Pushpak Shiva-Purana Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 4 - Kamas Heirat

Narada sprach:
Oh Brahma, du kluger Schüler Vishnus, Schöpfer der Welt, du hast mir eine wunderbare, mit dem himmlischen Nektar Shivas getränkte Geschichte erzählt. Doch sprich, du Lieber, was geschah hernach? Ich bin sehr gespannt, alles über Shiva zu erfahren.

Brahma gab zur Antwort:
Nachdem Shiva und auch ich die Szene verlassen hatten, erinnerte sich Daksha meiner Worte, und er sprach zu Kama:
Oh Kama, dieses Mädchen wurde von meinem Körper geboren. Sie ist schön, hat gute Eigenschaften und paßt hervorragend zu dir. Nimm sie als deine Gemahlin an. Diese kraftvolle Maid wird immer an deiner Seite und deiner Herrschaft ergeben sein, so lange du es wünschst.

Und er übergab ihm die schöne Dame, welche aus seinem Schweiß entstanden war und nannte sie Rati. Kama vermählte sich mit der bezaubernden Tochter Dakshas, welche sogar asketische Weise beeindruckte, und freute sich sehr. Bei ihrem Anblick wurde er ein Opfer seiner eigenen Pfeile und versank in den sinnlichen Freuden der Liebe. Und überreichlich erwiderte die schöne Dame sein Vergnügen, während er sich in ihren rehbraunen Augen verlor. Wenn Kama ihre Augenbrauen betrachtete, wunderte er sich, ob diese nicht geradezu geschaffen worden waren, seinen unvergleichlichen Bogen zu übertrumpfen. Wenn sie ihre verführerischen Blicke schnell schweifen ließ, verlor er ganz und gar das Vertrauen in seine tatkräftigen Pfeile. Atmete er ihren natürlich süß duftenden Atem ein, dann war ihm jede himmlische Brise ein Nichts. Wenn er ihr glänzendes Antlitz schaute, fand er keinen Unterschied zwischen dem bezaubernd strahlenden Mond und ihrem Gesicht. Ihre Brüste erinnerten ihn an zwei goldene Lotusknospen, wobei ihm ihre Brustwarzen noch lieblicher waren als die summenden Bienen in jeder Blüte. Kama hatte ganz und gar vergessen, seinen blumigen Bogen zu spannen mit dem Geräusch einer Schar heftig summender Bienen, denn seine Augen hingen nur an der schönen Halskette aus Pfauenfedern, welche sich an ihre ausladenden, runden Brüste schmiegte und bis zum Nabel reichte. Seine Blicke strichen immerzu bewundernd über die glänzende Haut seiner Gattin, deren tiefer Nabel in der Farbe roter Pflaumen aufschimmerte. Die von Natur aus golden glänzende, liebliche Dame mit ihrer schlanken Taille war seiner Schönheit vollkommen würdig. Ihre runden Schenkel forderten seine Stärke, die roten Fersen, Zehen und Seiten ihrer Füße seine Zärtlichkeit und die wohlgeformten Finger mit ihren roten Nägeln seine Bewunderung. Ihre Arme schimmerten samtig wie Lotusstengel und waren weich und glänzend wie Korallen. Ihr wehendes Haar war so voll wie eine blaue Wolke und glich dem flauschigen Schwanz eines Chamari Rehs. Ja, die Gattin Kamas war wunderschön, und der Liebesgott nahm sie an, wie Lord Shiva die aus den schneeigen Bergen herabkommende Ganga annahm.

Und Rati war eine würdige Gattin des Liebesgottes. Sie trug einen Diskus und einen Lotus in ihren Händen. Ihre Seitenblicke hoben und senkten sich wie sanfte Wellen. Ihre Augen glichen dem blauen Lotus. Ihr Geist war so weitgefächert wie ein Baum, der Nabel so unergründlich wie ein tiefer Strudel, und sie erschien wie die Heimstätte der Schönheit selbst. Sie trug zwölf verschiedene Ornamente und war eine Expertin in den sechzehn Arten der erotischen Gesten. Sie konnte die ganze Welt verzaubern und erleuchtete die zehn Himmelsrichtungen.

Begeistert nahm Kama sie zur Frau, wie Vishnu Lakshmi annahm, als sie sich ihm in Liebe näherte. In seiner Euphorie vergaß er Brahmas Fluch ganz und gar und sprach mit niemandem, auch nicht mit seinem Schwiegervater Daksha darüber. Ein großes Fest zu diesem Anlaß erfreute alle Anwesenden, und besonders Daksha jubelte und pries die Heirat. Auf dem Gipfel seiner Begeisterung wähnte Kama, daß nun jegliches Leiden ein Ende hätte, und auch Rati war höchst erfreut über ihren Ehemann. Kama und Rati glichen der Sonne, welche sich abends am Horizont funkelnd mit einer Wolke vereint. Mit zärtlichen Worten zog Kama die Dame in süßer Verblendung an seine Brust, wie der Gelehrte sich an seine Gelehrtheit klammert. Und Braut und Bräutigam strahlten wie der Vollmond, denn beide meinten, sich den besten Gefährten gesichert zu haben.


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