Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 2 - Sanaka verflucht die Töchter der Ahnen

Narada sprach:
Oh kluger Brahma, bitte erkläre mir genau die Herkunft Menakas. Und was hat es mit dem Fluch auf sich? Oh, beseitige meine Zweifel darüber.

Brahma gab zur Antwort:
Nun Narada, so höre alles über Menakas Geburt. Dir, meinem trefflichen Sohn und großen Schüler, werde ich alles genau erzählen. Ich habe dir ja schon von meinem Sohn Daksha und seinen 60 Töchtern berichtet, die alle der Schöpfung dienten. Du weißt, wie sie verheiratet wurden, unter anderen mit Kasyapa. Doch höre weiter, oh Narada. Unter diesen Töchtern wurde Swadha den Ahnen übergeben. Sie hatte drei wunderschöne und tugendhafte Töchter. Lausche ihren heiligen Namen, welche allein schon Segen verleihen und Hindernisse beseitigen. Menaka war die älteste, dann kam Dhanya, und Kalavati war die jüngste. Die Töchter Swadhas wurden alle geistig empfangen und auch geboren. Und obwohl Swadha sie nicht in ihrem Leib austrug, so betrachtete sie sie doch als ihre Kinder.

Wer ihre Namen ehrfurchtsvoll rezitiert, der kann sich alle Wünsche erfüllen. Die Mütter aller Welten sind der Verehrung des gesamten Universums würdig. Sie verleihen große Freude, sind große Yoginis, ein Schatz an Wissen, und sie erhalten die drei Welten.

Einst geschah es, daß die drei Schwestern nach Swetadwipa im Reich Vishnus reisten. Dort verbeugten sie sich vor Vishnu und priesen ihn, welcher sie zum Bleiben einlud. Es kamen noch mehr himmlische Wesen, wie Sanaka, seine Brüder und andere Weise, welche ebenfalls Vishnu ehrend grüßten und von ihm einen Platz angeboten bekamen. Als sich die ganze Menge so nach und nach einfand, da standen die Jüngeren ehrfurchtsvoll auf, bis die Älteren Platz genommen hatten. Nur die Töchter der Ahnen blieben sitzen, staunend und überwältigt von der Gemeinschaft und von Shivas Illusion.

Ja, Shivas Illusion ist mächtig und blendet alles und jeden. Ihr ist das ganze Universum untertan. Manche nennen es auch Schicksal oder Shivas Willen, der zu einer wirkungsvollen Handlung führt. Viele Namen wurden schon vergeben, doch gewiß ist, daß alles, was geschieht, Shivas Wunsch entspricht. Darüber braucht man nicht verzweifeln oder endlos grübeln.

Nun, also die drei Schwestern blieben wie gelähmt als Opfer von Shivas Willen sitzen und zeigten keine Anzeichen der Verehrung der anderen Gäste. Ein solches Verhalten erregte Sanakas Zorn, obwohl er eigentlich voller Weisheit war. Und selbst von Shivas Maya getäuscht sprach er einen strafenden Fluch über die Schwestern aus.

Sanaka sprach:
Obwohl ihr die Töchter der Ahnen seid, seid ihr drei Schwestern töricht, ohne Weisheit und unwissend, was die Essenz der Veden betrifft. Ihr seid nicht mal aufgestanden, um anderen Respekt zu erweisen. Ihr seid hochmütig und ignorant und zeigt die verblendete Neigung von Menschen. Darum sollt ihr den Himmel verlassen. Möget ihr drei unwissenden Schwestern als Frauen unter Menschen geboren werden. Erntet so die Früchte eurer eigenen Taten.

Die Mädchen waren völlig überrascht. Sogleich fielen sie Sanaka zu Füßen und flehten mit geneigten Köpfen:
Oh vorzüglicher Weiser, du Ozean an Gnade, sei besänftigt. Wir verbeugten uns nicht vor dir, weil wir geistig verwirrt waren. Oh Brahmane, die Strafe für unsere Verfehlung haben wir schon erhalten, doch nun segne uns, denn es war nicht unsere Schuld. Oh großer Weiser, mach, daß wir wieder in den Himmel kommen.

Wieder besänftigt und von Shiva zur Tilgung des Fluchs angeregt sprach nun der Weise:
Nun, ihr drei Töchter der Ahnen, hört mit Freude meine Worte, die euren Kummer vertreiben und euch wieder glücklich machen werden. Möge die Älteste von euch die Gattin des Berges Himavat werden, der ein Teil Vishnus ist, und ihm eine Tochter namens Parvati gebären. Die zweite Tochter Dhanya wird eine Yogini werden und die Ehefrau von Janaka. Ihre Tochter wird Sita sein, eine Verkörperung Lakshmis. Die jüngste Kalavati wird am Ende des Dwapara Zeitalters die Gemahlin des Vaisya Vrishabhana werden und die Tochter Radha zur Welt bringen.

Die Yogini Menaka wird in ihrem Körper und in Gesellschaft ihres Ehemannes die große Region Shivas durch den Segen Parvatis erlangen. Janaka wird durch Sita gesegnet sein und als befreite Seele auf Erden leben. Als großer Yogi wird er nach seinem Tod Vaikuntha erreichen. Kalavati wird durch die Tugend ihres Gatten selbst eine befreite Seele sein und mit ihrer Tochter Goloka erlangen. Daran gibt es keinen Zweifel.

Wie kann man ohne Not wahre Größe erlangen? Gibt es kein bedrängendes Leiden, dann ist es sogar für Wesen mit guten Riten sehr schwer, Glückseligkeit zu erreichen. Ihr Töchter der Ahnen werdet wieder im Himmel strahlen, denn schon der Anblick Vishnus hat eure üble Handlung bereinigt.

Nach diesen Worten gedachte der Weise Shivas und wurde dadurch von sämtlichem Zorn befreit, denn Shiva ist der Verleiher von Weisheit, weltlichen Freuden und Erlösung.

Dann sprach er weiter:
Hört mir weiter zu, denn es wird euch erfreuen. Ihr alle seid durch Shiva gesegnet. Und so seid ihr aller Ehren und allen Respekts würdig. Menakas Tochter Parvati wird die Mutter des Universums und Shivas Gemahlin sein, nachdem sie strenge Askese geübt hat. Dhanyas Tochter Sita wird die Gattin Ramas sein und sich ganz nach weltlicher Art mit ihm vergnügen. Kalavatis Tochter Radha wird Krishnas Gefährtin sein, vereint mit ihm in geheimer Liebe.

Nach diesen Worten verschwand der heilige Weise Sanaka mit seinen Brüdern, nachdem er angemessen geehrt worden war. Und die drei Schwestern, diese geistig empfangenen Töchter der Ahnen, waren von ihrer Sünde befreit und kehrten glücklich in ihr Heim zurück.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter