Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 77 - Die Geschichte vom Sonnengott und seiner Frau Sajna

Markandeya sprach:
Oh Großer, die Tochter von Visvakarma (Twashtri, der göttliche Architekt) war Sajna, die Frau des Sonnengottes Vivasvat. Sie bekam mit ihm einen Sohn, welcher ein Manu wurde. Er war berühmt und ebenso ein Meister der verschiedenen Zweige des Lernens. Als Sohn von Vivasvat wurde er Vaivaswata genannt. Doch immer wenn der Sonnengott auf seine Frau Sajna blickte, pflegte sie ihre Augen zu schließen. Deshalb wurde er eines Tages zornig und sprach folgende harten Worte zu ihr: „Weil du, oh Unverständige, immer deine Augen schließt, sobald ich meinen Blick auf dich richte, sollst du Yama, den Zerstörer der Wesen, gebären.“ Daraufhin blickte die Göttin ihn ängstlich und mit zitternden Blicken an, und der Sonnengott sprach weiter zu ihr: „Weil du mich mit unruhigen Blicken angeschaut hast, wirst du als deine Tochter noch einen unbeständigen Fluss gebären.“

So brachte sie durch den Fluch ihres Mannes Yama und den großen Fluss, welcher unter dem Namen Yamuna gefeiert wird, in diese Welt. Daraufhin begann sie sich mit großen Schwierigkeiten darin zu üben, den hellen Glanz des Sonnengottes zu ertragen. Aber unfähig dazu, dachte sie: „Was soll ich tun? Wohin soll ich gehen? An welchem Ort könnte ich Ruhe finden, wo ich dem Zorn meines Mannes nicht unterworfen bin?“ So überlegte sie auf vielfältige Weise, und dann dachte die große Tochter des Patriarchen an den Schutz ihres Vaters. Damit beschloss die berühmte Göttin zum Haus ihres Vaters zu gehen und verwandelte ihren eigenen Körper in einen vorzüglichen Schatten der Sonne und sprach zu diesem Schatten: „Lebe weiterhin im Bereich der Sonne, wie ich selbst lebte, und verhalte dich ebenfalls so zum Sonnengott und seiner Nachkommenschaft. Und auch wenn du gefragt wirst, sollst du ihm nichts von meiner Abreise erzählen. Behaupte immer: 'Ich bin Sajna.'“

Die illusorische Sajna (ihr Schatten) sprach: „Oh Göttin, ich werde dein Gebot beachten, so lange der Sonnengott mich nicht am Haar zieht oder einen Fluch auf mich lädt. Ich werde ihm die Wahrheit sagen, wenn er mich am Haar zieht oder verflucht.“ So angesprochen begab sich die Göttin zum Wohnort ihres Vaters, Visvakarma, der alle seine Sünden durch asketische Gelübde abgewaschenen hatte. Sie wurde mit großen Ehren durch Visvakarma empfangen, und so lebte diese schuldlose Dame für einige Zeit im Haus ihres Vaters. Doch schon bald grüßte er seine Tochter mit den schönen Gliedern und sprach mit großer Liebe und Respekt: „Wenn ich dich, mein Mädchen anschaue, erscheinen selbst viele lange Jahre wie nur ein Augenblick. Doch die Tugend schwindet mit der Zeit. Es ist für Frauen nicht lobenswert, allzu lange im Haus ihrer Verwandtschaft zu leben. Denn es ist der Wunsch ihrer Angehörigen, dass die Frauen im Haus ihrer Männer sein sollten. Du wurdest mit dem Sonnengott, dem Herr der drei Welten, verbunden. Es ziemt sich für dich nicht, oh mein Mädchen, für immer im Haus deines Vaters zu leben. Begib dich deshalb zurück zum Haus deines Ehemannes. Ich bin mit dir zufrieden gewesen und verehre dich wirklich. Komm bald wieder, oh liebliches Mädchen, um mich zu besuchen.“

Nach diesen Worten ihres Vaters sprach sie „So sei es.“, verehrte ihren Vater und begab sich nach Uttarakuru. Dort nahm sie aus Furcht vor dem Glanz des Sonnengottes und seinen heißen Strahlen die Gestalt einer Stute an und übte sich in asketischen Gelübden. Der Sonnengott hatte in der Zwischenzeit mit der vermeintlichen Sajna zwei Söhne und eine sehr schöne Tochter gezeugt. Doch jene illusorische Sajna entwickelte nicht die gleiche Zuneigung zu den Söhnen und der Tochter der ursprünglichen Sajna, wie zu ihren Kindern. Sie kümmerte sich täglich mehr um ihre eigenen Vorteile. Manu verzieh ihr das, aber Yama konnte dies nicht. Im Zorn erhob er seinen Fuß, um sie zu schlagen, doch im gleichen Moment wurde er von Gnade erfüllt und berührte sie nicht einmal. Daraufhin, oh Zweifachgeborener, begann die illusorische Sajna mit zitternden Händen und zornig aufgerissenem Mund einen Fluch auf Yama zu sprechen: „Weil du aus Respektlosigkeit deinen Fuß gegen mich erhoben hast, die Frau deines Vaters, soll dein Fuß noch heute abfallen.“

Als er diesen Fluch von seiner Mutter hörte, begab sich Yama voller Angst zu seinem Vater, grüßte ihn und sprach: „Es ist höchst absonderlich, oh Vater, und wurde noch nie gehört, dass eine Mutter all ihre Zuneigung aufgibt und einen Fluch auf ihren Sohn lädt. Ich denke, und Manu ist gleicher Meinung, dass sie nicht unsere Mutter ist. Denn selbst, wenn ein Sohn ganz aus der Reihe wächst, eine Mutter würde niemals so handeln.“ Die Worte von Yama hörend, schickte der Sonnengott nach der illusorischen Sajna und fragte sie, wohin seine eigentliche Frau gegangen ist.

Daraufhin antwortete sie: „Oh Sonne, ich bin die Tochter von Visvakarma, Sajna, deine Frau und die Mutter all dieser Kinder.“ Und obwohl sie auf vielerlei Weise durch die Sonne bedrängt wurde, antwortete sie nichts anderes. Doch irgendwann wurde der Sonnengott ärgerlich und wollte sie verfluchen. Daraufhin erzählte sie ihm die ganze Geschichte aufrichtig. Und mit diesem Wissen begab er sich zur Wohnstätte des göttlichen Visvakarma. Jener begegnete der Sonne, die in den drei Welten angebetet wird und nun zu seinem Haus kam, mit größter Verehrung. Und befragt über Sajna sprach Visvakarma zu ihm: „Du selbst warst die Ursache, dass sie zu meinem Haus kam.“ Daraufhin konzentriert der Sonnengott seinen Geist, und sah sie in Gestalt einer Stute im Lande Uttarakuru bei der Einhaltung asketischer Gelübde. In gleicher Weise erfuhr er das Ziel ihrer Buße: „Möge mein Ehemann eine milde, freundliche Gestalt erhalten und in dieser Form segensreiche Werke vollbringen.“ Daraufhin sprach der Sonnengott zu Visvakarma, dem Vater von Sajna: „Ich bitte dich, verringere noch heute die Heftigkeit meiner Strahlen.“ Und Visvakarma zügelte daraufhin den Glanz der Sonne, welche sich nun durch das Jahr bewegt, und die Götter begannen, ein Loblied auf den Sonnengott zu singen.

Der Sonnegott Surya


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