Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

3.30. Das Quirlen des Ozeans

Janamejaya fragte:
Oh Brahmane, als sich Egoismus und Illusion überall in der Welt verbreiteten, was taten die Menschen?

Vaisampayana sprach:
Um das Werk der Weltherrschaft aufrechtzuerhalten, krönte Prajapati zusammen mit den Rishis Prithu, den Sohn von Vena, zum König. Als das goldene Zeitalter verging und das silberne Treta Yuga anbrach, sprachen die Leute unter sich:
Er ist unser höchst ausgezeichneter König. Er wird uns den Lebensunterhalt gewähren und die Brahmanen sowie alle anderen Geschöpfe beschützen, indem er die Aufgaben erfüllt, die ihm der Herr bestimmt hat.

Zu jener Zeit waren die Götter von ihrer Askese erschöpft und ruhten auf dem Rücken des Berges Gandhamadana. Als dann der Frühling kam, und die Götter und Dämonen den Duft von allen Seiten schnupperten, waren sie höchst erfreut und dachten:
Dieser Blütenduft, den der Wind überall verteilt, ist bezaubernd und erfreut unsere Herzen. Er läßt all die weltlichen Dinge höchst vorzüglich erscheinen.

Besonders die Dämonen waren von diesem Duft überwältigt und wurden mit der Zeit immer glücklicher. Vom wunderbaren Duft bis zur Euphorie erregt, sprachen sie wie aus einem Mund:
Das ist die Kraft all der Blüten! Wie erfreulich werden erst die Früchte sein? Nur durch Erfahrung erkennt man, was zu tun oder zu lassen ist. Wegen dieser Erfahrung vollbringen die Menschen gute und schlechte Taten. Deshalb sollten wir mit dem mächtigen Berg Mandara, der jede gewünschte Form annehmen kann, die Pflanzen im Wasser zerreiben. So wollen wir den Ozean mit großer Kraft quirlen, den Nektar ewiger Glückseligkeit trinken und uns gemeinsam von der Dunkelheit befreien. Der mächtige, von uns vielmals verehrte Vishnu wird uns führen. Wir werden die Vergänglichkeit überwinden, den Nektar trinken und die Erde wie den Himmel mit unseren Feinden genießen. Wir werden uns an der Familie mit Eltern, Brüdern und Kindern erfreuen und auf Erden ewige Glückseligkeit erreichen. (Oder: Mit Wurzeln, Blättern, Zweigen, Blüten und Früchten wollen wir das himmlische Amrit auf die Erde holen.)

So sprachen die Dämonen über das Quirlen mit dem Berg Mandara und rodeten alle Pflanzen auf dem Berg Gandhamadana. Danach eilten sie, um den Berg Mandara zu entwurzeln. Die Dämonen erschütterten die ganze Erde, aber konnten den Mandara nicht entwurzeln. Ihre Gelenke versagten, und sie fielen vor dem Berg nieder. Doch weil sie durch Askese viel Sünde verbrannt hatten und mit rechter Erkenntnis Selbstkontrolle übten, neigten sie ihre Köpfe und suchten Zuflucht in der höchsten Gottheit. Und als der allwissende und selbstbeherrschte Brahma, der überall anwesend ist, ihren geistigen Wunsch erkannte, sprach er mit körperloser Stimme zum Wohle der Welt:
Vereint euch mit den Göttern, Vasus, Rudras, Maruts, Yakshas, Gandharvas und Kinnaras! Dann könnt ihr den Berg Mandara entwurzeln und die beste Essenz der Himalaya-Pflanzen gewinnen.

Als die Dämonen diese Worte von Brahma hörten, bekamen sie neuen Mut und folgten in Gedanken, Worten und Taten. Gemeinsam mit den Göttern entwurzelten sie den Berg Mandara und setzten ihn in den salzigen Ozean, so daß sein Wasser über die Ufer schwappte. Dann benutzten sie den Berg als Quirl und die Schlange Vasuki als Schnur, und quirlten das salzige Wasser des Ozeans mit den Pflanzen für viele tausend Jahre. Durch das Quirlen von Wasser und Pflanzen entfaltete sich deren Milch (bzw. Essenz). Es erschienen Dhanvantari (der himmlische Heiler), der berauschende Wein (die Göttin Sura), Shri (die Göttin des Wohlstandes), das himmlische Kaustubha Juwel (das die Brust von Vishnu ziert), der klare Mond, das himmlische Roß Uchchaihsrava (das Pferd von Indra) und schließlich der Nektar der ewigen Glückseligkeit, den die Dämonen voller Stolz und Zorn begehrten. Doch da sprachen die Götter: „Niemand unter den Dämonen soll diesen Nektar trinken!“ Nur Rahu mischte sich unter die Götter und trank vom Nektar, weshalb ihm Hari mit seinem Diskus den Kopf vom Rumpf trennte (so daß nur sein Kopf unsterblich wurde). Und noch bevor die uralten Rishis und Pitris (die Ahnen) den Nektar berühren konnten, übergab Indra den Krug der Göttin Erde, welche Brahmas Gebot erfüllte und mit dem Nektar unverzüglich verschwand.


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