Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 40 - Über die Hindernisse und Früchte des Yogas

Dattatreya sprach:
Es gibt vielfältige Hindernisse auf dem geistigen Pfad des Yogis. Höre, ich werde sie kurz beschreiben: Man sehnt sich nach Handlungen der Begierde, nach Gegenständen des menschlichen Vergnügens, nach Frauen, den Früchten der Wohltätigkeit, nach Wissenschaft, magischen Kräften, Reichtum, himmlischen Paradiesen, der Würde der Himmlischen, der Macht des himmlischen Königs, Wunderelixiere, Fliegen durch die Lüfte, heilige Opfer, Gehen durch Feuer oder über Wasser, nach den Früchten verschiedenster Gaben und Sraddhas, nach religiösen Vorschriften und vor allem nach dem Fasten, der Ausführung von Purta Handlungen, der Anbetung der Götter und nach vielen anderen frommen Gelübden. All diese Wünsche umweben den Yogi mit einem Netz von Hindernissen. Wenn sich sein Geist dahin neigt, sollte er ihn unablässig zurückziehen und wieder mit dem Brahman vereinen, um sich von all diesen Hindernissen zu lösen.

Und wenn er diese überwunden hat, dann werden ihm weitere Hindernisse begegnen, welche fortwährend aus den natürlichen Qualitäten der Güte, Leidenschaft und Unwissenheit (den drei Gunas) entstehen. Insbesondere gibt es fünf gefährliche Hindernisse auf dem Yoga-Weg. Diese sind Pratibha, bezüglich des Intellekts; Sravana, bezüglich des Hörens; Daiva, hinsichtlich der Göttlichkeit; Bhrama, das geistige Wandern und Avarta, der Strudel des Wissens.

Das, wodurch sich die Bedeutungen der Veden, der poetischen und wissenschaftlichen Werke und der Handwerkskünste dem Yogi unbegrenzt entfalten, wird Pratibha genannt. Das, wodurch sich die Bedeutungen der Töne unbegrenzt entfalten, und er sogar aus einer Entfernung von tausend Yojanas noch Töne wahrnimmt, wird Sravana genannt. Daiva nennen die Weisen den Zustand, wenn man göttergleich die acht Richtungen wie im Wahn grenzenlos durchschaut. Das, wodurch der Geist des Yogis ohne bestimmten Gegenstand umherwandert und jegliche Schranken überschreitet, wird Bhrama genannt. Und der geistige Strudel des Wissens, der unbegrenzt wie ein Wasserfall hereinstürzt, zerstört die Gelassenheit des Geistes und heißt als Hindernis Avarta.

Alle diejenigen, die in den Bereichen der Götter geboren wurden, haben ihren Yoga durch diese tückischen Hindernisse zerstört und werden weiterhin im Rad der Geburten umhergetrieben. Deshalb sollte sich der Yogi mit reinem Geist umhüllen, diesen Geist im Selbst gründen und über das große Brahman meditieren. Sinne und Nahrung zügelnd mag der Yogi den Yoga ausüben und in seinem Kopf das subtile Wesen der sieben Elemente wie Erde, Wasser, Feuer, Wind, Raum usw. (Ichbewusstsein und Natur) ergründen. Dabei sollte er zuerst über die Erde meditieren, bis sich ihr reines Wesen offenbart. Sich selbst in der Erde erkennend, werden sich ihre Fesseln lösen. Ebenso sollte er die Eigenschaft des Geschmacks im Wasser ergründen, die Eigenschaft der Sichtbarkeit im Feuer oder Licht, der Fühlbarkeit des Windes und den Klang im Raum. Mit der Zeit werden sich all diese Konzepte auflösen.

Wenn sich dann sein Geist wieder mit dem Geist aller Wesen vereint, dann wird dieser immer subtiler. Nach dem Erreichen der intuitiven Wahrnehmung aller Wesen, sollte der einsichtige Yogi auch diese subtile Erfahrung loslassen. Oh Alarka, jener Yogi, der nach der Erkenntnis des subtilen Wesens der sieben Elemente, diese Erfahrung wirklich loslassen kann, der löst sich vom Leiden der Wiedergeburt. Schritt für Schritt die Subtilität der sieben Elemente durch Dharana (Achtsamkeit & Konzentration) erkennend und sie allmählich wieder loslassend, gelangt der selbstbeherrschte Yogi zur Vollendung.

Oh König, indem er übermäßig an den liebgewonnen Erscheinungen anhaftet, wird er getäuscht. Wer nach der Erkenntnis, dass die subtilen Elemente untereinander verbunden sind, diese loslassen kann, der gelangt zu einer unvorstellbaren Größe. Die Einsicht in die Verbundenheit der ganzen Schöpfung, welche sich im Geist des Yogis aufgrund der Erkenntnis der Subtilität der sieben Elemente durch die Wahrheit offenbart, führt zur Erlösung. Doch solange der Mensch den Elementen mit ihren Eigenschaften von Geruch, Geschmack usw. anhaftet, wird er unter der Herrschaft des Todes stehen, wird wieder und wieder geboren und lebt für sich getrennt vom Brahman, oh König.

Der vollendete Yogi kann seinen Geist auf die sieben Elemente konzentrieren und in ihren beliebigen Formen erscheinen. Er kann sich in den Körpern von Göttern, Dämonen, Gandharvas, Nagas oder Rakshasas entfalten, aber haftet nirgends an. Oh König, der vollendete Yogi erreicht die acht göttlichen Eigenschaften, die zum Nirwana führen, nämlich Anima, Laghima, Mahima, Prapti, Prakamya, Ishitya, Vashitya und Kamavasayitya. Das heißt, er kann kleiner als das kleinste Teilchen sein, größer als der größte Raum (Anima) sowie unbegrenzt leicht, schwer oder schnell (Laghima). Er ist verehrungswürdig (Mahima) und wunschlos (Prapti). Er ist allgegenwärtig und alldurchdringend (Prakamya). Er ist die Stütze (Ishitya) und der Führer (Vashitya) von allem. Er ist grenzenlos beweglich und handlungsfähig (Kamavasayita). Durch diese acht Eigenschaften handelt der Yogi wie die Gottheit.

Die Entfaltung dieser Eigenschaften, oh König, weisen auf einen vollendeten Yogi hin, der befreit von der Ichhaftigkeit, weder der Geburt, dem Wachstum, noch dem Tod unterliegt. Er ist jenseits von Alter und Verfall, und vom Leiden erlöst. Er ist jenseits aller Welten und wird von den Eigenschaften der Elemente nicht bedrängt. Keine Erscheinung könnte imstande sein, ihn zu unterwerfen. Er unterliegt weder dem Genuss, noch der Anhaftung.

Oh König, wie ein Stück Gold, wenn es im Feuer geschmolzen wird, alle Unreinheiten loslässt und mit einem anderen Stück Gold zu Einem wird, so werden alle Hindernisse im Feuer des Yogas verbrannt, und der Yogi gelangt zur Vereinigung mit dem Brahman und kennt keine getrennte Existenz mehr. Wie sich Feuer mit Feuer vereinigt, zu einer Einheit wird, nur noch einen Namen trägt und keine Unterschiede mehr erkennbar sind, so, oh König, vereinigt sich der Yogi mit dem großen Brahman und kennt keine Trennung mehr, wenn seine Sünde (das Karma) verbraucht ist. Wie sich Wasser mit Wasser vereinigt, so wird die Seele des Yogis Eins mit der Höchsten Seele.


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