Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 61 - Die Geschichte eines Brahmanen im Swarochisha Manwantara

Kraustuki sprach:
Oh Mahamuni, was ich dich fragte, das wurde von dir ausführlich beschrieben, die Aufteilung der Länder und der Gewässer, ihre Maße, ihre Sterne mit den Konstellationen, sowie die drei Lokas (Bhur, Bhuva und Swar) und alle unteren Welten. So wurde auch das Swayambhuva Manwantara von dir beschrieben. Oh Muni, ich wünsche jetzt von den anderen Manwantaras mit ihren Führern, Göttern, Rishis und den Söhnen der Manus, sowie von den Königen zu hören.

Markandeya sprach:
Nach dem Manwantara des Swayambhuva, welches von mir beschrieben worden ist, gab es ein weiteres Manwantara mit dem Namen Swarochisha. Höre darüber von mir.

Einst lebte ein hoher Brahmane unter den Zweifachgeborenen in der Stadt Arunaspada an den Ufern des Flusses Varuna, oh Brahmane, der in seiner Schönheit sogar den Aswin Zwillingen glich. Er hatte ein mildes Wesen, lebte durch gerechte Handlungen und erfuhr die Veden und Vedangas in ihrer umfassenden Vollkommenheit. Er war wohlwollend zu seinen Gästen und der Schutz aller Personen, die sein Haus nach Einbruch der Nacht aufsuchten. Aber ihn bewegte der Gedanke: „Ich möchte diese ganze Welt sehen, mit ihren höchst angenehmen Wäldern und Gärten, geschmückt mit vielen Städten.“

Eines Tages kam ein Gast in sein Haus, der von den vorzüglichen Eigenschaften vieler Kräuter wusste und ein Kenner der magischen Formeln war. Dieser Gast wurde von ihm mit einem durch Hingabe gereinigten Geist bedient, und jener erzählte ihm von vielen Ländern und schönen Städten, von Wäldern, Flüssen und Bergen, heilig und grenzenlos. Und von Bewunderung erfüllt sprach er zu diesem Besten unter den Zweifachgeborenen: „Du hast bestimmt große Beschwerden auf dich genommen, um so viele Orte zu sehen. Und doch bist du noch nicht sehr alt und hast dich von deiner Jugend kaum entfernt. Oh Zweifachgeborener, wie konntest du in so kurzer Zeit diese ganze Welt durchreisen?“

Der Gast sprach: „Oh Brahmane, durch die Macht eines Krautes, das durch magische Formeln mit unbegrenzter Beweglichkeit segnet, kann ich tausend Yojanas an einem halben Tag gehen.“

Darauf sprach der Brahmane mit unerschütterlichem Glauben an diese Worte voller Respekt zu seinem Gast: „Oh du Besitzer der sechs großen Qualitäten, gewähre mir jene Gunst der aus den magischen Formeln geborenen Macht. Ich fühle einen sehr großen Wunsch, diese Welt zu sehen.“ Und mit einem großzügigen Geist übergab ihm der Brahmane eine Kräutersalbe für die Füße und konditionierte sie entsprechend den gewünschten Himmelsrichtungen durch die Macht der mystischen Formeln mit höchster Konzentration.

Dann, oh Bester der Zweifachgeborenen, bedeckte jener Brahmane seine Füße mit der wunderbaren Salbe, und in der Absicht, alles zu sehen, ging er zum Himalaja mit den vielen Quellen. Und er dachte sich, wenn er tausend Yojanas an einem halben Tag gehen kann, dann könnte er in der anderen Hälfte auch wieder zurückkehren. Als er dann die Höhen des Himalajas ohne jede körperliche Erschöpfung erreicht hatte, wanderte der Zweifachgeborene auf den Gipfeln der schneebedeckten Berge dahin. Doch durch den Schnee wurde die Wundersalbe aus den vorzüglichen Kräutern aufgelöst und während des Laufens abgewaschen. Damit wurde seine Reise immer langsamer, als er so hin- und herspazierte und viele der angenehmsten Hochebenen der Himalaja Berge betrachtete. Dort sah er jene Ebenen, die durch Siddhas und Gandharvas bewohnt sind, und wo sich die Kinnaras erfreuen. Sie erscheinen so angenehm, weil sie die Spielwiesen und Promenaden der Götter sind, wo sich Hunderte von himmlischen Apsaras tummeln.

Oh Muni, der Brahmane wurde mit höchstem Entzücken erfüllt, aber war immer noch nicht gesättigt. Der eine Ort war voller Schönheit wegen der Wasserfälle aus verborgenen Quellen, ein anderer Ort erklang wunderbar von der Musik tanzender Pfauen. Der nächste war mit dem schönen Anblick der Datyahoka, Yastika und anderer Vögel erfüllt, und ihre lieblichen Gesänge trugen die Sinne der Zuhörer mit sich fort. So war er voller Entzücken und sah die großen Berge des Himalaja, welche von einem leichten Wind mit dem Geruch blühender Bäume umgeben waren.

Nachdem er alles betrachtet hatte, dachte jener Sohn der Zweifachgeborenen „Dies sollte ich bald wiedersehen!“, und wandte seinen Geist der Heimreise zu. Doch als die Salbe sich weiter von den Füßen löste und seine Bewegungen immer langsamer wurden, begann ihm folgendes bewusst zu werden: „Was habe ich aus Unwissenheit getan? Meine Wundersalbe wurde zerstört, aufgelöst vom Wasser des Schnees, und diese Berge sind sehr schwierig zu begehen. Ich werde von hier einen langen, beschwerlichen Weg nach Hause haben. Dadurch würden die täglichen Opferriten und die Bewahrung des heiligen Feuers am Altar meiner Familie vernachlässigt. Was soll ich nun angesichts dieser großen Schwierigkeit tun? Ich stehe hier auf diesen höchsten Bergen der Welt und rufe: „Das ist schön! Das ist schön!“ Doch ich werde mit meinen so verhafteten Augen auch in hundert Jahren keine Sättigung oder Befriedigung finden. Von allen Seiten betören die Lieder der Kinnaras das Ohr, und der Duft von blühenden Bäumen zieht den Geruchssinn davon. Auch der sanfte Wind ist angenehm auf der Haut, die Früchte sind voller Geschmack, und die wundervollen Seen fesseln den Geist und rauben mit ihrer Kraft das Herz. Ach, könnte ich doch in dieser traumhaften Umgebung das Juwel eines Einsiedlers erblicken, der mich über die Mittel belehrt, durch die ich wieder nach Hause finden kann.“

Mit solchen Gedanken wanderte der Brahmane über den Himalaja und war infolge des Schwindens der Macht seiner mystischen Fußsalbe äußerst verwirrt.

Varuthini war die Tochter von Maula. Als eine vorzügliche Apsara war sie mit unvergleichlicher Schönheit begabt und besaß die acht Qualitäten, der Güte usw.. Sie traf auf den überragenden Muni, der über den Himalaja wanderte. Als sie diesen Besten der Zweifachgeborenen erblickte, wurde Varuthini sofort von brennender Liebe bewegt. Ihr Herz war von Kamas Pfeilen getroffen, und sie dachte: „Wer ist dieser Mann mit diesem wunderschönen Antlitz? Meine Geburt würde ihre vollen Früchte tragen, wenn er mich erwählt. Oh, welche Anmut und Schönheit der Person! Oh, welch anmutiger Gang! Ich habe Götter und ebenfalls Dämonen, Siddhas, Gandharvas und Nagas gesehen, aber es gab nicht einen unter ihnen, der in Schönheit diesem Hochbeseelten glich. Wenn er in seiner Liebe zu mir ebenso erfüllt wäre, wie ich zu ihm, dann wüsste ich, dass ich viele Tugenden angesammelt hätte. Wenn er heute nur einen begehrenden Blick der Liebe auf mich richten würde, dann gäbe es in den drei Welten keine Frau, die mit mehr tugendhaften Früchten begabt wäre, als ich.“

So dachte diese ätherische Frau, die vom Liebesgott getroffen war, und zeigte sich selbst in einer der schönsten Gestalten dem Brahmanen. Und der Sohn der Zweifachgeborenen erblickte Varuthini in ihrer überirdischen Schönheit, näherte sich mit gebührendem Respekt und sprach folgende Worte zu ihr:
„Wer bist du, deren strahlende Erscheinung einer sich entfaltenden Lotusblüte gleicht? Woher stammst du? Warum kommst du an diesen Ort? Ich bin ein Brahmane, der aus der Stadt Arunaspada hierhergekommen ist. Durch das Wasser des Schnees wurde meine Wundersalbe an den Füßen aufgelöst und zerstört, durch deren Zauberkraft ich hierhergekommen bin, oh du mit den Augen eines verliebten Khanjana Vogels.“

Und Varuthini antwortete: „Ich bin die Tochter von Muleya, mit den acht Qualitäten begabt und unter dem Namen Varuthini bekannt. Ich streife häufig auf diesem wunderschönen großen Berg umher. Doch als ich dich erblickte, oh Brahmane, wurde ich von den Pfeilen der Liebe getroffen. Nun wünsche dir, was du begehrst. Es soll von mir erfüllt werden. Ich bin deinem Willen unterworfen.“

Der Brahmane sprach: „Oh Dame mit dem reinen Lächeln, erzähle mir, durch welche Mittel ich nach Hause finden kann. Oh du Schöne, alle meine Opferhandlungen werden vernachlässigt, und die Nichterfüllung der regelmäßigen täglichen Opfer ist der größte Verlust der Zweifachgeborenen. Deshalb, oh Sanfte, befreie mich aus diesen Bergen des Himalaja. Ein Leben außerhalb ihrer eigentlichen Heimat wird von den Brahmanen nie gelobt. Doch ich trage keine Schuld, oh du Zärtliche, außer der Neugier, fremde Länder zu sehen. Die Opferhandlungen werden von den Besten der Zweifachgeborenen immer im eigenen Haus ausgeführt, denn wenn er außerhalb lebt, dann verlieren die täglichen und regelmäßigen Opfer des Brahmanen ihre Kraft. Was sollte ich mehr wünschen, oh du mit gutem Namen, als das, wodurch ich noch vor Sonnenuntergang meine Heimat wiedersehen könnte.“

Doch Varuthini antwortete: „Sprich doch nicht so, oh du Bester. Möge mir jener Tag nie erscheinen, an dem du mich verlässt und in deine Heimat zurückkehrst. Oh Sohn der Zweifachgeborenen, selbst der Himmel ist nicht schöner als dieser Himalaja. Deshalb leben wir hier und haben die Städte der Götter verlassen. Oh mein Geliebter, wandere mit mir durch diese lieblichen schneebedeckten Gipfel, und deine irdischen Freunde und Verwandten mögen vergessen sein. Ich bin vom Verlangen der Liebe erfüllt, denn du hast mein Herz gestohlen. Ich werde dir hier bunte Girlanden geben, vorzügliche Kleidung und Ornamente, köstliche Nahrung und alle Dinge des Vergnügens, wundervolle Düfte und Salben. Erfreue deinen Geist an den himmlischen Liedern der Kinnaras, an der Musik von Laute und Flöte, an der sanften Brise, welche die Glieder erfrischt, an warmen Reis und reinem Wasser. Alles was der Geist ersehnt, ein Ruhebett und wohlriechende Salben, dies kann man hier unablässig genießen. Oh Tugendhafter, was könntest du in deinem eigenen Haus noch besseres finden? Hier lebend, soll dich das Alter nie erreichen. Dieses Land, wo die Götter wohnen, kann alles geben, um die ewige Jugend zu erhalten.“

So sprach sie, deren Augen wie Lotusblüten strahlten. Dann rief sie mit süßen Worten „Oh sei mir geneigt!“ Und mit dem Wunsch, ihn zu erfreuen, umarmte sie ihn im gleichen Augenblick voller Liebe.

Doch der Brahmane sprach: „Oh du Gemeine, berühre mich nicht, gehe zu den anderen, die von deiner Art und deiner Natur sind. Ich habe dir meinen Wunsch erklärt, doch du willst mich in eine ganz andere Richtung führen. Durch hingebungsvolle Opfer am Morgen und am Abend gehen die Menschen zur ewigen Wohnstätte der Seligkeit. Oh du Unwissende, all diese drei Welten sind auf hingebungsvolle Opfer gegründet. Deshalb sage mir die Mittel, wie ich unverzüglich nach Hause finden kann.“

Und Varuthini antwortete: „Warum, oh Brahmane, bin ich dir nicht lieb? Ist dieser Berg nicht angenehm? Warum willst du die Gandharvas und Kinnaras verlassen, welche das Ziel deiner Wünsche sein könnten? Es gibt wohl keine Zweifel, oh Ehrwürdiger, dass du von hier weggehen wirst. Doch genieße wenigstens für eine kurze Zeit mit mir zusammen diese Freuden, die so schwer zu erreichen sind.“

Der Brahmane sprach: „Die drei heiligen Opferfeuer, das Garhapatya Feuer und die anderen, sind die Ziele meiner Wünsche. Der Ort der Opferfeuer ist mir von allen Orten der angenehmste, und die Göttin Vistarani ist meine Geliebte (oder meine geliebte Frau ist die Göttin, die mich erfüllt).“

Varuthini antwortete: „Oh Zweifachgeborener, von den acht Tugenden des Geistes, ist die erste und höchste das Mitgefühl. Oh du Bewahrer des Dharmas, warum übst du mir gegenüber kein Mitgefühl? Ich bin so sehr mit Liebe zu dir erfüllt. Wenn du mich zurückweist, kann ich nicht länger leben. Ich spreche die Wahrheit, deshalb sei freundlich zu mir, oh du Freude deiner Familie.“

Und der Brahmane sprach: „Wenn du wirklich voller Liebe bist und nicht nur aus eigenem Begehren zu mir sprichst, dann erkläre mir die Mittel, mit denen ich meine Heimat erreichen kann.“

Varuthini antwortete: „Oh Verehrter, du sollst sicher von hier wieder nach Haus gelangen. Doch genieße für kurze Zeit mit mir jene Vergnügen, die so schwierig zu erreichen sind.“

Der Brahmane sprach: „Oh Varuthini, unter den Brahmanen wird nichts gelobt, was nur mit dem Ziel des Vergnügens getan wird. Für den Zweifachgeborenen sind alle weltlichen Handlungen mit Leiden verbunden, und ihre eigentlichen Früchte entfalten sich jenseits dieser Welt.“

Varuthini antwortete: „Indem du mir, die auf den Tod zugeht, Erlösung bringst, wird die Frucht deiner lobenswerten Handlung in der kommenden Welt gesichert sein, sowie auch weiteres Vergnügen in der nächsten Geburt. In diesem Fall werden diese Zwei zur Ursache für dein Wohlergehen. Doch durch deine Ablehnung werde ich den Tod finden, und du wirst Sünde anhäufen.“

Doch der Brahmane erwiderte: „Eine fremde Frau soll man nicht begehren. So sprechen meine Lehrer (die Gurus, dazu gehören sowohl Vater, Mutter, der Lehrer der Veden, wie auch die geistige Führung). Deshalb wünsche ich deine Liebe nicht, wie viel du auch jammern mögest oder dich grämst.“

Markandeya fuhr fort:
So sprach der Besitzer der acht guten Qualitäten. Dann berührte er Wasser mit einem reinen, ruhigen und konzentrierten Geist und betete zum Garhapatya Agni mit folgenden Worten, die kein anderer hören konnte: „Oh du verehrter Garhapatya Agni! Du bist die eine Wurzel aller Opfer, es gibt keine andere Wurzel. Du bist die eine Quelle für (die Opferfeuer) Ahavanya und Dakshina Agni, es gibt keine andere Quelle. Nur durch deine Zufriedenheit können die Götter zur Ursache für fruchtbaren Regen und nahrhafte Ernte werden, und durch diese Ernte besteht alles, was ist. Ohne diese Ernte kann nichts bestehen. Durch die Macht der Wahrheit, dass aus dir all diese Welten entstehen, möge ich am heutigen Tag, während die Sonne noch diese Welt erleuchtet, meine Heimat wiedersehen. Falls ich die vedischen Riten zu ihrer rechten Zeit nie vernachlässigt habe, dann möge ich durch die Macht dieser Wahrheit die Sonne über dem Ort erblicken, wo ich zu Hause bin. Falls ich niemals Begierde nach fremden Reichtümern oder Frauen hatte, dann möge diese Tugend die Ursache für die Erfüllung meines Wunsches sein.“


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