Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 30 - Parvatis Heimkehr im Triumph

Narada sprach:
Dank deiner Segnungen, des guten Schicksals und deiner wahrhaften Schau konnte ich diese wunderbare Geschichte hören. Doch sprich weiter, was geschah dann, nachdem Shiva zum Kailash zurückgekehrt war? Was unternahm Parvati und wohin ging sie?

Brahma antwortete:
Nun mein Lieber, höre denn mit Vergnügen, was ich dir weiter erzähle, während ich an Shiva denke. Parvati eilte mit ihren Dienerinnen zum Haus ihres Vaters und sang immerzu den Namen Shivas. Als ihre Eltern hörten, daß sie auf dem Heimweg war, fuhren sie ihr in einem vorzüglichen himmlischen Wagen entgegen. Die Priester, Bürger, Diener und natürlich die ganze Familie gingen mit und jubelten hoch erfreut. Der heilige Wassertopf wurde in die Mitte der Hauptstraße gestellt und mit Sandelpaste, Aguru, Moschus, Blüten und Früchten geschmückt. Die Brahmanen sangen die Veden, die Mädchen tanzten, die Edlen ritten auf stolzen Elefanten Parvati entgegen, die Frauen mit ihren Kindern schwenkten Lämpchen, die Musiker spielten, man hörte Muschelhörner erschallen, und alles war für einen pompösen Empfang bereit. Parvati und ihre Eltern trafen sich am Rande der Stadt. Sie verbeugte sich vor ihren Eltern, diese stürmten ihr entgegen, umarmten sie und weinten Freudentränen, als sie ihren Liebling wiedersahen. Die Frauen aus ihrer Familie umarmten Parvati ebenfalls, und alle lobten sie:
Du hast eine große Aufgabe vollendet, deine ganze Familie gerettet und uns alle mit deinem edlen Betragen gesegnet.

Unter diesen jubelnden Worten verbeugten sie die Menschen vor Parvati mit Entzücken. Dann ehrten sie die Maid mit Sandelpaste, Düften und Blumen und großer Freude. Die Götter in ihren luftigen Wagen ließen Blumen aus dem Himmel regnen, beugten sich vor der Göttin und sangen Lobeshymnen. Dann wurde Parvati in einem strahlenden Wagen ins Zentrum der Stadt gebracht. Dort wurde sie in allen Ehren empfangen. Die Damen zelebrierten ihre rituelle Waschung, die Brahmanen gaben ihren Segen, und Himavat und Mena freuten sich sehr. Himavat erachtete sein Haus als gesegnet, eine zum Göttlichen strebende Tochter viel besser als zu Fels verfestigte Söhne, und dich, Narada, lobte er besonders. Er gab den Brahmanen viele Geschenke und bat sie, besondere Hymnen als Teil des Festes zu rezitieren. Die Familie sammelte sich im Palasthof, alle waren fröhlich, und Himavat ging zur Ganga, um ein reinigendes Bad zu nehmen.

In der Zwischenzeit mischte sich Shiva in Gestalt eines armen Tänzers unter die Menge. Er hielt das Horn in seiner linken und die Trommel in seiner rechten Hand, trug ein rotes Gewand und hatte den Geldbeutel auf den Rücken geschoben. Außerordentlich gewandt tanzend und singend ließ er seine süße Stimme ertönen und brachte Menaka und den anderen viele Lieder dar. Er blies das Horn, spielte die Trommel, und seine Melodien waren so angenehm, daß sich die Bürger alle um ihn sammelten. Sie hörten die süßen Lieder und schauten den bezaubernden Tanz und fielen schnell in wonnige Ekstase.

Parvati jedoch wurde ohnmächtig, denn sie sah Shiva in seiner schönen Gestalt vor sich, den Dreizack und die anderen Symbole in Händen tragend. Sein Körper war mit Asche eingerieben, eine Girlande aus Knochen hing um seinen Hals, und sein Gesicht strahlte mit den drei Augen. Die heilige Schnur war eine sich windende Schlange, und sein Gesicht war hell und schön. Lord Shiva, der Freund der Geplagten und dieser Schatz an Mitgefühl wiederholte für sie seine Worte: „Wähle den Segen, wähle den Bräutigam.“ Und sie verbeugte sich im Geiste vor ihm und wählte den Segen: „Sei du mein Ehemann.“ Mit Freude gewährte er ihr den Segen und verschwand. Dann sah auch Parvati nur noch den Bettler, der so anmutig tanzte, daß das Volk in Euphorie geriet.

Auch Mena freute der Tanz, und sie bot dem Mann viele Juwelen und Gold an, doch der Tänzer nahm keine der Gaben an. Er bat um Parvatis Hand und sang und tanzte weiter. Mena war erst völlig überrascht, dann wurde sie zornig. Sie schalt den Bettler und wollte ihn eben vertreiben lassen, da kam ihr Ehemann von seinem Bad in der Ganga zurück. Auch er beobachtete den Bettler, ließ sich von Mena dessen Bitte wiederholen, wurde ebenfalls zornig und befahl seinen Dienern, den Tänzer fortzujagen. Doch keiner der Diener konnte den Mann berühren, denn er war so heiß wie das lodernde Feuer und ebenso blendend.

Und der Bettler, der das Spiel von Himmel und Erde beherrschte, zeigte dem König der Berge seine wahre Macht. Himavat sah plötzlich, wie sich der Tänzer in Vishnu mit vier Armen verwandelte, sah die Krone, die Ohrringe und Juwelen. Die dem Gott dargebrachten Blumen tanzten über dem Kopf des Bettlers und schmückten seinen Leib. Im nächsten Augenblick sah Himavat meine rote Gestalt, den vierköpfigen Brahma, den Schöpfer der Welt, der die Veden rezitierte. Dann sah er die Sonne, das Auge des Universums, und sein Enthusiasmus stieg ins Unermeßliche. Dann sah er anstatt des Bettlers Shiva mit Parvati vereint, lächelnd und wunderbar. Plötzlich war da nur noch Glanz, makelloses Licht, ohne Form, Eigenschaften oder Wünsche. Kein Fleck trübte das Strahlen. Dann sah er noch viele Formen und Gesichter, bis er völlig verwirrt und überrascht war. Wieder bat nun der Tänzer um Parvatis Hand als Almosen und wollte nichts anderes annehmen. Doch Himavat und Mena waren von Shivas Illusion so durcheinander, daß sie seiner Bitte nicht nachkamen. Im nächsten Moment verschwand der Bettler, und Mena und Himavat erkannten allmählich, daß Shiva sie verzaubert und getäuscht hatte und nun wieder in seiner Sphäre weilte. Nach einer Weile der Besinnung entwickelte sich in den beiden eine tiefe Hingabe an Shiva, dieser Ursache aller Erlösung und diesem Spender von göttlicher Glückseligkeit.


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