Pushpak Shiva-Purana Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 12 - Über Shivas heilige Orte

Suta sprach:
Ihr weisen Heiligen, lauscht erst der Erzählung über die heiligen Plätze Shivas und seine Tempel, die alle die Erlösung bereithalten. Und danach werde ich euch noch über ihre Traditionen berichten, die zum Guten der Menschen gereichen.

Auf Bitten Shivas unterhält die große Erde mit ihren Bergen und Wäldern die Menschen. Und der Herr selbst hat hier und da heilige Orte und Tempel zur Befreiung der Menschen geschaffen. Doch egal, welcher Herkunft diese Orte sind, sie alle werden von den Göttern und Weisen anerkannt und sind zur Erlösung der Menschen gedacht. An diesen Orten sollten Waschungen, wohltätige Geschenke, Mantrasingen und Opfer regelmäßig durchgeführt werden, sonst werden die Menschen von Krankheiten, Not und Stumpfsinn heimgesucht. Wenn ein Mensch irgendwo stirbt, wird er als Mensch wiedergeboren, wenn er in einem heiligen Ort Zuflucht gesucht hat, wo sich ein Shiva Linga von selbst erschaffen hat. Oh Brahmanen, wird an solch einem heiligen Ort eine Sünde begangen, dann ist diese Tat unbeschreiblich. So denkt daran, wenn sich ein Mensch an einem heiligen Ort aufhält, darf er sich nicht der kleinsten Sünde schuldig machen. Die Menschen sollten immer danach streben, an einem heiligen Ort zu leben. Am Ufer der Meere und am Zusammenfluß von Strömen gibt es viele heilige Orte und Tempel. Man sagt von der Sarasvati, daß sie sechzig Mündungen und viele geheiligte Orte an ihren Ufern habe. Ein kluger Mensch sollte also an ihren Ufern wohnen, damit er nach und nach Brahmas Region erlangt.

Die Ganga strömt mit hundert Mündungen von den heiligen Himalaya Bergen. An ihren Ufern gibt es hunderte geheiligte Zentren, wie zum Beispiel Kasi. Besonders glücksverheißend ist ein Aufenthalt an ihren Ufern im Monat Margashirsa oder wenn der Jupiter im Tierkreis des Steinbocks steht. Die Sona mit ihren zehn Mündungen ist heilig und kann alle Wünsche gewähren. Wer in ihr seine Waschungen durchführt und ein Fastengelübde einhält, wird die Region des Gottes Ganesha erlangen. Die heilige Narmada ist ein großer Fluß mit vierundzwanzig Mündungen. Wer in sie eintaucht und an ihren Ufern wohnt, der erlangt die Region Vishnus. Die Tamasa hat zwölf Mündungen und die Reva zehn. Die Godavari ist sehr heilig und bringt sogar die Sünde des Brahmanenmordes oder Schlachtens einer Kuh zum Erlöschen. Man sagt, sie hat einundzwanzig Mündungen und gewährt die Region Rudras. Auch die Krishnaveni ist ein heiliger Strom, der alle Sünden vernichtet. Man sagt, sie hat achtzehn Mündungen und führt zu Vishnus Reich. Die Tungabhadra hat zehn Mündungen und gewährt Brahmas Reich. Die heilige Suvarnamukhari hat neun Mündungen. Wer aus dem Reich Brahmas herausfällt, wird hier wieder geboren. Wer an den Ufern der glücksverheißenden Sarasvati, Pampa, Kanya oder Svetanadi lebt, wird das Reich Indras erreichen. Die große Kaveri fließt von den Sahya Bergen, ist sehr heilig und hat siebenundzwanzig Mündungen, so sagt man. Sie gewährt alle Wünsche, ihre Ufer führen zum Himmel und in die Regionen von Brahma und Vishnu. Dies alles sind heilige Orte, an denen der getreu Strebende zu Shiva gelangen kann. Wenn Jupiter und die Sonne im Sternzeichen Mesha (Widder) sind, soll man sein heiliges Bad in Naimisha oder Badara nehmen, der Einsiedelei von Nara und Narayana. Die nachfolgende Verehrung sichert das Reich von Brahma. Wenn die Sonne in Karkataka oder Simha (Krebs oder Löwe) steht, sollte man ein Bad in der Sindhu nehmen. Wer zu dieser Zeit das heilige Wasser der Kedara trinkt und in ihr seine Waschungen vollführt, gelangt zu vollkommenem Wissen. Shiva selbst erwähnte einst das Bad in der Godavari im Monat Simha, und wenn dann noch Jupiter im Zeichen Simha (Krebs) steht, dann gewährt dies den Bereich von Shiva. Sind Jupiter und Sonne im Zeichen von Kanyaa (Jungfrau), sollte man in den Flüssen Yamuna und Sona baden. Die Früchte hiervon verheißen schönste Vergnügungen im Reich von Ganesha und Yama, dem Gott des Dharma. Sind Sonne und Jupiter in Tula, sollte man ein Bad in der Kaveri nehmen, um alle Wünsche erfüllt zu bekommen, wie es Vishnu einst verkündete. Wer seine Waschung in der Narmada im Monat Vrishchika vollbringt, wenn Jupiter im Zeichen von Vrishchika (Skorpion) steht, der gelangt zu Vishnu. Brahma hat erklärt, daß ein Bad in der Suvarnamukhari zu Shiva führt, wenn Sonne und Jupiter im Zeichen Dhanus (Schütze) stehen. Und wie schon erwähnt, ist ein Bad in der Ganga besonders günstig im Monat Margasirsha, wenn Jupiter im Zeichen des Steinbocks steht. Erst vergnügt man sich in den Welten von Brahma und Vishnu und erlangt schließlich vollkommenes Wissen. Im Monat Madha, wenn die Sonne im Zeichen Kumbha (Wassermann) steht, dann erheben die Ahnenopfer und das Darbringen von Pinda-Kuchen, Wasser und Sesamsamen die Ahnen der Familie sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits. Wenn Sonne und Jupiter im Zeichen Miena (Fische) sind, sollte man seine Waschungen in der Krishnaveni durchführen. Werden zeremonielle Waschungen an heiligen Orten in ebenso heiligen Gewässern in den angegebenen Monaten ausgeführt, dann gewährt das immer die Region Indras. Ein kluger Mensch sucht Zuflucht in der Ganga oder Kaveri. Denn hier werden sicher alle Sünden ausgelöscht, und viele Orte gewähren die Region von Rudra. Die Flüsse Tamraparni und Vedavati führen zu Brahma. Ihre Ufer sind geheiligt und bieten dem Ehrenden den Himmel dar. Zwischen diesen Flüssen sind viele verdienstspendende Orte, in denen kluge Menschen wohnen und sich die Früchte ihrer Lebensweise sichern.

Denn nur durch gutes Betragen, tugendhafte Neigungen und wohlmeinende Vorhaben mit liebevollem Charakter gepaart kann der Anhänger sich Gnade und Nutzen erkämpfen. Nicht anders. Dabei erblühen verdienstvolle Taten in heiligen Orten zu ganz besonderen Früchten, während sich sündige Taten vervielfachen, und seien sie auch noch so winzig. Solche Sünden können durch Verdienst in einem Leben wieder ausgelöscht werden. Verdienst zieht Wohlstand nach sich und vernichtet Sünden, die körperlich, verbal oder geistig begangen wurden. Doch bedenkt, ihr Brahmanen, vor allem die geistigen Sünden sind hart wie Diamant und kleben an einem für viele, viele Äonen. Solch geistige Sünden können einzig und allein durch Meditation ausgelöscht werden. Verbale Sünden werden mit dem Singen von Mantras und körperliche Sünden mit harter Askese vernichtet, bei der man den Körper abmagert. Wurden Sünden mittels Reichtum begangen, kann man sie nur durch wohltätige Gaben auslöschen, auch wenn darüber viele Äonen vergehen mögen. Und es gibt auch Plätze, an denen die sich erhebende Sünde allen Verdienst auslöscht.

Sowohl Verdienst als auch Sünde haben drei Stadien: der noch nicht sichtbare Zustand wie in einem Keim, der Zustand der Entwicklung und der Zustand des Erlebens. Im Keim kann man die karmische Tat durch Weisheit und vollkommenes Wissen auslöschen. Ist sie im Zustand der Entwicklung kann man alles bisher Gesagte anwenden. Doch sind Verdienst oder Sünde voll erblüht, dann kann man sie nur auslöschen, wenn man die entsprechenden Früchte erduldet, auch wenn man zuvor Millionen von Taten zu diesem oder jenem Zweck durchgeführt hat. Versteht ihr, nur der Keim und die wachsende Pflanze von Sünde oder Verdienst können vernichtet werden. Wenn ein Rest übrig bleibt, muß er erlebt und erfahren werden, und damit wird er ausgelöscht. Ehrt man regelmäßig die Götter, beschenkt die Brahmanen und übt ausreichend Enthaltsamkeit, dann sind die Früchte erträglich. Wer sich also Glückseligkeit wünscht, muß sich von Sünden fernhalten.


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