Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

3.88. Shiva preist Vishnu

Vaisampayana sprach:
Dann ergriff Shiva, der Herr der Uma, der den Bullen im Banner trägt und den Dreizack hält, die Hand von Vishnu, der Garuda im Banner trägt und den Diskus hält, und sprach vor allen Göttern und Heiligen, die ihre Seele gereinigt hatten:
Oh Gott der Götter, oh Herr des Universums, warum übst du so harte Askese? Was ist dein Wunsch? Oh Hari, du selbst bist Vishnu, das Ziel der Askese für alle Asketen. Oh Gott, wenn du diese Askese für einen Sohn übst, dann sei er dir gewährt! Höre auch den Grund dafür. Oh Krishna, vor langer Zeit übte ich im goldenen Krita Zeitalter über zehntausend Jahre härteste Askese. Während dieser Zeit diente mir die Göttin Uma mit der Erlaubnis ihres Vaters. Oh Herr, daraufhin fürchtete sich Indra und sandte den Liebesgott zu mir. Und Kama erschien zusammen mit seinem Freund, dem Frühling, und zielte mit seinen Liebespfeilen auf mich, während die Göttin Uma Blumen für mich pflückte. Doch als ich den Liebesgott erkannte, wurde ich zornig, und das Feuer sprühte aus meinen Augen. Oh Hari, dieses Feuer verbrannte Kama augenblicklich zu Asche, und erst danach verstand ich, daß es das Werk von Indra war. Oh Krishna, seit dieser Zeit hege ich großes Mitgefühl mit dem Liebesgott, und Brahma bat mich, ihn wieder in die Welt zu bringen. Oh Gott der Götter, möge er als dein Sohn geboren werden. Möge der Liebesgott dein erster Sohn auf Erden und unter dem Namen Pradyumna berühmt sein. Das ist mein Wille.

So sprach Shiva, der Erste der Götter, mit gefalteten Händen an der Seite von Uma. Und weiterhin sprach Shankara vor den Heiligen, Göttern, Gandharvas, Siddhas, Kinnaras und allen anderen Versammelten, die sich wünschten, das wahre Wesen von Vishnu zu erkennen:
Die Sankhya Gelehrten bezeichnen das Mahat, die universelle Intelligenz, als Ursache von Prakriti, der Natur. Oh Vishnu, aus der Natur entsteht das ganze Universum unter dem Einfluß der drei Grundqualitäten von Güte, Leidenschaft und Trägheit (die drei Gunas Sattwa, Rajas und Tamas). Und die Weisen haben erkannt, daß dein Wesen, oh Vishnu, die Grundlage von allem ist. Du bist der höchste Herr und durchdringst alles. Aus der machtvollen universellen Intelligenz (Mahat) erwacht das Ichbewußtsein (Ahankara), und daraus entstehen alle anderen Prinzipien. Aus dem Ichbewußtsein entstehen die fünf feinstofflichen Elemente (die Tanmatras) und daraus die fünf grobstofflichen. Oh Herr des Universums, du selbst verkörperst diese fünf Elemente in Form von Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde, und beherrschst sie. Daraus entstehen die zugehörigen fünf Sinne als Gehör, Gefühl, Sichtbarkeit, Geschmack und Geruch sowie als sechster das Denken. Oh Janardana, du selbst verkörperst diese Sinne und darüber hinaus die fünf Handlungsorgane, zu denen auch die Sprache gehört. Du bist die Seele, die alles bewegt. Oh Herr des Universums, du verkörperst all die Sinnesobjekte und führst die Wesen auf den Weg der Taten. Wenn du mit Rajas, der Leidenschaft, verbunden bist, dann bringst du die Geschöpfe hervor. Wenn du mit Sattwa, der Güte, verbunden bist, dann erhältst du alle drei Welten, und mit Tamas, der Trägheit, verbunden, zerstörst du sie. So ergreifst du die drei Grundqualitäten und wirst zum Schöpfer, Erhalter und Zerstörer. Oh Madhava, du wohnst im Herzen aller Wesen und bewegst die Sinne, damit sie sich an den Sinnesobjekten erfreuen. So bist du in allen Wesen und erfreust dich der Sinne. Während der Schöpfung erscheinst du als Brahma, während der Erhaltung als Vishnu und während der Zerstörung als Rudra. Oh Herr, das ist deine dreifache Wohnstätte. Oh Hari, Erde, Wasser, Feuer, Wind, Raum und Intelligenz - all dies ist deine verschiedenartige Natur. Du bist der Höchste Geist, der Purusha mit tausenden Köpfen, tausenden Augen, tausenden Armen, tausenden Gestalten, tausenden Wesen und der Herr des Himmels. Du erfüllst die ganze Erde mit ihren sieben Inselkontinenten, die von den Ozeanen umgeben sind. Du bist das Kleinste und das Größte, und sogar noch zehn Fingerbreit größer als das ganze Universum. Du bist diese ganze Welt mit allem, was entstanden ist und noch entstehen wird. Du verkörperst alle Stammväter und den höchsten Herrn. Oh Herr des Universums, die Brahmanen, die Bewahrer der Welt und Vollbringer großer Opfer, sind aus deinem Gesicht entstanden. Die Kshatriyas, die Beschützer der Welt, kommen von deinen Armen. Die Vaisyas, die Händler der Welt, stammen von deinen Schenkeln und die Shudras, die Diener der Welt, von deinen Füßen. So wurden die vier Kasten der Menschen aus deinem Körper geboren. Oh Gott der Götter, der Mond, der allen Wesen Wohlergehen verleiht, entsteht aus deinem Denken, und die Sonne, die der Welt mit ihren Strahlen das Licht gibt, aus deinen Augen. Oh Herr, Indra und der Feuergott Agni werden aus deinem Gesicht geboren, der Windgott aus deinem Lebensatem und der Weltraum aus deinem Nabel. Der Himmel entsteht aus deinem Kopf, die Erde von deinen Füßen und die Himmelsrichtungen aus deinen Ohren. So entsteht das ganze Universum aus dir, und du durchdringst es vollkommen. In allen Welten bist du überall anwesend.

Oh Gott, weil du als Verkörperung der Elemente alles durchdringst, wirst du Vishnu genannt. Weil du das Wesen des Wassers bist, heißt du Nara, und weil du zum Wohl aller Wesen im Wasser ruhst, Narayana. Oh Herr, als Vernichter des Leidens und der Sünde heißt du Hari und als allumfassender Wohltäter, Shankara. Wegen deines großen Wachstums wirst du Brahma genannt, als Bezwinger der Leidenschaft, Madhu und als Herr der Sinne, Hrishikesha. Weil „Ka“ ein Name von Brahma und ich als „Isha“ über alle Wesen herrsche, und weil wir beide aus dir geboren wurden, wirst du Kesava genannt. Weil die Silbe „Ma“ für Wissen steht, und du der Herr des Wissens bist, wirst du Madhava genannt. Weil „Gov“ für die Sprache steht und du die Herrschaft darüber hast, wirst du Govinda genannt. Weil die Weisen die Silbe „Tri“ für die drei Veden verwenden und du die drei Veden durchdringst, heißt du Trivikrama. Weil dein Wesen subtil ist und du sogar als Zwerg erscheinst, heißt du Vamana. Weil du Meditation übst, heißt du Muni, und weil du die Sinne zügelst, Yati. Weil du Askese übst, wirst du Tapavasi genannt, weil du in allen Wesen wohnst, Bhutavasa, und weil du der Herr aller Wesen bist, Ishvara. Oh Hari, du bist das OM unter den Veden, das Gayatri unter den Versmaßen, das A unter den Vokalen und das B unter den Konsonanten. Du bist Shiva unter den Rudras und das Feuer Agni unter den Vasus. Du bist der Feigenbaum unter den Bäumen, der Meru unter den Bergen, Brahma unter den Lehrern der Welt und Narada unter den himmlischen Heiligen. Du bist Prahlada unter den Dämonen, Vasuki unter den Schlangen, Kuvera unter den Guhyakas, Varuna unter den Meereswesen und die Ganga unter den großen Flüssen. Du bist der Anfang, die Mitte und das Ende aller Wesen. Die ganze Welt entsteht aus dir und zieht sich wieder in dich zurück. Oh Herr des Universums, ich bin du, und du bist ich. Es gibt keinen Unterschied zwischen uns, weder im Wort noch in der Bedeutung. Oh Govinda, all die großen Namen in der Welt sind in gleicher Weise dein wie mein. Niemand sollte darüber anders denken. Oh Gott der Götter, deine Verehrung ist auch meine Verehrung, und wer dich mißachtet, der mißachtet auch mich. Daran gibt es keinen Zweifel. Oh Gottheit, durch deine Größe bin auch ich groß, und es gibt kein außerhalb von dir. Oh Herr des Universums, was auch immer in dir entstanden ist und entstehen wird, das entsteht auch in mir, und außerhalb von dir entsteht nichts. Oh Herr, alle Götter preisen deine Qualitäten. Du bist der Rik, Yajur und Saman Veda. Was kann ich noch sagen? Du bist alles! Oh Vishnu, Madhava und Kesava, ich verneige mich mit meiner ganzen Seele. Oh gütiger Gott, ich verehre dich immer und in jeder Weise. Verehrung dem höchsten Herrn, aus dessen Nabel diese ganze Welt geboren wurde!


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter