Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.94. Die Heirat zwischen Pradyumna und Prabhavati

Vaisampayana sprach:
Als Pradyumna erkannte, daß ihre Liebe aufrichtig war, sprach der Sohn von Krishna voller Freude zur Schwanendame:
Sage der Tochter des Dämonenkönigs, daß ich in Verkleidung einer schwarzen Biene unter anderen Bienen mit ihrer Blumengirlande hierhergekommen bin. Ich bin nun ganz ihr Diener. Möge sie über mich verfügen.

Nach diesen Worten verwandelte sich Pradyumna in seine Gestalt zurück und erleuchtete mit seiner Person den ganzen Raum, so daß sogar die schönen Strahlen des Vollmondes verblaßten. Und wie der Ozean mit dem aufgehenden Mond anschwillt, so wuchs Prabhavatis Liebe beim Anblick dieser Verkörperung des Liebesgottes Kama. Schnell schlug sie ihre großen Lotusaugen schamvoll nieder und saß mit gesenktem Kopf. Daraufhin ergriff Pradyumna die Hände der wunderschönen Prabhavati, die mit kunstvollen Ornamenten bemalt waren, und sprach mit bebendem Körper:
Warum senkst du dein Gesicht, das dem schönen Vollmond gleicht, hundertmal von mir ersehnt und nun gewonnen? Warum sprichst du nicht zu mir? Oh Wunderschöne, verberge nicht den Glanz in deinem Angesicht. Wirf deine Furcht ab und segne mich als deinen Diener. Es ist jetzt keine Zeit für Schüchternheit, denn bald muß ich zurückkehren. Ich bitte dich mit gefalteten Händen, überwinde deine Scheu! Du bist unvergleichlich an Schönheit und Tugend. So berücksichtige die gegebenen Umstände und segne mich mit der Gandharva Art unserer Hochzeit.

Danach berührte der heroische Pradyumna das Feuer, das in einem Juwel erschien, rezitierte die Mantras und vollführte das Feueropfer der Hochzeitszeremonie mit Blumen. Dann hielt er die Hand von Prabhavati, die mit schönsten Ornamenten geschmückt war, und umrundete den Feuergott, der sich in dem Juwel verkörpert hatte. Und Agni, der strahlende Herr, der Zeuge von Tugend und Sünde in der Welt, loderte hell auf und ehrte damit den Sohn vom Unvergänglichen (Krishna). Danach opferte der heroische Nachkomme von Yadu im Geiste das Dakshina und sprach zur Schwanendame: „Oh guter Vogel, wache an der Tür und beschütze uns!“ Sie verneigte sich und ging. Dann ergriff Pradyumna die rechte Hand der Lotusäugigen und führte sie zum schönverzierten Bett. Dort setzte er die Liebliche auf seinen Oberschenkel und beruhigte sie. Nach einer Weile küßte er sanft ihren Nacken und atmete den süßen Duft ihrer Haut. Und wie die Biene zur Lotusblüte fliegt und ihren Nektar trinkt, so näherte sich sein Mund ihren Lippen und trank ihre Liebe. Nach und nach umarmte Pradyumna, der in Liebesdingen höchst erfahren war, die bezaubernde Dame mit dem schönen Haar ganz und gar. So erfreute er sich mit Prabhavati die ganze Nacht, und als Kenner des Liebesspiels ging er behutsam vor. Als die Nacht mit den Freuden der Liebe vergangen war und der Morgen dämmerte, kehrte er ins Theater zurück. Ungern ließ ihn Prabhavati gehen, und auch seine Gedanken konnten sich von der wunderschönen Geliebten kaum trennen. Dort verkleidete er sich wieder als Schauspieler und wartete auf den Befehl von Indra und seinem Vater Krishna, um das große Werk zu vollbringen. Die Hochbeseelten bewahrten ihr Geheimnis und warteten auf die Stunde, in der Vajranabha aufbrechen würde, um die drei Welten zu erobern. Denn solange der heilige Kasyapa sein Opfer ausführte, solange gab es keinen Krieg zwischen den Göttern, die dem Dharma folgen, und den Dämonen, die nach der Herrschaft über die drei Welten greifen.

Während die klugen Yadavas dort auf die rechte Stunde warteten, erschien die Regenzeit, die für alle Lebewesen so erfrischend ist. Die himmlischen Schwäne, die so schnell wie Gedanken fliegen, trugen täglich die Neuigkeiten von den mächtigen Yadava Prinzen zu Indra und Krishna. Und wohlbeschützt von den Schwänen verbrachte der heroische Pradyumna viele Nächte mit der wunderschönen Prabhavati. Die Dämonen, die bereits in den Fängen des Todes waren, konnten nicht erkennen, daß sie auf Befehl von Indra von den Schwänen und den Schauspielern in ihrer Vajra Festung umgeben waren. Nach und nach begann der heroische Sohn der Rukmini von den Schwänen beschützt, sogar die Tage im Gemach von Prabhavati zu verbringen. Oh Nachkomme des Kuru, durch seine Illusionskraft erschien ein Teil seines Körpers auf der Bühne und ein anderer Teil lebte glücklich mit Prabhavati. Die Dämonen liebten die hochgeborenen Yadavas wegen ihrer Künste, Hingabe, Lustigkeit, Ausdrucksstärke, Cleverneß, Einfachheit und Gelehrtheit. Und sogar die Dämonenfrauen liebten die Yadava Mädchen wegen ihrer Schönheit, Vorzüglichkeit, Ausstrahlung, Reinheit und ihres Verhaltens.

Oh König, Sunabha, der berühmte Bruder von Vajranabha, hatte zwei schöne und vollkommene Töchter. Die eine hieß Chandravati und die andere Gunavati. Sie pflegten das Gemach von Prabhavati täglich zu besuchen und erblickten sie eines Tages beim Spiel der Liebe. Als Schwestern hatten sie großes Vertrauen zueinander, und so fragten sie neugierig nach. Darauf antwortete ihnen Prabhavati:
Ich kenne ein Geheimnis, wie ich den Ehemann, den ich mir im Herzen wünsche, zu mir rufen kann. Es ist so mächtig, daß es jeden erdenkbaren Mann, sei es ein Dämon oder Gott, anziehen und verliebt machen kann. Deshalb erfreue ich mich mit dem Sohn der Götter, meinem geliebten Pradyumna.

So erblickten die beiden Schwestern den strahlenden Pradyumna voller Jugend und Schönheit und waren höchst erstaunt. Danach sprach die bezaubernde Prabhavati mit einem Lächeln folgende, der Zeit angemessene Worte:
Die Götter verfolgen stets die Ziele des Dharma, der Tugend und Gerechtigkeit, während die Dämonen in ihrem Wesen stolz und eigensüchtig sind. So üben die Götter Entsagung, und die Dämonen verfolgen ihre Begierden. Damit sind die Götter wahrhaft und die Dämonen in Illusion gefangen. Zweifellos ist der Sieg schließlich dort, wo Dharma, Entsagung und Wahrheit sind. Dieses Geheimnis will ich euch verraten, und ihr könnt euch zwei passende Ehemänner von den Söhnen der Götter erwählen. Durch meine Kraft werdet ihr sie bald gewinnen.

Als die beiden Schwestern mit den schönen Augen diese Worte von Prabhavati gehört hatten, antworteten sie: „So sei es!“ Dann befragte die ehrenwerte Tochter von Vajranabha ihren geliebten Pradyumna, und er nannte ihr die Namen seines Onkels Gada sowie den Helden Samba, denn beide waren schön, edel und mutig. So sprach Prabhavati zu den beiden Schwestern:
Als Durvasa einst mit mir zufrieden war, verriet er mir ein besonderes Geheimnis. Es bringt Glück und bewahrt die Jugend. Er sprach: „Auf wen du unter den Dämonen, Yakshas oder Göttern deinen Geist richtest, wird dein Ehemann werden.“ So wünschte ich mir den Helden Pradyumna. Nun empfangt auch ihr dieses Geheimnis und bald sollt ihr mit eurem Geliebten vereint sein!

Oh König, daraufhin waren die beiden höchst erfreut, empfingen das Geheimnis aus dem Mund ihrer Schwester, handelten entsprechend und dachten an Gada und Samba. Sogleich erschienen diese beiden heroischen Yadavas mithilfe der Illusionskraft von Pradyumna. Die tugendhaften Helden und Feindevernichter ergriffen die Hände der beiden Jungfrauen und führten die Hochzeitsriten mit den entsprechenden Mantras nach der Gandharva Art durch. So vermählten sich Chandravati mit Gada und Gunavati mit Krishnas Sohn Samba. Auf diese Weise lebten die führenden Yadavas glücklich mit den Dämonenmädchen und warteten auf den Befehl von Indra und Krishna.


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