Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 41 - Über den Yoga-Pfad und die Meditation

Alarka sprach:
Oh ehrwürdiger Herr, ich möchte wahrlich noch mehr über den Yoga und den Weg zum Brahman wissen, auf dem der Yogi die Vergänglichkeit überwindet.

Und Dattatreya sprach:
Ehre und Unehre sind die Instrumente für Erfolg und Angst unter den Menschen. Ihre entgegengesetzte Bedeutung ist ein vorzügliches Heilmittel und kann den Yogi weit zum vollendeten Zustand führen. Ehre und Unehre mögen als Gift und Ambrosia gelten. Dabei erkenne er Unehre als Ambrosia und Ehre als tödliches Gift. So sollte er keinen Schritt gehen, ohne den Boden achtsam zu untersuchen, sollte kein Wasser trinken, ohne das es gereinigt ist, sollte kein Wort sprechen, das nicht aus der Wahrheit fließt und keinen Gedanken denken, der nicht aus reiner Quelle kommt.

Um diesen Weg zu gehen, sollte ein Yogi keine Zuflucht in Gesellschaften, Sraddhas, Opfern, Festlichkeiten und Gesängen zu Ehren der Götter oder Menschen suchen. Wenn in den Küchen der Hausväter das Feuer erloschen und kein Rauch mehr zu sehen ist, wenn alle ihre Mahlzeit eingenommen haben, erst dann sollte der Yogi für Almosen ausgehen, aber das nicht dreimal pro Tag oder jeden Tag. Ohne die verdienstvollen Wege der Guten zu verlassen, sollte er nie nach weltlicher Anerkennung oder Bestätigung streben, und die Schmähungen der Leute mag er als heilsames Geschenk dankbar akzeptieren.

Um Almosen sollte er die Hausväter oder Priester bitten, wobei die Ersteren als die Besseren gelten. Ein Yogi sollte immer zu den Hausvätern gehen, die bescheiden, ehrfürchtig, beherrscht, vedenkundig, hochbeseelt und den Lastern nicht verfallen sind, die möglichst einer höheren Kaste angehören und nicht verarmt sind. Die Personen von untergeordneten Kasten um Almosen zu bitten, wird als ein ungebührliches Handeln betrachtet.

Yavagu (Reisbrei), Takra (verdünnte Buttermilch), Milch, Yavaka (Gerstenbrei), Früchte, Wurzeln, Priyangu (Hirse), Karna (Getreide), Pipyaka (Ölkuchen) und Sakhis sind die gewöhnlichen Nahrungsmittel. Dies sind reine Speisen für den Yogi und führen zur Erfüllung aller Wünsche. Diese sollten als Almosen angenommen werden, und von ihnen mag er mit höchster geistiger Konzentration und Hingabe leben.

Vor der Mahlzeit sollte er Schweigen bewahren und sich selbst zügeln. Dann möge er am Wasser nippen und entsprechend den Schriften mit dem Spruch „OM Pranaya Swaha“ die erste Gabe (an die Lebensenergie) opfern. Danach sollte er mit Apanaya, Samanaya, Udanaya und Vyanaya die zweite, dritte, vierte und fünfte Gabe opfern. (Für die fünf vitalen Winde: Prana, Apana, Samana, Udana und Vyana - Lebensatem, Abwärtshauch, Allhauch, Aufwärtshauch und Zwischenhauch) Dabei möge er durch Pranayama seinen Atem zügeln. Danach mag er nach Wunsch essen und trinken, am Ende wieder am Wasser nippen und danach sein Herz berühren.

Ehrlichkeit, Zölibat, Entsagung, Freigebigkeit und Gewaltlosigkeit sind die fünf Gelübde eines Bettelmönches. Zornlosigkeit, Dienst am Lehrer, Reinheit, Enthaltsamkeit bei der Nahrung und beharrliches Studieren der Veden - diese sind als die fünf Empfehlungen ausgesprochen worden. Er sollte sich bemühen, jene Weisheit zu erwerben, welche die Essenz von allem ist und zur Einsicht in alle Erscheinungen führt. Zuviel konzeptionelles Wissen behindert den Yoga. Derjenige, der in seinem Wissensdurst immer wieder denkt: „Das sollte ich wissen! Jenes sollte ich auch wissen!“, der wird auch in tausend Zeitaltern nie zur Weisheit gelangen.

Anhaftung auflösend, die Wut überwindend, die Nahrung einschränkend, die Sinne zurückziehend und die Tore des Körpers von der Vernunft bewacht, sollte man den Geist durch Meditation (Dhyana) an den Yoga binden. Berghöhlen, Wälder oder andere einsame Orte mag der Yogi aufsuchen, um auf dem Yoga-Pfad beständig Meditation zu üben. Wer seine Worte, Handlungen und Gedanken achtsam unter Kontrolle hat, wird Tridandi, der Dreifachkontrollierte genannt, und ist bereits ein großer Yogi.

Oh König, was sollte der lieben oder hassen, der dieses ganze, entfaltete oder unentfaltete Universum, mit und ohne Eigenschaften, als Eins mit sich selbst erkennt? Er, dessen Geist gereinigt wurde, der in einem Klumpen Lehm und Gold das gleiche Wesen sieht, der sich selbst in allen Elementen erkennt, der überall nur das ewige und unvergängliche Brahman wahrnimmt, worin sich alles entfaltet, der muss niemals wiedergeboren werden.

Die Veden und Opferriten sind höher als alle weltlichen Dinge. Darüber ist die Rezitation von Mantras, und noch höher ist der Pfad der Weisheit. Doch die Krone von all dem ist Dhyana, die Meditation, die von Identifikation und Anhaftung befreit. Dadurch kann man zum ewigen Brahman finden. Selbstkontrolliert, mit gezügelten Sinnen, die Meditation auf das Brahman gerichtet, beständig und ausdauernd, rein und ganzheitlich hingegeben, wer diesen Yoga erwirbt, der gelangt zur Seligkeit, zur Vereinigung mit der Höchsten Seele und noch weiter zur Erlösung, zum Nirwana.


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