Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 33 - Himavat besänftigt

Die Weisen sprachen:
Shiva ist der Vater und Parvati die Mutter des Universums. Du solltest deine Tochter der höchsten Seele, Shiva, übergeben. Oh Himavat, durch diese Tat wird dein Leben Früchte tragen. Du wirst unter den Ehrenwerten im Universum einer der Ehrenwertesten sein. Daran gibt es keinen Zweifel.

Mit gefalteten Händen verbeugte sich da der König der Berge und sprach:
Oh ihr sieben Weisen, was ihr eben ausgesprochen habt, war mir dank Shiva schon ein Herzenswunsch. Doch dann kam ein Vishnu Anhänger zu uns, ein guter Brahmane, und hat sehr kritisch über Shiva gesprochen. Und seither hat Parvatis Mutter alle Vernunft verloren und möchte ihre Tochter nicht mehr mit Shiva vermählen. Sie ging sogar in die Klagekammer des großen Kummers, weint und trauert dort, und ihre Kleider sind beschmutzt. Ihre Verzweiflung ist so groß, daß sie auf gar keinen Rat mehr hört. Und ich sage euch die Wahrheit - auch ich bin ganz verunsichert und möchte meine Tochter niemandem geben, der offensichtlich ein Bettelmönch ist.

Dann schwieg der verwirrte König der Berge und saß niedergeschlagen inmitten der Weisen. Die Sieben priesen die Illusion Shivas und sandten Arundhati, die vorzügliche Gattin Vasishtas, zu Menaka. Arundhati eilte flugs in die Trauerkammer, in der Parvati und die verzweifelte Mena saßen. Und mit lieben, sorgsam gewählten Worten sprach Arundhati die Traurige an:
Liebe Menaka, erhebe dich. Du fromme Dame, ich bin es, Arundhati, die zu dir gekommen ist. Auch die sieben Weisen sind hier und dir wohlgesonnen.

Schnell sprang da Menaka auf die Füße, verbeugte sich vor der Dame, die wie Lakshmi strahlte, und sprach grüßend:
Oh, welch verdienstvolles Ereignis! Wir sind gesegnet. Arundhati, die Schwiegertochter des Schöpfers, die Gattin Vasishtas, ist bei uns. Oh sanfte Dame, warum besuchst du uns? Bitte erzähl es mir. Meine Tochter und ich stehen zu deiner Verfügung, erbarme dich unser.

Und Arundhati besänftigte die Frauen, sprach zu ihnen dies und das, belehrte sie auch und kehrte dann in den Raum zurück, in dem die Weisen mit Himavat saßen. Auch die Weisen sprachen zum König der Berge, indem sie kluge und achtsame Worte wählten und an Shivas Füße dachten.

Die Weisen sagten:
Oh Herr der Berge, mögen unsere heilsamen Worte von dir gehört werden. Gib Parvati dem Shiva und werde zum Schwiegervater des Weltenvernichters. Um Taraka besiegen zu können, bat Brahma den Shiva um diese Verbindung, denn er ist der Herr von allem und braucht niemanden um etwas zu bitten. Shiva, dieser höchste Yogi, wollte sich eigentlich nicht vermählen, doch da Brahma ihn aus gutem Grunde bat, stimmte er zu. Parvati übte harte Buße und Shiva gab ihr sein Versprechen. Aus diesen beiden Gründen wünscht der Herr aller Yogis, sie zu heiraten.

Nach diesen Worten lächelte der König der Berge zwar wieder, zweifelte aber immer noch. Und so sprach er demütig zu den Weisen:
Doch ich sehe keine königlichen Zeichen an Shiva. Er hat kein Vermögen, keine Familie, keine Unterstützung. Ich möchte meine Tochter doch keinem Yogi geben, der sich aus weltlichen Dingen nichts macht. Ihr Söhne des Weltenschöpfers, bitte sagt es mir deutlich und klar. Denn wenn ein Vater seine Tochter aus Verwirrung, Leidenschaft, Angst oder Habgier einem unpassenden Mann übergibt, dann ist er verdammt und geht in die Hölle ein. Aus freien Stücken gebe ich daher meine Tochter nicht dem dreizacktragenden Shiva. Oh ihr Weisen, was immer nun angemessen ist, sagt es mir, damit es geschehen mag.

Und so sprach also Vasishta, der besonders Redegewandte, zu Himavat:
Nun, Herr der Berge, höre meine Worte, die auf jede Weise deinem Wohl und der Tugend dienen. Ich spreche wahr, und werde dir Freude in dieser und der nächsten Welt bringen. Es gibt drei Arten von Ratschlägen in den Veden und auch in der gewöhnlichen Sprache. Ein Gelehrter kennt alle und versteht sie aufgrund seiner reinen Vision von Weisheit. Ein Feind sagt angenehme Worte, die dem Ohr zwar heute schmeicheln, sich aber morgen als Unwahrheit und Übel entpuppen. Niemals gibt ein Feind heilsamen Rat. Nur ein tugendhafter und mitfühlender Freund wird Worte finden, die zwar zuerst unangenehm erscheinen, doch am Ende Freude und Wohlstand bringen. Und dann gibt es noch die dritte Art: dem Ohr nektargleich, zu allen Gelegenheiten heilsam, notwendig und wahrhaft - und das gilt als die vorzüglichste Art des Beratens. Oh Berg, alle drei Arten werden auch in der weltlichen Politik erwähnt. Sag mir, welche Art des Verhaltens ich wählen soll, um dir angenehm zu sein.

Shiva, dieser Herr der Götter, mag keine Reichtümer besitzen, die Brahma schuf. Dafür ist sein Geist in der Tiefe wahrer Erkenntnis versunken. Wie könnte dieser wahrhaft Wissende und Glückselige irgendein Verlangen nach geschaffenen Dingen hegen? Nur ein gewöhnlicher Hausvater gibt seine Tochter einem, der lediglich ein materielles Königreich und viele kostbare Dinge sein nennt. Und ja, wer seine Tochter einem Unwürdigen gibt, macht sich des Mordes an seiner Tochter schuldig. Doch wer könnte Shiva als unwürdig erachten, dessen getreuer Diener Kuvera, der Herr aller Reichtümer, ist? Er ist eigenschaftslos, die höchste Seele, der große Herrscher und größer als die alles beherrschende Natur. Er kann alle Dinge erschaffen und wieder vernichten, wenn er nur spielerisch seine Augenbrauen bewegt. Er manifestiert sich dreifach, denn er ist die Ursache für Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung im Namen von Brahma, Vishnu und Rudra. Brahma weilt in seinem Reich namens Brahmaloka, Vishnu im Milchozean und Rudra auf dem Kailash - auch dies sind Eigenschaften von Shiva. Ebenso ist die unentfaltete Urnatur, aus Shiva geboren und manifestiert sich dreifach als schöpferische Aktivität in der Vielfalt der Formen. Sarasvati (Shakti von Brahma) herrscht über die Sprache und wurde aus seinem Mund geboren. Lakshmi (Shakti von Vishnu) als Form des Wohlstandes wurde aus seiner Brust geboren. Und Parvati (Shakti von Shiva) manifestiert sich im Glanz aller Götter. Nachdem sie alle Dämonen besiegt hat, gewährte sie den Göttern Wohlstand und Pracht. In einem anderen Zeitalter wurde sie von Daksha gezeugt und seiner Frau geboren. Man nannte sie Sati, und Daksha übergab sie Shiva. Mit Yoga Kraft legte sie ihre Körper ab, als sie hörte, wie man schlecht von Shiva sprach. Nun wurde sie als deine Tochter wiedergeboren. In jeder Geburt ist Parvati die Gemahlin Shivas. In jedem Zeitalter ist sie die kosmische Mutter aller weisen Menschen. Sie ist immer siegreich in Gestalt der mystischen Kräfte, ist die Verleiherin aller Kräfte und die personifizierte Kraft schlechthin. So bewahrte Shiva mit großer Sorge die Knochen und die Asche von Satis Scheiterhaufen.

Deshalb gib freudig und aus freien Stücken deine liebliche Tochter Shiva. Ansonsten wird sie dich verlassen und sich selbst dem Shiva als geliebte Gattin übergeben. Als er ihre unzähligen Qualen der Buße und ihren festen Entschluß sah, kam er zu ihr als Brahmane verkleidet. Er besänftigte sie und gewährte ihr den ersehnten Segen. Dann verließ er sie wieder, um auf ihre Bitten bei dir um ihre Hand anzuhalten, oh Berg. Als eure Hingabe an ihn stark war, haben Mena und du seine Bitte akzeptiert. Doch wie kann es sein, oh König der Berge, daß dein Geist nun wieder kehrt gemacht hat? Bitte erklär mir das.

Als die Götter ihn baten, sandte Shiva uns Weise und Arundhati zu dir. Und wir beraten dich klar und deutlich. Wenn du Parvati Shiva als Ehefrau gibst, wirst du große Glückseligkeit erfahren. Und wenn du auch nicht einverstanden bist, wird die Verbindung der beiden doch stattfinden, denn das Schicksal ist unaufhaltsam. Mein Lieber, du weißt doch, Shiva versprach es deiner Tochter, als sie Buße übte, und sein Versprechen kann nicht umsonst sein. Selbst wenn ein gewöhnlicher Mensch unter der Führung von Shiva sein Wort gibt, kann es in allen Welten nicht gebrochen werden. Was soll man da noch über ein Wort von Shiva selbst diskutieren?

Wie Indra mit einer Hand den Bergen spielerisch die Flügel abschlug, so könnte auch Parvati spielerisch den Gipfel des Meru spalten. Man sollte alle Schätze opfern, wenn es um einen Einzelnen geht. Doch die ewigen Gesetze sagen auch, daß man einen Einzelnen opfern sollte, wenn es um das Ganze geht. Als ein Brahmane Gefahr bedeutete, da rettete König Anaranya sein ganzes Reich, indem er ihm seine Tochter gab. Und alle seine Berater, Familienmitglieder, Priester und Lehrer rieten ihm dazu. Rette auch du deine Familie und gib Shiva deine Tochter. Dann sind auch alle Götter auf deiner Seite.

Brahma fuhr fort:
Doch immer noch lehnte Himavat im Herzen den guten Rat ab, obwohl er nach außen freundlich lächelte. Doch neugierig fragte er Vasishta nach der Geschichte des Königs.

Himavat fragte:
Oh Brahmane, zu welchem Geschlecht gehörte König Anaranya? Und wie genau rettete er Reich und Besitz durch die Vermählung seiner Tochter?

Da wurde Vasishta froh und begann, in allen Einzelheiten die interessante Geschichte zu erzählen.


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