Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 47 - Über die Schöpfung der Wesen

Kraustuki sprach:
Erkläre mir doch bitte ausführlich auf welche Weise Brahma, der Herr der Schöpfung und erste Schöpfer, all die vielen Wesen erschuf.

Und Markandeya antwortete:
Ich werde dir, oh Brahmane, beschreiben, wie der Urheber dieses Weltalls alles Belebte und Unbelebte erschuf, Er, der immerwährend ist und die sechs Mächte(1) entfalten kann. Am Ende der letzten Brahma-Nacht in diesem Mahakalpa namens Padma, als die Welt in einem aufgelösten Zustand war, erwachte der Herr der Welt von seinem nächtlichen Schlummer oder seiner Untätigkeit und betrachtete, von der Sattwa Eigenschaft bewegt, dieses Universum und sah es in völliger Leere. An dieser Stelle mögen die folgenden Verse erwähnt sein, welche sich auf Narayana beziehen, der das Wesen von Brahma ist und die Ursache für das Wachstum und den Untergang dieser Welt:

Man sagt, dass Nara der Name des Wassers ist. Und weil er auf diesem endlosen Meer schläft, wird er Narayana genannt (er, dessen Zuflucht Wasser ist).

Und als er von diesem Schlaf erwachte, sah er, dass die Welt im endlosen Meer versunken war, und es formte sich der Wunsch, die Erde wieder zu erlangen. Wie früher, am Anfang der vorherigen Kalpas (Brahmatag), als er den Körper eines Fisches und einer Schildkröte annahm, bildete er auch jetzt einen Körper, und zwar den eines Ebers. Der alldurchdringende Gott, aus dem alle Opfer der Veden bestehen, der Schöpfer und Bewohner von Allem, der Herr der Welt, der Gegenstand der Meditation der heiligen Bewohner des Janaloka, nahm eine hellstrahlende Form an, die aus den vedischen Opfern gebildet wurde, und ging ins Wasser ein, um die versunkene Erde aus der Tiefe wieder zu erheben und aus dem Wasser entstehen zu lassen.

So schwamm das Irdische wieder auf diesem unendlichen Meer wie ein riesiges Boot, und infolge der Größe seiner Verkörperung sank es nicht. Dann formte er die Erde neu und lies Berge auf ihr entstehen. Weil die vorherige Schöpfung durch das Feuer der Auflösung verbrannt worden war, waren auch die Berge überall in der Welt durch diese Hitze aufgelöst. Wie alles Verfestigte, versanken diese Berge, vom Wind zerschlagen, in der universalen Sintflut. Und jetzt kamen sie wieder hervor und standen erneut an diesen Orten, wo sie zuvor versunken waren.

Das Weltall wieder entfaltet und mit den sieben Inselkontinenten geschmückt, bedachte er wie zuvor die Schöpfung der vier Welten (nämlich Bhur-, Bhuvar-, Swar- und Maharloka: Erde, Luft, Himmel und Region der Heiligen). So meditierte er über die Schöpfung dieses Weltalls, und wie in den vorherigen Kalpas entstand diese Schöpfung ohne spezielle Planung, verfestigt durch die Eigenschaft von Tamas. Unwissenheit, Anhaftung, Begierde, Zuneigung und Abneigung (Tama, Moha, Mahamoha, Tamisra, Andhatamisra), diese fünffache Illusion erschien wie zuvor aus dem hochbeseelten Brahma. Durch Konzentration entstand aus dieser fünffachen Illusion die unbewusste (unbelebte) Schöpfung, welche sowohl innerlich als auch äußerlich ohne Licht war, deren Geist verborgen lag und welche überwiegend aus Materie bestand. Weil die Materie in dieser Schöpfung zuerst hervorkam, wird sie auch die grundlegende Schöpfung genannt.

Dieses Unfruchtbare betrachtend, meditierte er weiter über die Schöpfung. So kam durch Konzentration eine mittlere (horizontale) Strömung hervor. Weil aus dieser Strömung das vielfältig ausgebreitete Leben entstand, bekam sie den Namen Tiryak-Srotas. Bekanntlich gehören die niederen Tiere zu dieser Schöpfung. Sie sind oft sehr träge, ohne höheren Antrieb, begehen leidvolle Wege, und obwohl sie kaum Weisheit haben, spüren sie doch eine Ahnung davon. Sie sind stolz und egoistisch. In sich selbst gefangen, leiden sie unter den achtundzwanzig Unvollkommenheiten und identifizieren sich mit ihren Gruppen und Familien. Im Inneren scheint ihnen ein kleines Licht, welches sie sich gegenseitig bedecken.

Diese Mittelmäßigkeit betrachtend, meditierte er weiter über die Schöpfung. Und durch Konzentration kam eine aufwärts gerichtete Strömung hervor. Dies ist die dritte Schöpfung mit der Qualität von Sattwa, und sie bewegt sich zum Höheren. Die Wesen, welche in dieser aufsteigenden Strömung geboren werden, sind voller Liebe und Freude. Ihr inneres Wesen und ihre äußere Form sind unbegrenzt und strahlend. Diese dritte Schöpfung, deren Seelen gesättigt und friedlich sind, nennt man auch Urdhva-Srotas.

Und Brahma betrachtete diese gesättigte Zufriedenheit und meditierte weiter über die Schöpfung, um Vollkommenheit zu schaffen. Durch ihn, dem Unentfalteten, dessen Meditation immer wahrhaft ist, kam durch Konzentration wieder eine abwärts gerichtete Strömung hervor, um seinem Werk zu dienen. Diese Wesen, obwohl mit größerem Licht begabt, leben dennoch unter dem Einfluss von Tamas in Unwissenheit und haben ein Übermaß an Rajas. Deshalb sind sie starkem Leiden unterworfen und werden wiederholt geboren. Ihr inneres Wesen und ihre äußere Form sind relativ hell. Zu ihnen gehören die Menschen, die geschaffen wurden, um dem Werk Brahmas zu dienen.

Die Fünfte ist die Schöpfung der Gnade (Anugraha). Sie entfaltet sich in vierfacher Gestalt als Einkehr, Gelassenheit, Zufriedenheit und Erfüllung. Die Wesen dieser Schöpfung durchschauen Vergangenheit und Zukunft, sowie alle anderen Erscheinungen, mit den Elementen angefangen.

Die sechste Schöpfung wird Kaumara genannt. Die Wesen dieser Schöpfung sind die Empfänger von Opfern, und gleichzeitig verteilen sie auch Gaben. Sie sind die Inspiration von Allem und auch als Ursprung der Elemente bekannt.

Von diesen Schöpfungen Brahmas wird die erste als Mahat oder grundlegendes Wesen (universelle Intelligenz) bezeichnet. Die zweite Schöpfung entfaltet die feinstofflichen Elemente (Tanmatras). Sie wird die elementare Schöpfung genannt. Die Dritte ist die Schöpfung der Evolution oder Umgestaltung (Vikara) und wird auch die Sinnesschöpfung genannt. Das ist die Entstehung des Lebens, welches sich aus dem Ichbewusstsein entfaltet. Die Hauptschöpfung ist die Vierte. Hier entsteht die verfestigte Materie, wie die Erde mit ihren Bergen. Die fünfte Schöpfung habe ich als mittlere Strömung bezeichnet, welche von den Tieren, wie Vögel und Insekten bewohnt ist. Die Sechste ist eine aufsteigende Strömung. Sie wird die Schöpfung der Strahlenden genannt. Dann folgt die Siebte (absteigende Strömung), aus der die Menschheit entsteht. Die achte Schöpfung wird Anugraha (Gnade) genannt. Sie ist von Sattwa, aber auch immer noch von Tamas geprägt. So sind fünf von ihnen die Schöpfungen der Evolution und drei sind wesentliche Schöpfungen. Jenseits dieser wesentlichen und evolutionären Schöpfungen ist die neunte Schöpfung, Kaumara genannt. Dieses sind die neun Schöpfungen des Herrn der Wesen, hier von mir beschrieben.


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(1) sechs Bhagas (göttlichen Werte, Vorzüglichkeiten): Aishvarya (Herrlichkeit), Dharma (Gerechtigkeit), Yasha (Ruhm), Shri (Schönheit, Glück), Gyana (Weisheit), Vairagya (Freiheit)