Pushpak Mahanirvana-TantraZurück WeiterNews

Kapitel 10 - Ahnenriten und Kula-Initiation

Die heilige Göttin sprach:
Ich habe nun von dir, oh Herr, die Gebote für die Reinigungsriten (Kushandika und Sanskaras) gelernt. Nun bitte ich dich, oh Gott, mir auch die Gebote für das Vriddhi-Sraddha (Ahnenopfer) zu verkünden. Oh Shiva, erkläre mir ausführlich, was für mein und das Wohl aller Wesen nützlich ist, und mit welchen heiligen Reinigungsriten das Ahnenopfer durchgeführt oder was alles vermieden werden sollte.

Und der ewiggütige Shiva sprach:
Oh schöne Göttin, ich habe dir die zehn großen Reinigungsriten von der Empfängnis bis zur Hochzeit ausführlich erklärt, mit allem, was die Menschen tun sollten, die ihr Wohlergehen suchen. So will ich nun darüber sprechen, was zu weiteren Ereignissen im Leben noch heilsam ist. Höre mir gut zu.

Oh Geliebte, zum Segnen von Badestätten, Quellen und Brunnen, von Götterbildern, Häusern, Gärten und Gelübden sollten die fünf Götter und die himmlischen Mütter verehrt und das Vasu-Dhara, Kushandika und Ahnenopfer durchgeführt werden. Wenn diese Zeremonien jedoch von Frauen allein gefeiert werden, sollte anstatt dem ausführlichen Ahnenopfer nur ein Speiseopfer für die Götter und Ahnen dienen. Oh Lotusäugige, dann sollten sich die Frauen mithilfe von Priestern auf die Riten der Reinigung und Götterverehrung beschränken. Besser ist natürlich, oh Shiva-Shakti, wenn der Hausvater diese Riten ausführt, und in seiner Abwesenheit sollte ihn zunächst sein Sohn, Enkelsohn, ein väterlicher Verwandter, Neffe oder Schwiegersohn vertreten.

Oh Kalika, höre nun, wie ich ausführlich über das Vriddhi-Sraddha (das Ahnenopfer) spreche. Nachdem der Hausvater seine täglichen Pflichten erfüllt hat, sollte er mit hingebungsvollem Geist die Mutter Ganga, Vishnu als Herrn des Opfers, den Gott des Hauses und den König (Shiva und Brahma bzw. Indra) verehren, das heilige OM murmeln und sich kleine Brahmanen aus neun, sieben, fünf oder drei Kusha-Grashalmen formen. Dafür verknotet man die Spitzen des Kusha-Grases und verdreht ihre Enden rechtsherum zweieinhalbmal. Im Vriddhi-Sraddha sollten sechs Brahmanen anwesend sein und zum Ekoddishta-Sraddha (am Todestag einer bestimmten Person) nur einer. Der kluge Verehrer sollte die Brahmanen aus Kusha-Gras gemeinsam in ein Gefäß stellen, mit dem Gesicht nach Norden richten und mit folgendem Gebet in Wasser baden:

Hriem - Möge uns Mahamaya als Gottheit des Wassers mit der Erfüllung aller Wünsche segnen. Möge sie uns mit dem Wasser segnen, das wir trinken, und stets heilsam wirken.

Danach werden die Brahmanen noch mit Duft und Blüten verehrt, und der gelehrte Verehrer sollte im Westen und Süden paarweise sechs Schalen mit Kusha-Gras, Sesamsamen und Tulsi-Blättern (indisches Basilikum) aufstellen. In den zwei westlichen Schalen sollten zwei Brahmanen mit dem Gesicht nach Osten sitzen und in den vier südlichen Schalen vier Brahmanen mit dem Gesicht nach Norden. Oh Tochter des Bergkönigs, auf die beiden westlichen sollte man die Götter einladen und sich ihrer bewußt werden, und im Süden die Ahnen, wobei die mütterlichen links und die väterlichen rechts ihre Plätze einnehmen. Zu allen freudigen Anlässen sollten die väterlichen Ahnen mit „Nandimukha“ und die mütterlichen Ahnen mit „Nandimukhi“ gefolgt von ihrem Namen persönlich eingeladen werden. Dabei wendet man sich in allen Riten für die Götter nach links und schaut nach Norden und für die Ahnen nach rechts und schaut nach Süden. Oh Shiva-Shakti, im beschriebenen Ahnenopfer sollten zuerst die Riten für die Götter und danach für die Ahnen durchgeführt werden. Diese Reihenfolge ist wichtig für den Erfolg des Ahnenopfers. So sollte auch die Bitte an die Götter mit dem Gesicht nach Norden und die Bitte an die Ahnen nach Süden gesprochen werden.

Oh Göttin mit dem reinen Lächeln, höre nun über die Worte, mit denen man die Götter und Ahnen bittet. Zuerst nennt der vorzügliche Verehrer den Monat, Tag und Anlaß des Ritus und fügt hinzu „für den heilsamen Erfolg dieser Zeremonie“. Dann rezitiert er die Namen des Stammes und der Väter und Mütter über drei Generationen für die väterlichen und mütterlichen Ahnen und fügt hinzu: „...für sie und die Götter, die durch die Brahmanen aus Kusha-Gras repräsentiert werden, bitte ich, dieses Ahnenopfer durchzuführen.“ Oh Große Göttin, das sind die Worte, um die Götter und Ahnen einzuladen.

(viṣṇur oṁ tatsat oṁ - heute ..., im Monat ..., wenn die Sonne im Rashi ... ist, im Paksha ..., am Thiti ..., ich ... Deva Sharma, für das Wohl der Zeremonie ..., für meinen Vater, Nandimukha, aus dem Stamm ... mit Namen ..., für meinen Großvater, Nandimukha, aus dem Stamm ... mit Namen ..., für meinen Urgroßvater, Nandimukha, aus dem Stamm ... mit Namen ..., für meine Mutter, Nandimukhi, aus dem Stamm ... mit Namen ..., für meine Großmutter, Nandimukhi, aus dem Stamm ... mit Namen ..., für meine Urgroßmutter, Nandimukhi, aus dem Stamm ... mit Namen ..., für meinen mütterlichen Großvater, Nandimukha, aus dem Stamm ... mit Namen ..., für meinen mütterlichen Urgroßvater, Nandimukha, aus dem Stamm ... mit Namen ..., für meine mütterliche Großmutter, Nandimukhi, aus dem Stamm ... mit Namen ..., für meine mütterliche Urgroßmutter, Nandimukhi, aus dem Stamm ... mit Namen ..., für sie und die Götter, die durch die Brahmanen aus Kusha-Gras repräsentiert werden, bitte ich, dieses Ahnenopfer durchzuführen.)

Oh Parvati, wenn das Ahnenopfer nur für eine bestimmte Person durchgeführt wird, dann sollte man die gleichen Worte für diese Person benutzen und die Götter weglassen. Danach, oh Shiva-Shakti, sollte zehnmal das Brahma-Vidya Gayatri rezitiert werden:

oṁ paramēśvarāya vidmahē paratattvāya dhīmahi tannō brahma pracōdayāt
(„Mögen wir das Höchste Brahman erkennen. Laßt uns über das Höchste Wesen meditieren, und möge Brahma uns führen.“)

Darauf folgt das Gebet:

Verehrung den Göttern, Ahnen und großen Yogis. Verehrung der Göttin des Wohlstandes und des Feuers sowie allen anderen Müttern der Welt. Mögen wir immer wieder solche heilsamen Riten feiern können.

Nachdem der vorzügliche Verehrer dieses Gebet dreimal wiederholt hat, sollte er Wasser in die Handwölbung gießen und die Opferutensilien mit dem Mantra „vaṁ hūṁ pha reinigen. Oh Kula-Göttin, als nächstes stellt er einen Topf in die Agni-Ecke (Südost) und spricht:

Oh Wasser, du bist der Nektar, der die Dämonen vernichtet. Bitte beschütze dieses Opfer!

Damit gibt er Wasser mit Tulsi-Blättern und Gerste in den Topf. Dann opfert er einige Handvoll Wasser den Kusha-Gras-Brahmanen, beginnend mit den Göttern, und lädt die Götter und Ahnen zum Opfer ein. Nachdem sie auf diese Weise eingeladen wurden, werden zuerst die Götter verehrt, dann die väterlichen Ahnen und danach die mütterlichen mit den Gaben von Wasser zur Reinigung, Duft, Lichtern und Kleidern. Dann sollte man mit den Göttern beginnend darum bitten, die Blätter ausbreiten zu dürfen (für die Totenspeise). Daraufhin malt er mit der Maya-Keimsilbe („hrīṁ“) ein Mandala für die Götter und in gleicher Weise zwei Mandalas auf Seiten der Ahnen. Nachdem diese mit der Varuna-Keimsilbe („vaṁ“) besprenkelt und gesegnet wurden, sollte er die Blätter darüber ausbreiten und diese ebenfalls mit der Varuna-Keimsilbe („vaṁ“) besprenkeln, bevor er auf ihnen Trinkwasser und verschiedene Speisen mit Reis in der rechten Reihenfolge verteilt. Dann gibt er noch Honig und Gerstenkörner, segnet alles mit dem Mantra „hraṁ hrūṁ phaund widmet die Speise mit den Namen der Götter und Ahnen. Danach rezitiert er zehnmal das Gayatri und dreimal das Gebet „Verehrung den Göttern...“ (siehe oben).

Nun bittet er darum, die Totenkuchen (Pinda) verteilen zu dürfen. Daraufhin formt er zwölf Reisbällchen in der Größe einer Belfrucht aus gewidmetem Opferreis. Oh große Mutter, einen weiteren Kuchen formt er in gleicher Größe, breitet in der Nirriti-Ecke (im Südwesten) der Opferstätte etwas Kusha-Gras und Gerste aus und betet:

Für alle meines Stammes, die niemanden haben, der für sie den Totenkuchen opfert, die ohne Frau und Kinder sind, die im Feuer oder durch Tiger, Schlangen oder andere wilde Tiere starben, für alle Verwandten und Freunde in dieser und der vorhergehenden Geburt, die ohne Ahnenopfer sind - mögen sie alle unvergängliche Befriedigung durch diesen Totenkuchen und das Wasser empfangen, das ich ihnen darbringe.

Oh verehrte Göttin, nachdem er mit diesem Gebet den Totenkuchen für jene Ahnen gewidmet hat, die niemanden haben, der für sie den Totenkuchen opfert, sollte er seine Hände reinigen und dreimal das Gayatri mit dem Gebet „Verehrung den Göttern...“ (siehe oben) murmeln und die Mandalas zeichnen. Oh Göttin, der gelehrte Verehrer zeichnet diese Mandalas paarweise (für Vater und Mutter mit Wasser) vor den Töpfen, welche die Opferreste enthalten, und beginnt bei den väterlichen Ahnen. Dann besprenkelt er diese mit Wasser und der Varuna-Keimsilbe („vaṁ“), breitet darüber Kusha-Gras aus und segnet sie mit der Vayu-Keimsilbe („yaṁ“). Darauf opfert er jeweils drei Reisbällchen (Pindas), eins oben, eins unten und eins in der Mitte des Mandalas. Dabei sollte er die Namen der jeweiligen Ahnen rezitieren, ihn oder sie einladen und das Reisbällchen mit etwas Honig und Gerste mit dem Mantra Swadha darbringen. (Zum Beispiel: Ich opfere dir, meinem Vater, Nandimukha, aus dem Stamm ... mit Namen ... dieses Pinda mit Honig und Gerste. Es sei dein - Swadha. ...)

Nachdem die Reisbällchen dargebracht wurden, sollte man allen Ahnen, die weiter als drei Genrationen zurückliegen und normalerweise keiner Totenspeise mehr bedürfen, noch die Reste opfern, die an der Hand kleben geblieben sind. Diese versprengt man nach allen Seiten mit dem Mantra:

OM - mögen die Lepabhoji-Ahnen befriedet sein!

Im Ekoddishta-Sraddha (am Todestag einer bestimmten Person) wird diese Darbringung allerdings nicht benötigt.

Nun sollte man für die Befriedigung der Götter und Ahnen zehnmal das Gayatri murmeln und dreimal das Gebet „Verehrung den Göttern...“ (siehe oben), um die Opfergaben zu widmen. Der Weise entzündet ein Räucherstäbchen und ein Licht und meditiert mit geschlossenen Augen über die Ahnen, wie sie in ihrer himmlischen Gestalt von den dargebrachten Reisbällchen ihren Anteil nehmen. Dann verneigt er sich und betet:

Mein Vater ist mein höchstes Dharma. Mein Vater ist mein höchster Verdienst der Hingabe. Mein Vater ist mein Himmel. Wenn mein Vater zufrieden ist, ist das ganze Universum zufrieden.

Dann nimmt er einige Blüten von den Opferresten und bitte die Ahnen mit folgendem Gebet um ihren Segen:

Ihr guten Ahnen, seid gnädig und segnet mich. Möge meine Erkenntnis, Nachkommenschaft und Verwandtschaft stets gedeihen. Mögen meine Wohltäter wachsen. Möge ich stets genügend Nahrung haben. Möge ich stets Wohltätigkeit üben und ihrer selbst nicht bedürfen.

Danach entfernt er die Kusha-Gras-Brahmanen mit den Göttern beginnend und ebenfalls die Reisbällchen und verehrt alle drei, indem er zehnmal das Gayatri rezitiert und fünfmal das Gebet „Verehrung den Göttern...“ (siehe oben). Dann schaut er in das Feuer und die Sonne und fragt den amtierenden Brahmanen (der gewöhnlich zur Hilfe anwesend ist) mit gefalteten Händen: „Ist das Sraddha nun vollständig?“ Und er sollte antworten: „Nach den Geboten ist es vollkommen.“ Nun murmelt er zehnmal das heilige OM und bittet, um das Opfer fehlerfrei zu beenden: „Möge dieser Sraddha-Ritus fehlerfrei sein!“

Schließlich übergibt er alle Speisen und Getränke des Opfers mit den Reisbällchen dem amtierenden Brahmanen. Falls kein Brahmane anwesend ist, sollten diese Opferreste den Kühen und Ziegen gegeben oder in einem Gewässer versenkt werden.

Dies nennt man das „Vriddhi-Sraddha“, das als Ahnenopfer für alle Reinigungsriten zu besonderen Anlässen geboten wird. Das Sraddha, das an besonderen Tagen des Mond-Monats gefeiert wird, nennt man dagegen „Parvana-Sraddha“. In Zeremonien für die Weihe von Symbolen oder Bildern für Götter oder bei der Rückkehr von einer Pilgerreise sollte das Ahnenopfer ebenfalls nach den Regeln des Parvana-Sraddha durchgeführt werden. Im Parvana-Sraddha sollten die Ahnen nicht mit dem Attribut „Nandimukha“ angesprochen werden und im Gebet „Verehrung der Göttin des Wohlstandes und des Feuers...“ sollte anstatt von Lakshmi die Göttin Durga angesprochen werden (anstatt „Namostu Pushtyai“ „Namostu Savadhayai“).

Beispiel für ein ähnliches Sraddha

Oh Wunderschöne, falls jemand von den drei Ahnen-Generationen noch lebt, sollte der Weise die Opfergaben für einen anderen Ahn der höheren Generationen darbringen. Und solange Vater, Großvater und Urgroßvater noch leben, ist keinerlei Sraddha notwendig und das entsprechende Verdienst wird geerntet, indem man sie verehrt und zufriedenstellt. Und solange sein Vater lebt, kann er zwar das Sraddha für seine Mutter oder seine Ehefrau und ihre Ahnen durchführen, aber für andere ist er nicht berechtigt (bzw. verpflichtet).

Oh Königin der Kulas, im Ekoddishta-Sraddha (am Todestag einer bestimmten Person) werden die Götter nicht verehrt. Die Worte der Anrufung richten sich nur an den jeweiligen Verstorbenen, Speise und Reisbällchen werde mit dem Gesicht nach Süden dargebracht und Sesamsamen ersetzen den Reis. Der Rest der Zeremonie ist wie zuvor beschrieben.

Das Besondere am Preta-Sraddha ist, daß die Verehrung der Ganga usw. weggelassen und der Verstorbene in den Gebeten während der Speiseopfer als „Preta“ angesprochen wird (eine Seele, die nach dem Tod zu den Ahnen aufsteigt). Das Sraddha gleicht dem Ekoddishta für eine bestimmte Person, und während der Darbringung der Reisbällchen (Pindas) sollte noch Fisch und Fleisch hinzugefügt werden. Oh Göttin der Kulas, wisse, daß dieses Preta-Sraddha am Tage nach der Unreinheitsperiode durchgeführt wird. Falls in dieser Zeit eine Geburt, Fehlgeburt oder der Tod eines Kindes geschieht, wird diese Periode entsprechend den Gepflogenheiten der Familie verlängert. Die normale Zeit der Unreinheit ist zehn Tage für Brahmanen, zwölf für Kshatriyas, ein halber Monat für Vaisyas und ein Monat für Shudras und Samanyas. Für alle weitläufigen Verwandten väterlicherseits, die nicht unter die Sapinda-Regel (bzgl. Inzest) fallen, ist eine Periode für drei Tage bestimmt. Diese drei Tage sollten auch eingehalten werden, wenn man erst nach Ablauf der beschriebenen Zeit vom Tod eines Sapinda erfährt. Oh höchste Göttin, während der Periode der Unreinheit sollte man keine Riten für die Götter und Ahnen durchführen, außer die Kula-Verehrung (Puja), und bereits begonnene Riten sollten beendet werden.

Gestorbene Menschen im Alter über fünf Jahre sollten auf einem Leichenverbrennungsplatz verbrannt werden. Oh Kula-Göttin, die Tradition der Witwenverbrennung zusammen mit ihrem Ehemann wird nicht geboten. Denn jede Frau ist ein Abbild von dir, oh Göttin. Alle Frauen dieser Welt sind dein Körper. Wer daher diesen Körper verblendeterweise verwirft und im Leichenfeuer des Ehemannes tötet, wird den Weg in die Hölle gehen. Oh Kalika, die Leiche eines Verehrers des Brahman-Mantra kann nach Wunsch entweder beerdigt, dem fließenden Wasser übergeben oder verbrannt werden. Oh Ambika, wer an einem heiligen Platz stirbt, an einem Pilgerort, in der Nähe eines Altars der Göttin oder im Kreise von Kula-Verehrern, gehört zu den Glücklichen. Und wer in der Zeit seines Todes über die alleinige Wahrheit meditiert und die drei Welten durchschaut, vereint sich mit dem wahren Wesen der Höchsten Seele.

Nach dem Tod sollte die Leiche auf den Verbrennungsplatz gebracht werden. Dort wird sie gewaschen, mit geklärter Butter eingerieben und mit dem Kopf nach Norden auf den Scheiterhaufen gelegt. Dann wird der Verstorbene mit seinem Namen und Stamm sowie als Preta (eine Seele auf dem Weg ins Ahnenreich) angesprochen und bekommt ein Reisbällchen (Pinda) in den Mund. Schließlich wird die Agni-Keimsilbe („ra“) gemurmelt und der Scheiterhaufen am Kopf entzündet. Oh Geliebte, das Pinda sollte aus gekochtem oder ungekochtem Reis, zerstoßener Gerste oder Weizen gemacht werden und die Größe einer Amla-Frucht (indische Stachelbeere) haben. Der älteste Sohn des Preta besitzt das Privileg für die Durchführung des Sraddhas und in seiner Abwesenheit die jeweils jüngeren Söhne. Am Tag nach Ablauf der Unreinheit sollte der Trauernde baden, sich reinigen und Gold und Sesam für die Befreiung des Preta darbringen. Der Sohn des Preta kann auch Kühe, Land, Kleider, Fahrzeuge, Metallgefäße und verschiedenste Speisen geben, damit der Preta den Himmel erreicht. So kann er auch Duft, Girlanden, Früchte, Wasser, ein schönes Bett oder ähnliches schenken, was der Preta selbst geliebt hat, damit dieser den Weg zum Himmel geht. Er kann auch einen Bullen mit dem Brandzeichen des Dreizacks und mit Gold und Ornamenten geschmückt freilassen, damit der Verstorbene zum Himmel aufsteigt. Dann sollte er mit hingebungsvollem Geist das Ahnenopfer nach den Geboten des Preta-Sraddha durchführen und die Brahmanen und Kulas speisen, die das Brahman kennen, sowie auch die Armen. Wer nur wenig geben kann, der sollte nach besten Möglichkeiten das Sraddha durchführen und zumindest einen hungrigen Bettler speisen, um seinen Vater aus dem Zustand des Preta zu befreien. Das Preta-Sraddha ist das erste Ekoddishta-Sraddha und erlöst den Verstorbenen aus dem Preta-Zustand. Und danach sollte jedes Jahr an seinem Todestag dem Verstorbenen ein Speiseopfer dargebracht werden.

Diesbezüglich gibt es keine Notwendigkeit für umfangreiche Gebote und Rituale. Alle Erfolge kann man allein durch die Verehrung der Kula-Einheit gewinnen. Das Ziel aller Reinigungsriten zu bestimmten Ereignissen (Sanskaras) läßt sich vollständig erreichen, wenn man anstatt der beschriebenen Feueropfer, Gebete und Sraddhas am entsprechenden Tag nur einen einzigen Kulika verehrt, der den Kula-Weg der Einheit wahrhaft verkörpert.

Nach dem Gebot von Shiva sollten alle besonderen Zeremonien in der Zeit vom vierten Tag der hellen Monatshälfte bis zum fünften Tag der dunklen Monatshälfte vollbracht werden. Wer jedoch genötigt ist, einen Ritus auch außerhalb dieser günstigen Zeit durchzuführen, der sollte sich mit seinem geistigen Lehrer, einem Priester oder Kulika beraten und von ihm führen lassen.

Ein Kula-Verehrer sollten einen Hausbau, den Einzug, eine Reise, das Tragen neuer Juwelen und dergleichen nur beginnen, nachdem er die Ur-Göttin mit den fünf Tattwas verehrt hat (die fünf Prinzipien von Wein, Fleisch, Fisch, Samen und Vereinigung). Der fortgeschrittene Verehrer kann diesen Ritus auch verkürzen, indem er über die Göttin meditiert, das Mantra murmelt und sich verneigt. Darüber hinaus sollte man zur Verehrung aller Götter und Göttinnen wie auch zu den Festen der Jahreszeiten die Meditationen und Rituale entsprechend den gegebenen Geboten durchführen. Dazu gehört auch die Verehrung der höchsten Göttin Kali, das Tieropfer und das Feueropfer. Und am Ende der Riten verehrt man jene, die dem Kula-Weg folgen, und gibt Geschenke. Im Prinzip sollten zuerst Ganga, Sonnengott, Brahma, Vishnu und Shiva verehrt werden und dann die große Gottheit als Ziel der Verehrung. Der Kula-Weg ist das höchste Dharma, der Kula-Weg ist die höchste Gottheit, und der Kula-Weg ist die höchste Pilgerfahrt. Deshalb sollte die Kula-Einheit stets in jeder Form verehrt werden. So leben die vielen tausend Pilgerorte und alle Götter mit Brahma beginnend im Körper eines Kula-Verehrers. Wer wäre verehrungswürdiger? Was könnte man damit nicht erreichen? Ein Land, wo initiierte und verwirklichte Kulas leben, ist gesegnet und verdient jede Ehre. Es ist höchst heilig und zieht alle Götter an. Wer könnte in dieser Welt die Größe eines vollverwirklichten Kulikas verstehen, der Shiva selbst ist und in allem das Vollkommene erkennt? Nur äußerlich trägt er noch die Gestalt eines Menschen und wandelt über diese Erde als Vorbild für die Befreiung der Welt.

10.1. Purnabhisheka - die Kula-Initiation

Da bat die heilige Göttin:
Oh Herr, du hast von der Größe eines vollverwirklichten Kula-Verehrers gesprochen. Oh sei gnädig und erkläre mir die Gebote einer solchen Initiation und Verwirklichung.

Und der ewiggütige Shiva antwortete:
In den vergangenen drei Zeitaltern war diese Initiation ein innerliches Geheimnis. Die Menschen vollbrachten sie in stiller Zurückgezogenheit und erreichten höchste Befreiung. Unter der Herrschaft des dunklen Kali-Zeitalters sollten die Kula-Verehrer sich dazu bekennen und diese Initiation auch äußerlich durchführen, entweder am Tag oder in der Nacht. Denn allein durch das rituelle Trinken von Wein (und Verzehren von Fleisch usw.) ohne echte Initiation wird man noch nicht zum Kula-Verehrer. Und erst nach verwirklichter Initiation wird der Kula-Verehrer zum Herrn des Kula-Kreises.

Der geistige Lehrer (Guru), der als verwirklichter Kula-Verehrer dazu befähigt ist, sollte am Tag vor der Initiation Ganesha, den Gott der Hindernisse, nach bestem Können verehren, um alle Störungen zu beseitigen. Das zugehörige Wurzelmantra ist die Keimsilbe „gaṁ“, der Rishi ist Ganesha, das Versmaß ist Nivrit und die Gottheit ist ebenfalls Ganesha, der Beseitiger aller Hindernisse. So kann das Mantra alle Hindernisse für die Initiation vernichten. Zuerst führt man das Berühren (Nyasa) der sechs Glieder mit dem Wurzelmantra und den sechs langen Vokalen durch, dann die Atemzügelung (Pranayama) und danach folgende Meditation über Ganesha:

Ich meditiere über Ganesha in der Farbe von Zinnober, mit drei Augen und dickem Bauch, und seine Lotushände tragen Muschel, Schlinge, Elefantenhaken und zeigen das Zeichen des Segens. Sein großer Rüssel ist mit einem Krug voller Nektar geschmückt und hält ihn. Auf seiner Stirn strahlt die Mondsichel wie eine Krone für den König der Elefanten. Von seinen Schläfen fließt der berauschende Saft. Sein Körper ist in rote Tücher gekleidet und wird von mächtigen Schlangen und duftenden Salben geschmückt. So verehren wir diesen Gott als Herrn der Geisterscharen (Gana-Pati).

Nachdem man auf diese Weise über Ganesha meditiert hat, sollte er mit geistigen Opfergaben und Mantras (wie das OM) verehrt werden. Dann verehrt man die Schutz-Göttinnen auf dem Thron der jeweiligen Himmelsrichtung, nämlich Tibra, Jvalini, Nanda, Bhogada, Kamarupini, Ugra, Tejasvati, Satya und Vighna-vinashini. Die ersten acht verehrt man in den acht Richtungen im Osten beginnend und die neunte in der Mitte des Mandalas. Und nach dieser Verehrung sollte der Lotussitz selbst (von Brahma) verehrt werden. Dann meditiert man noch einmal über Ganesha und verehrt ihn mit den fünf Tattwas (den fünf Prinzipien der Bindung von Wein, Fleisch, Fisch, Samen und Vereinigung). Danach verehrt der vorzügliche Kulika im Kreis um sich herum die Verkörperungen von Ganesha als Gana-nayaka („Führer der Ganas, der Geisterscharen“), Gana-natha („Führer der Scharen“), Gana-krida („mit den Ganas spielend“), Ekadanta („Einzahn“), Rakta-tunda („Schreckgesichtiger“), Lambodara („Dickbäuchiger“), Gajanana („Elefantengesichtiger“), Mahodara („Großbäuchiger“), Vikata („Schrecklicher“), Dhumrabha („Windähnlicher“) und Vighna-nashana („Hindernisbeseitiger“). In gleicher Weise werden auch die acht Shaktis mit Brahmi beginnend und die zehn Beschützer der Himmelsrichtungen (Dikpalas) mit ihren Waffen verehrt (siehe Kapitel 6.4.). Schließlich bittet man den Herrn der Hindernisse („Vighna-raja“) um Entlassung (mit dem Mantra: Oh Herr der Hindernisse, bitte vergib mir und entschuldige mich!).

Nachdem der Verehrer (der geistige Lehrer bzw. Guru) den König der Hindernisse verehrt hat, sollte er die vorbereitende Zeremonie durchführen und die Kulas, die mit der Sicht des Brahman den Kula-Weg gehen, mit den fünf Tattwas speisen.

Oh Geliebte, am nächsten Tag sollte der Schüler nach Abschluß seines Bades und der täglichen Aufgaben, Sesamsamen und Gold opfern, um alle Sünden seit seiner Geburt zu vernichten, und die Kulas mit Bhoja (unzubereiteter bzw. ungekochter Nahrung) versorgen. Dann bringt er das Willkommensgeschenk (Arghya) dem Sonnengott dar und verehrt Brahma, Vishnu und Shiva sowie die neun Planeten, sechzehn himmlischen Mütter und die Vasus mit dem Vasu-Dhara. Schließlich führt er noch das Vriddhi-Sraddha für die Ahnen aus, geht zum Guru, verneigt sich vor ihm und bittet:
Rette mich, oh Herr! Du bist die Sonne auf dem Kula-Weg. Oh Ozean des Mitgefühls, beschütze meinen Kopf mit dem Schatten deiner Lotusfüße. Erlaube mir, oh große Seele, diese heilige Zeremonie meiner Initiation. Möge ich durch deine Gnade den Erfolg meiner Anstrengung auf dem Kula-Weg erreichen.

Und der Guru sollte antworten:
Mein Sohn, begehe diese Zeremonie der Initiation mit der Erlaubnis von Shivas Shakti. Möge dein Wunsch durch die Gnade von Shiva mit Erfolg gekrönt werden!

Nachdem er so die Erlaubnis des geistigen Lehrers erhalten hat, sollte er eine Zeremonie durchführen, um alle Hindernisse zu beseitigen und ein langes Leben, Reichtum, Stärke und Gesundheit zu erreichen. Danach sollte er den Guru mit festem Entschluß verehren, ihn mit Kleidung, Juwelen, Speise und Wein beschenken und bitten, die Initiation zu beginnen. Daraufhin baut der Guru in einem schönen Raum einen Altar, der vier Finger in der Höhe und anderthalb Ellen im Quadrat mißt und mit rotem Pulver, Bildern, Fähnchen, Früchten, Blättern und Ketten aus Glöckchen geschmückt ist. Der Raum sollte mit schönen Tüchern ausgehängt sein, von Reihen aus Butterlampen erleuchtet, die alle Dunkelheit zerstreuen, gesegnet mit dem Duft von brennendem Kampfer, Räucherstäbchen sowie anderen Duftstoffen und geschmückt mit Fächern, Wedeln, Pfauenfedern und Spiegeln. Dann sollte er mit gefärbtem Reis in gelb, rot, weiß, schwarz und grün ein schönes Sarvato-Bhadra Mandala ausstreuen, das in jeder Hinsicht vorzüglich ist.

Beispiel für ein Sarvato-Bhadra Mandala

Danach führen alle Anwesenden ihre vorbereitenden Riten für die geistige Verehrung entsprechend ihrer Tradition durch und reinigen nach der geistigen Verehrung die fünf Tattwas (Wein, Fleisch usw.) mit den bereits beschriebenen Mantras. Nachdem die fünf Tattwas gereinigt wurden, wird der Opfertopf aus Gold, Silber, Kupfer oder Ton mit der Brahma-Keimsilbe („oṁ“) auf das Mandala gestellt, mit dem Schutz-Mantra („phaṭ“) gereinigt, mit Dickmilch eingeschmiert, mit Getreidekörnern gesegnet und unter dem Mantra „śrīṁ“ mit rotem Zinnoberpulver gezeichnet. Danach sollte er dreimal die punktierten Buchstaben des Alphabets (rückwärts) von „kṣaṁ“ bis „aṁ“ rezitierten, das Wurzelmantra murmeln, den Topf mit Wein oder reinem Wasser füllen, am besten von einem heiligen Ort, und neun Edelsteine oder Goldstückchen hineinwerfen. Nun legt der gnädige Guru Blätterzweige des Jack-, Feigen-, Aswattha-, Vakula- oder Mango-Baums mit der Vagbhava-Keimsilbe („aiṁ“) auf die Öffnung des Topfes. Auf diese Zweige stellt er eine goldene, silberne, kupferne oder irdene Schale mit Früchten und sonnengetrocknetem Reis in Begleitung der Rama- und Maya-Keimsilben („śrīṁ krīṁ“). Oh schöne Göttin, dann sollten zwei Stoffbänder um den Hals des Opfertopfes gebunden werden. Ihre Farben sollten rot in Verehrung der Shakti sein und weiß in Verehrung von Shiva und Vishnu. Mit folgendem Mantra wird der Opfertopf an seinen Platz gebunden:

sthāṁ sthīṁ hrīṁ śrīṁ sthirībhāva
(... sei unvergänglich!)

Dann werden die neun Töpfe mit den fünf Tattwas in der rechten Reihenfolge aufgestellt (siehe Kapitel 5). Der Shakti-Topf sollte aus Silber sein, der Guru-Topf aus Gold, der Shri-Topf aus einem menschlichen Totenkopf und alle anderen aus Kupfer. Zur Verehrung von Maha-Devi (der Großen Göttin) können nach Belieben auch andere Materialien verwendet werden, außer Stein, Holz und Eisen. Nachdem die Töpfe aufgestellt wurden, sollten die Gaben für die vier Lehrer, dem Gott Ananda-Bhairava und der Göttin Ananda-Bhairavi dargebracht werden (siehe Kapitel 6.2 - Der Ritus der neun Töpfe). Dann verehrt der Weise den Topf mit Nektar, schwenkt Lichter und Räucherstäbchen, opfert allen Wesen, verehrt die göttlichen Wesen auf ihren Sitzen (den Pithas, als Stützen der Welt) und führt die rituelle Berührung der sechs Körperteile mit der Gottheit durch (Nyasa). Danach folgen die Atemzügelung (Pranayama), die Meditation über die große Göttin, sowie ihre Einladung und Verehrung in Hinblick auf die Gottheit mit allen Kräften und ganzer Hingabe.

Oh Shiva-Shakti, so vollbringt der Guru alle Riten mit dem abschließenden Feueropfer und ehrt die anwesenden Verehrerinnen und Verehrer der Göttin mit Blumen, Sandelpaste und Kleidung. Dann fragt er die Geehrten mit folgenden Worten um ihre Erlaubnis:
Oh ihr Kulas, die ihr den Kula-Weg geht, bitte seid meinem Schüler gnädig und gebt die Erlaubnis für seine Kula-Initiation.

Und der Herr des Kreises sollte im Namen aller Anwesenden antworten:
Durch die Gnade von Mahamaya, der großen Göttin der Illusion, und der Güte der Höchsten Seele möge der Schüler der ewigen Wahrheit gewidmet sein und Vollkommenheit erreichen.

Daraufhin läßt der Guru den Schüler die Göttin im Opfertopf verehren und das folgende Mantra murmeln:

klīṁ hrīṁ śrīṁ

Dann hebt der Guru den Opfertopf an und betet:

Erhebe dich, oh Gefäß des Brahman! Du bist die Gottheit und gewährst jeden Erfolg. Möge mein Schüler, der in deinem Wasser und deinen Zweigen gebadet hat, dem Brahman gewidmet sein!

Nachdem der Guru den Opfertopf auf diese Weise erhoben hat, besprenkelt er voller Mitgefühl den Schüler, der mit dem Gesicht nach Norden sitzt, und segnet ihn mit dem folgenden Mantra. Der Rishi dieses Mantras für die vorzügliche Kula-Initiation ist der ewiggütige Shiva, das Versmaß ist das der Veden (Anushtup), die führende Göttin ist die ursprüngliche Kali, die Keimsilbe ist das heilige OM, und das Ziel ist die vorzügliche Segnung in der Kula-Initiation.

Mögen dich die geistigen Lehrer segnen. Mögen dich Brahma, Vishnu und Shiva segnen. Mögen dich die himmlischen Mütter Durga, Lakshmi und Bhavani segnen. Mögen dich die Göttinnen Shodashi, Tarani, Nitya, Swaha und Mahishamardini mit dem geheiligten Wasser der Mantras segnen. Mögen dich Jayadurga, Vishalakshi, Brahmani und Sarasvati segnen. Mögen dich Bagala, Varada und Shiva-Shakti segnen. Mögen dich die Shaktis Narasinghi, Varahi, Vaishnavi, Vanamalini, Indrani, Varuni, Raudri, Bhairavi, Bhadrakali, Tushti, Pushti, Uma, Kshama, Shraddha, Kanti, Daya, Shanti, Mahakali, Mahalakshmi, Mahanilasarasvati, Ugrachanda und Prachanda immer segnen. Mögen dich Vishnus Inkarnationen wie Matsya, Kurma, Varaha, Nrisingha, Vamana, Rama und Parasurama mit heiligem Wasser segnen. Mögen dich die Bhairavas Asitanga, Ruru, Chanda, Krodhonmatta, Bhayangkara, Kapali und Bhishana segnen. Mögen dich die Bhairavis Kali, Kapalini, Kulla, Kurukulla, Virodhini, Viprachitta und Mahogra segnen. Mögen dich die acht Beschützer der Himmelsrichtungen Indra, Agni, Yama, Nirriti, Varuna, Vayu, Kuvera und Ishana segnen. Mögen dich die neun Planeten Ravi, Soma, Mangala, Budha, Jiva, Sita, Shani, Rahu und Ketu mit allen Sternen segnen. Mögen dich die Sternzeichen, Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahreszeiten und Jahre segnen. Mögen dich die Ozeane voller Salzwasser, Zuckerwasser, Wein, geklärter Butter, Dickmilch, Milch und reinem Wasser mit ihren Wellen segnen. Mögen dich die heiligen Flüsse Ganga, Yamuna, Reva, Chandrabhaga, Sarasvati, Sarayu, Gandaki, Kunti, Sweta-Ganga und Kausiki mit ihrem himmlischen Wasser segnen. Mögen dich die mächtigen Schlangen mit Ananta an der Spitze, die königlichen Vögel mit Garuda, die großen Bäume mit dem wunscherfüllenden Kalpa-Baum und die gigantischen Berge mit dem Himalaya an der Spitze segnen. Mögen alle wohltätigen Wesen der Unterwelt, auf der Erde und in der Luft mit deiner Initiation zufrieden sein und dich segnen. Möge alles Unglück, Unehre, Kranksein und Leiden mit dieser Initiation vernichtet werden und im Glanz des Höchsten Brahman verschwinden. Mögen die Göttinnen des Verlustes und der Vergänglichkeit sowie alle weiblichen Illusionsgeister und Zauberrinnen durch die Kali-Keimsilbe („klīṁ“) entfliehen und mit deiner Initiation vernichtet werden. Mögen alle männlichen Geister, Gespenster und unheilvollen Planeten entfliehen und mit der Rama-Keimsilbe („śrīṁ“) vernichtet werden. Mögen alle Sünden durch Gedanken, Worte und Taten und alles Unglück, das dich durch Übelwollen und Verwünschungen deiner Feinde trifft, durch diese Initiation vernichtet werden. Möge durch diese Kula-Initiation deine Unvollkommenheit vergehen und die Vollkommenheit entstehen, und mögen alle Wünsche erfüllt werden.

Bei diesen einundzwanzig Mantras sollte der Schüler jeweils mit Wasser besprenkelt werden. Dann sollte ihn der Kula-Guru bei seinem alten Namen rufen, ihm einen neuen mit der Endung Anandanatha geben und den anwesenden Verehrern verkünden. Nachdem der Schüler auf diese Weise mit dem Mantra vom geistigen Lehrer initiiert wurde, sollte dieser die Gottheit im Yantra und den Guru mit den fünf Tattwas verehren. Danach dankt er dem Lehrer mit dem Dakshina-Geschenk in Form von Kühen, Land, Gold, Kleidung, Getränken oder Juwelen und ehrt die Kulas wie eine Verkörperung von Shiva selbst. Schließlich berührt der selbstbeherrschte, gereinigte und demütige Schüler die heiligen Füße seines Lehrers voller Hingabe, verneigt sich und bittet:
Oh heiliger Lehrer, du bist der Meister des Wohlstandes und des ganzen Universums. Du bist ein Ozean an Mitgefühl und mein Herr. Bitte befriedige das Sehnen meines Herzens mit dem Nektar der höchsten Glückseligkeit.

Und der Guru sollte antworten:
Oh Kulas, ihr seid wie eine sichtbare Verkörperung von Shiva selbst, gebt mir die Erlaubnis, daß dieser gute und demütige Schüler den gewünschten Nektar der höchsten Glückseligkeit empfangen möge.

Und die Kulas sollten antworten:
Oh Herr des Kreises, du bist niemand anders als der Höchste Herr selbst, die Sonne im Kula-Lotus. Hilf diesem Schüler und gib ihm den Kula-Nektar.

Nachdem der Lehrer auf diese Weise die Erlaubnis der Kulas erhalten hat, sollte der dem Schüler ein Trinkgefäß mit dem vorzüglichen Nektar, der auf rechte Weise geweiht wurde, in die Hand geben. Dann meditiert er über die Göttin in seinem Inneren und macht mit der Asche vom Opferlöffel das Tilaka-Zeichen auf die Stirn des Schülers und der Kulas. Danach verteilt der Guru die Opfergaben, die der Göttin geopfert wurden, und man ißt und trinkt entsprechend den Geboten des Kula-Kreises.

Oh große Göttin, damit habe ich dir die Riten bezüglich der Kula-Initiation (Purnabhisheka) verkündet. Damit kann man himmlische Sicht und die Einheit mit Shiva erreichen. Diese Initiation kann über neun, sieben, fünf, drei oder nur eine Nacht durchgeführt werden. Oh Kula-Göttin, so gibt es für diesen Reinigungsritus fünf verschiedene Formen. Im Ritus über neun Nächte sollte das Mandala namens Sarvato-Bhadra („von allen Seiten vorzüglich“) geformt werden, über sieben Nächte das Mandala Nava-Nabha („neun Nabel“), über fünf das Panchabja und über drei Nächte oder eine Nacht das Astadalapadma Mandala mit den acht Lotusblüten. Oh Göttin, das Gebot ist, daß zum Sarvato-Bhadra und Nava-Nabha Mandala neun Töpfe aufgestellt werden sollten, zum Panchabja Mandala fünf und zum Astadalapadma Mandala nur ein Topf. In den Lotusblättern und anderen Teilen werden entsprechend die herrschenden Götter verehrt. (Wie die Mandalas aussehen, ist unklar.)

Die initiierten und verwirklichten Kulas haben eine reine Seele, und alle Dinge, die sie anschauen, berühren oder beschnuppern, werden gereinigt. Alle Menschen, welche Götter sie auch anbeten, sollten einen Kula-Heiligen mit Hingabe verehren. Ob Shaktas, Shaivas, Vaishnavas, Ganapatas oder Sauras (Verehrer der Göttin sowie von Shiva, Vishnu, Ganesha oder der Sonne), für einen Schüler ist es gut, einen geistigen Lehrer aus seiner jeweiligen Tradition zu haben. Aber besser ist ein verwirklichter Kula, der für alle zum Lehrer werden kann. Deswegen sollte ein weiser und demütiger Schüler von einem Kula initiiert werden. Denn wer die Kulas voller Hingabe mit den fünf Tattwas verehrt, befreit seine Ahnen über drei Generationen und geht selbst den Weg zum Höchsten. Wer das Mantra aus dem Mund eines Lehrers empfängt, der der Trägheit oder Leidenschaft geneigt ist, wird auch selbst diese Neigung empfangen. Wer das Mantra jedoch von einem Kula-Heiligen empfängt, der wird das Brahman erkennen. Mit der Neigung zur Leidenschaft kann man zwar die fünf Tattwas in der Verehrung seines Gottes reinigen, doch man ist noch lange kein Herr des Kula-Kreises. Solange man mit der Leidenschaft kämpft, auf unheilsame Weise den Wein trinkt, Frauen verführt, das Eigentum anderer leidenschaftlicher Wesen begehrt oder von solchen Menschen abhängig ist, sammelt man große Sünde an. Solche übelgesinnten Menschen entehren den Kula-Weg (der Verbundenheit), die Kula-Riten und die Kula-Verehrer und sinken in die niedere Natur. Die fleischfressenden Dämonen tanzen bereits vor Freude, wenn sie daran denken, die Knochen und das Fleisch jener zu zermalmen, die den Kula-Nektar (der Einheit) hassen. Der Kula-Weg ist das Erwachen zur Wahrheit, das große Mitgefühl zum Wohle aller Wesen. Wer gegen diesen Weg Haß hegt, wie sollte er der Hölle entgehen?

So habe ich dir verschiedenste Riten und Übungen erklärt. Für einen Kula, der das Brahman verwirklicht hat, ist es nicht mehr wichtig, ob er sie ausführt oder nicht. Das Höchste Brahman ist das Eine, das dieses ganze Universum durchdringt und erfüllt. Dieses Eine sollte verehrt werden, weil nichts davon getrennt existiert. Oh Geliebte, selbst jene, die nach den Früchten ihrer Taten greifen und Sklaven ihrer Begierden sind, die mit weltlichen Wünschen die Götter verehren und im Netz des Todes gefangen sind, auch sie bewegen sich im Brahman und sind eins mit ihm. Wer alles im Brahman sieht und das Brahman in allem ist zweifellos ein wahrer Kula, der bereits im Leben die Befreiung erreicht hat.


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