Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 24 - Shiva willigt ein, Parvati zu heiraten

Die Götter sprachen zu Shiva:
Verehrung dem Herrn. Verehrung dem Vernichter von Kama. Verehrung dem Einen, der jedes Lobgesanges würdig ist. Verehrung dem reichlich Strahlenden, dreiäugigen Herrn. Verehrung dem Shiva, wie er in Felle gehüllt ist. Verehrung dem Furchtbaren mit dem verheerenden Auge. Verehrung dem Herrn der drei Welten. Du bist unser Herr, Vater, Mutter und Lehrer. Du bist Shiva, der Wohltäter. Du bist besonders mitfühlend. Du bist der Schöpfer der Welten, du wirst uns retten. Oh großer Gott, wer sonst außer dir könnte von Elend befreien?

Nach diesem Lob der Götter, sprach Nandi freundlich zu seinem Herrn Shiva:
Du Bester der Götter, Vishnu, Brahma und die anderen Götter und Weisen sind zu dir gekommen, denn sie werden von den Dämonen schwer gequält. Sie nehmen Zuflucht zu deinen Füßen und bitten um Hilfe, du großer Schatz an Furchtlosigkeit. Die Götter und Weisen sollten von dir beschützt werden, oh Herr von allem. Du bist die helfende Hand für alle Gequälten und deinen Verehrern immer wohlgesinnt.

Langsam zog sich Shiva aus seiner Meditation zurück und öffnete seine Augen. Er legte die Trance ab, diese große Seele, und sprach zu den Göttern:
Ihr Götter, Vishnu, Brahma und ihr anderen, warum seid ihr zu mir gekommen? Sagt mir den Grund.

Da freuten sich die Götter und sahen alle auf Vishnu, daß er für sie sprechen möge. Was dieser auch tat:
Oh Shiva, alle Götter kamen zu dir, um von ihrer Qual zu berichten, die ihnen der Dämon Taraka bereitet. Taraka kann nur von einem deiner Söhne getötet werden. Bedenke meine Worte und habe Mitgefühl. Verehrung dir, oh Großer Herr. Erlöse die Götter von ihrer Pein, und nimm Parvati als deine Ehefrau an. Ergreife sie mit deiner rechten Hand, wie sie der Herr der Berge dir anbietet. Sie ist voller edler Eigenschaften.

Zufrieden sprach da Shiva, die Ansicht des Yogi aufzeigend:
Wenn ich die wunderschöne Göttin Parvati zur Gattin nehme, wird sie durch ihre Heirat in der Lage sein, Kama wiederzubeleben. Und dann werden alle Götter wollüstig werden, und nicht mehr den Pfad des Yoga beschreiten können. Ich verbrannte Kama um eines großen Zieles willen. Brahma hat es einst bestimmt, und niemand muß in dieser Sache besorgt sein. Und, oh du Kluger, bedenke es wohl und sei nicht engstirnig. Ich habe euch Göttern einen großen Dienst erwiesen, als ich Kama verbrannte. Denn ihr sollt mit mir frei von Wollust und Begierde sein. So wie ich, könnt auch ihr Götter, ohne Hindernisse Großes vollbringen und zwar aus der Energie der reinen Askese. Wenn Kama nicht bei euch ist, dann könnt ihr in höchster Glückseligkeit sein und keine Ablenkung des Geistes wird eure spirituelle Kontemplation stören. Oh Brahma, Vishnu, Indra und ihr anderen, ihr habt wohl vergessen, was Kama schon bewirkte. Bedenkt es gut, wie er in seiner hartnäckigen Art als großer Bogenschütze jede Meditation zu Grunde richtete. Kama führt in die Hölle, denn die Wollust führt in den Zorn, der Zorn in Verwirrung, und die Verwirrung zerstört die Entsagung (und Vernunft). Ihr solltet Zorn und Begierde ablegen, ihr besten Götter. Und ihr solltet wahrlich meine Worte achten.

Dann schwieg der Große und versank wieder in tiefe Trance. Von seinen Ganas umgeben, meditierte er über seine Seele, seine unbefleckte Form, ohne Verfälschung, Ablenkung oder Verirrung, diese Form, die größer ist als alles Große, ewig, frei von jeglichem Sinn für Besitz, frei von Besessenheit, jenseits der Grenzen von Klängen oder Worten, ohne Attribute und nur durch vollkommene Erkenntnis erreichbar. Er meditierte über seine eigene Gestalt, und diese Ursache aller Freude und Hilfe versank in höchster Glückseligkeit.

Als die Götter ihn so betrachteten, wandten sie sich demütig an Nandi:
Was sollen wir tun? Shiva hat sich von der Welt abgewandt und ist in Meditation versunken. Du bist sein Gefährte und erster Vertrauter. Oh allwissender Anführer der Geisterscharen, wir bitten dich um deinen Rat. Bitte hilf uns. Womit können wir Shiva gnädig stimmen?

Und Nandi, der erste im Gefolge Shivas, antwortete:
Nun ihr Götter, meine Worte werden Shiva erfreuen, so achtet sie dementsprechend. Wenn ihr auf eurer Bitte besteht, daß Shiva heiraten sollte, dann preist ihn mit Respekt und Demut. Der große Herr kann nicht durch gewöhnliches Verlangen erreicht werden. Doch außerordentliche Hingabe kann ihn dazu bringen, daß er handelt und jeden Wunsch erfüllt. So entschließt euch zur Demut, oder kehrt schnell zurück, von wo ihr herkamt.

Doch die Götter waren überzeugt, daß Nandi gut geraten hatte, und priesen den Herrn mit großer Inbrunst:
Oh Herr, du Ozean an Mitgefühl, Gott der Götter, erhebe uns aus unserer Not. Hab Erbarmen und rette uns, denn wir flehen dich an.

Ja, laut und mitleidvoll waren die Bitten der Götter, auch Vishnu und ich flehten so manches Mal voller Demut. Und Shiva, der niemals von den Bitten seiner Verehrer unberührt bleibt, erwachte aus seiner Meditation, blickte uns mitfühlend an und sprach zu unserer großen Freude:
Nun ihr Götter, was ist euer Wunsch? Sagt es mir.

Vishnu nahm erneut das Wort:
Oh großer Herr, du bist allwissend. Du bist das unveränderliche Wesen und der Herr von allem. Weißt du nicht, was in unserem Geist ist? Doch ich werde sprechen, wenn du es wünschst. Oh Shiva, uns befielen viele Arten von Kummer durch den Dämonen Taraka. Deswegen haben wir Götter dich angefleht. Die große Göttin wurde im Himalaya geboren, damit sie sich mit dir vereine. Und der Dämon kann nur von einem Sohn getötet werden, den du mit ihr zeugst. Das ist der Segen, den Brahma ihm gewährte. Und weil sonst niemand ihm Einhalt gebieten kann, bedrängt der Dämon das ganze Universum. Narada belehrte sie, und eben jetzt führt Parvati eine besondere Askese aus, die das ganze Universum mit ihren Strahlen erfüllt. Oh Lord, bitte geh zu ihr und erfüll ihr Sehnen. Das wird unser Elend beenden und alle wieder froh machen. Oh Shiva, in meinem Herzen fühle ich große Begeisterung, und den anderen Göttern geht es ebenso. Es drängt uns, deine Hochzeit zu schauen. Bitte führe diesen Ritus in der rechten Weise aus. Du hast einst Rati das Versprechen gegeben (Kama wiederzubeleben), und es ist der rechte Moment, es einzulösen. Möge dein Wort wahr werden.

Mit Lobeshymnen auf unseren Lippen und vielen Verbeugungen warteten wir nun auf Shivas Antwort. Dieser lachte und gab zur Antwort:
Oh Vishnu, Brahma und all ihr Götter, bitte hört mir aufmerksam zu. Ich werde euch jetzt etwas sehr Wichtiges sagen. Eine Heirat ist für einen Yogi nicht sinnvoll, denn die Ehe ist eine starke Bindung. Es gibt viele Fesseln in der Welt, doch das Begehren ist die stärkste von allen. Von allen anderen kann man sich befreien, auch von eisernen oder steinernen Banden, doch nicht von der Begierde nach einer Frau, die wie eine Schlinge ist. Weltliche Freuden ziehen diese Schlinge noch fester zu, und es gibt nicht mal im Traum Erlösung für einen Mann, der sich zu weltlichen Freuden hingezogen fühlt. Wer sich aufrichtig Glück wünscht, sollte so klug sein, und alle weltlichen Vergnügungen sein lassen, denn sie wirken wie Gift. Oh Götter, schon wenn man sich mit einer sinnlichen Person unterhält, hat das einen schlechten Einfluß. Die Lehrer sagen auch dazu, daß weltliches Vergnügen wie bitteres Bier ist, das mit Zucker versetzt wurde.

Ich weiß das alles, habe es ganz und gar erkannt, und verfüge über die nötige Weisheit, und doch werde ich eurer Bitte nachkommen und sie erfüllen. Denn ich bin meinen Verehrern aufrichtig untertan, und so werde ich alles tun. Auch kennt man mich schon weithin als den, der als Yogi auch weltlich handelt. Ich erfüllte das Gelübde von König Kamarupa, als er ein Gefangener war, und half König Sudakshina, als er nur noch als Tagelöhner galt. Ich bin der dreiäugige Gott, der einerseits Glück bringt und andererseits Gautama Elend verursachte. Und ich verfolge diejenigen, die meine Verehrer quälen. Ich liebe meine aufrichtigen Anhänger zärtlich, daher trank ich sogar schon Gift zum Wohle der Götter. Ich habe euch immer in der Not geholfen. Für meine Verehrer habe ich viel Kummer erlitten, zum Beispiel als ich als Vishvanaras Sohn Grihapati inkarnierte. Doch wozu so viel reden? Oh Vishnu und Brahma, ich sage die Wahrheit. Und ihr alle wißt, was ich einst schwor: Wenn einer meiner Anhänger in Not ist, werde ich ihm sofort und umfassend helfen. Ich weiß um euer Leiden durch den Dämonen Taraka. Und ich werde es beenden, daran sollt ihr nicht zweifeln.

Als Yogi bin ich zwar überhaupt nicht an Liebeleien interessiert, doch ich werde Parvati heiraten, um einen Sohn zu zeugen. So geht in eure Reiche zurück, ihr Götter, ich werde alles Weitere erledigen. Macht euch keine Sorgen.

Brahma fuhr fort:
Dann schwieg Shiva und trat in spirituelle Kontemplation ein. Und wir Götter kehrten zufrieden heim.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter