Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 85 - Die Anrufung der Göttin und ihr Gespräch mit dem Boten

Der Rishi sprach:
Es war damals, als die Dämonen Sumbha und Nisumbha durch ihre Kraft im Rausch den ganzen Anteil der Opfer der drei Welten für sich beanspruchten. Sie eigneten sich ebenfalls die Mächte von Indra, Surya, Kuvera, Yama, Varuna, Vayu, Agni und vieler anderen Götter widerrechtlich an. Die Schar der Götter wurde von ihnen geschlagen und ihrer Reiche beraubt. Sie nahmen den Tridasas (den dreiunddreißig Göttern) jegliche Autorität und vertrieben sie alle. Die mächtigen Götter erinnerten sich in ihrer Qual an die große Göttin: „Du hast uns allen diese Gunst geschenkt: Wenn wir in der Stunde der Gefahr an dich denken, dann mögest du uns aus der Not befreien.“

So meditierten sie über die Göttin in ihren Herzen und begaben sich zum Himavat, dem König der Berge, und verehrten dort die Göttin der Illusion Vishnus. Die Götter sprachen:

„Wir grüßen die große Göttin, die Quelle aller Freuden, und verneigen uns demütig wieder und wieder vor dir. Verehrung sei der vorzüglichen Welt der Erscheinungen, Verehrung sei der Frömmigkeit, Verehrung sei der Gauri und der Dhatri. Ewige Verehrung sei dem Licht, der Klarheit des Mondes und der Glückseligkeit. Doppelte Verehrung sei dem Wohlstand, der Beständigkeit, der Reife und der Vollkommenheit. Doppelte Verehrung sei der Auflösung und dem Verfall als die Stütze der Erde und der Göttin des Reichtums, Sarvani. Doppelte Verehrung sei dir, oh Durga, denn du kannst unüberwindlich erscheinende Hindernisse beseitigen. Unvergängliche Verehrung sei der Ruhmreichen, der Dunklen und Verhüllten. Doppelte Verehrung sei der Mächtigen, der Milden und der Strengen.

Verneigung vor der Schöpferin der Welt und der Göttin! Fünffache Verehrung sei der Göttin, die als Illusion Vishnus in allen Wesen bezeichnet wird. Fünffache Verehrung sei der Göttin, die als Wahrnehmung, Intelligenz, Träumerei, Phantasie, Begierde, Schöpferkraft und Befriedigung in allen Wesen wohnt. Fünffache Verehrung sei der Göttin, die als Gnade, Hingabe, Bescheidenheit, Mitgefühl und Glaube in allen Wesen wohnt. Fünffache Verehrung sei der Göttin, die als Pracht, Wohlstand, Intellekt, Erinnerung, Gunst und Heiterkeit in allen Wesen wohnt. Fünffache Verehrung sei der Göttin, die als ewige Mutter in allen Wesen wohnt. Fünffache Verehrung sei der Göttin, die als Illusion und Erfahrung in allen Wesen existiert. Fünffache Verehrung sei der Göttin, die jenseits aller Sinne ist und ewiglich alle erschaffenen Wesen durchdringt.

Wir grüßen die Göttin, die in der ganzen Welt als eine Form des Lichtes lebt. Alle Götter versammeln sich, mit Indra und Dinesa (dem Gott des Tages), und beten zu dir, gemäß deiner einstigen Verheißung. Oh Göttin, Quelle des Glücks, schenke uns heilsamen Segen und zerstreue die Gefahr, die uns bedroht. Wir grüßen und verehren dich. Bitte zerstöre die stolzen Dämonen. Wer auch immer mit Hingabe über dich meditiert, der möge augenblicklich von seinem Unglück befreit sein.“

Als die Götter, oh König, ihre Lobeslieder sangen, begab sich Parvati zu den Wassern der Ganga, um sich zu reinigen. Und sie fragte die Götter: „Wen preist ihr da?“ Da entsprang aus ihrem Körper die glänzende Shiva-Shakti und sprach zu ihr: „Sie singen mein Lob, weil sie durch den Giganten Sumbha vertrieben wurden, und weil alle Götter vor Nisumbha aus dem Krieg geflohen sind.“

So entsprang Ambika dem Körper von Parvati und wird deshalb überall in der Welt auch Kaushiki genannt. Und weil sie durch ihre Geburt dunkel wurde, heißt sie auch Kalika und bewohnte damals den Gipfel des Himavat. Ihre überweltlich schöne Gestalt erzeugte höchste Bewunderung und wurde durch Chanda und Munda erblickt, welche zwei Gehilfen von Sumbha und Nisumbha waren.

Und sie sprachen zu Sumbha: „Oh großer Souverän! Es gibt auf dem Gipfel des Himavat eine wunderschöne Frau. Sie bezaubert das Herz eines jeden Betrachters. Eine solche Gestalt wurde noch nie gesehen. Finde heraus, wer sie ist und ergreife Besitz von dieser himmlischen Frau. Dieser bezaubernde Körper ist ein Juwel unter den Damen, glanzvoll in jeder Hinsicht. Oh Indra der Dämonen, du solltest sie sehen. Oh Herr, du hast bereits in deinem Palast alle wertvollen Juwelen aus den drei Welten angesammelt. Den Elefanten Airavat hast du von Indra. Du besitzt den (wunscherfüllenden) Baum Parijata und ebenfalls das Ross Uchaisravas. Du hast den Wagen mit den göttlichen Schwänen, der aus Edelsteinen zur Verherrlichung der Veden gemacht wurde. Du hast die Nidhi Mahapadma (siehe Kapitel 68) vom Gott des Reichtums. Vom Ozean hast du die Lotusblume und eine Girlande mit unvergänglichen Blüten. Der goldspendende Schirm von Varuna befindet sich in deinem Haus, wie auch der ausgezeichnete Wagen, der ursprünglich Prajapati gehörte. Du nahmst die Shakti Utkranta (die Kraft des Todes). Die Schlinge von Varuna, dem Gott der Meere, besitzt dein Bruder. Und Agni (Vanhi) hat Nisumbha alle Sorten von Edelsteinen gewährt, die im Meer bei der Ausführung seiner heiligen Riten gefunden wurden. Oh Herrscher der Dämonen! Du hast alle wertvollen Dinge erworben. Warum nimmst du nicht auch dieses verheißungsvolle Juwel einer Frau?“

Sumbha hörte aufmerksam die Rede von Chanda und Munda. Dann sandte der mächtige Dämon seinen Boten Sugriva zur Göttin. Er sprach: „Gehe und sage ihr, dass ich sie begehre. Erledige diesen Botengang schnell und erfülle deinen Auftrag. Erfreue sie in jeder Weise.“

Er ging zum Berg, wo die Verheißungsvolle verweilte, überbrachte die Nachricht an die Göttin und war mit honigsüßen Worten bestrebt, sie sich geneigt zu machen. Der Bote sprach: „Oh Göttin! Sumbha ist der Herr der Dämonen. Er ist ein mächtiger Herrscher der drei Welten. Ich bin sein Bote, der von ihm hierher gesandt wurde. Er hat ungebrochene und grenzenlose Autorität über alle Götter. Er hat alle Feinde der Dämonen überwunden. Höre, was er spricht: Ich beherrsche alle Götter der drei Welten und erhalte allein alle Opfergaben. Ich habe die ausgezeichneten Juwelen der drei Welten gewonnen. Der wertvolle Elefant von Indra wurde mir demütig von ihm übergeben. Ich bin auch Herr des Rosses Uchaisravas, das sich aus dem milchigen Ozean erhob, als die mächtigen Götter ihn quirlten. Alle wertvollen Dinge, die unter den Göttern, Gandharvas und Nagas zu finden sind, gehören mir. Die Welt schätzt dich, oh Göttin, als ein weibliches Juwel. Komme zu uns, und wir werden uns an dir erfreuen. Oh du mit dem herzdurchbohrenden Blick! Erwähle entweder mich oder meinen tapferen jüngeren Bruder Nisumbha, die Besitzer alle Juwelen. Du sollst kostbaren und unermesslichen Reichtum gewinnen, wenn du mich erwählst. Bedenke und sei klug, so wirst du alles erreichen.“

Doch die Göttin antwortete ihm mit einem stolzen Lächeln und sprach: „Was du gesagt hast, ist richtig. Es gibt keine Lüge in deiner Rede. Sumbha ist Herr der drei Welten, und Nisumbha auch. Aber wie kann ich mein festes Gelübde aufheben? Höre, was ich einst ohne Ausnahme geschworen habe: Wer auch immer mich im Kampf besiegen und meinen Stolz brechen kann, wer mir an Lebenskraft in dieser Welt gleich ist, nur der soll mein Gatte sein. Ob Sumbha oder der mächtige Dämon Nisumbha, rufe sie her, um mich zu besiegen. Dann werde ich sofort die Hand des Siegers ergreifen.“

Der Bote sprach: „Wieso sprichst du so überheblich in meiner Anwesenheit? Gibt es ein Wesen in den drei Welten, das fähig wäre Sumbha und Nisumbha zu besiegen? Alle vereinten Götter waren außerstande, diesen Giganten im Kampf zu widerstehen. Wie könntest du als einzelne Frau ihnen die Stirn bieten? Indra und alle anderen Götter konnten ihn nicht bezwingen. Warum sollte Sumbha den Kampf mit einer Frau suchen? Am Ende wirst du mitgehen müssen, oder schändlich an den Haaren zu Sumbha und Nisumbha geschleppt werden.“

Die Göttin sprach: „Ist dies die Energie von Sumbha, und ist dies der große Mut von Nisumbha? Ich habe es damals so beschlossen und ohne weitere Überlegung gelobt. Was soll ich jetzt tun? Gehe nun hin und offenbare deinem Meister alles, was ich gesprochen habe, und appelliere an den Indra der Dämonen. Dann möge er tun, was angemessen ist.“


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