Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 62 - Die Geschichte von Varuthini und Kali

Markandeya fuhr fort:
So sprach der Sohn der Zweifachgeborenen und unverzüglich trat in seinen Körper (das Opferfeuer) Agni Garhapatya ein. Als er damit vollkommen erfüllt war, erleuchtete er seine ganze Umgebung, wie ein menschgewordenes Opferfeuer. Und als die ätherische Dame (Varuthini) diesen Zweifachgeborenen in der Helligkeit des heiligen Feuers glühen sah, da wuchs ihre Liebe zu diesem Brahmanen noch weiter an. Doch im gleichen Moment begann sich der Sohn der Zweifachgeborenen, durch die Kraft dieses Trägers der Opfer, dem Garhapatya Agni, wieder mit seiner ursprünglichen Leichtigkeit zu bewegen. Und so verschwand er schnell aus der Sicht jener Göttin, und durch die schweren Seufzer jener zarten Gestalt erzitterte der ganze Wald ringherum.

Unverzüglich erreichte er seine Heimat. Und der Beste der Zweifachgeborenen führte alle Opfer durch, wie sie dem Dharma entsprechen. Doch jene Frau mit ihren schönen Gliedern war mit Geist und Seele ihm vollkommen verfallen und seufzte Tag und Nacht um ihre einzige heißbegehrte Zuflucht. Von ihren makellosen Lippen erklangen unablässig die Seufzer „Ach! Ach!“ und sie, mit den Augen eines verliebten Khanjana Vogels, verfluchte ihr eigenes Unglück. In jenen Tagen begehrte ihr Herz keine anderen Wünsche, weder Nahrung, noch das Wandern durch die schönen Wälder oder durch die angenehmen Täler, die den Geist erfreuen. Von ihm verlassen, träumte sie unaufhörlich von einem unzertrennlichen Paar verliebter Chakravakas Vögel.

Diese vorzügliche Dame begann, ihre eigene Jugend zu verfluchen und dachte: „Warum bin ich nur, angezogen durch die Kraft eines üblen Schicksals, zu diesen Bergen gekommen, und warum musste solch ein Mann meine Wege kreuzen? Wenn dieser Held der acht großen Qualitäten mich heute nicht erwählt, dann wird das Feuer der begehrenden Liebe, viel zu heiß, um es zu ertragen, mich sicher ganz und gar verzehren. Selbst der Himalaja, der sonst mit den Gesängen der Amsel dem Geist so angenehm war, scheint mich heute aufgrund seiner Abwesenheit zu verbrennen.“

Auf diese Weise trieb sie dahin, getroffen von Kamas Pfeilen, oh du Bester unter den Munis. Und ihre brennende Liebe zu ihm wuchs mit jedem Moment weiter an. In diesem verzweifelten Zustand erblickte sie der Gandharva Kali, welcher Varuthini sehr liebte. Aber sie hatte ihn damals zurückgewiesen. Nun dachte er bei sich: „Warum ist jene Varuthini, die einst den stolzen Gang eines Elefanten hatte, jetzt ganz ausgetrocknet vom heißen Atem vieler Seufzer und wälzt sich auf der Erde? Wurde sie durch den Fluch eines Munis verwundet? Oder ist sie von irgendjemandem beleidigt worden? Aus welchem Grund trägt sie dieses tränenüberströmte Gesicht?“

Voller Neugier wälzte er diese Gedanken einige Zeit. Doch dann wurde ihm aufgrund der Tugend von Samadhi (durch konzentrierte Meditation) bewusst, was geschehen war. Oh Muni, mit diesem Wissen überlegte Kali folgendes: „Dies geschah bestimmt infolge meines guten Schicksals, das ich durch verdienstvolle Handlungen in einer früheren Existenz angesammelt habe. Voller Liebe habe ich sie vergebens immer wieder angebetet. Und die mich damals zurückwies, habe ich heute wiedergefunden. Sie ist mit begehrender Liebe zu jenem Menschen erfüllt. Deshalb werde ich seine Form annehmen, und sie wird ahnungslos mit mir alle Vergnügen genießen. Warum sollte ich zögern? Ich werde es tun.“

Markandeya fuhr fort:
Durch die Kraft seines Geistes nahm er die Gestalt jenes Zweifachgeborenen an und begann, an dem Ort umherzuwandern, wo Varuthini lag. Und die Schöngestaltige, zart und bezaubernd, erblickte ihn mit begehrenden, nur halbgeöffneten Augen, begab sich schnell in seine Nähe und rief unablässig: „Sei mir gnädig! Sei mir lieb! Von dir verlassen, werde ich zweifellos dieses Leben aufgeben. Und das wird eine große Sünde für dich sein, und damit wird auch der Verdienst deiner Opferhandlungen verloren gehen. Vereinige dich mit mir in diesem wunderschönen Tal, zwischen den anderen großen Tälern dieser Berge, und du sollst das Verdienst der Rettung meines Lebens ernten. Oh du mit dem großen Verständnis, sicher näherte sich das Ende meiner Tage und deshalb bist du, oh Freude meines Herzens, wieder von den Menschen zurückgekehrt.“

Und Kali sprach: „Was sollte ich tun? Ich würde wohl zwangsläufig alle Verdienste meiner Opferhandlungen verlieren, und du, mit der schlanken Taille, sprachst voller Weisheit zu mir. Deshalb bin ich jetzt in einer leidvollen Zwangslage. Doch wenn du erfüllst, um was ich dich bitte, dann können wir uns zusammen finden, sonst nicht.“

Varuthini antwortete: „Sei unbesorgt, was auch immer du sagen wirst, das werde ich tun. Das sei die Wahrheit! Erzähle mir ohne jegliche Bedenken und Zurückhaltung, welche Wünsche ich dir erfüllen soll.“

Kali sprach: „Wenn wir uns an diesem Tag miteinander erfreuen, dann sollst du mich in diesem Wald nicht ansehen. Oh du mit den schönen Augenbrauen, vereinige dich mit mir mit geschlossenen Augen.“

Und Varuthini antwortete: „So sei es. Was du wünschst ist gut, und so soll es sein. Ich bin dir vollkommen ergeben.“


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