Pushpak Shiva-Purana Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 13 - Narada wird von Daksha verflucht

Narada fragte:
Oh Kluger und Redegewandter, wie ging es weiter, oh Brahma?

Brahma antwortete:
Daksha begab sich in seine Einsiedelei, und auf meine Bitte widmete er sich auf mentale Weise der Schöpfung. Doch die Schöpfung wuchs nicht, und so befragte er mich, seinen Vater.

Daksha sprach:
Oh Brahma, die Wesen gedeihen nicht. Ich ersinne sie, doch sie bewegen sich nicht. Oh Herr der Wesen, was soll ich tun? Wie können sie in Bewegung geraten? Bitte belehre mich, dann werde ich handeln.

Ich erwiderte:
Oh Daksha, höre meine wichtigen Worte und folge ihnen. Shiva wird dich mit Wohlergehen segnen. Nimm Asikni, die schöne Tochter von Pancajana (auch Virana, vom linken Daumen Brahmas stammend), des Herrn der fünf Stämme (panca jana), zu deiner Gemahlin und zeuge mit ihr in geschlechtlicher Vereinigung viele Nachkommen.

So heiratete Daksha die schöne Dame und zeugte mit ihr 5000 Söhne, Haryasvas genannt. Sie alle waren ihrem Vater ergeben, folgten dem vedischen Pfad und verfügten über selbige Tugenden und Fähigkeiten. Das Gebot ihres Vaters schickte sie nach Westen, um Askese für eigene Nachkommenschaft zu üben. So gelangten sie an den heiligen See Narayana, wo der himmlische Sindhu ins Meer strömt. Sie berührten das heilige Wasser, ihr Geist wurde klar, und das Dharma der heiligen Asketen löschte alle Unreinheiten aus. Und um die Schöpfung weiter voranzutreiben, folgten die trefflichen Söhne Dakshas den Worten ihres Vaters und übten standhafte Buße.

Da kamst du, Narada, des Wegs. Du wußtest um die Absicht Vishnus und sprachst mit Respekt zu den Haryasvas:
Oh Söhne von Daksha, wie kann es sein, daß ihr die Vermehrung der Schöpfung beginnen wollt und kennt dabei nicht einmal die Grenzen der Welt?

Sie hörten eifrig deine Worte und mit auf die Schöpfung konzentriertem Geist dachten sie nach:
Wie kann jemand nur im Vertrauen auf die natürlichen Qualitäten Nachkommen zeugen wollen, ohne den Willen des Großen Vaters zu kennen, der das heilige Wort spricht?

Und einstimmig faßten sie ihren Entschluß. Sie verbeugten sich vor dir, umrundeten dich, oh Narada, und begaben sich auf einen Weg, von dem es keine Wiederkehr gab.

Dein Geist, oh Narada, ist fest in Shiva gegründet, und um seinen Willen auszuführen, wandertest du durch die Welten ohne jegliche geistige Abschweifung. Nach einiger Zeit erfuhr Daksha vom Schicksal seiner Söhne und trauerte sehr. Er grübelte sogar: „Ach, so viele Söhne und welches Desaster!“ Und von Shiva verwirrt klagte er laut. Ich tröstete meinen Sohn Daksha liebevoll, sagte ihm, daß das Schicksal allmächtig sei, und wies ihm den Weg zum Frieden. Getröstet zeugte Daksha mit seiner Gattin weitere 1000 Söhne, welche Shavalashvas genannt wurden. Auf Bitten ihres Vaters gingen auch sie zu dem Ort, wo ihre älteren Brüder sich auf die Vermehrung der Schöpfung vorbereiten sollten. Sie fühlten ebenfalls den festen Entschluß zur Zeugung in sich, berührten die Wasser des Sees Narayana, löschten ihre Sünden aus und waren gereinigt. Und sie begannen, heilige Riten und Askese zu üben, bis du, oh Narada, in Achtsamkeit für Shivas Wege dieselben Worte zu ihnen sprachst, und sie denselben Weg gingen, wie ihre Brüder zuvor. Zu dieser Zeit bemerkte Daksha viele, üble Omen. Er fühlte sich schlecht und unangenehm verwirrt. Und als er vom erneuten Verschwinden seiner Söhne erfuhr, beklagte er sie viel, war erst traurig und dann zornig. Und mit zitternden Lippen trat er vor dich hin, oh Narada, tadelte und beschimpfte dich und sprach zu dir:
Oh du Erster der Gemeinen, der sich für einen Weisen ausgibt, was hast du meinen guten Söhne nur angetan? Sie waren dazu bestimmt, gute Taten auszuführen, doch du hast sie auf den Pfad der Asketen geschickt. Das war ein Fluch für sie, denn sie waren noch längst nicht befreit von den drei Schulden, ihrem Lehrer, ihren Ahnen und den Göttern gegenüber. Du bist rücksichtslos und böse, denn du hast ihren Pfad gehindert, in dieser und der nächsten Welt. Wer ohne die Erlaubnis seiner Eltern und ohne seine Schulden zu begleichen der Welt entsagt, weil er sich Erlösung wünscht, wird sicherlich tief fallen. Du bist kein Freund, schamlos, hast das zarte Verständnis der Kinder verwirrt und ihren Ruhm vernichtet. Wie kannst du dich unter dem Gefolge von Vishnu bewegen und so gar nichts lernen? Du hast mich schon einmal verletzt, du Niedriger. Wenn du von nun an die Welten durchwanderst, sollen deine Füße nirgends Ruhe finden!

So verfluchte dich Daksha, der du von den Heiligen geehrt wirst. Durch Shivas Kraft der Illusion verstand er nicht den göttlichen Willen. Doch du akzeptiertest mit unbewegtem Geist seinen Fluch, wie es enthaltsame Heilige tun.


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