Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

3.111. Durvasas Anklage

Vaisampayana sprach:
Oh König, Vishnu, der Herr mit den Augen, die dem schönen Lotus der Schöpfung gleichen, der den Wesen Wohlstand gewährt, so herrlich und dunkel wie eine Regenwolke, in gelbe, lange Kleider gehüllt, mit schönsten Ornamenten geschmückt, der Träger der Krone und Herr der Göttin Shri, Krishna, der Strahlende mit dem wallenden Haar, der schwer zu Verstehende, der ewige Gott, der Eine und Vielfältige, der Vergängliche und Unvergängliche - Hari, der Herr des Universums, vergnügte sich gerade im Spiel gemeinsam mit Satyaki und anderen Kshatriyas. Inmitten der Versammlungshalle Sudharma erfreute sich Krishna, dieser Beste der Yadavas, warf spielend die Kugeln und rief zu Satyaki: „Meine Kugel ist vorn, und deine scheint dahinter zu sein!“ Die anderen führenden Yadavas mit Vasudeva und Ugrasena an der Spitze saßen auf ihren Plätzen und schauten dem Spiel zu. Der Herr, der dem Wohl aller Wesen gewidmet ist, die allesdurchdringende Seele, spielte mit Satyaki wie einst Rama mit Sugriva. So vergnügte sich der unvergängliche Vishnu mit dem Enkelsohn von Sini einige Zeit bis zum Mittag, und als die Sonne im Zenit stand, unterbrach Krishna das Spiel.

Oh König, die Heiligen, die vom Torhüter aufgehalten am Tor warteten, betrachteten diesen Moment als passend, die Versammlungshalle zu betreten. So erblickten die langgeprüften Asketen, die ihre Leidenschaften überwunden, den Geist gestillt und der materiellen Welt entsagt hatten, mit dem großen Durvasa an der Spitze den Gott der Götter. Krishna, Vishnu und Hari mit den großen Lotusaugen, hielt die Kugeln in der Hand und spielte mit Satyaki. Krishna schaute auf Satyaki, auf die Kugeln und dann auf die Heiligen, die allem entsagt hatten und plötzlich vor ihm standen. Oh König, der lotusäugige Führer der Vrishnis, Satyaki, Balarama, Vasudeva, Akrura, Ugrasena und alle anderen Yadavas waren sogleich bestürzt, wunderten sich sehr und fragten sich, was dies bedeuten könnte. Sie erblickten den heiligen Durvasa mit seinem Gefolge, als wöllte er die drei Welten verbrennen. Schicksalhaft stand er vor ihnen mit zerrissenem Lendenschurz, zerbrochenem Asketenstab, gerunzelter Stirn, von Hansa beleidigt und blickte mit feurigen Augen auf die versammelten Yadavas. Von diesem Anblick waren die großen Helden zutiefst erschüttert und fragten sich: „Was will der zornige Asket tun? Wie wird Krishna, unser Herr, reagieren?“ So standen die führenden Yadavas und Vrishnis höchst erstaunt mit gefalteten Händen und murmelten verlegen: „Sei willkommen!“ Da trat Krishna, der Herr Sinne, auf ihn zu und sprach:
Hier ist ein Sitz. Bitte nimm Platz und sei beruhigt. Oh Brahmane, ich stehe bereit, was soll ich für dich tun?

Daraufhin setzte sich Durvasa, der jede Anhaftung überwunden hatte, und auch die anderen Heiligen nahmen mit gelassenem Geist die ihnen angebotenen Sitze ein. Dann begrüßte sie Krishna mit den üblichen Gastgeschenken und dem Wasser zum Waschen der Füße, und der Herr der Sinne sprach zu Durvasa:
Oh Bester der Brahmanen, sage mir, weshalb du hierhergekommen bist. Es gibt sicherlich einen wichtigen Grund. Ihr seid Heilige, die Besten der Zweifachgeborenen, ohne jeden Makel. Oh ihr berühmten Brahmanen, was könnten wir für euch tun? Welchen Wunsch habt ihr, die ihr wunschlos seid? Die Taten von Kshatriyas werden doch nur für leidenschaftliche Ziele benötigt. Mit unserem Verstand sehen wir keinerlei Grund für deinen Besuch. Doch ich vermute, es gibt einen wichtigen. Wir bitten dich, sage es uns, so daß wir es aus deinem Mund erfahren.

Als der Gott der Götter, der Träger des Diskus, so gesprochen hatte, wurde Durvasa noch zorniger. Seine Augen glühten rot, und sein feuriger Blick drohte die drei Welten zu verbrennen. Dann lachte er zornig und sprach zu Vishnu:
Oh Herr der Yadavas, warum behauptest du, den Grund für unseren Besuch nicht zu kennen? Ich weiß, du bist der Gott der Götter und versuchst, uns mit deiner Rede zu verwirren. Oh Vishnu, wir sind uralt und wissen alles über die uralten Geschehnisse. Du bist der Herr der Götter und hast durch deine Illusionskraft diesen menschlichen Körper angenommen. Oh Herr des Universums, was willst du vor uns verbergen? Du bist eine Verkörperung (des Brahman) für alle, die das Brahman kennen. Du bist der Höchste Geist, der einst von Brahma verehrt wurde, und so haben auch wir es erkannt. Du bist das Höchste, aus dem dieses ganze Universum geboren wurde. Du selbst bist es, der alles Erkennbare verkörpert. Oh Herr des Universums, wer (das Brahman) erkannt hat, kennt deine höchste, universale Verkörperung. All unsere Seligkeit strömt aus der Erinnerung, daß wir auf dem Weg des Dharma durch die Erfüllung unserer Aufgaben dieses Höchste erreichen können. Oh Hari, wir sind keine gewöhnlichen Menschen, die dich nicht erkennen, obwohl du vor ihnen stehst. Du behauptest, den Grund unseres Besuches nicht zu wissen. Wo ist das Problem? Oh Vernichter von Keshi, warum willst du uns testen, die wir das Höchste kennen? Jene, die im Yoga vertieft sind, frei von allen unheilsamen Gefühlen und zufrieden durch Erkenntnis, meditieren über deine Herrlichkeit, die in den Veden als das Höchste gepriesen wird. Oh Herr, sie schauen in ihrem Geist deine Lotusverkörperung und erkennen deinen Glanz, der in den Veden verehrt und als das Brahman erklärt wird. Ich sehe darin das gleiche, wie in deiner menschlichen Gestalt. Oh Krishna, so sehe ich die Herrlichkeit von Vishnu, welche die Veden als Höchstes verkünden, in gleicher Weise in deinem Körper. Oh Vishnu, das OM, das als höchstes Brahma-Wort gilt, das bist du. Sage mir nicht, daß du darüber unwissend bist. Oh Govinda, falls es dir gerade nicht bewußt war, dann magst du so sprechen, als wüßtest du von nichts. Aber nun erinnere dich! Oh Kesava, du weißt, daß die Herrlichkeit des Herrn die Quelle des ganzen Universums ist, und zur Zeit der universalen Auflösung alles wieder in dieser Herrlichkeit verschwindet. Du bist der Schöpfer, der Erhalter aller Wesen, und der Zerstörer. Du manifestierst dich in jedem Gedanken. Was auch immer ich denke, du bist es, der diese Form annimmt. Wenn ich denke, daß Vishnu der Wind ist, dann nimmst du, oh Herr, die Gestalt des Windes an und prägst meinen Geist. Wenn ich denke, daß Vishnu der Himmel ist, dann nimmst du, oh Herr, diese Gestalt an und prägst meinen Geist. Wenn ich denke, daß Vishnu die Erde ist, dann nimmst du, oh Herr, diese Gestalt an und erscheinst als Erde. Wenn ich denke, daß Vishnu Geschmack ist, dann wirst du, oh Herr, in meinem Geist zum Geschmack. Und wenn ich dich, oh Höchster Geist, in strahlender Gestalt visualisiere, dann nimmst du in meinem Geist ebendiese Form an. Wenn ich denke, Hari ist der Mond, dann sehe ich glücklicherweise dich, oh Gott, mit meinen Augen als den leuchtenden Körper des Mondes. Oh Herr des Universums, wenn ich denke, du bist die Sonne, dann erstrahlst du als Sonne und schenkst mir diesen Anblick. So habe ich erkannt, daß du alles bist. Deshalb, oh Janardana, sage nicht, daß du unwissend bist. Oh Vishnu, du bist alles, und wenn du unsere Sorgen nicht erkennst, wie leidvoll wäre dies für uns, die allein von dir abhängig sind? Oh Kesava, wenn du die Sorgen der Wesen nicht mehr siehst, dann ist alles Gute verloren. Oh Vishnu, wenn du nicht an uns denkst, dann ist jeder Verdienst umsonst.

Oh Krishna, zwei Kshatriyas namens Hansa und Dimvaka, die auf ihren Segen von Shiva stolz sind, haben uns angegriffen. Sie behaupten, daß allein der Hausstand die beste Lebensweise sei, haben uns schwer kritisiert und beleidigt. Oh Herr, darüber hinaus haben sie weitere Taten voller Sünde begangen, die man nicht tolerieren sollte. Schau auf diese zerbrochenen Krüge, Teller und Asketenstäbe, die sie alle verwüstet haben! Oh Herr des Universums, schau auf den zerrissenen Lendenschurz und die Wasserkannen, die nur noch Scherben sind! Oh Krishna, du folgst den Pflichten der Kshatriyas, und so beschütze uns! Oh Herr, es ist höchst seltsam, daß uns so etwas unter deiner Herrschaft passieren konnte, wenn du Tag und Nacht wachsam bist. Oh Gott, was sollen wir jetzt tun als schwache Geschöpfe? Unser ganzer Verdienst scheint verloren. Oh Herr des Universums, sage uns, wer nun unsere Zuflucht ist? Wenn diese beiden Königssöhne so weiterleben, dann werden alle drei Welten untergehen. Es wird keine wahrhaften Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras mehr geben. Diese Brüder sind höchst mächtig und von ihrem Stolz berauscht. Sie sind Könige, die mit scharfen Waffen strafen. Selbst die Götter mit Indra an der Spitze werden vor ihnen nicht bestehen können. Oh Krishna, weder Bhishma noch der höchst mächtige König Valhika, ja nicht einmal Jarasandha, der unschlagbare Kshatriya - keiner von ihnen wird diese beiden Königssöhne im Kampf schlagen können, die durch den Segen von Shiva so überheblich geworden sind. Deshalb, oh Herr, töte diese beiden Übermächtigen und beschütze diese Welt! Andernfalls wird dein Versprechen als Bewahrer des Universums vergeblich sein. Was sollen wir noch mehr sagen? Beschütze und bewahre die drei Welten!

So sprach Durvasa in großem Zorn und schwieg.


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