Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 43 - Shivas wunderbares Walten

Mena sprach:
Oh weiser Narada, ich möchte erst den Bräutigam sehen. Ich will wissen, für wen Parvati so strenge Buße übte. Welche Gestalt und welche Gesichtszüge hat er?

So trieb sie der Zweifel mit dir auf die Terrasse, um einen Blick auf Shiva zu erhaschen. Doch Shiva erkannte ihren falschen Stolz und sprach zu Vishnu und mir:
Ich bitte euch, geht ihr mit den Göttern zu diesem Schatz eines Berges voran. Ich folge nach.

Vishnu rief die Götter herbei und alle folgten Shivas Gebot. Und so stand Mena auf der Terrasse und schaute und schaute auf einen langen, langen Zug an Göttern. Als sie die riesige Armee erblickte, war sie höchst erfreut. Zuerst kamen die schön gekleideten und penibel geschmückten Gandharvas. Sie fuhren oder ritten auf unterschiedlichsten Wagen und Tieren, spielten ihre Instrumente, und um sie wehten und flatterten bunte Banner und Flaggen. Sie wurden von den himmlischen Nymphen begleitet. Dann erblickte Mena Vasu, den Herrn der Vasus, und sie wurde ganz aufgeregt und rief:
Oh, dieser Schöne ist bestimmt Shiva!

Doch du sprachst zu ihr:
Nein, das ist nur einer aus dem Gefolge Shivas. Das ist nicht der Bräutigam.

Da dachte Mena bei sich:
Oh, es ist jemand, der noch größer ist. Ach, wie wird er wohl sein?

Als nächstes entdeckte sie Manigriva, den Sohn Kuveras, mit seinen Scharen von Yakshas, die noch prachtvoller waren als die Vasus. Wieder rief Mena erfreut:
Oh, das ist der Bräutigam!

Und erneut war deine Antwort:
Nein, nein, das ist nur einer seiner Diener.

Es kam Agni, der Gott des Feuers, dessen Strahlen einen blenden konnten. Doch nein, es war nicht Shiva. Dann zog Yama vorüber, noch schöner als Agni. Und der prachtvolle Nirriti, dann Vayu und Varuna, der äußerst strahlende Kuvera, Ishana - und jedesmal jauchzte Mena auf:
Das ist Shiva!

Und jedesmal erklärtest du ihr:
Nein, das ist auch einer aus dem Gefolge Shivas.

Dann kam der himmlisch strahlende Indra, dieser bedeutende König der Götter - „Ist das Shiva?“ Nein, das ist Indra, der König der Götter.

Der schöne Mond folgte, dann der leuchtende Sonnengott - „Nein, das ist nicht Shiva.“ Dann kamen Bhrigu und all die Weisen mit ihren Schülern, die strahlten und jauchzten. In ihrer Mitte entdeckte Mena Vrihaspati, und sie rief:
Aber das ist Parvatis Herr!

Deine Antwort lautete:
Oh nein.

Als nächstes schritt ich, Brahma, strahlend und von den Weisen gepriesen, vorüber - „Nein, auch das ist er nicht.“ Mir folgte Lord Vishnu. Er sah herrlich aus, dunkelblau wie eine mächtige Wolke, mit vier Armen und einem schönen Antlitz. Seine gelben Kleider leuchteten, seine Augen glichen Lotusknospen, und er saß erhaben auf Garuda. Alle seine charakteristischen Merkmale wie das Muschelhorn und der Diskus waren gut zu sehen, und auch das Srivatsa Zeichen auf seiner Brust strahlte inmitten vieler, himmlischer Ornamente hervor. Sein Strahlen war ungewöhnlich und nicht beschreibbar. Als Mena ihn sah, wurden ihre Blicke starr. Und mit einem Jubelschrei rief sie:
Das ist der Bräutigam von Parvati. Kein Zweifel!

Doch du, Narada, gabst ihr zur Antwort:
Aber nein, das ist nicht der Herr, der die Quelle von Schutz und Freude ist. Das ist Vishnu, ein großer Liebling Shivas und verantwortlich für die Hochzeitsfeierlichkeiten. Der Bräutigam ist noch viel besser. Oh Mena, ich habe keine Worte, seine Schönheit zu beschreiben. Er ist der Herr des Universums, der Herr von uns allen, der Herrscher des Selbst.

Da meinte Mena, daß ihre Tochter wahrlich glücklich, reich und ein Vorbote des vollkommenen Glücks sei. Sie gratulierte sich selbst, und ihr Herz pochte freudig erregt. Ihr Gesicht strahlte vor Stolz, und sie sagte:
Durch Parvatis Geburt bin ich in jeder Hinsicht gesegnet und auch der Herr der Berge. Jeder, der mit mir verbunden ist, ist gesegnet. Ihr zukünftiger Ehemann ist der Herr all dieser strahlenden Anführer, die ich gesehen habe. Wie könnte ich ihr gutes Schicksal beschreiben? Ach, ich kann mein Glück nicht ausdrücken bei all dem Glanz des Gefolges.

So jauchzte Mena überschäumend vor Hoffnung und Freude. Und dann kam Shiva des Wegs. Er hatte diesmal eine andere Gestalt angenommen, ohne jegliche Illusion irdischer Schönheit. Und auch seine Ganas wurden zum Werkzeug, Menas Stolz zu brechen. Als du, oh Narada, ihn kommen sahst, da zeigtest du liebevoll auf ihn und sprachst zu Menaka:
Sieh schöne Dame, das ist Shiva selbst. Für ihn hat Parvati diese Buße auf sich genommen.

Die entzückte Mena starrte begierig in die Menge und freute sich auf den hohen Herrn mit dem schönen Äußeren und dem wunderbaren Gefolge. Und sofort strömten die Geisterscharen herbei wie stürmische Winde mit wehenden Flaggen, die wie Schlangen zischten. Viele hatten schiefe Gesichter oder erschienen als Krüppel. Einige hatten schreckliche, riesige Bärte, andere waren lahm oder blind. Viele hatten eiserne Keulen, Stöcke oder Schlingen in ihren Händen. Manche kamen auf absonderlichen Fahrzeugen und bliesen in ihre Hörner oder schlugen die Trommeln. Manche hatten nicht einmal ein Gesicht und andere viele Köpfe. Ebenso die Glieder: manche hatten keine Hände oder viele, andere zeigten abnorme Gliedmaßen. Einige hatten keine Augen, Ohren oder Nasen. In allen gräßlichen Gestalten kamen sie einher, stark, heldenhaft und furchtbar. Und mitten in diese Schar zeigtest du mit deinem Finger und sagtest:
Oh liebliche Dame, sieh nur Shivas Gefolge und Shiva selbst.

Mena war schon über die Geister erschrocken gewesen, doch nun zitterte sie vor Entsetzen, als sie Shiva erblickte. Zwar war er ohne Eigenschaften besser als jeder mit allen guten Eigenschaften, doch sie sah folgendes: Er saß auf einem Stier, hatte fünf Gesichter und drei Augen. Er war mit Asche beschmiert, und die Mondsichel hing über seinem fürchterlich wirren und verfilzten Haar. Er hatte zehn Hände, und er trug einen Totenschädel, seinen Bogen Pinaka und den Dreizack. Bekleidet war er mit Tigerfell und Elefantenhaut. Seine Augen starrten irre, seine Gesichtszüge waren häßlich, und er war unsauber.

Mena war wie gelähmt, und als sie erneut deine Stimme hörte „Das ist Shiva!“, fiel sie bebend zu Boden wie eine zarte Pflanze, die der Sturm niederwalzt. Verzweifelt und panisch fragte sie sich:
Was ist das? Ich war zu ehrgeizig und wurde getäuscht. Warum diese Häßlichkeit?

Dann wurde sie ohnmächtig. Ihre Dienerinnen bemühten sich um sie auf vielerlei Art, bis die geliebte Gattin des Himavat langsam wieder zu sich kam.


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