Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

3.23. Das Opfer des Brahma

Vaisampayana sprach:
Die Brahmanen, die ihre Sinne und den Zorn beherrschen, verfilzte Locken und Hirschfelle tragen und ihren Geist im Punkt zwischen den Augenbrauen konzentrieren, verehren Brahma, den Großen Vater, auf dem Berg Meru, in dicht bewaldeten Tälern, von metallisch schimmernden Felsen umgeben und von Büschen gesäumt. Sie singen die drei heiligen Veden in den fünf Rhythmen, rezitieren das OM und zelebrieren die Opfer zum Wohle aller Wesen. Die weisen Munis teilen das Opferfeuer in drei Feuer (Dakshina, Garhapatya und Ahavaniya?) und widmen sie mit verschiedenen Mantras (Swaha, Swadha und Vashat?). Wenn der Eine, der den Namen „Groß“ wahrlich verdient, durch die Rezitation des Swaha mit Opferbutter genährt wird, gewährt er die Früchte der Mantras. So verehren die Brahmanen den göttlichen Daksha, den Stammvater aller Wesen und Vater der Könige, als Gegenstand universaler Verehrung, der als Verkörperung des Brahman erschienen ist. In seinen Händen hält er den Stab der Herrschaft, Schild und Schwert sowie Pfeil und Bogen. Sein Gesicht strahlt wie eine Lotusblüte. Er lebt im Wohlstand und beherrscht seine Sinne, die Begierde und den Zorn. Er verehrt die Götter und feiert große Opfer in Pushkara (dem Lotusland von Brahma), während seine Priester die von Indra geweihten Lieder des Saman Veda singen. Für diese Opfer gibt Brahma geklärte Butter, Milch, Gerste, Reis und alle anderen Gaben, die in den Veden beschrieben werden. Und das Opferfeuer entzündet Brahma durch das Reiben der Feuerhölzer aus dem Sami-Baum. Die Flamme, die daraus entsteht, ernährt sich von den Opfergaben und trägt sie zu den Göttern, welche die entsprechenden Früchte gewähren. In diesem Opfer des Brahma fungiert sein Enkelsohn Vrihaspati, der Lehrer der Götter, als Udgatri Priester und rezitiert die vier Veden mit vorzüglichem Ausdruck. Seine harmonische und freundliche Stimme offenbart mit gelehrter Aussprache die ganze Schönheit der heiligen Texte. Mit diesen himmlischen Hymnen erscheint der heilige Ort wie die Region von Brahma. So werden die reinen und heiligen Gebete wiederholt, die ursprünglich aus dem Mund Gottes fließen.

Voller Herrlichkeit erscheint dieses Opfer mit all den Gaben für das Opferfeuer, den Gefäßen voller Soma-Saft, Wasser, Gerste, Reis und geklärter Butter, den heiligen Riten, den Milchkühen mit ihren Kälbern sowie den reichen Geschenken für die Brahmanen und Bettler. Oh Bharata, mit den vedischen Hymnen werden die Geschenke (Dakshinas) den Brahmanen und die rituellen Handlungen der Erkenntnis des Brahman gewidmet. So vollbringt Brahma, die Seele jedes Opfers, umgeben von den geistgeborenen Rishis und mithilfe der Maruts das Opfer entsprechend der Veden zum Wohlergehen aller Wesen. Er ist es, der das Opferfeuer mit den Feuerhölzern aus dem Sami Baum entzündet und das Agnihotra auf rechte Weise durchführt. Die Versammlung erscheint herrlich, die Riten sind tiefgründig, die Stimmen sanft und melodiös, die Priester asketisch, in den Veden und ihren Zweigen gelehrt und so strahlend wie Sonne und Mond. Unter dem Klang der heiligen Hymnen erscheint die Erde wie das Reich von Brahma (Brahmaloka), und alle Götter versammeln sich hier. Dieses große Opfer wird im Himmel und auf Erden von den göttergleichen, demütigen und asketischen Brahmanen gelobt, welche die Veden lehren und das Brahman erkannt haben. Dieses große Opfer des Brahma erstrahlt wie die drei Feuer auf dem Opferplatz und gleicht dem Reich von Brahma. Die Brahmanen singen die Saman-Lieder von Indra und rezitieren die heiligen Verse des Yajur Veda. In diesem Geist versammeln sich hier alle wahrhaften, selbstbeherrschten und asketischen Munis, die dem Brahman hingegeben sind. Und Vrihaspati selbst, der uralte Enkelsohn von Brahma und Lehrer der Götter, der alle Geheimnisse des Dharma kennt, erfüllt unter diesen Umständen das Priesteramt des Hotri und Brahma. Am Ende des Opfers werden alle Früchte dem Vishnu gewidmet, der durch asketische Energie seine Geburt in der letzten Empfängnis von Aditi nahm. So erreicht man auf dem ewigen Weg des Opfers die Füße von Vishnu jenseits von Glück und Leid, überwindet Geburt, Unwissenheit und Karma und erkennt das Brahman, aus dem Indra und alle anderen Götter entstehen. Damit vereinen sich die Munis, die von den Fesseln der Sinne und ihrer Objekte befreit wurden. Denn die verschiedenen Sinnesobjekte werden durch Leidenschaft aufgrund angesammelter Taten geschaffen und überwältigen den Geist völlig. Deshalb sollte man mit großer Achtsamkeit die Leidenschaft beherrschen, um davon nicht erfaßt zu werden. Diese Selbstbeherrschung gilt als die größte Errungenschaft der Weisen. So wird der Geist der weisen Brahmanen, welche durch die heilige Lehre des OM wahrhafte Erkenntnis erlangt haben, von allem gegensätzlichen Wissen befreit.

Oh Bharata, die vedengelehrten Brahmanen betrachten den Himmel, wo die Götter und andere himmlische Wesen wohnen, als den besten Ort. Dieser vorzügliche Himmel ist überall dort, wo die Götter vom Opfer genährt unsterblich sind. Hier kann der Opfernde aufgrund seiner Taten frei von Angst gemeinsam mit seiner Familie leben. Dafür übergab am Ende des Opfers der reine und gütige Gott, dessen Atem alle Wesen belebt, den Berg (der göttlichen Schöpfung) an die Brahmanen. Aber daraufhin erhob sich ein Streit unter den Brahmanen, wie sie diesen Berg unter sich aufteilen sollten. Trotz aller Anstrengung, fanden sie keinen Weg, diesen Berg zu teilen. Erschöpft setzten sie sich mit entmutigten Gesichtern auf den Boden. Daraufhin erschien das Wesen des Berges, verneigte sich vor den Brahmanen und sprach lächelnd mit freundlicher Stimme:
Oh ihr Brahmanen, vergeblich versucht ihr, mich unter euch aufzuteilen. Mit Streit werdet ihr auch in hundert himmlischen Jahren dazu nicht fähig sein. Bitte versucht zu verstehen, daß ihr mich nur erhalten könnt, wenn ihr euren Streit beendet. Oh edle Brahmanen, die Leidenschaften von Zorn und Begierde schwächen eure Kraft, während Weisheit und Entsagung diese ganze Schöpfung erhält. Wie könnte ich unter euch Brahmanen aufgeteilt werden (in Mein und Dein, wie Könige die Erde aufteilen)? Mein Gipfel ragt bis in den Himmel, ich bin hart wie Granit, von metallischen Adern durchzogen, mit schroffen Felsen, tiefen Abgründen, weiten Tälern und zahllosen Höhlen, wo Schlangen, Tiger und andere wilde Tiere wohnen. (Deshalb beherrscht diesen göttlichen Berg der Schöpfung gemeinsam durch Weisheit und Entsagung, nicht mit Blindheit, Gewalt und Anhaftung.)

So sprach das Wesen des Berges, und als die Brahmanen diese freundlichen Worte vernommen hatten, schwiegen sie und versöhnten sich.

(Hinweis: In diesem Kapitel folgte M.N.Dutt einem Kommentator, der den Text auf das Pranayama abbildete. Wir versuchten, der Übersetzung von A.Langlois zu folgen, um den Kontext zu bewahren. Hier noch der letzte Abschnitt dieses Kapitels von M.N.Dutt:
Wer jedoch Gegensätze und Trennung sieht (anstatt die Einheit des Brahman), wird in diesem Körper nicht die Beständigkeit erreichen, die zur Befreiung führt. So fallen die Zweifachgeborenen, die in ihre Taten verstrickt sind, aus dem Himmel, wenn sie die Früchte ihrer Verdienste genossen haben, und leben mit glanzlosen Gesichtern auf Erden, wo ihr Geist von Illusion überwältigt wird. Die freundliche Stimme des weisen Lehrers (vom Berg der Körperlichkeit) in Gestalt der Stille, dem Besten auf dem Weg zur Befreiung von Sünde, verkündet den Zweifachgeborenen die folgende Vedanta-Lehre:
Ihr betrachtet diesen Körper mit den Sinnen als euer Selbst und deshalb kämpft ihr dagegen. Doch ihr werdet auch in hundert himmlischen Jahren nicht fähig sein, diesen Berg körperlicher Anhaftung mit Gewalt zu zerschlagen, ohne die Erlösung zu empfangen. Wenn ihr durch geistige Konzentration erkennt, daß ihr alle das eine Selbst seid, werdet ihr von ganzem Herzen Freundschaft mit allen Geschöpfen schließen und gleichzeitig die illusionäre Ansicht auflösen, daß dieser Körper euer Selbst ist. Die beiden Leidenschaften von Zorn und Begierde schwächen eure Kraft zur Selbsterkenntnis, während die Entsagung von Zorn und Begierde die Energie der Hingabe zum Brahman erhöht. Durch die reine Erkenntnis des Selbst werde ich selbst die Begierde und den Zorn in dieser und der jenseitigen Welt vernichten. Wie sonst wollt ihr diesen Berg körperlicher Anhaftung zertrümmern, der weit in den Himmel ragt, hart wie Granit ist, mit schroffen Felsen, tiefen Abgründen und voller Höhlen, wo Schlangen, Tiger und andere wilde Tiere wohnen?

Als die Brahmanen diese freundlichen Worte ihres Lehrers hörten, dem Wesen des Berges, schwiegen sie und verweilten in der Stille.)


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