikeya einen prachtvollen und strahlenden Wagen, den Visvakarma selbst erbaut hatte. Er war bequem, geräumig, mit hundert Rädern, wunderschön und so schnell wie der Gedanke. Parvati hatte ihn geschickt und mit ihm ein vorzügliches Gefolge. Mit schmerzendem Herzen bestieg der Sohn aus dem Samen Shivas dieses herrliche Gefährt, während die kummervollen Krittikas ihn mit zerzausten Haaren beweinten.

Die Mütter klagten:
Oh Gnadenreicher, wie kann es sein, daß du uns einfach so verläßt? Das paßt nicht zu einem Sohn, daß er seinen Müttern entsagt. Wir haben dich liebevoll aufgezogen, und daher bist du unser Sohn. Was sollen wir ohne dich tun? Wohin könnten wir gehen?

Zärtlich umarmten sie den Jungen und fielen dann vor Trauer in Ohnmacht. Als sie wieder zu sich gekommen waren, tröstete sie der Junge und nahm sie mit sich im strahlenden Wagen. Inmitten des Gefolges nahm er gute Omen war und näherte sich schon bald dem Banyan-Baum auf dem Kailash. Nandi saß zu seiner Rechten, und der kluge Junge wartete dort geduldig, bis die Götter und Weisen dem großen Herrn seine Ankunft verkündeten. Shiva, Vishnu und die Götter kamen ihm entgegen, und die Geisterschar folgte mit dröhnenden Trommeln, weitklingenden Muschelhörnern und großem Jubel und Lobgesang. Alle eilten zu dem Ort, um den Sohn Shivas zu sehen, der in einem Schilfhain geboren worden war. Parvati ließ die Stadt mit Perlen und Juwelen schmücken. Die Hauptstraße wurde gesäubert und geheiligt. Und Parvati stand den dreißig Göttinnen vor, wie sie sich auf die Ankömmlinge vorbereiteten. Die himmlischen Nymphen tanzten verheißungsvoll lächelnd und sangen wunderschön. Und jeder, der den lieblichen Jungen erblickte, welcher Shiva selbst an Glanz glich, der schaute auch ein helles Licht, welches die drei Welten durchdrang. Jeder grüßte und ehrte den golden strahlenden Kartikeya und versuchte, unter vielen Verbeugungen an seiner Seite zu sein. Vishnu, Indra und auch ich nebst den Göttern verbeugten sich vor dem Jungen und umschritten ihn. Und schließlich kamen auch Shiva und Parvati jubelnd herbei, um den Jungen zu sehen. Große Liebe und Freude erfüllten den großen Herrn mit den Schlangen um seinen Leib und seine Gattin beim Anblick dieses Sohnes. Kartikeya stieg sofort vom Wagen ab und grüßte das göttliche Paar. Shiva umarmte ihn, küßte sein Haupt und war voller Zuneigung. Und auch Parvati schmolz in Liebe dahin und zog den Jungen gleich an ihre Brust. Dann führten die Götter mit ihren Frauen den Nirajana Ritus durch, und Kartikeya wurde von den Brahmanen mit vedischen Mantras und von den Musikern mit Liedern und Musik geehrt. Als Parvati den Jungen auf ihren Schoß nahm, da strahlte sie wie eine Mutter mit ihrem Kind. Auf Bitten Shivas ging Kartikeya mit in Shivas Palast, und das Paar strahlte ebenso glücklich wie sich der Junge inmitten der jubelnden Götter wohl fühlte. Auch spielte er fröhlich in Shivas Schoß und neckte die Schlange Vasuki um seines Vaters Hals. Dieser berichtete den Spaß sogleich seiner Gattin, und des Jungen sanftes Lächeln ließ ringsum alle vor Rührung verstummen.

Dann folgte Lord Shiva seiner Pflicht und setzte den Jungen auf einen juwelenbesetzten Thron. Mit hunderten kostbaren Töpfen, die mit dem Wasser von heiligen Strömen gefüllt und mit Mantras geheiligt waren, führte er die zeremonielle Waschung durch. Vishnu gab dem Knaben eine Krone und schönen Perlenschmuck, seine eigene Halskette Vaijayanti (die Siegreiche) und den Diskus. Shiva gab ihm den Dreizack, den Bogen Pinaka, die Axt, die Waffe Pashupata, die Waffe der Vernichtung und die größte Lehre. Ich, Brahma, gab ihm die heilige Schnur, die Veden, das Gayatri Mantra, den Kessel Kamandalu, die Waffe und die Lehre vom Vernichten der Feinde. Indra gab ihm einen herrschaftlichen Elefant und den Donnerblitz. Varuna, der Herr der Gewässer, gab ihm einen weißen Schirm und eine Juwelenhalskette. Die Sonne gab ihm einen gedankenschnellen Wagen und eine hervorragende Rüstung. Yama übergab ihm den Stab der Zeit und der Mond einen Krug voller Nektar. Agni, der Feuergott verlieh ihm voller Liebe (noch einmal) seinen Speer, und auch Nirriti und der Windgott Vayu übergaben ihm ihre Waffen. Kuvera gab die Keule und die anderen Götter ebenfalls verschiedene Waffen und Kriegsausrüstungen. Der Liebesgott übergab ihm die Waffe der Liebe, eine Keule und sein Wissen. Der Milchozean verlieh ihm viele Edelsteine und ein glänzendes Armband. Himavat gab himmlische Ornamente und Kleider. Garuda, der König der Vögel, gab ihm seinen Sohn Citrabarhana und sein Bruder Aruna den kraftvollen Hahn Tamracuda (mit rotem Kamm). Lächelnd verlieh ihm Parvati Wohlstand und ein langes Leben. Lakshmi verlieh ihm himmlischen Reichtum und eine große und wunderschöne Halskette. Savitri gab ihm das gesamte yogische Wissen, und auch die anderen Göttinnen und Krittikas beschenkten ihn reich. Was war das für ein Fest. Jeder freute sich und besonders Shiva und Parvati.

Und dann sprach der mächtige Shiva lächelnd zu uns:
Oh Vishnu und Brahma, ihr Götter hört mich an. Ich bin in jeglicher Hinsicht zufrieden. Bitte wählt die Segen, die ihr euch wünscht.

Mit leuchtenden Gesichtern kam die Antwort:
Oh Herr, Taraka wird gewiß von Kartikeya vernichtet werden. Denn für diese Aufgabe wurde er geboren. Und in dieser Sache sollten wir sofort aktiv werden. Bitte gib deinem Sohn deine Anweisungen. Möge er für unser Glück den Dämon schlagen.

Voller Mitgefühl bat Shiva also seinen Sohn, mit den Göttern zu gehen und Taraka zu vernichten. Die Götter setzten den Jungen an die Spitze und starteten ihren Marsch vom Kailash aus. Vishnu bat Visvakarma ganz in der Nähe einen himmlisch schönen Palast für Kartikeya zu errichten mit einem prachtvollen Thron darin. Dann krönte Vishnu den Jungen mit heiligem Wasser und schmückte und kleidete ihn aufs Feinste. Doch er hielt die Zeremonie kurz und auch das Fest, welches trotz allem jeden erfreute. Vishnu verlieh dem Jungen die Herrschaft über das Universum, malte das Tilaka auf seine Stirn und ehrte ihn gemeinsam mit allen Göttern. Er verbeugte sich vor dem Jungen und ehrte die ewige Form Shivas in vielen Hymnen. Und Kartikeya saß strahlend auf seinem Thron und nahm die Herrschaft und damit das Beschützen des Universums als seine Aufgabe an.


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