Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 112 - König Prishadhra und die Wut

Markandeya sprach:
Eines Tages ging König Prishadhra, der Sohn von Manu, in den Wald auf die Jagd. Doch als er durch den einsamen Wald streifte, fand er nirgendwo Hirsche. Und während er hin- und herlief, brannten die Strahlen der Sonne herab, und Hunger und Durst bedrängten ihn sehr. Aber plötzlich sah er eine höchst prächtige Opferkuh (welche die Milch für die Opfer gibt), die einem Agnihotra Brahmanen gehörte. Sie für einen Hirsch haltend schoss er einen Pfeil ab, der ihr Herz durchbohrte, und sie fiel zu Boden.

Als der Brahmacharya Sohn des Agnihotras, der sich unablässig in Askese übte, die Opferkuh seines Vaters fallen sah, da verfluchte er den König. Sein Name war Babhraya und er hatte von seinem Vater den Auftrag, sich um die heiligen Kühe zu kümmern. Oh Muni, er war von Natur aus aufbrausend und zornvoll. So stieg die Wut in ihm auf, er begann zu schwitzen, und seine Augen rollten. Als König Prishadhra den Zorn in ihm aufsteigen sah, sprach er: „Sei doch friedlich! Warum überkommt dich die Wut wie einen Shudra? Solche Wut sollte nicht einmal einen Kshatriya oder Vaisya davontragen, wie sie von dir Besitz ergreift, der du in der Familie eines bedeutenden Brahmanen geboren wurdest.“

Nach dieser Mahnung des Königs verfluchte der Sohn des Rishi den Übeltäter mit den Worten: „Du selbst sollst ein Shudra werden. Weil du die Opferkuh meines Lehrers getötet hast, soll der Veda nie mehr aus deinem Mund erklingen, den du von deinem Lehrer gelernt hast.“

So verflucht und vom Ärger beherrscht, griff der König nun seinerseits zum Wasser, um auch ihn zu verfluchen. Darauf wurde dieser Beste der Zweifachgeborenen noch zorniger und wollte den Untergang des Königs beschließen. Aber in diesem Moment kam sein Vater herbei und hinderte ihn mit den Worten: „Oh Kind, weg mit der Wut, die der große Feind jeder geistigen Entwicklung ist. Allein die Vergebung kann das Wohlergehen der Zweifachgeborenen sowohl in dieser als auch in der jenseitigen Welt sichern. Die Wut zerstört Askese und Langlebigkeit. Ein wütender Mensch verliert Vernunft und Verdienst. Die Wut bringt weder Tugend noch Wohlstand. Wer von der Wut besessen wird, kann niemals den Weg finden, der zum Guten führt. Selbst wenn du meinst, es ganz genau zu wissen, dass der König die Opferkuh getötet hat, sollte dich deine Vernunft zur Vergebung führen. Und falls er unwissentlich diese Kuh getötet hat, warum sollte er dann einen Fluch verdienen, ohne böswillig gehandelt zu haben?

Wer selbst nach Glück sucht, aber andere tötet, der hat seine Vernunft bereits zerstört. Solch ein Mensch ist höchst erbärmlich. Und wenn die Gelehrten einen unschuldigen Menschen bestrafen, dann meine ich, dass jeder Analphabet wertvoller ist als solch ein Gelehrter. Deshalb, oh mein Sohn, hättest du den König heute nicht verfluchen sollen. Durch ihr Karma hat diese Kuh ein schmerzhafter Tod getroffen.“

Daraufhin verehrte König Prishadhra mit geneigtem Kopf den Sohn des Muni und sprach: „Sei gnädig, ich habe irrtümlich gehandelt. Oh Muni, ich habe deine Opferkuh aus Unwissenheit für einen Hirsch gehalten und getötet.“

Darauf sprach der Sohn des Rishi: „Oh König, ich habe seit meiner Geburt niemals eine Unwahrheit gesprochen. Oh Großer, auch heute kann meine Wut nicht ungeschehen werden. Deshalb, oh König, werde ich nicht im Stande sein, diesen Fluch aufzuheben. Aber ich nehme davon Abstand, den zweiten Fluch zu beschließen, den ich aussprechen wollte.“ Nach diesen Worten nahm der Vater seinen Sohn, und sie begaben sich in ihre Klause zurück. Doch König Prishadhra wurde zu einem Shudra.


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