Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 23 - Die Götter besuchen Shiva

Brahma erzählte weiter:
Parvati blieb lange standhaft in ihrer Askese, doch Shiva erschien ihr nicht. So kamen ihre Eltern, Himavat und Mena, mit Brüdern und Ministern zu ihr und baten die Entschlossene um Umkehr.

Himavat sprach:
Oh Parvati, du Glückliche, quäle dich nicht länger in dieser Askese. Mein liebes Mädchen, Shiva ist nirgends zu sehen, denn er ist sicherlich völlig losgelöst von der Welt. Du bist so ein junges Mädchen mit zarten Gliedern. Diese extreme Enthaltsamkeit wird dich überwältigen und erschöpfen. Das weiß ich, und es ist wahr. So erhebe dich, meine Anmutige, und komm zurück in unser Haus. Was kann dir ein Shiva nützen, der den Liebesgott zu Asche verbrannte? Er wird nicht kommen und dich als seine Dame begehren. Warum verlangst du immer noch nach ihm? Oh Göttin, so wie der Mond im Himmel nicht eingefangen werden kann, so ist Shiva nicht ergreifbar, du Sündenlose. Erkenne dies.

Dieser Bitte schlossen sich seine Frau Mena und die ruhmreichen Berge Sahya, Meru, Mandara, Mainaka und Krauncha an, und alle versuchten gemeinsam, Parvati zu beeinflussen. Doch mit strahlendem Lächeln antwortete das Mädchen ihren Eltern:
Lieber Vater und liebe Mutter, oh ihr anderen im Gefolge meines Vaters, habt ihr alle vergessen, was ich einst schwor? So hört noch einmal mein Gelübde. Ihr sagt, daß der Große Gott völlig unabhängig und ungebunden ist, weil er Kama zu Asche verbrannte. Doch da er seinen Verehrern immer geneigt ist, werde ich ihn mit Askese gütig stimmen. Geht bitte wieder freudig nach Hause, denn er wird ganz sicher zufrieden sein. Darüber braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Nur mit meiner Askese werde ich ihn erreichen, denn Sadashiva ist leicht mit Andacht zu erfreuen. Wisset, daß ich die Wahrheit sage.

Dann schwieg Parvati, und alle verließen sie wieder, verwundert und sie im Geiste lobend. Und mit festem Entschluß führte Parvati mit ihren Dienerinnen ihre Askese fort, so hart und unerbittlich, daß die drei Welten sich erhitzten nebst den Göttern, Dämonen, Menschen und allen Dingen darin. Die Himmlischen bebten zunehmend, doch sie erkannten nicht den Grund für ihre Unruhe. So kamen sie alle sehr besorgt und halb versengt zu mir auf den Berg Meru. Zitternd und ohne Glanz verbeugten sie sich vor mir und sprachen wie mit einer Stimme:
Oh Herr, du hast das ganze Universum mit allen belebten und unbelebten Geschöpfen darin erschaffen. Warum wird es nun verbrannt? Wir verstehen es nicht. Oh Brahma, erklär uns bitte den Grund. Beschütze uns Götter, denn wir brennen wie im Feuer. Niemand sonst kann uns beschützen.

Als ich ihre Worte hörte, dachte ich an Shiva und überlegte eine Weile. Und ich erkannte, daß Parvatis Askese die Ursache für die Erhitzung der Welten war. Schnell eilte ich da mit den Göttern zum Milchozean, um Vishnus Hilfe zu erbitten. Wir kamen an, sahen Vishnu strahlend auf seinem herrlichen Thron, falteten ehrend unsere Hände, und ich sprach zu ihm:
Rette, oh rette uns Bittende, großer Vishnu, denn wir brennen in Parvatis strenger und harter Askese.

Vishnu antwortete auf seinem Schlangensitz:
Es ist mir bekannt. Ja, es ist Parvatis Askese. Wir werden nun alle gemeinsam zu Shiva gehen. Wir werden ihn bitten, sich Parvati zu nähern und sie zum Wohle der Welten zu heiraten. Wir werden alles Nötige tun, um den Träger des Pinaka dazu zu bewegen, daß er Parvati ihren Wunsch gewährt. Ich werde euch an den Ort führen, wo Shiva in seine tiefe Meditation versunken ist, dieser Quell aller Segen.

Brahma fuhr fort:
Doch als wir Vishnus Worte hörten, da erhob sich in uns allen große Furcht vor Shiva, dem Zornigen, Vernichter und Verbrenner von allem. Und wir sprachen zu Vishnu:
Wir wagen es nicht, uns Lord Shiva zu nähern, der, wenn er zürnt, uns alle zerstört, denn er besitzt das grenzenlose Feuer der universalen Vernichtung. Es wird uns wie dem unermüdlich strebsamen Kama ergehen.

Doch Vishnu beruhigte uns alle, indem er sprach:
Ihr Götter, hört mir aufmerksam zu. Der Herr, dieser Vernichter aller Furcht, wird euch nicht verbrennen. Erachtet ihn als gütig, und ihr werdet seine Hilfe erfahren. Wir alle sollten klugerweise in ihm Zuflucht suchen, diesem uralten Purusha, dem Herrn mit der vorzüglichen Erscheinung, größer als das Größte, diesem Höchsten Selbst und Einen, der immer in Enthaltsamkeit ruht.

Brahma sprach:
So machten wir uns alle auf den Weg zum Träger des Pinaka. Doch zuerst wollten Vishnu und einige andere Götter Parvati sehen, wie sie andächtig und enthaltsam ihren Weg verfolgte. Sie verbeugten sich vor der Bußereichen, lobten ihre weithin leuchtende Askese und gingen weiter zu Shiva. Doch in einiger Entfernung von Shiva hielten die Götter an und sandten dich, oh Narada, als ihren Boten vor. Dann beobachteten sie, wie du vor den freundlichen Shiva tratest, du, der furchtlose Verehrer des großen Gottes. Du kamst zurück, winktest den Göttern nebst Vishnu und führtest sie vor Shiva. Nun sahen auch wir den strahlenden Herrn entspannt sitzend, zufrieden und allen Bittenden wohlwollend geneigt. Wir alle verbeugten uns vor ihm, lobten ihn und sangen Lieder des Veda und der Upanishaden für diesen asketischen und wie einen Yogi Sitzenden, der von seinen Geisterscharen umgeben war.


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