Pushpak Shiva-Purana Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 42 - Daksha wird wiederhergestellt

Brahma sprach:
Shiva war höchst erfreut, daß wir Götter ihn baten und besänftigen wollten, und lächelnd segnete der mitfühlende Herr uns alle.

Shiva sprach:
Oh ihr Guten, hört mir aufmerksam zu, denn ich verkünde die Wahrheit, meine Teuren. Ich habe immer euren Zorn getragen. Meine Illusion hat euch überwältigt, doch ich erachte euch, meine Kinder, nicht als sündig. Doch strafen mußte ich euch. Das Opfer wurde nicht von mir zerstört, denn wer Haß hegt, der wird ihn selbst zu spüren bekommen. Niemals werde ich etwas unternehmen, daß andere verletzt. Doch blinde Wut und Haß kommen immer auf den zurück, der diesen Dämonen Nahrung gibt.

Möge der Kopf des Opfers, Dakshas Kopf, in Form eines Ziegenkopfes wiederhergestellt werden. Bhaga soll seinen Anteil am Opfer gemeinsam mit der Sonne (als sein Auge) erhalten. Pushan, der mit seinen Zähnen die gekochten Opfergaben packte, soll mit schiefen Zähnen weiterleben. Das sei mein Wort und die Wahrheit. Und Bhrigu, der mich mißachtete, soll von nun an einen Ziegenbart tragen. Die Götter, die mich zu entwurzeln suchten, sollen wieder ihre Gestalten tragen und lebendig sein, und die Opferpriester von den Aswins geheilt werden. Das habe ich aus Liebe zu euch beschlossen.

Brahma fuhr fort:
Dann schwieg der gnädige Herrscher über die belebten und unbelebten Geschöpfe aller Welten in Einklang mit den Veden. Vishnu und die Götter waren erleichtert und erfüllten den Himmel mit Jubelrufen. Auf Bitten der Götter begab sich Shiva sodann nach Kanakhala an den Opferaltar des Daksha. Auch die himmlischen Weisen und ich kamen mit. Erst beschaute sich der Herr das von Virabhadra zerstörte Opfer und alle Toten und Verletzten. Er schaute auf Swaha, Swadha, Pushan, Tushti, Dhriti, Sarasvati, die Weisen und Ahnen, viele Yakshas und Gandharvas, die verstümmelt oder tot waren, und er lächelte sie an.

Dann rief er den starken Virabhadra zu sich und sprach zu ihm:
Oh Virabhadra, was hast du mit deinen starken Armen und deinem Eifer alles getan? Du hast ja sogar die himmlischen Weisen schwer gestraft, mein Lieber. Bring schnell Daksha zu mir. Ja, es war das Resultat für sein Opfer, welches er stolz ausführte.

Schnell eilte da Virabhadra, den kopflosen Rumpf des Daksha zu Shiva zu bringen. Und lachend fragte ihn Shiva, wo denn der Kopf abgeblieben sei.

Virabhadras Antwort war:
Nun, mein Herr, ich habe ihn dem Feuer übergeben.

Da rief Shiva alle Götter und Weisen zusammen und bat sie, den Ziegenkopf, den Kopf des Opfertieres, zu nehmen und dem Körper Dakshas aufzusetzen. Als dies geschehen war, schaute Shiva den Daksha nur an, und dieser kam ins Leben zurück, als ob er geschlafen hätte. Das erste, was Daksha schaute, war Shiva direkt vor ihm. Und Daksha war glücklich und voller Freude. Zuvor war sein Geist voller Haß gegen Shiva gewesen, doch nun, als er ihn wahrlich erkannte, wurde sein Geist so rein und strahlend wie der Herbstmond. Gern hätte er Shiva gepriesen, doch als er an seine Tochter dachte, fühlte er so große Trauer und gleichzeitig überwältigende Liebe, daß er nicht sprechen konnte. Es dauerte eine Weile, bis sein Geist sich beruhigte, und beschämt verbeugte sich Daksha vor dem großen Herrn der Welten.

Daksha sprach:
Ich verneige mich vor dem großen Wesen, dem Herrn, dem Segenspender, dem Schatz an Erkenntnis, dem Ewigen. Ich verneige mich vor Shiva, dem Gott aller Götter, der immer Wohlstand verleiht, dem einzig Vertrauten im Universum. Ich verneige mich vor dem Herrn des Universums in seiner kosmischen Form, dem Urwesen und Brahman selbst. Ich verneige mich vor Shiva, in dem das Glück der Welten wohnt und der größer als das Größte ist. Oh Herr, sei gnädig. Verehrung sei dir. Oh Shiva, du an Gnade reicher, vergib mir meine Fehler. Oh Shiva, deine Strafe war mein Segen, denn ich war neidisch und gemein. Ich konnte deine wahre Natur nicht erkennen. Doch heute schaue ich die Wahrheit. Du allein stehst über allem. Dir dienen Vishnu, Brahma und alle anderen. Du bist das höchste Wesen, was in den Veden beschrieben wird. Du bist der alle Wünsche erfüllende Kalpa Baum für die Guten. Du bist der, der die Sündigen straft. Du bist die unabhängige große Seele. Du verleihst deinen Verehrern die Erfüllung aller Wünsche. Zuerst hast du die Brahmanen geschaffen, die das Lernen, die Enthaltsamkeit und die heiligen Riten erhalten, um von der Essenz der Seele aus deinem Munde zu vernehmen und sie zu erkennen. So wie der Hirte seine Kuhherde beschützt und führt, so bist du der Retter für die nach Gutem Strebenden. Du bist der Wächter der Traditionen. Ich habe dich gekränkt und mit meinen scharfen Wortpfeilen verletzt. Und die Götter habe ich bedrückt, die doch Segen über mich ausschütteten. Oh Shiva, du Helfer in der Not. Du bist deinen Verehrern immer geneigt, denn du bist wahrlich groß und edel. Du bist vollkommen zufrieden mit deinen eigenen, vorzüglichen Taten.

Brahma fuhr fort:
Demütig verstummte Daksha, und Vishnu nahm völlig ergriffen das Wort, die Augen mit Freudentränen gefüllt und die Rede von Schluchzern unterbrochen, mit gefalteten Händen und geneigtem Haupt.

Vishnu sprach:
Oh größter Gott, oh höchster Gott, du Segen der Welten, du Schatzhaus an Güte, du Retter der Bekümmerten. Du bist das große Brahman, die große Seele. Du bist alldurchdringend und unabhängig. Deine Pracht ist nur durch die Veden erkennbar. Dieser Daksha ist mein Anhänger, und er war zuvor ein Niedriggesinnter, denn er verkannte dich. Seine Unbelehrbarkeit ließ all unseren Verdienst schwinden. Oh großer Herr, du mußt ihm vergeben, denn du bist frei von jeglicher Verwirrung. Oh Shiva, du kennst keine Täuschung. Auch ich habe dich gekränkt, denn ich nahm Partei für Daksha und kämpfte gegen Virabhadra, deinen Diener. Oh Sadashiva, du bist mein Meister, das höchste Brahman. Ich bin dein Diener, und werde immer von dir erhalten werden, denn du bist unser aller Vater.

Auch ich, Brahma, sprach zu Shiva:
Oh großer Herr, du Herr der Götter und Meer voller Gnade, du bist die unabhängige Seele, der große Shiva, unveränderlich und zeitlos. Du hast meinem Sohn einen Segen verliehen, oh Shiva, denn du gabst ihm einen Körper zurück. Du trägst niemandem einen Fehler nach. So bitte, belebe auch das Opfer meines Sohnes Daksha wieder. Oh Herr der Götter, sei gnädig. Entferne alle Hindernisse. Du bist der, der mich immer ermutigt. Und du bist der, der zügelt.

Nun, Narada, nachdem ich dies zu Lord Shiva gesprochen hatte, faltete ich meine Hände in Ehrfurcht und beugte demütig mein Haupt. Und alle Götter, Weisen und Brahmanen taten es mir gleich.


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