Pushpak Shiva-Purana Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 5 - Die Bedeutung des Linga Symbols von Shiva

Suta sprach:
Wenn jemand den drei Wegen von Hören, Lobpreisen und Meditation nicht folgen kann, soll er das Linga oder ein Bild Shivas aufstellen und es täglich verehren. Auch damit kann er den Ozean der weltlichen Existenz überqueren. Soweit er es sich leisten kann, soll der Anhänger Gaben an andere verteilen, ohne diese zu betrügen. Doch erst soll er diese Gaben dem Linga oder Bild Shivas anbieten und es immer ehren. Die Verehrung sollte kunst- und liebevoll ausgeführt werden. Wenn Altäre aufgestellt, geschmückte Portale, Tempel und Klöster geziert und heilige Zentren eingerichtet werden, wenn Kleider, Düfte, Blumengirlanden, Lampen und gut gekochtes Essen wie Reis und Pfannkuchen geopfert werden nebst Geschirr, Schirmen, Fächern mit jeglichem Zubehör - dann sollte es immer in frommer Andacht an Shiva geschehen. Wahrlich königlich sollte Shiva geehrt werden mit Umrundungen und Japa (das wiederholte Murmeln der Namen Shivas oder Singen von Mantras), wie es einem jeden möglich ist. Alle üblichen Rituale wie Gebete und Anrufungen sollen mit Hingabe und Demut erfolgen. Wer das Linga oder Bild Shivas auf diese Weise ehrt, wird auch ohne die drei Mittel zur Erlösung gelangen. Viele edle Menschen wurden seit jeher nur durch diese einfache Verehrung erlöst.

Da fragten die Weisen:
Überall werden die Götter vor allem in ihren Bildern verehrt. Warum wird Shiva sowohl in Bild als auch symbolisch geehrt?

Suta antwortete:
Nun ihr Weisen, dies ist eine heilige und wundersame Frage. Die Antwort kommt von Shiva selbst und nicht von irgendeiner gewöhnlichen Person. Ich werde euch berichten, was Shiva dazu gesagt und mir mein Lehrer weitergegeben hat.

Shiva selbst ist namen- und formlos (Nishkala), denn er ist identisch mit dem Höchsten Brahman. Doch gleichzeitig ist er verkörpert (Sakala). In seinem formlosen Aspekt wird er als Linga verehrt und in seinem verkörperten Aspekt als Bild oder Statue. Seid euch der beiden Aspekte Shivas bewußt, und verehrt sowohl Bild als auch Linga, das Sichtbare und das Unsichtbare.

Werden die Götter nur als Bilder verehrt, dann ist man sich des Höchsten Brahman nicht bewußt, wie es im Linga von Shiva angedeutet wird. Man sieht dann in den Göttern individuelle Seelen oder verkörperte Wesen, und kein formloses Brahman.

Einst stellte Sanatkumara auf dem Berge Mandara dem treuen Gefährten Shivas, Nandikeshvara, dieselbe Frage. Die Antwort erstrahlt im Licht der Silbe OM und der Essenz der Veden.

Sanatkumara fragte damals:
Außer Shiva werden die anderen Götter oft einzig allein in verkörperter Form verehrt. Nur bei Shiva sieht man die Verehrung von Linga und verkörperter Gestalt. Oh bitte, du in der Rede geübter Gelehrter, erkläre mir dies genau, damit ich die Wahrheit verstehe.

Nandikeshvara gab zur Antwort:
Um diese Frage zu beantworten, muß man das Geheimnis vom Höchsten Brahman enthüllen. Du bist fromm, oh Sündenloser, und daher werde ich dir weitergeben, was Shiva einst dazu sagte. Weil Shiva das Höchste Brahman ist, wird für seinen körperlosen Aspekt das Linga in Übereinstimmung mit den Veden verehrt. Und weil er gleichwohl einen verkörperten Aspekt hat, wird er auch in dieser Verkörperung verehrt und von den Menschen geliebt. In den heiligen Schriften wird oft erwähnt, daß die anderen Götter in ihrer verkörperten Form verehrt werden, wobei es nur bei Shiva vorkommt, daß er sich sowohl als Linga als auch in verkörperter Form symbolisieren läßt.

Sanatkumara sprach:
Oh Glückseliger, du hast mir den Unterschied zwischen der Verehrung von (Linga und Bild bei) Shiva und den anderen Göttern erklärt. Nun möchte ich noch erfahren, oh Herr aller Yogis, wie das Symbol des Linga sich einst manifestierte.

Nandikeshvara antwortete:
Oh mein Lieber, meine Zuneigung zu Dir wird mich die Wahrheit sagen lassen. Vor langer, langer Zeit, im ruhmreichen ersten Weltenzyklus, stritten die beiden edlen Seelen Brahma und Vishnu miteinander. Um ihren Stolz zu zügeln, wies sie Shiva (Parameshvara, die Höchste Gottheit) auf seine undenkbare, formlose Gestalt hin und erschien zwischen ihnen als riesige Säule. Nur dieses Linga Symbol zeigte er ihnen, das Bild einer Art Säule, denn er wünschte, die Welten zu segnen. Von dieser Zeit an wird sowohl das Linga als auch die verkörperte Gestalt dem Shiva (als Gottheit) zugewiesen, während die Götter weiterhin nur verkörperte Formen tragen. Hält man an den verschiedenen Verkörperungen der vielen Götter fest, erntet man viele Freuden. Doch ist man sich des Shiva Linga und auch der Verkörperung Shivas bewußt, erntet man Glückseligkeit, Freude und Erlösung.


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