Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 14 - Geburt von Taraka

Da fragte Narada:
Oh Brahma, du großer Anhänger Shivas und Schüler von Vishnu, du hast mir alles bisher so gut erzählt, daß ich dir immer weiter zuhören möchte. Wer war der Dämon Taraka, der die Götter so peinigte? Wessen Sohn war er? Oh erklär mir das bitte, denn es betrifft Shiva so sehr. Wie hat der völlig kontrollierte Shiva Kama zu Asche verbrannt? Erzähl mir auch das, denn alle Geschichten über den Herrn sind wunderbar. Wie übte die Göttin strenge Buße für das Glück der Welten? Und wie gewann sich diese urerste Energie, die größer ist als das Universum, Shiva zum Ehemann? Oh erzähl mir das alles ganz genau in allen Einzelheiten, denn ich habe meine Seele Shiva gewidmet und vollstes Vertrauen in ihn.

Brahma antwortete:
Nun mein Sohn, du trefflicher Weiser mit dem großen Intellekt, deine Riten sind lobenswert, und so entfalte ich die ganze Geschichte vor dir, indem ich mich zuerst an Shiva erinnere. Höre, oh Narada, als erstes von der Geburt Tarakas, für dessen Tod die von Shiva abhängigen Götter große Mühen auf sich nahmen. Mein Sohn Marichi bekam Kasyapa, der wiederum dreizehn Töchter von Daksha heiratete. Diti, die älteste von ihnen, bekam zwei Söhne: zuerst Hiranyakasipu und dann Hiranyaksha. Als diese beiden die Götter zu quälen begannen, nahm Vishnu nacheinander die Gestalt eines Mannlöwen und eines Ebers an und tötete die beiden, so daß die Götter wieder erleichtert und glücklich waren. Doch ihre Mutter Diti nahm verzweifelt Zuflucht bei ihrem Mann Kasyapa, diente ihm mit Hingabe und befolgte heilige Riten, bis sie wieder von ihm empfing. Der besorgte Indra trat in ihren Leib ein und zerschnitt den Embryo mit seinem Donnerkeil in viele Teile. Durch die Kraft ihrer heiligen Riten überlebten die Teile in Ditis Leib, und sie gebar sieben Söhne, die Maruts. Sie folgten Indra in den Himmel und reihten sich in sein Gefolge ein. Doch reuevoll wandte sich Diti wieder an ihren Ehemann, diente ihm liebevoll und erhielt erneut seinen Segen.

Kasyapa sprach zu ihr:
Halte dich rein, indem du für 10.000 Jahre Enthaltsamkeit übst, dann wirst du einen Sohn haben.

Brahma sprach weiter:
Diti folgte seinen Worten mit Vertrauen, und als die askesereiche Zeit vorüber war, empfing sie von ihrem Gatten und gebar einen Sohn. Dieser Sohn wurde Vajranga (mit Gliedern aus Adamant) genannt und war den Göttern ebenbürtig. Wie es sein Name verriet, war sein Körper stark und mächtig von Geburt an. Dem Geheiß seiner Mutter folgend entführte er sogleich Indra und andere Götter und strafte sie hart. Das Elend der Götter, welches aus ihren Taten stammte, machte Diti fröhlich. Mit Kasyapa ging ich zum Ort des Geschehens, und mit sanften und lieben Worten gelang es uns, daß die Götter wieder frei gelassen wurden. Vajranga war ein großer Verehrer Shivas und entließ die Götter mit Respekt.

Mit reiner Seele, stillem Geist und frohem Herzen sprach er zu uns:
Indra folgte seinem eigenen Interesse, als er den Fötus meiner Mutter angriff. Nun mußte er die Frucht seiner Tat verdauen. Möge er von nun an gut über sein Reich herrschen. Oh Brahma, ich handelte nur im Auftrag meiner Mutter und habe kein Interesse an weltlichen Vergnügungen. Du bist der Beste unter denen, welche die Veden kennen. Bitte enthülle mir die Essenz jeglicher Philosophie, damit ich für immer glücklich bin, zufrieden im Herzen und ohne geistige Verwirrung.

Ich antwortete ihm:
Du hast schon viele, reine und gütige Gefühle in dir, welche die Essenz aller Philosophie sind. Mit viel Liebe werde ich dir eine exquisite Dame erschaffen.

Was ich tat. Die Dame trug den Namen Varangi. Ich übergab sie dem Dämon Vajranga und kehrte mit Kasyapa in mein Reich zurück. Und Vajranga gelang es mit viel Askese und Meditation, alle dämonischen Gefühle loszulassen und sich hohen Gedanken hinzugeben. Er war frei von jeglichen feindlichen Gefühlen und somit wahrhaft glücklich. Doch diese edlen Gefühle verbreiteten sich leider im Herzen seiner Frau, obwohl sie ihrem Gatten keusch, liebevoll und treu diente. Und als ihr herrschaftlicher Gatte sie zufrieden fragte:
Oh Liebe, was wünschst du dir für deine treuen Dienste? Was hegst du in deinem Geist?

Da verbeugte sie sich vor ihm und enthüllte ihren Wunsch:
Mein lieber Ehemann, wenn du mit mir zufrieden bist, dann gewähre mir einen mächtigen Sohn, der die drei Welten erobern wird und Indra elend macht.

Brahma fuhr fort:
Als er diese Worte seiner Gemahlin vernahm, war Vajranga unangenehm überrascht und irritiert. Ihm war Feindseligkeit völlig fremd. Und mit Weisheit und Güte im Herzen überlegte er:
Meine Geliebte wünscht sich die Feindschaft mit den Göttern. Das frommt mir nicht. Was soll ich tun? Wohin mich wenden? Wie kann meine Tugend bewahrt bleiben? Wird das Begehren meiner Frau erfüllt, dann kommt Leid über die drei Welten, Götter und Weisen. Erfülle ich nicht den Wunsch meiner Frau, gehe ich in die Hölle ein. In beiden Fällen leidet die Tugend.

So überlegte Vajranga lange hin und her, wog Vor- und Nachteile beider Fälle ab, und entschied sich endlich mit Willen Shivas für die Erfüllung der Sehnsucht seiner Frau. So sprach er zu ihr:
So sei es.

Und widmete sich strengster Buße mit dem großen Ziel, mich zu besänftigen. Nach vielen Jahren, in denen ich seine Askese schaute, ging ich zu ihm, um ihm einen Segen zu gewähren. Mit frohem Gemüt sprach ich zu ihm:
Sprich frei heraus, welchen Segen du begehrst.

Als er mich in angenehmer Stimmung im Himmel sah, verbeugte er sich, ehrte und lobte mich und bat um den Segen, den seine Frau sich wünschte:
Oh Herr, gib mir einen Sohn, der ausführt, was für seine Mutter gut ist, der stark ist, heldenhaft und geschickt, und der ein Schatz an Askese sein wird.

Ich sprach:
So sei es.

Und kehrte in meine Sphäre zurück, dachte an Shiva und war ein wenig bekümmert.


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