Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 7 - König Harishchandra und der Asket Vishvamitra

Die Vögel sprachen:
Damals im silbernen Treta Zeitalter gab es einen königlichen Heiligen, Harishchandra genannt. Dieser Herrscher der Erde war tugendhaft, berühmt für seine guten Taten und eine eindrucksvolle Person. Während seiner Herrschaft gab es keine Hungersnot, keine Krankheit oder vorzeitigen Tod unter den Menschen, und seine Bürger hatten keinerlei Freude an gottlosen Taten. Sie kannten keinen Stolz auf ihre Reichtümer, Heldentaten oder Askese, und keine Frau brachte jemals Kinder zur Welt, bevor sie erwachsen war.

Doch einst geschah es, dass dieser Starkarmige mit dem Jagen eines Hirsches im Wald beschäftigt war und plötzlich die Schreie einer deutlichen Frauenstimme hörte: „Rettet mich!“ Den Hirsch verlassend, rief der König: „Keine Angst! Welche üble Person vollbringt während meiner Regentschaft schlechte Taten?“ Und er begab sich in die Richtung der Schreie. Doch in der Zwischenzeit überlegte die fürchterliche Gottheit der Hindernisse (Vighna-raja), die an den Anfang jedes Vorhabens manches Hindernis stellt, folgendes: „In fortgesetzter, unübertroffener frommer Buße folgt der höchst mächtige Vishvamitra seinen Gelübden und bemüht sich, verschiedenes, sehr subtiles Wissen über das Werden und Vergehen zu erwerben, dass nie zuvor durch irgendwen erworben wurde. Es sind nun jene feinen Formen des Wissens, die der Asket ergreifen will, der mit Vergebung, Schweigen und Selbstdisziplin begabt ist, welche jetzt aus Furcht davor laut schreien. Was kann ich tun? Der Erste der Kausikas ist energisch, aber jene sind sehr empfindlich: Von Furcht ergriffen schreien sie. Das erscheint mir unerträglich. Doch ich sehe hier den König, der gerade ruft: 'Fürchte dich nicht!' In seinen Körper werde ich eintreten und vollbringen, was ich wünsche.“

Mit dieser Absicht belagerte die schreckliche Gottheit der Hindernisse den König, der daraufhin zornig rief: „Wer ist dieser dumme Mann, der sich das Feuer mit den flatternden Enden seiner Kleidung einfängt, während ich, der König, von Kraft und Energie brennend, hier anwesend bin? Wer will noch heute in einen langen Schlaf eintreten, überall durchbohrt mit den Pfeilen von meinem Bogen, die alle vier Richtungen ausfüllen?“

Die Worte des Königs hörend, wurde Vishvamitra zornig. Und sofort entschwanden diesem Ersten der Rishis durch den Einfluss des Zornes all jene subtilen Formen des Wissens. Als der König plötzlich den Asketen Vishvamitra erblickte, begann er voller Angst wie ein Blatt des Asoka Baums zu zittern. Und als der Asket rief „Bleib stehen, oh du übelgesinnter Mann!“ sprach er, sich tief mit Demut verbeugend: „Oh ehrwürdiger Herr, das ist meine Pflicht! Oh Ruhmreicher, das ist keine Narrheit von mir. Oh Asket, du solltest mir nicht zürnen, weil ich meiner Pflicht gefolgt bin. Ein tugendhafter König sollte wohltätig wirken und die Menschen beschützen. Und in Übereinstimmung mit den heiligen Schriften sollte er mit seinem erhobenen Bogen kämpfen.“

Darauf fragte Vishvamitra:
Wen solltest du beschenken, wen solltest du beschützen, und mit wem solltest du, oh König, kämpfen? Sag mir das schnell, wenn du Ungerechtigkeit fürchtest.

Und Harishchandra antwortete:
Geschenke sollten den Ersten der Brahmanen und denjenigen gemacht werden, die von ihrer Tätigkeit nicht leben können. Diejenigen, die Angst haben, sollten beschützt, und gegen Räuber sollte immer gekämpft werden.

Da sprach Vishvamitra:
Wenn du alle Aufgaben eines Königs befolgst, dann erscheine ich vor dir jetzt als ein Brahmane mit einer dringenden Bitte: Gib mir mein gewünschtes Geschenk.

Die Vögel fuhren fort:
Jene Worte hörend, füllte sich das innerste Herz des Königs mit Entzücken. Er betrachtete sich selbst als neugeboren und sagte zum Asketen: „Erzähle mir frei, oh ehrwürdiger Herr, was ich dir geben soll. Selbst, wenn es schwierig zu beschaffen ist, betrachte es als bereits gegeben, sei es Silber, Gold, Sohn, Frau, Körper, Leben, Königreich, Glück oder etwas anderes, das du haben möchtest.“

Und Vishvamitra sprach:
Oh König, bedenke was du gesagt hast und ich akzeptiert habe. So gib mir als erstes das Dakshina eines Rajasuya Opfers.

Der König sagte:
Ich werde dieses Dakshina dir, oh Brahmane, opfern. Erzähle mir, oh Erster der Zweifachgeborenen, was es ist, das ich dir geben soll.

Darauf antwortete Vishvamitra:
Diese Erde mit ihren Meeren, Ländern und Städten, dein ganzes Königreich, oh Held, mit Wagen, Rossen und Elefanten, deine Schatzkammer mit all dem Reichtum und was auch immer sonst existiert, von dem du der Eigentümer bist, außer deiner Frau, deinem Sohn und deinem eigenen Körper, oh Sündloser, sogar deinen Glauben und alle Verdienste der Tugend, die einem nach dem Tode folgen - was soll ich noch mehr sagen - gib mir alles!

Die Vögel fuhren fort:
Die Worte des Rishis hörend, antwortete der König ohne die kleinste Regung im Gesicht, mit erfreutem Herzen und gefalteten Händen: „So sei es!“

Und Vishvamitra sprach:
Wenn du, oh königlicher Heiliger, dein Königreich, die Erde und dein Heer an mich weggegeben hast, wer ist dann der König von ihnen allen? Ich selbst, der in Askese lebt?

Harishchandra sagte:
Ab diesem Moment, da ich dir diese Erde mit dem Königreich übergeben habe, bist du, oh Ehrwürdiger, Herr und König der Erde.

Darauf sprach Vishvamitra:
Wenn du, oh König, mir die ganze Erde übertragen hast, und wenn das jetzt mein Eigentum ist, dann sollst du alle deine königlichen Ornamente, sowie den Gürtel um deiner Hüfte ablegen, und in Kleidung aus Bast gehüllt mit deiner Frau und Sohn davongehen.

Die Vögel fuhren fort:
Der König gelobte „So sei es“ und bereitete sich auf seinen Abschied vor, mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn. Doch als er weggehen wollte, versperrte ihm Vishvamitra den Weg und fragte: „Wohin gehst du, ohne mir das Dakshina vom Rajasuya zu geben?“

Und Harishchandra antwortete:
Oh ehrwürdiger Herr, ich habe dir dieses von allen Dornen befreite Königreich übertragen, und mir, oh Brahmane, sind nur diese drei Körper geblieben.

Vishvamitra sagte:
Du solltest mir noch das geopferte Dakshina geben. Denn wenn das, was den Brahmanen insbesondere versprochen wurde, nicht gegeben wird, dann wird alles untergehen. So lange die Brahmanen im Rajasuya Opfer, oh König, nicht zufrieden sind, so lange sollten Geschenke im Rajasuya gegeben werden. Du hattest vorher versprochen, dass du geben wirst, gegen die Räuber kämpfst und die Ängstlichen beschützt.

Harishchandra sprach:
Oh ehrwürdiger Herr, ich besitze zurzeit nichts mehr, aber ich werde dir rechtzeitig geben. Sei mir gewogen, oh heiliger Brahmane, und schenke mir deine Gunst.

Und Vishvamitra antwortete:
Wie lange soll ich warten, oh Herr der Menschen? Sprich schnell, oder das Feuer des Fluchs soll dich verbrennen.

Harishchandra sprach:
Innerhalb eines Monats werde ich dir, oh Heiliger, das Dakshina geben. Zurzeit habe ich nichts. Du solltest mir diese Frist gewähren.

Und Vishvamitra rief:
Gehe! Gehe! Oh Erster der Menschen und erfülle deine Aufgabe. Möge es dir auf deinen Wegen gut ergehen und mögest du vor Räubern beschützt sein.

Die Vögel fuhren fort:
So ging der Herr der Erde mit Erlaubnis vom Ersten der königlichen Heiligen nach der Aufforderung „Gehe!“, und sein Geist war voller Verwunderung. Und seine Frau, die das Wandern gar nicht gewöhnt war, folgte ihm. Doch wie der Beste der Könige mit Frau und Sohn die Stadt verließ, da folgten ihm die Bürger und begannen zu klagen: „Oh Herr, warum verlässt du uns gequält und bedrückt durch andere? Oh König, du hast immer fromm gehandelt und bist den Bürgern freundlich gewesen. Wenn du, oh königlicher Heiliger, die Tugend achtest, dann nimm auch uns mit. Warte einen Moment, oh Bester der Könige, wir wollen uns an deinem Lotusgesicht mit den Augen, die schwarzen Bienen gleichen, noch einmal erfreuen! Wann werden wir dich wieder sehen? Nur seine Frau mit dem kleinen Sohn folgt ihm, dem zuvor die Könige selbst zu folgen pflegten. Der gleiche Harishchandra, dieser Erste der Könige, dessen Diener auf Elefanten saßen, mit der Aufgabe, ihm voranzugehen, geht jetzt selbst zu Fuß. Oh König, wie wird dein strahlendes Gesicht mit der schönen Nase und den Augenbrauen nun mit Staub auf deinem Weg besudelt werden? Warte! Warte! Oh Bester der Könige, erfülle deine eigene Pflicht. Mitgefühl ist die Beste der Tugenden, besonders für Kshatriyas (Krieger). Welchen Nutzen haben noch Frauen und Söhne? Wozu noch Reichtümer und Getreide? All dies verlassend wollen wir dir folgen wie dein Schatten. Oh Herr! Oh großer König! Oh Herrscher! Warum gibst du uns auf? Wo auch immer du sein wirst, da gehen wir hin. Wo auch immer du lebst, da ist unser Glück. Wo auch immer du wohnst, da ist unsere Stadt. Wo der König ist, da ist unser Himmel.“

Das Wehklagen der Bürger hörend hielt der König voller Kummer und Mitgefühl auf seinem Weg inne. Da näherte sich Vishvamitra und sah, wie er von den Worten der Bürger beeinflusst wurde, und mit zornig aufgerissenen Augen sprach er: „Schande über dich! Der du Lügen sprichst, schlecht und völlig unwahr bist. Du hast dein Königreich mir übergeben und nun möchtest du es zurücknehmen.“ Mit diesen harten Worten angeredet begann er zu zittern und mit dem Ausspruch „Ich gehe“ nahm er seine Frau an die Hand und lief schnell davon. Und während er seine zarte Frau, die vollkommen erschöpft war, hinter sich herzog, züchtigte ihn Vishvamitra sogar mit einer Rute. Doch diese Schläge ertrug Harishchandra, der Herr der Erde, und sprach voller Kummer nur „Ich gehe“ und schwieg.

Als die fünf Vishwadeva Götter den Herrn der Menschen in solchen Umständen sahen, sprachen sie vom Mitgefühl bewegt: „In welchen Bereich wird dieser höchst sündige Vishvamitra gelangen, durch den dieser Erste von denen, die Opfer ausführen, seines eigenen Königreichs beraubt wurde? Wessen reinen Soma sollen wir künftig mit Entzücken trinken, der mit Verehrung geheiligt und mit Mantras in großen Opfern dargeboten wird?“ Als der Sohn von Kausika ihre Worte hörte, wurde er mit großem Zorn erfüllt und verwünschte sie mit den Worten: „Ihr sollt alle zu Menschen werden.“ Doch von ihnen besänftigt fügte der große Asket hinzu: „Obwohl als Männer auf Erden geboren, werdet ihr weder Kinder noch Frauen bekommen, noch werdet ihr dort leiden müssen. Und befreit von Freude und Leid, sollt ihr wieder zu den Himmlischen aufsteigen.“

Daraufhin wurden jene fünf Götter mit ihren jeweiligen Tugenden im Hause der Kurus als die fünf Söhne der Pandavas verkörpert und von Draupadi geboren. Und dies war der Grund, dieser Fluch des großen Asketen, dass die mächtigen Wagenkrieger, die Söhne der Pandavas, keine Frauen erhielten.

Nun haben wir dir alles bezüglich der Geschichte von den Söhnen der Pandavas und der vier Fragen erklärt. Was möchtest du sonst noch hören?


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