Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 35 - Die Geschichte von Padma und Pippalada

Narada warf ein:
Oh Lieber, was tat Himavat denn nun, nachdem er die Geschichte von König Anaranya und der Heirat seiner Tochter gehört hatte?

Und Brahma fuhr fort:
Nun, der König der Berge wollte die Fortsetzung der Geschichte hören, und bat Vasishta mit ehrfürchtig gefalteten Händen:
Oh großer Weiser Vasishta, Sohn des Brahma, du Mitfühlender, du hast mir eine wunderbare Geschichte erzählt. Doch wie ging es mit Padma nach ihrer Heirat weiter? Bitte erzähl mir die ganze Geschichte in voller Länge.

Und Vasishta sprach:
Der alte und ehrenwerte Brahmane Pippalada begab sich mit seiner Frau in seine Einsiedelei und verbrachte seine Zeit in Glück und Zufriedenheit. Er war nicht übermäßig sinnlich und vernachlässigte seine Buße und die heiligen Riten im Gebirge nicht. Seine Gattin war ihm treu ergeben in Wort, Tat und Gedanken, wie Lakshmi Vishnu getreulich zur Seite steht. Eines Tages nahm Dharma, der Gott der Gerechtigkeit, mit magischer Kraft die Gestalt eines reichen und schönen Königs an und sah auf seinem Weg die Dame Padma mit dem lieblichen Lächeln, wie sie zum himmlischen Fluß Ganga ging, um ihr heiligendes Bad zu nehmen. Dharma saß in einem kostbaren Wagen, der vor Juwelen und Perlen nur so strotzte. Auch er selbst trug viele, glänzende Ornamente und erschien als ein Jüngling, so anziehend und strahlend wie der Liebesgott selbst.

Zu Padma sprach er, um ihre innerste Überzeugung als Ehefrau zu prüfen:
Oh schöne Dame, du bist Lakshmi selbst, bezaubernd, eines Königs würdig, so frisch und jung, eine ganz und gar süße und liebreizende Dame. Ich sage dir aufrichtig, du mit den schlanken Gliedern, in Gegenwart des alten und schwachen Pippalada verlierst du an Glanz und Farbe. Ach, verlasse den gnadenlosen alten Brahmanen, der nur an Askese denkt. Und schau auf mich, einen großen König, der von Liebe bewegt dir großes Vergnügen bereiten kann. Eine Frau erlangt Schönheit aus dem Verdienst ihrer früheren Geburt. Doch diese Schönheit wird erst in der Umarmung mit einem Mann Früchte tragen, der Wollust und Sinnlichkeit zu schätzen weiß. Ich habe schon tausend schöne Frauen geliebt und bin ein Meister der sinnlichen Künste. Verlasse deinen Mann und mach mich zu deinem Sklaven. An jedem Ort werden wir uns vergnügen, in malerischen, verlassenen Wäldern, auf herrlichen Bergen oder an den Ufern von schönen Flüssen. Gib deinem Leben einen Sinn.

Dann stieg er von seinem Wagen ab und wollte Padmas Hand erhaschen. Doch die fromme Dame wehrte ihn ab mit den Worten:
Weg, geh weg, du sündiger König! Wenn du mich lüstern anstarrst, wirst du sofort verdammt sein. Wie könnte ich zu einem unzüchtigen Mann gehen, der verrückt nach Frauen ist, und den hervorragenden, durch Askese geheiligten Weisen Pippalada verlassen? Schon die Berührung von einem, der vollkommen unter der Herrschaft der Wollust steht, vernichtet allen Verdienst. Denn ein solcher ist ein großer Sünder und schon sein Anblick fördert das Unheilsame. Selbst wenn er heilige Riten ausführte, ein geiler Mann bleibt unrein, so daß ihn die Ahnen, die Götter und auch die Menschen verachten. Welchen Nutzen haben Weisheit, Buße, heilige Mantras, Opfer, Verehrung, Lernen und wohltätige Gaben für einen Sklaven der Wollust? Du hast mich mit Gefühlen angesehen, als ob ich deine Gattin wäre, dabei solltest du wie eine Mutter auf mich schauen. Deswegen wirst du von mir verflucht, daß du verschwinden sollst!

Da warf Dharma die königliche Verkleidung ab, nahm seine göttliche Gestalt an und sprach zitternd zur frommen Frau:
Oh Mutter, erkenne in mir den Gott Dharma, der von weisen Menschen und Lehrern verehrt wird. Ich betrachte die Frauen anderer immer wie eine Mutter, du keusche Dame. Nur, um deine innersten Gefühle zu erproben, trat ich so vor dich hin. Zwar kannte ich deinen Geist, doch das Schicksal trieb mich dazu. Du hast mich bezwungen und das ist angemessen. Doch bestraft werden diejenigen, die vom rechten Pfad abweichen, von Shiva allein. Verehrung dem Shiva, der Glück oder Elend, Segen oder Strafe, Wohlstand oder Armut verleiht. Verehrung dem Shiva, der Menschen zu Freunden oder Feinden macht, der Streit oder Zuneigung stiftet, der erschafft oder zerstört. Verehrung dem Shiva, der die Milch weiß gemacht hat, dem Wasser die Kühle und dem Feuer die Hitze gegeben hat. Verehrung dem Shiva, durch dessen urerste Natur Brahma, Vishnu, Rudra und alle anderen Wesen geschaffen wurden.

Dann stand der ehrenwerte Gott Dharma schweigend vor Padma, sowohl bestürzt über ihren Fluch als auch erfreut über ihre tugendhafte Treue. Die von Pippalada geliebte Padma war nun ihrerseits erstaunt, als sie den Gott erkannte. Und sie sprach:
Oh Dharma, du bist der allseits anwesende Zeuge aller Handlungen. Warum hast du dich herabgelassen, mich zu täuschen, um meinen Geist zu prüfen? Oh Herr, was bis jetzt geschah, häuft keinerlei Schuld auf mich. Du wurdest von mir irrtümlich verflucht, denn es geschah aus Unwissenheit und angeborener weiblicher Natur. Doch nun denke ich darüber nach, was getan werden sollte. Oh möge mich eine Idee erreichen, damit ich wieder Frieden finden kann. Denn wenn auch der Himmel oder der Wind vergehen mag, der Fluch einer frommen Frau wird niemals vergehen.

So höre, oh Dharma: Du darfst niemals ganz verschwinden, sonst würden alle Geschöpfe untergehen. Doch sei unbesorgt. Im goldenen Zeitalter wirst du strahlend auf allen vier Beinen stehen, zu allen Gelegenheiten, Tag und Nacht. Im silbernen Zeitalter wird ein Bein verschwinden, oh trefflicher Gott, im nächsten, bronzenen Zeitalter das nächste und im dunklen, eisernen Zeitalter der Kali wird das dritte Bein verschwinden. Erst am Ende des Kali Zeitalters werden alle deine Beine abgetrennt werden, doch im nächsten goldenen Zeitalter wirst du wieder vollkommen sein und auf allen vier Beinen stehen. Nur im goldenen Zeitalter wirst du alles durchdringen, in den anderen Zeitaltern wird sich das vermindern. Und so wirst du im Laufe der Zeit deine Position halten. Mögen meine Worte für dich angenehm sein und wahr werden. Nun gehe ich, um meinem Ehemann zu dienen. Oh Herr, kehre auch du in dein Heim zurück.

Nach diesen Worten der Dame wurde Dharma wieder froh, und er antwortete ihr:
Oh fromme Dame, du bist gesegnet und hingebungsvoll deinem Ehemann verbunden. Ich lobe dich. Nimm diesen Segen von mir an. Dein Ehemann ist dein Schutz, und so möge er jung, stark, sinnlich und gerecht sein. Er soll schön aussehen, gut im Betragen sein, gewandt in der Rede und immer jung bleiben. Möge er länger leben als Markandeya. Möge er reicher sein als Kuvera. Möge er mehr Wohlstand und Macht haben als Indra. Und möge er ein Verehrer Shivas sein, der sich mit Vishnu vergleichen kann. Möge er über größere Kraft verfügen als Kapila, und sich in Klugheit mit Vrihaspati und mit Brahma in Gleichmut messen können. Und du wirst von all diesen guten Eigenschaften deines Herrn und Meisters gesegnet sein, solange du lebst. Und auch du wirst immer jung bleiben. Du wirst zehn Söhne mit ihm haben, die noch größer als ihr Vater sein, alle seine guten Eigenschaften weitertragen und lange leben werden. Oh fromme Dame, möge dein Heim immer mit allen Reichtümern ausgestattet sein, strahlend beleuchtet und sogar noch schöner als Kuveras Palast.

Vasishta fuhr fort:
Nun Himavat, nachdem der Gott geendet hatte, stand er schweigend vor der Dame. Diese umrundete ihn, verbeugte sich und kehrte zu ihrem Gatten heim. Und Dharma eilte ebenfalls in sein Reich und lobte Padma von da an bei jeder Versammlung der Götter. Seit dem lebte Padma mit ihrem nun jugendlichen Gatten zufrieden und glücklich. Sie schenkte zehn Söhnen das Leben, die ihren Ehemann an guten Eigenschaften noch übertrafen. Alle Arten von Reichtümern wurden dem Paar gewährt, so daß sich Glück und Wohlstand für sie noch vermehrten. Nun, Herr der Berge, habe ich dir diese alte Geschichte erzählt, und du hast mit Freude und Achtung zugehört. Erkenne die tatsächliche Lage und gib Shiva deine Tochter Parvati. Wirf mit deiner Ehefrau alle Sünde ab, du Großer.

In einer Woche erscheint eine besonders glücksverheißende Stunde, die höchst selten ist. Der herrschende Planet des gegenwärtigen Sternzeichens steht mitten im Sternzeichen. Der Mond ist in Konjunktion sowohl mit seinem Sohn Merkur als auch mit Rohini. Der Mond und die Sterne nehmen reine Positionen ein. Wir haben den Monat Margashirsha, und der Tag ist ein makelloser Montag. Alle Planeten stehen an glücksverheißenden Stellen und nicht im Bezug zu üblen Planeten. Der Jupiter steht für die Geburt eines guten Kindes und für ein glückliches Schicksal des Bräutigams. Oh Herr der Berge, vereine deine Tochter, die Mutter des Universums, mit den Höchstersten Wesen, Shiva, dem Vater des Universums. Dann wirst du ruhig und zufrieden sein.

Dann schwieg Vasishta, dieser vorzügliche Weise, und dachte an Lord Shiva, den Schöpfer göttlichen Wirkens und aller vermeintlichen Unterschiede.


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