Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 4 - Jaimini befragt die vier Vögel

Markandeya fuhr fort:
So erhielten die Söhne von Drona ihr Wissen. Sie leben in den Vindhya Bergen. Du solltest sie verehren und befragen.

Als Jaimini diese Worte des heiligen Markandeya hörte, begab er sich zu den Vindhya Bergen, wo die frommen Vögel lebten. Und als er sich diesem Berg näherte hörte er bereits die Klänge von Rezitierenden und voller Überraschung dachte Jaimini bei sich: „Die Ersten der Zweifachgeborenen rezitieren die Veden mit richtigem Akzent und der rechten Betonung, ihren Atem kontrollierend, ohne jegliche Erschöpfung, mit Klarheit und ohne Fehler. Es ist wundervoll, dass die Göttin des Lernens diese Söhne des Einsiedlers nicht verlassen hat, als sie in diese Geburt kamen. Denn Freunde und Bekannte verlassen dich nach Belieben, gehen in ein anderes Haus, aber die Göttin des Lernens verlässt dich nie.“

Mit solchen Gedanken betrat er die Bergeshöhle und sah dort die Zweifachgeborenen auf einer Steinplatte sitzen. Ohne jede Anstrengung rezitierten sie die Veden und er, erfüllt mit Freude und Sorgen, sprach zu ihnen:
Möge euch Gutes geschehen! Oh ihr bedeutenden Brahmanen, ich bin Jaimini, der Schüler von Vyasa, der hierher kam, um euch zu sehen. Ihr solltet nicht traurig sein über diese Geburt als Vögel und diesem Fluch von eurem verärgerten Vater. Dies ist alles Schicksal. Oh ihr Ersten der Zweifachgeborenen, manch kluge Person, die in einer reichen Familie geboren wurde, fand ihren Trost erst, nachdem sie durch Barbaren allen Reichtum verloren hatte. Manche Leute verschenken alles und gehen betteln. Andere töten und werden selbst getötet und jene, die andere ausnutzen, werden selbst ausgebeutet und versklavt. Solche Erscheinungen entstehen, wenn die Askese abnimmt. Viele dieser Gegensätze habe ich gesehen: Die Welt wird im ständigen Kampf zwischen Glück und Unglück verwirrt. Solches bedenkend solltet ihr nicht betrübt sein: Dies ist die Frucht des Wissens jenseits von Freude und Leiden.

Dann wurde Jaimini von ihnen mit dem Gastgeschenk des Wassers zur Reinigung der Füße und mit Kusha Gras begrüßt. Sie verbeugten sich und fragten nach seinem Wohlergehen. So sprachen all diese Vögel zum großen Asketen, der bequem sitzend vom Wind ihrer Schwingen erfrischt wurde:
Gesegnet ist heute unsere Geburt und unser Leben erweist sich als ein gutes Leben, da wir das Paar deiner Lotusfüße sehen dürfen, die sogar von den Himmlischen angebetet werden. Oh Brahmane, das, was aus dem feurigen Zorn unseres Vaters entstand und in Form unserer Körper existiert, ist heute durch das Wasser deiner Anwesenheit erloschen. Oh Erster der Brahmanen, ist in deiner Einsiedelei alles in Ordnung mit den Vögeln und anderen Tieren, den Bäumen, den Büschen und dem Schilf, dem Gras und ähnlichem? Vielleicht ist diese Frage von uns nicht ganz angemessen, aber bedenke unseren Zustand. Doch wie könnte jemand an deiner Seite Unglück erleiden? Tu uns den Gefallen und erkläre nun den Grund deiner Ankunft. Deine edle Anwesenheit ist der Gesellschaft der Himmlischen ebenbürtig. Durch welch großes Glück dürfen wir dich hier erblicken?

Und Jaimini sprach:
Hört, ihr Besten der Zweifachgeborenen, warum ich zu dieser bezaubernden Höhle in die Vindhya Berge gekommen bin, die vom Fluss Reva durchströmt werden. Ich kam hierher, um euch über einige Zweifel bezüglich der heiligen Schrift der Bharatas zu befragen. Zuvor fragte ich den hochbeseelten Markandeya, den Besten aus dem Bhrigu Geschlecht, über jene zweifelhaften Punkte im Bharata, die mir aufgefallen sind. Und er sprach zu mir: 'Es gibt am großen Vindhya Berg die hochbeseelten Söhne von Drona. Sie werden zu dir darüber ausführlich sprechen.' Seinen Worten folgend bin ich zu diesem großen Bergen gekommen. Hört nun meine Fragen ausführlich und erklärt sie mir.

Die Vögel sprachen:
Wenn es ein würdiges Thema ist, dann werden wir alles sagen. Du sollst es hören, frei von Furcht. Warum sollten wir nicht aussprechen, was in den Bereich unseres Verstandes gekommen ist? Doch obwohl, oh Erster der Brahmanen, sich unser Wissen über die vier Veden und ihre Zweige, sowie über andere Schriften bezüglich der Veden erstreckt, können wir uns doch nicht zu jeder Aussage darüber verpflichten. Wenn du irgendwelche Zweifel zum Bharata hast, dann spricht mit uns im Vertrauen, und wir werden dir alles erklären, oh Tugendhafter, es sei denn, der träge Schlaf überwältigt uns.

Jaimini sprach:
Oh ihr mit reiner Seele, hört welche Zweifel ich über einige Punkte des Bharatas habe, und bitte erklärt mir diese: Warum nimmt Krishna (Janardana), der Sohn von Vasudeva, obwohl er ohne Eigenschaften das ganze Universum umschließt und die Ursache aller Ursachen ist, eine menschliche Form an? Warum wurde Draupadi, die Tochter von Drupada, die alleinige Königin der fünf Söhne des Pandu? Das sind meine großen Zweifel. Warum büßte der höchst kraftvolle Balarama, der den Pflug als Waffe trägt, für die Sünde des Brahmanenmordes durch den Besuch heiliger Orte? Warum starben die hochgesinnten Söhne Draupadis, diese mächtigen Wagenkrieger mit den Pandavas als ihre Väter, noch bevor sie ihr Eheleben führen konnten, wie solche, die niemanden zum Schutz haben? Bitte erklärt mir diese Zweifel bezüglich des Bharatas, die ich euch gegenüber ausgesprochen habe, so dass ich mit erreichtem Ziel zu meiner Einsiedelei zurückkehren kann.

Darauf sprachen Vögel:
Gruß und Verehrung dem Herrn der Himmlischen, dem höchst mächtigen Vishnu, der unvergleichbare Purusha (der Höchste Geist), der Ewige und Unvergängliche, identisch mit den vier Formen und den drei Qualitäten (den drei Gunas: Sattwa, Rajas und Tamas) und doch frei von ihnen, der Beste, der Mächtigste, verehrungswürdig und unsterblich. Jenseits von ihm gibt es nichts, weder Größeres noch Kleineres. Ungeboren ist er der Anfang der Welt, und dieses ganze Universum ist von ihm durchdrungen. Er erscheint und verschwindet, wird gesehen und nicht gesehen. Er ist der Schöpfer und am Ende der Zerstörer. Wir verbeugen uns mit kontrolliertem Geist vor Brahma, dem ersten Gott, aus dessen Mund die Veden von Rig und Saman fließen, welche die drei Welten reinigen. Verehrung dem Ishana (Shiva), von dem ein einzelner Pfeil die Dämonen besiegt und damit die Hindernisse im Opfer für den Opfernden beseitigt.

Wir werden ausführlich die moralischen Wahrheiten beschreiben, die im Bharata durch Vyasa mittels wunderbarer Taten offenbart worden sind. Das Wasser (Meer der Ursachen) wurde Nara genannt von den Asketen, welche die wahre Essenz aller Dinge sehen: Er, der im Anfang darauf ruhte, wird Narayana genannt. Oh Brahmane, der göttliche und alles durchdringende Herr Narayana besteht in vier Formen, die entweder mit natürlichen Qualitäten versehen oder leer davon sind. Eine dieser Formen kann nicht definiert werden, die Weisen schauen sie als Weiß. Diese Form, genannt Vasudeva, wird als alles umstrahlender Glanz gesehen, der höchste Standort der Yogis, weit entfernt und doch ganz nah, über allen Attributen und jenseits jeglicher Anhaftung. Form, Farbe usw. gehört ihr nicht wirklich an, sie sind das Produkt der Einbildungskraft. Ihre Erscheinung ist Eines (ohne Zweites), ewig, rein und wundervoll. Die zweite Form, als Sesha (Urschlange) bekannt, ist das unten Bleibende und hält die Erde. Sie wird von der Qualität der Unwissenheit bzw. Dunkelheit (Tamas) durchdrungen und charakterisiert den Tierbereich. Die dritte Form erstrahlt durch Handlungen zum Wohle aller Wesen. Sie ist von der Qualität der Güte (Sattwa) durchdrungen und bekannt als Schutz der Gerechtigkeit (des Dharma). Die Vierte liegt innerhalb des Wassers und ruht auf dem Schlangenbett. Leidenschaft (Rajas) ist ihre Qualität, und wenn sie erwacht, treibt sie unablässig das Werk der Schöpfung voran.

Die dritte Form von Hari, welche auch die Menschen beschützt, bringt eine höhere Gerechtigkeit in dieser Welt hervor. Die sich erhebenden Dämonen schlagend, die ständig gegen die Tugend ankämpfen, schützt sie die Götter und frommen Menschen mit der beständigen Absicht, die Tugend und Gerechtigkeit (das Dharma) zu bewahren. Zu allen Zeiten, oh Jaimini, wann auch immer die Tugend dem Verfall unterliegt, verkörpert sich diese dritte Form von Hari, um die Gerechtigkeit wieder hervorzubringen. Einst nahm er die Form eines riesigen Ebers an, der mit seiner vorgestreckten Schnauze das Wasser durchwühlte und nur mit einem Hauer die Erde wie eine Lotusblume wieder heraushob. In der Form eines Mann-Löwen schlug er Hiranyakashipu und andere von Viprachitti angeführte Dämonen. So gab es noch einen Zwerg und weitere Formen, doch ich möchte hier nicht alle aufzählen. Die gegenwärtige Form ist die Mathura-Verkörperung (Krishna). Als diese von der Qualität der Güte durchdrungene Form verkörpert wurde, setzte sich das Werk der Bewahrung unter dem Namen Pradyumna (dem Sohn von Krishna) fort.

Geboren als ein Himmlischer, ein Mensch oder ein Tier, nimmt Vasudeva gemäß seinem Willen die Natur des entsprechenden Wesens an. All dies wurde beschrieben, doch höre nun (ausführlich in den folgenden Kapiteln), wie der Herr Vishnu, obwohl selbst vollkommen, die (sterbliche) Form von Menschen annahm.


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