Pushpak Shiva-Purana Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 43 - Dakshas Opfer wird vollendet

Brahma erzählte:
Freundlich bedachte uns Shiva mit einem gütigen Blick und sprach dann zu Daksha:
Oh Daksha, höre. Ich werde zu dir sprechen. Ich bin zufrieden. Zwar bin ich unabhängig von allem, doch gleichzeitig mit meinen Anhängern verbunden. Es gibt vier Arten von verdienstvollen Wesen, dich mich ehren: die Geplagten, die Wißbegierigen, die Glücksucher und die Weisen, wobei letztere am höchsten zu schätzen sind. Der Weise ist wahrlich mein Liebling, denn er gleicht mir. Niemand ist mir lieber als die Weisen, das ist die Wahrheit, und ich spreche immer die Wahrheit. Ich bin der Erkenner des Selbst, und durch die Meisterschaft in den Veden kann man mich erkennen. Doch in Ritualen verirrte Menschen können mich weder durch Opfer, Studium noch Askese erkennen. Du begehrtest die Überfahrt über den Ozean der weltlichen Existenz allein durch das Ritual. Das war der Grund, warum sich in mir Zorn erhob und ich das Opfer vernichten ließ. Jetzt, mein Lieber, betrachtest du mich als den großen Herrn und legst mehr Wert auf innere Erkenntnis, und so wirst du deine Opfer und Rituale mit mehr Sorgfalt, Liebe und Achtsamkeit ausführen.

Nun höre mit klarem Bewußtsein weiter, oh Daksha, was ich dir noch sage. Nicht jedermann versteht es sogleich, doch für die Vermehrung von Tugend werde ich es dir erklären. Brahma, Vishnu und ich bilden die Quelle für das Universum, doch ich bin die Seele, der Zeuge, der Sich-Selbst-Erkennende und ohne natürliche Eigenschaften. Wenn ich in die von mir geschaffene Illusion der drei Eigenschaften eintrete, dann erschaffe ich, erhalte und vernichte und trage Namen und Gestalten, die meinen Handlungen entsprechen. Die Unwissenden sehen darin verschiedene Wesen wie Brahma, Vishnu oder Rudra in der einen, universalen und höchsten Gottheit, welche das reine Selbst ist. Und wie ein gewöhnlicher Mensch seine Arme, Beine und den Kopf nicht als getrennt von sich sieht, so fühlen die mich Erkennenden und Ehrenden keine Trennung zwischen den lebenden Wesen. Wer keinen Unterschied zwischen den drei Göttern sieht, der erlangt Frieden. Denn die Drei bilden die Seele des Universums und sind im Innern gleich, oh Daksha. Wer die drei Götter unterscheidet wird sicherlich in die Hölle absinken, solange Mond und Sterne scheinen. Meine Anhänger mögen die Götter ehren, denn damit üben sie Demut, die zu Erkenntnis und Erlösung führt. Ohne Hingabe an Brahma, gibt es keine Hingabe an Vishnu und damit auch keine Hingabe an mich.

Und dann fügte der große Gott hinzu, so daß alle es hören konnten:
Wenn ein Vishnu Anhänger mich haßt oder ein Shiva Anhänger Vishnu mißachtet, dann werden beide viel Elend erleiden und niemals die Wahrheit realisieren.

Brahma fuhr fort:
Entzücken verbreitete sich unter allen Anwesenden, als Lord Shiva diese angenehmen Worte sprach. Und Daksha und seine Familie, die Götter und Weisen erkannten in Shiva den großen Herrn mit völliger Hingabe. Das erfreute Shiva sehr, und er gewährte allen Segen, so wie er ihre Verehrung empfing. Und mit der segensreichen Erlaubnis Shivas vollendete Daksha, der Verehrer Shivas, mit leichtem Herzen sein Opfer. Er widmete Shiva das gesamte Opfer, und bedachte die Götter mit ihren Anteilen. Auch die Brahmanen beschenkte er reichlich und sicherte sich damit Shivas Segen.

Ja, so geschah es, daß Daksha mithilfe der Opferpriester sein Opfer doch noch ausführen konnte und diesmal in geheiligter Absicht. Es war Shivas Segen, der dies ermöglichte, denn Shiva ist das höchste Brahman. Nachdem die himmlischen Weisen ihr Lob auf Shiva gesungen hatten, kehrten sie in ihr Heim zurück. Wie auch alle anderen Gäste des Opfers. Auch Shiva kehrte zum Kailash zurück, gedachte seiner geliebten Sati und erzählte ihre Geschichte seinen Getreuen. Während dieser Zeit zeigte er nach außen das Verhalten eines trauernd Liebenden, wie man es auf Erden erwarten würde.

Oh Narada, der Herr ist niemals erkennbar. Wie kann Er, der das höchste Brahman und das Ziel aller Guten ist, so verwirrt und getäuscht erscheinen? Welches Leid könnte Ihn plagen? Selbst Vishnu und ich können Sein Geheimnis nicht ergründen, ganz zu schweigen von Weisen, Göttern oder Menschen. Die Größe Shivas ist unendlich und selbst für Gelehrte rätselhaft. Nur durch Hingabe und seine Gunst kann man Ihn erkennen. Im höchsten Wesen gibt es weder gefühlsmäßige Verwirrung noch Leid. Doch er unterweist die Menschen in der Welt in ihren Zielen, indem er handelt.

Nun, es ist wohlbekannt, daß Sati als Tochter des Himavat und seiner Gattin Mena wiedergeboren wurde, nachdem sie ihren Körper aufgegeben hatte. Sie übte Askese und warb wiederum erfolgreich um Shiva als ihren Ehemann. Sie wurde hellstrahlend, führte viele, wunderbare himmlische Künste aus und wurde zur zweiten Körperhälfte Shivas. Ja, so habe ich dir die wundervolle Geschichte von Sati erzählt, die weltliche Freuden und Erlösung gewährt. Sie ist göttlich und gewährt alle Wünsche. Die Erzählung ist makellos, rein, heiligend, gewährt Vergnügen, Herrlichkeit, ein langes Leben und Freude an Söhnen und Enkelsöhnen. Wer immer sie hingebungsvoll hört oder erzählt, wird das große Ziel erreichen, die Glückseligkeit auf Erden und Erlösung vom Tod.

OM - Ende des Rudra Samhita (II. Geschichte von Sati)


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