Pushpak Shiva-Purana Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 15 - Mehr über die Opfer

Die Weisen baten:
Oh Suta, du Bester unter den Wissenden, bitte erzähle uns mehr über Ort und Zeit für die Verehrung.

Suta gab zur Antwort:
Ein reines Haus gibt guten Verdienst, wenn man die Götter verehrt. Ein Kuhstall kann zehnmal mehr Verdienst gewähren, eine Wasserstelle noch zehnmal mehr, und die Wurzeln von Tulasi, Bilva oder Ashvattha noch zehnmal mehr (indisches Basilikum, Belbaum, indische Feige). Und noch mehr jeweils zehnfachen Verdienst gewähren die Tempel, geheiligte Wasserstellen, die Ufer von Flüssen und der sieben heiligen Gangas, welche da sind Ganga, Godavari, Kaveri, Tamraparnika, Sindhu, Sarayu und Reva. Das Meeresufer ist noch einmal zehnfach verdienstvoller, und der Gipfel eines Berges übertrifft sogar das Ufer des Meeres. Doch der Ort, an dem der Geist in Frieden ist, ist der Vorzüglichste aller Orte.

Opfer und Gaben gewähren im Krita Zeitalter den vollen Verdienst, während es im Treta drei Viertel und im Dwapara nur die Hälfte des Verdienstes ist. Doch im Kali wird nur ein Viertel des Verdienstes ausgeteilt, und dieser Anteil verringert sich noch im Fortschreiten des Kali Zeitalters.

Ein glücksverheißender Tag bringt einem opfernden Anhänger mit reiner Seele guten Verdienst. Der Tag, an dem die Sonne von einem Tierkreis zum anderen wechselt, bringt zehnmal mehr Verdienst. Und zehnfach erhöht sich der Verdienst während einer Tag- und Nachtgleiche, am ersten Sonnentag im Tierkreis Widder und Waage (andere Quelle: Steinbock), am ersten Tag des Monats Margasirsha (November-Dezember), und während einer Mondfinsternis. Noch verdienstvoller ist die Stunde einer totalen Sonnenfinsternis, denn zu dieser Zeit wird die Sonne in ihrer kosmischen Gestalt von vergiftender Dunkelheit befangen, und es können sich Krankheiten unter den Menschen verbreiten. Um dieses Gift zu besänftigen, sollte der fromme Mensch zeremonielle Waschungen durchführen, wohltätige Gaben verteilen und Gebete sprechen. Die gute Absicht, die üblen Folgen von Vergiftungen zu vermeiden, macht die Sonnenfinsternis zu einer besonders heiligen Zeit. Von gleicher Wirkung sind der Geburtsstern und die dazugehörigen heiligen Riten.

Doch wer seine Zeit in der Gesellschaft edler Menschen verbringt, sammelt millionenfachen Verdienst an. Menschen mit unverzagter Hingabe zu Enthaltsamkeit und vollkommenem Wissen, Yogis und Asketen verdienen heilige Verehrung, denn sie tilgen die Sünden dieser Welt. Hat ein Brahmane das Gayatri Mantra zwei Millionen und vierhundert tausend mal aufgesagt, dann verdient er gleiche Verehrung, denn er kann Verdienst und Wohlstand gewähren. Das Wort Patra (Würdiger) bezeichnet dann jemanden, der den respektvoll Gebenden vor Ruin bewahrt. Das Wort Gayatri bedeutet auch: Schutz vor Ruin. Nur ein Mensch mit reiner Seele kann einen anderen wahrhaft retten, so wie ein Reicher anderen alles Materielle geben kann. Doch wer keine Mittel hat, kann andere nicht mit weltlichem Reichtum beschenken. Hat sich jemand mittels des Gayatri Mantras gereinigt, kann er als reiner Brahmane angesehen werden. Die Reinheit thront über allen anderen heiligen Riten, wie wohltätige Gaben, Mantra singen, Homa Opfer, Puja Ritual und so weiter. Nur eine reine Seele kann retten. Und denkt daran, daß hungrige Menschen immer wohltätige Gaben an gekochtem Essen verdienen.

Zu besonderen Gelegenheiten sollte ein vorzüglicher Brahmane eingeladen, mit ausreichend Geld beschenkt und lieben Worten fromm bedacht werden, dann kann er alles Gewünschte gewähren. Eine herzensgute Gabe an einen bedürftigen Menschen gewährt den meisten Verdienst. Doch muß erst darum gebeten werden, halbiert sich der Segen für den Gebenden. Werden Diener mit Geld beschenkt, gibt das ein Viertel Verdienst. Geschenke an einen armen Brahmanen gewähren weltliche Freuden für zehn Jahre. Gaben an einen Brahmanen, der das Gayatri beständig wiederholt, schenken zehn Jahre im Reich Brahmas. Gaben an einen Brahmanen, der Vishnu verehrt, führen ins Reich Vishnus, während Gaben an einen Shiva Verehrer zum Kailash führen. Und so werden wohltätige und freiherzige Gaben immer mit dem Himmel belohnt. Wer an einem Sonntag gekochtes Essen mit allen zugehörigen Diensten spendet, gewinnt zehn Jahre guter Gesundheit sogar im nächsten Leben. Die zehn dazugehörigen Dienste sind: Ehrender Gruß und Einladung, Ölbad, Füße waschen und ehren, Kleidung, Düfte und anderes Sinnvolles anbieten, Beilagen in sechs Geschmacksrichtungen servieren sowie Pfannkuchen in geklärter Butter und süße Säfte, Betelblätter, Geldgeschenke, formeller Abschied und einige Schritte folgen - Dies wird dann Dashanga Annadana genannt. Wer diesen Dienst auch an anderen Wochentagen zehn Brahmanen angedeihen läßt, gewinnt hundert Jahre gute Gesundheit. Der gewonnene Verdienst zahlt sich in dieser Geburt oder der nächsten und in dieser Welt aus. Und weiterhin, wenn man an einem Sonntag einhundert Brahmanen mit gekochtem Reis bewirtet, gewährt das gute Gesundheit für eintausend Jahre im Reich Shivas bzw. bei eintausend Brahmanen zehntausend himmlische Jahre. Ein denkender Mensch kann sich nun ausrechnen, welcher Verdienst an solch guten Taten hängt, wenn er jeden Tag in der Woche ausgeführt wird. Gute Gaben sichern immer Verdienste im Reich der Götter.

Wer sich Gelehrtheit wünscht, sollte Kindern Gutes tun und sie wie Brahma betrachten. Wer sich Nachkommen wünscht, sollte Jünglingen helfen und sie wie Vishnu betrachten. Wer sich Weisheit wünscht, sollte den alten Männern dienen und sie als Shiva ebenbürtig betrachten. Wer sich Klugheit wünscht, sollte kleine Mädchen beschenken und in ihnen Sarasvati (Bharati) sehen. Wer sich Wohlstand wünscht, sollte junge Damen versorgen und sie mit Lakshmi gleichsetzen. Wer sich Reinheit des Geistes wünscht, sollte alte Frauen bewirten und in ihnen Parvati sehen.

Der Brahmane, der Kornähren stoppelt (shila), viele Körner nach und nach aufsammelt (uncha) oder von dem lebt, was ihm seine Schüler als Dank verehren (Dakshina), schafft sich Suddhadravya, reinen Wohlstand. Wer diesen anderen schenkt, erlangt reichen Verdienst. Nicht so wertvoll ist der Verdienst, den ein Brahmane erlangt, wenn er Geldgeschenke macht. Und wer als Brahmane Reichtümer verschenkt, die er durch Landwirtschaft oder Handel erworben hat, bekommt am wenigsten Verdienst. Hervorragend dagegen ist der Reichtum, den sich Kshatriyas durch ihren Heldenmut erworben haben, Vaishyas durch rechtmäßigen Handel oder Shudras durch Dienen. Dieser wird der Beste genannt und gibt beim Verschenken reichsten Verdienst. Was tugendhafte Ehefrauen von ihren Ehemännern und Eltern erhalten, bildet ihren Reichtum und kann für religiöse Zwecke genommen werden.

Es gibt zwölf Sachen, die mit Chaitra beginnend in den zwölf Monaten geschenkt werden können oder auch alle zusammen zu einer besonderen Gelegenheit: Kühe, Land, Sesam, Gold, geklärte Butter, Kleidung, Getreide, Palmzucker, Silber, Salz, Kürbisse und Jungfrauen. Die Gaben von Kühen, Milchprodukten und Kuhdung lösen alle Sünden auf, die aus Reichtum und Getreide stammen, während Wasser und der Urin der Kuh die damit verbundenen Schmerzen abwaschen. Milch, Quark und geklärte Butter wehren alle Sünden ab, die mit dem Körper, der Sprache und dem Geist begangen werden. Das sollten alle Lernenden verstehen. Geschenke von Land geben Stabilität und Ehre in diesem und dem nächsten Leben, oh Brahmanen. Sesam gewährt Kraft und besiegt den vorzeitigen Tod. Gold stärkt das Feuer der Verdauung und die Manneskraft. Geklärte Butter kräftigt den Körper, und Kleidung gewährt ein langes Leben. Getreide sichert reiche Ernten und ein gutes Schicksal, Zucker sichert süße Leckereien. Silber produziert viel Samen, und Salz gewährt die gesunde Mischung aller sechs Geschmacksrichtungen. Merkt auf, ihr Brahmanen, Kürbisse geben Glück und Nahrung in dieser und der nächsten Welt. Und das Heiraten von Jungfrauen bringt weltliche Freuden.

Achtsame Menschen geben den Brahmanen Früchte gemäß der Jahreszeit wie Jackfrucht, Mango, Quitte, Banane oder verschiedene Erbsen, Chilis, Senf und anderes Gemüse der Saison. Und ebenso sollte man die Sinnesorgane anderer Menschen erfreuen, wie z.B. die Ohren mit Klang, denn das erfreut auch die Himmelsrichtungen. Der Glaube an Gott ist, wenn man vollkommen versteht, daß alle Taten Früchte tragen. Daher ist es notwendig, die Veden und heiligen Texte direkt von guten Lehrern zu empfangen. Ist man aus Angst vor königlicher Strafe oder der Familie fromm, ist das nicht so gut, wie wenn einen Weisheit zu Gott führt. Arme Menschen ohne jegliche Mittel können Gott immer mit süßen Worten und edlen Taten verehren, wie zum Beispiel mit dem Rezitieren von Mantras und Hymnen, auch mit Fasten oder Pilgerreisen.

Was immer man auch tut, sei es großartig oder bescheiden, und welche Mittel man auch immer zur Verfügung hat - ist es wahrhaft den Göttern gewidmet, dann wird es Freude bringen. Immer sollte man Enthaltsamkeit üben und wohltätige Geschenke machen. Und selbst sein Haus sollte man denjenigen zur Verfügung stellen, die zur angemessenen Kaste gehören. Das erfreut die Götter und bringt weltliches Vergnügen. Solch einem Anhänger wird eine edle Geburt zuteil und viel Gutes in diesem und dem nächsten Leben. Führt er die heiligen Riten zu Ehren des Einen durch, gewinnt er Erlösung. Und wer dieses Kapitel liest oder hört, der erlangt Gerechtigkeit und Weisheit.


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