Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

3.26. Der Kampf zwischen Madhu und Vishnu

Vaisampayana sprach:
Während des Kampfes band Madhu, der mächtige Dämon mit furchterregender Kraft, den Götterkönig Indra mit festen Schlingen an den Berg (der Schöpfung). Er folgte in seiner Unwissenheit der Leidenschaft, griff nach der Herrschaft des himmlischen Königs und fesselte ihn mit unzerbrechlichen Eisenketten. Dann zog er an der Spitze seiner Armee in die Schlacht und forderte vom Tod getrieben den mächtigen Vishnu zum Kampf. Auf diese Weise entzweiten sich die Söhne von Kasyapa, und die Dämonen stürmten unter Führung von Madhu mit erhobenen Keulen gegen die Götter. Da begannen die Gandharvas und Kinnaras, die in Gesang und Tanz vollendet waren, auf allen Seiten zu singen und zu tanzen. Mit der süßen Musik ihrer Saiteninstrumente ergriffen sie das Herz des zornigen Madhu und beruhigten seinen Geist. So kämpften die Gandharvas für die Seite der Götter und schwächten die Kraft von Madhu. Bald begannen alle Dämonen zusammen mit Madhu, von ganzem Herzen zu singen. Daraufhin versuchte Vishnu durch seine Yogamacht die Kraft der Dämonen am heiligen Berg Mandara zu binden, wie das Feuer im Holz. Doch angesichts des gewaltigen Aufmarsches der Dämonen wurden die Herzen der Gandharvas von Furcht ergriffen, und sie flohen zu Brahma, dem Großen Vater aller Wesen.

Sogleich regte sich wieder der Zorn in Madhu, seine Augen rollten vor Wut, und er schlug Vishnu mit der Faust gegen die Stirn. Aber Vishnu schwankte nicht im geringsten sondern traf die Brust des Dämons, daß er Blut spuckte und auf die Knie sank. Allerdings nutzte der höchst mächtige Vishnu, der in den Kampfesregeln erfahren war, diese Schwäche seines Gegners nicht für einen zweiten Schlag. Daraufhin erholte sich Madhu, richtete sich auf wie das Banner von Indra, und sein Zorn loderte, als wollte er mit seinem Blick die vier Himmelsrichtungen verbrennen. Er ließ sein Löwengebrüll ertönen und begann den Ringkampf, um seinen Gegner zu töten. Doch beide hatten gewaltige Kraft in den Armen, waren erfahrene Kämpfer und von der Macht der Askese erfüllt. Damit trafen sie so gewaltig aufeinander wie zwei fliegende Berge. Voller Zorn rangen sie sich zu Boden und attackierten sich mit ihren Nägeln wie zwei wütende Elefanten mit ihren Stoßzähnen. Bald floß das Blut so schnell aus ihren Wunden wie die schlammigen Bergbäche zu Beginn der Regenzeit strömen. Und mit ihren Füßen wühlten sie die Erde auf, die vom Blut getränkt zu einem Sumpf wurde. Sie attackierten sich wie zwei Raubvögel, die mit der Kraft ihrer Flügel um einen Klumpen Fleisch kämpfen. Alle Geschöpfe wurden von diesem Kampf erschüttert, und vom Himmel herab hörte man die Siddhas das Lob von Vishnu singen, voller Wahrheit und geistiger Kraft:
Du bist es, der diesen Körper aus den Elementen mit den zugehörigen Sinnen formt und mit dem Ichbewußtsein zusammen hält. Du bist die individuelle Seele, die aus dem ewigen Brahman entsteht und der Geburt und dem Tod unterworfen ist. Du bist das Ewige, aus dem die Vielfalt der Formen erscheint und in dem sich alles wieder auflöst. Du bist die ewige Seele, die unabhängig vom Körper ist, aber als Bewußtsein alle Geschöpfe der drei Welten durchdringt und sich daran erfreut. Du bist der Höchste Herr, der als Gott die Übelgesinnten straft und die Tugendhaften beschützt. Du bist der Herr des Yoga und Beschützer des Himmels. Du bist es, der sich als Mensch, Urschlange, Schildkröte und in vielen anderen Gestalten verkörpert. Du bist es, der als Ananta die ganze Erde trägt und in Form der vier Veden das Dharma. Du bist der Opferdienst für die Brahmanen, der Kampf für die Kshatriyas, der Handel für die Vaisyas und der Dienst für die Shudras. Du bist das Leben der Lebewesen, die reine Milch der Kühe, die heilige Opfergabe des Opfers, der Opferrauch für die Ahnen und die Opferspeise für die Götter. Du bist es, der mit den vier Elementen und den sieben Arten der Nahrung zusammen mit den Ahnen die drei Welten beschützt. Du bist Sonne und Mond, die aus diesen sieben Arten der Nahrung entstehen. Aus Gedanken, Worten und Lebensatem wächst die Sonne und aus den anderen vier der Mond. So nähren drei Arten der Ahnen die Sonne und vier Arten den Mond, wenn sie den Opferkuchen empfangen. Wie Gold in kunstvolle Ohrringe verwandelt wird, so bist du im Inneren der fünf Sinne verborgen und lebst im Ichbewußtsein und allen anderen Prinzipien. Du entstehst aus dem ewigen und unvergänglichen Brahman. Du bist es, der Feuer und Wind die Energie gibt. Und weil sie ihre Energie von dir empfangen, wirst du auch Aditya (Sonnengott) genannt. Du bist es, der am Ende des Schöpfungstages mit deinen Strahlen die Welt verbrennt und verzehrt, denn grenzenlos ist deine geistige Kraft. Du bist es, der unsichtbar und kraftvoll in den Neu- und Vollmondnächten mit den Heiligen wandert, die an Herrlichkeit der Sonne, dem Mond und den Vasus gleichen. Du bist es, der alle Handlungen als Opfer vollbringt, den Himmel gewährt und die Tugend bewahrt. Du bist es, der als Mond während der Neumondnacht in den Bäumen und anderen Pflanzen wohnt und in den nächsten vierzehn Tagen neu geboren wird. Oh Herr der Elemente, du bist die Nahrung, die auf Erden für alle Geschöpfe existiert, die altern, sterben und wiedergeboren werden. Du bist das Wesen aller täglichen Riten, die auf Erden bestehen. Du bist eins mit dem Opfer, der Opferhandlung, dem Opferspruch und dem Opfernden. Du verkörperst die beiden Wege zum Himmel, den dunklen Weg über den Mond zu den Ahnen und den hellen Weg über die Sonne zu den Göttern. Du bist es, der sich in Gestalt der Geschöpfe den Regeln der Vergänglichkeit unterwirft und allein durch das Universum wandert. Du bist es, der jenseits der Sinne für alle unsichtbar in deiner eigenen Seinsweise lebt. Du bist der Alleingeborene, der uralte und universale Höchste Geist (Purusha), unvergänglich und unvergleichlich. Du bist dein eigener Herr und spielst hier in dieser Welt. An Energie gleichst du dem Feuer und an Beweglichkeit dem Wind. Du bist es, der sich mit den fünf Elementen umhüllt. Du bist die individuelle Seele im Bemühen nach Sinnes- und Gedankenbeherrschung. Du bist das reine Bewußtsein im Streben nach Befreiung. Du bist Rudra im zyklischen Auflösen des Universums, und du bist Vishnu im Erhalten der Welt. Du bist die Ordnung der Welt, das Auge des Dharma und der ewige Geist.

So sprachen die selbstbeherrschten und sündlosen Munis, die durch ihre reinen Taten das ewige Brahman erreicht haben, auf wahrhafte Weise dienen und Freund und Feind als gleich betrachten. So gepriesen von den heiligen Siddhas, erinnerte sich Vishnu an seine Gestalt als Hayagriva (der Pferdeköpfige). Und als Hari diese mächtige Verkörperung der Veden und aller Götter annahm, erschien Shiva auf seinem Haupt und Brahma im Herzen. Die Sonnenstrahlen waren seine Haare, Sonne und Mond seine Augen, die Vasus mit den Siddhas seine Glieder und die Götter seine Gelenke. Der Feuergott war seine Zunge, die Göttin Sarasvati seine Sprache und die Maruts mit Varuna seine Knie. In dieser mächtigen Gestalt, die sogar den Göttern höchst wunderbar erschien, attackierte Hari mit zornesroten Augen den Dämon als Verkörperung der Unwissenheit. Bald war die ganze Erde vom Fleisch, Fett und Blut des Dämons Madhu bedeckt, so daß sie wie das weiße Kleid einer Jungfrau in ihrer ersten Periode erschien. Deshalb, oh König, wird die Erde auch Medini genannt, und tausende Dämonen folgten diesem Schicksal.


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