Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 17 - Gespräch zwischen Indra und Kama

Brahma erzählte weiter:
Nachdem die Götter sich entfernt hatten, erinnerte sich Indra an Kama, den Liebesgott, denn er fühlte sich von Taraka schwer geplagt. Sogleich erschien Kama mit Vasanta, dem Frühling, und auch Rati, seine geliebte Gattin war dabei. Kama war sehr stolz auf seine Macht, welche die drei Welten besiegen konnte. Er ehrte und grüßte Indra, legte die Hände aneinander und fragte hochbeseelt:
Oh Indra, was ist geschehen? Warum hast du an mich gedacht? Bitte sag es mir, ich werde es ausführen.

Lobend und liebevoll antwortete Indra:
Wahrlich wohl getan, oh Kama, du bist gesegnet, denn du wirst sogleich ausführen, was getan werden muß. Deine Worte waren recht gewählt. Höre, was ich dir sage, unsere Aufgaben sind gleich. Zwar habe ich viele und auch große Freunde, doch keiner kann sich mit dir vergleichen. Nun mein Lieber, für mich wurde der wunderbare Donnerblitz gemacht, dessen Macht manchmal versagt. Doch deine Waffen sind niemals wirkungslos. Und wer könnte einem lieber sein, als ein nützlicher Freund in der Not? Du, mein Lieber, mußt einfach für mich wirken. Es ist eine elende Zeit, da mich ein schier unabänderliches Elend befiel, und nur du kannst mich davon heilen. Der edle Spender steht zur Hungersnot auf dem Prüfstein, der Krieger in der Schlacht, die Ehefrau während einer finanziellen Notlage in der Familie und der Freund in der Not. Ja, ein Freund beweist sich in der Not und in seinen Taten hinter meinem Rücken. Das ist wahrlich so. Und da mich nun ein großes Unglück befiel, das von niemandem anderen abgewendet werden kann, ist deine Zeit der Prüfung gekommen, lieber Freund. Doch die Sache bringt nicht nur mir Frieden, sie betrifft alle Götter.

Feierlich und liebevoll gab da Kama, welcher den Fisch im Banner führt, lächelnd zur Antwort:
Warum sprichst du so? Ich muß dir darauf nicht antworten, denn die Welt erkennt deutlich den wahren und den falschen Freund. In der Not machen allzu viele Worte keinen Sinn, denn sie verhindern Taten. Doch was in meinem Herzen ist, oh König, das solltest du wissen. Bitte hör mir zu. Mein lieber Freund, ich werden den Untergang deines Feindes bewirken, der so strenge Buße übte, um deine Position einzunehmen. Ich werde Götter, Dämonen, Heilige und Menschen überwältigen mit nur einem Seitenblick von einer schönen Frau. Laß deinen Donnerblitz und all die anderen Waffen nur beiseite. Was können sie ausrichten, wenn ich, dein Freund, anwesend bin? Ich kann ganz sicher Brahma und Vishnu verwirren, und über andere brauch ich nicht sprechen. Selbst Shiva kann ich zu Fall bringen. Ich habe zwar nur fünf Pfeile, die weich und blumig sind. Mein Bogen besteht aus Blumen und die Sehne aus Bienen. Meine Hilfe und Stärke ist meine geliebte Frau Rati, und der Frühling ist mein Minister. Meine Mächte sind fünf an der Zahl, und der nektarvolle Mond ist mein Freund. Die Empfindung der Liebe ist mein oberster Kommandeur, die koketten Geste und Blicke meine Soldaten. Sie alle sind sanft und zart, denn auch ich, oh Indra, bin von sanfter und zarter Art. Ein kluger Mann nutzt alle Dinge, die sich gegenseitig ergänzen. Und daher, oh Indra, gib mir eine Aufgabe, die meinen Fähigkeiten entspricht.

Indra war bei diesen Worten sehr zufrieden, und er sprach zum hocherfreuten Kama, diesem Verleiher von sehnlichstem Glück:
Mein lieber Kama, du bist ganz sicher in der Lage, meinen Auftrag auszuführen. Niemand sonst kann dies tun, was ich in meinem Geist hege. Oh Kama, mein teurer Freund, höre. Ich werde dir erklären, warum ich an dich dachte und deine Gegenwart wünschte. Der Dämon Taraka hat diesen wunderbaren Segen von Brahma bekommen, wurde unbesiegbar und eine Pest für jedermann. Er drangsaliert die ganze Welt. So viele Tugenden wurden vernichtet, die Götter fühlen Schmerzen und auch die Weisen. Die Götter haben schon aufs Äußerste gegen ihn gekämpft, doch alle unsere Waffen sind wirkungslos. Die Schlinge Varunas zerbrach, und Vishnus Diskus wurde stumpf. Doch der Tod des Dämonen wurde von Brahma vorhergesagt durch einen Knaben, einem Sohn von Shiva, dem großen Yogi. Das ist deine Aufgabe, oh Kama, sei eifrig bemüht, die Götter wieder froh zu machen. Mir wird es nützen und die ganze Welt erleichtern. Gedenke der Pflichten eines Freundes und handle. Shiva ist gegenwärtig in Meditation vertieft. Ohne Anhaftung hegt er kein Begehren in seiner Buße. Zum Wohle der Götter dient ihm Parvati auf Bitten ihres Vaters. Du mußt es schaffen, daß im Geist des Gezügelten ein Interesse für sie entsteht. Dann wirst auch du zufrieden und ohne Sorgen sein. Und dein Bemühen wird sich für immer in der Welt verbreiten.

Brahma fuhr fort:
Da strahlte Kamas Gesicht vor Freude und Stolz, und liebevoll sprach er zu Indra:
Das werde ich sofort tun. Ja, so sei es.

Er war wohl verblendet von Shivas Illusion, daß er Indras Vorschlag annahm. Mit seiner Gattin und dem Frühling ging er zu dem Ort, an dem Shiva als großer Yogi Askese übte.


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