Pushpak Shiva-Purana Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 28 - Satis Aufbruch

Brahma erzählte:
Als die Götter und Weisen auf dem Weg zu Dakshas Opfer waren, vergnügte sich Sati mit ihrem Gefolge auf dem Berg Gandhamadana. Und während sie sich dort in aller Ausgelassenheit bewegte, sah sie den Mond mit seiner Gattin Rohini zu Dakshas Opfer eilen. Neugierig fragte sie ihre geliebte und treue Freundin Vijaya, die erste ihrer Dienerinnen, welche immer ihr Wohlergehen wünschte:
Sag, meine liebe Vijaya, wohin gehen der Mond und Rohini so eilig, uns verlassend?

Vijaya begab sich schnell zum Mond, fragte ihn, und kam mit der Antwort flugs zurück. Da wunderte sich Sati sehr und überlegte:
Daksha ist mein Vater und Asikni, die Tochter von Virana, meine Mutter. Ich bin ihre geliebte Tochter. Warum haben sie mich nicht eingeladen? Haben sie ihre geliebte Tochter vergessen? Ich werde mit allem Respekt Shiva dazu befragen.

So ließ sie ihr Gefolge zurück und eilte sogleich zu Shiva. Er saß inmitten seiner Geisterschar, und Sati eilte schnell herzu. Shiva zog sie liebevoll auf seinen Schoß und empfing sie mit freundlichen Worten:
Oh schlankhüftige Dame, warum kamst du her und das in einem Zustand größter Verwunderung? Bitte, sag mir den Grund.

Sati verbeugte sich mit gefalteten Händen vor dem Herrn und gab zur Antwort:
Ich habe erfahren, daß mein Vater ein großes Opfer ausführt. Die Himmlischen haben sich zu besonderen Feierlichkeiten versammelt. Doch wie kann es sein, oh Herr der Götter, daß du dem Opfer keinen Besuch abstattest? Bitte erklär mir das, oh Herr. Es ist die Pflicht von Freunden und Verwandten, daß sie sich des öfteren besuchen. Freunde vermehren immer die Freude ihrer Freunde. So bitte, mein Herr, geh mit mir zum Opfer meines Vaters. Und möge es auch nur auf meine Bitte hin geschehen.

Doch Shiva erinnerte sich an die Worte Dakshas, die ihn wie ein scharfer Pfeil verletzen sollten, und antwortete höflich und besonnen:
Ja, meine Liebe, Daksha ist dein Vater. Doch er will mein Feind sein. Und die Himmlischen folgen ihm verwirrt, obwohl sie mich sonst ehren, denn ihre wahrhafte Erkenntnis ist verloren gegangen. Doch, sanfte Dame, wer uneingeladen zum Opfer eines anderen geht, der erntet Mißachtung, die schlimmer ist als der Tod. Selbst der glorreiche Indra verlöre seine Würde, wenn er dies täte. Und eine Reise in dieser Art ist fruchtlos und vergebens. Du und ich, meine Liebe, sollten nicht zu Dakshas Opfer gehen, das ist die Wahrheit. Die Pfeile von Feinden schmerzen nicht so sehr, wie die ächtenden Vorwürfe von Freunden oder Verwandten, denn die treffen bis ins Mark. Und niederträchtige Menschen bemerken nicht, wie ihr Status schwindet, wenn sie gute und tugendhafte Menschen angreifen.

Doch Sati ärgerte sich und sprach zum edlen und redegewandten Gott:
Oh Herr von allem, Shiva, durch dich werden Opfer erst segnend, und wenn mein Vater dich nicht eingeladen hat, dann hat er übel gehandelt. Ich möchte erfahren, was diese verwirrten Himmlischen und mein übelgesinnter Vater denken. Oh Herr, ich möchte zum Opfer meines Vaters gehen. Bitte erlaube mir die Reise.

Mit vollkommener Sicht und alldurchdringendem Verständnis antwortete Shiva ihr:
Wenn es das ist, was du wünschst, oh Göttin, und wenn du von der Notwenigkeit deiner Handlung überzeugt bist, du Gerechte, dann begib dich sofort zu deinem Vater. Ich willige ein. Reise in aller göttlichen Pracht und besteige meinen reichlich geschmückten Bullen.

Sati schmückte sich, bestieg wie geheißen den prächtigen Nandi und begab sich zu ihrem Vater. Shiva überreichte ihr alle königlichen Zeichen, wie den Schirm, die Wedel, silberne Roben und Ornamente. 60.000 seiner Gefolgsleute gaben ihr freudig hüpfend das festlichste Geleit und sangen Lieder zum Lobe von Shiva und Sati. In jeder Hinsicht war die Abreise der Mutter des Universums prachtvoll und herausragend, und die Welten füllten sich mit angenehmen Klängen.


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