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3.59. Die Schlacht der Dämonen Vrishaparva und Prahlada

Vaisampayana sprach:
Der Dämon Vrishaparva griff den Viswadeva Nishkumbha an, der wie eine rote Sonne glänzte. Mit zornvollem Gesicht ließ der Dämon seine Bogensehne sirren und sprach angesichts der feindlichen Armee:
Oh Wagenlenker, fahre meinen Wagen schnell in die Schlacht, wo unsere Armeen von den Göttern geschlagen werden. Ich will ihren Stolz zähmen und die Breche schließen, die sie in unsere Reihen geschlagen haben!

Dann begann der wütende Dämon, dessen Wagen von starken Pferden gezogen wurde, seine Feinde mit einem Hagel aus Pfeilen einzudecken. Die Götter konnten seinem Angriff nicht widerstehen, und von seinen Waffen durchbohrt flohen sie vom Schlachtfeld. Als Nishkumbha sah, wie seine Verwandten die Beute von Yama wurden, versuchte er, die Dämonen zu stoppen. Schnell wurde er von heldenhaften Göttern umringt, die seine Entschlossenheit erkannten und ihn mit Kraft und Waffen unterstützten. Nishkumbha erschien so gewaltig wie ein Berg, und der Dämon Vrishaparva bedeckte ihn mit Pfeilen, wie Indra einen Berg in Wolken hüllt. Doch der Gott beachtete diesen Pfeileregen auf seinem Wagen nicht weiter, lächelte über die Anstrengung des Dämons und griff majestätisch an der Spitze seiner Truppen an. Schnell stürmte er heran, daß die Erde unter ihm erzitterte. Seine Gestalt war höchst strahlend, überwältigend und wie ein Feuer lodernd. Dann verließ der lotusäugige Krieger seinen Wagen, entwurzelte einen hohen Baum und wirbelte ihn gegen Vrishaparva. Doch der Dämon fing diesen Baum mit einer Hand auf, lachte laut, wirbelte ihn über seinem Kopf und schlug damit den Gott sowie die Elefanten, Rosse und Wagen mit ihren Kriegern. Als die Götter den Dämon Vrishaparva wie den Tod persönlich erblickten, flohen sie erneut vom Schlachtfeld. Doch als Nishkumbha wieder zu sich kam und die Furcht der Götter sah, ließ er seinen Schlachtruf ertönen und stürmte zornvoll gegen den Feind. Dann schoß er dreißig scharfe und tödliche Pfeile und durchbohrte den Körper des Dämons. Aber auch der Gott war inmitten des Schlachtfeldes den Waffen der Dämonen ausgesetzt, wurde von allen Seiten angegriffen und verlor breite Ströme an Blut, während seine Krieger erschöpft mit zerzausten Haaren und gebrochenem Stolz, seufzend und besiegt vom Schlachtfeld flohen. Schwer gequält von Vrishaparva liefen sie beschämt davon, wagten sich kaum umzusehen und warfen ihre Waffen weg. So besiegte der vom Kampf berauschte Dämon Vrishaparva in der Schlacht den Viswadeva Nishkumbha mit seiner ganzen Armee.

In diesem großen Kampf wurde auch Kala, der Gott der Zeit, von Prahlada, dem Sohn von Hiranyakashipu mit zornesroten Augen angegriffen. Sukra, der Sohn von Bhrigu und Lehrer der Dämonen, führte die passenden Riten durch, um Prahlada den schnellen Sieg zu sichern. Die Brahmanen hatten das Opferfeuer entzündet und die Gebete gesprochen. Der Wind trug den Duft der Opfergaben freundlich davon. Sukra selbst murmelte die entsprechenden Mantras, verlieh vorzügliche Girlanden und segnete den hochbeseelten Prahlada mit dem Sieg im Kampf gegen den Gott Kala. Zehntausend Schüler vom Sohn des Bhrigu führten zur gleichen Zeit dieselben Riten für den Helden der Dämonen durch und rezitierten den heiligen Atharva und andere vedische Hymnen für den Sieg im Kampf. Und nachdem auch die Waffen gesegnet waren, versammelten sich all die Helden, diese Meister der Kriegskunst, der heiligen Lehre und Askese, wohlgerüstet und ihre großen Bögen schwenkend. Zuerst erwiesen sie ihrem König Vali Respekt, und dann umringten sie Prahlada auf ihren strahlenden Wagen mit allen Arten von Waffen, wie ein Berg von Wildenten umringt wird. Im Handumdrehen erhob sich ein mächtiger Lärm, der den Himmel bis zum Berg Meru erfüllte. So verließen die mächtigen, mit Lotusgirlanden geschmückten Dämonen ihre Familien und zogen in die Schlacht. An ihrer Spitze sah man den unschlagbaren Prahlada, diesen großen Bogenschützen, mit mächtigen Waffen und strahlender Rüstung. Ihm folgten tausende herrliche Dämonen mit dem Stolz von Löwen oder Tigern, und ihre Schlachtrufe erfüllten die Luft. An den Flanken standen sechzigtausend schwerbesiegbare Kampfwagen und Elefanten. Im Zentrum war der große Kalanemi, der seinen Bogen schwang und sein Löwengebrüll ertönen ließ. Dem Giganten folgten wiederum hunderttausend mächtige Dämonen, die wie Indra erstrahlten. So stand diese gewaltige Formation der Dämonenarmee mit zwei Flügeln und trotzte den Göttern. Sie trugen alle Arten von Waffen wie Bögen, Keulen, Streitäxte, Säbel und Dreizacks. Voller Leidenschaft war das Gebrüll dieser Helden, die sich nie vom Kampf zurückzogen. Die Luft hallte wider vom Klang der Muschelhörner und Trommeln, vom Trampeln der Pferde und Elefanten und vom Rattern der Kampfwagen. Von diesem riesengroßen Meer aus Kriegern umgeben erschien Prahlada wie der Tod selbst. Der gewaltige Lärm dieser Armee erfüllte die drei Welten und verängstigte alle Wesen. Feurige Meteore stürzten vom Himmel, Stürme tobten, und die Schakale schrien mit flammenden Mäulern. Der unbesiegbare Prahlada lächelte voller Hoffnung und sprach zur rechten Zeit zu seinem Gefolge:
Dieser Tag wird die Kraft meiner Arme bezeugen. Heute werden die Götter unter meinen Pfeilen fallen, die unsere Verwandten angegriffen haben. Ihre Körper werden heute zur Beute der wilden Tiere, und der Staub des Schlachtfeldes wird ihr Blut trinken. Meine Pfeile werden wie Meteore durch die Luft zischen, und die Sonne wird im dichten Staub verschwinden. Gebt euch der Freude hin und werft alle Furcht vor dem Terror der Götter ab! Noch heute werde ich Kala, den alles zerstörenden Gott der Zeit, besiegen. Ich werde das Herz des großen Königs Vali erfreuen und mit meinen tödlichen Pfeilen die unzähligen Götter durchbohren. Ich habe einen unerschöpflichen Köcher mit Pfeilen, die giftigen Schlangen gleichen. Wer, der sein Leben liebt, würde sich mir auf dem Schlachtfeld entgegen stellen? Das Glück und der Ruhm der Helden liegen im Tod ihrer Feinde. Und wer im Kampf stirbt, der gewinnt sich den Himmel. Wahrlich, das ist der sicherste Weg dorthin. Oh ihr ruhmreichen Dämonen, werft jede Furcht vor dem Kampf ab, besiegt eure Feinde und genießt die Freuden im himmlischen Garten Nandana!

So sprach der tapfere Prahlada zur Armee und begann, Kala anzugreifen. Als Meister aller Waffen war er auf die Kraft seiner Arme stolz, stets unerschrocken und unbesiegbar. Ihm folgten sechzigtausend Kampfwagen mit vielfältigen Waffen und seine eigenen Söhne, die hunderte Opfer dargebracht hatten. Sie waren geduldig, tugendhaft, fromm und asketisch, edel, wohltätig, weise, treu, gezügelt, den Brahmanen und der Wahrhaftigkeit gewidmet, opferfreudig und gelehrt. Sie waren Meister im Bogenschießen und aller anderen Waffen sowie im Führen von wütenden Elefanten und in der Kunst des Krieges. Sie setzten ihre Füße auf die Köpfe der Feinde, und ihre Gegner erzittern schon beim Donnern ihrer Schritte. So erschienen sie mit roten Augen und verbissenen Lippen auf dem Schlachtfeld und ließen ihr Löwengebrüll ertönen. Sie klatschten in die Hände und erfreuten sich am Klang der Trompeten und Muschelhörner. Sie stürmten kraftvoll voran und spannten ungeduldig ihre mächtigen Bögen, die so groß wie Palmen waren. Sie suchten den Kampf gegen den Gott der Zeit, der weder von den Göttern noch den Dämonen jemals besiegt wurde. Sie waren mit strahlendgoldenen Ornamenten geschmückt, in weiße Roben gehüllt, selbstbewußt, siegessicher, entschlossen und bestrebt, den Himmel zu gewinnen. So erschien diese prächtige Armee aus Elefanten, Kampfwagen und Pferden mit tausenden Fahnen und Bannern geschmückt.

Auf der anderen Seite näherte sich Kala, der mächtige und fürchterliche Gott der Zeit, mit gigantischem Körper, lautem Gebrüll und seinem Gefolge aus verschiedensten Krankheiten. Er richtete seine Blicke auf diese riesengroße Armee der tapferen Dämonen, die im Geiste schon über ihren Sieg triumphierten, und begegnete ihnen vollkommen unerschrocken. Kala stellte sich mit seinem Gefolge den Dämonen in den Weg, vereitelte ihren Ansturm und drang schnell in ihre Reihen ein. Mit feurigen Augen griff er die Armee mit ihrem Führer Prahlada an und schlug sie mit dem Stab der Zeit wie mit Keule und Streitaxt. Auch die Krankheiten kämpften mit Pfeilen, Keulen, Lanzen, Schwertern und vielen anderen Waffen. Sie töteten viele Dämonen, und die Dämonen töteten viele Krankheiten. Unzählige wurden von Dreizacks durchbohrt, von Äxten gespalten, von Keulen zerschmettert oder Schwertern zerschnitten. Beide Seiten, die Dämonen und die Krankheiten, gebrauchten mit mörderischer Geschicklichkeit ihre verschiedenen Waffen wie auch ihre Fäuste. Das Blut floß in Strömen. Sie schauten sich verbissen an, schrieen, tobten und brüllten wie Löwen. Es war ein entsetzliches Konzert schmerzhafter Klagen und hochmütiger Drohungen, daß einem die Haare zu Berge standen. Auch die größten Helden mußten in dieser Schlacht mit zerschlagenen Köpfen und durchbohrten Körpern der Länge nach die Erde messen. Schrecklich rauschte der Fluß aus Blut. Die Kleidung der Krieger war der Schaum, die Fahnenmasten die Wirbel, die abgetrennten Arme die Wasserschlangen, die Dreizacks und Lanzen die Fische, die Bögen die Alligatoren, die Wagen die Felsen und die Standarten die Bäume. Die Dämonen und Kalas Gefolge erschienen wie zwei Regenwolken. Ihre Bögen glichen dem Regenbogen, ihre goldenen Keulen dem Donnerblitz und ihre schnellen Pfeile den Regentropfen. Auf ihren Wagen oder Elefanten erschienen sie im Zorn wie wilde Gewitterwolken aus denen die Blitze schlugen. Mit Gold und Perlen geschmückt erstrahlten sie wie die Sonne. So trafen sie im Kampf aufeinander und schossen ihre Waffen wie donnernde Blitze. Auf beiden Seiten war dieser Kampf höchst schrecklich, wie unter Menschen, die das Leben nicht achten. Von Pfeilen durchbohrt und Blut überströmt fielen sogar die führenden Krieger. Die Erde wurde von Leichen bedeckt, und kaum gefallen, wurden sie schon unter den Füßen der verbissenen Krieger zertrampelt. Man konnte keine Pause mehr erkennen zwischen dem Auflegen des Pfeiles und dem Abschießen. Die Bögen schienen ständig im Kreis gespannt zu sein. Das war der leidenschaftliche Rausch der kampfestrunkenen Krieger. Doch schließlich wurde die Armee von Kala von den Pfeilen Prahladas zerstreut und floh davon, wie vom Sturm gejagte Wolken. Prahlada erkannte, daß er den Stolz seiner Feinde gebrochen hatte, und die Flucht der Rivalen vollendete seinen Triumph, die feindliche Armee von Kala vernichtet zu haben. Nie gab es und nie wird es wieder eine solche Schlacht in der Welt geben, wie diese zwischen Prahlada und Kala. Auf diese Weise vermehrte Prahlada seinen Ruhm im Kampf, und Kala, der Gott der Zeit, mußte das Feld verlassen.


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