Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.67. Über den Ursprung des Parijata Baumes

Vaisampayana sprach:
Oh Nachkomme des Bharata, noch einmal wandte sich Narayana voller Zuneigung an die treue und schöne Satyabhama, die unter der Last von Zorn und Neid litt.

Und der vorzügliche Gott sprach:
Oh Lotusäugige, die Sorge brennt in all meinen Gliedern. Warum bist du so beleidigt? Oh Schöngestaltete, wenn es nicht zum Schaden ist und dein liebender Ehemann es hören sollte, dann bitte ich dich bei meinem Leben: Erkläre mir den Grund deiner Qual!

Und Satyabhama, die in ihren Gelübden stets Wahrhafte, saß mit geneigtem Kopf und sprach mit kummergewürgten Worten:
Oh Lotusäugiger, oh Segensreicher, du hast mir einst Ehre und Wohlstand gegeben, und die ganze Welt hat davon erfahren. Oh Herr, ich war die Geliebteste unter all deinen Frauen, und so habe ich meinen Kopf voller Stolz erhoben. Doch nun wurde ich verletzt, denn meine Dienerinnen haben mir berichtet, was sie gehört haben und weshalb mich meine Mitfrauen und andere verlachen werden. So hörte ich, daß du die Parijata Blüte, welche dir Narada überreichte, deiner Liebsten gegeben hast, ohne an mich zu denken. Deine Liebe und Hingabe zu ihr ist sicherlich um Vieles größer. Das zeigtest du unmißverständlich, als du diese Beste aller Blüten Rukmini geschenkt hast. Narada hat sie in deiner Gegenwart über alles gepriesen, und du warst sichtlich erfreut über dieses Lob. Sicherlich hatte Narada einen Grund, warum er sie in deiner Gegenwart so verherrlichte, und nicht umsonst hat er auch meinen Namen als Unglückliche erwähnt. Oh Herr, wenn ich es nun büßen muß, den süßen Nektar deiner Liebe genossen zu haben, dann sollte ich jetzt allem entsagen. Sei so gütig, und gibt mir die Erlaubnis dazu! Oh Lotusäugiger, nicht einmal im Traum hätte ich gedacht, daß du eine andere mehr als mich verehrst. Ach! Und doch ist es geschehen, und sogar vor den Augen anderer. Mag sein, daß der heilige Narada den Wunsch hatte, Rukmini auf diese Weise zu ehren. Aber was mich so quält, ist dein Verhalten in dieser Situation, oh Herr. Du selbst hast mir gesagt, daß wir Menschen in der Welt für die Ehre leben. Eben diese habe ich nun verloren, und so möchte ich nicht länger leben. Meine bisherige Zuflucht hat sich in Enttäuschung verwandelt. Der mich bisher überall beschützte, hat mich heute mißachtet. Oh Herr, von dir verlassen, was soll ich tun? Von dir aufgegeben, werde ich wie eine Pflanze ohne Licht verwelken. Was habe ich in Unwissenheit getan, was den Göttern mißfiel, so daß ich, die du einst erwählt hattest, heute deine Mißachtung verdiene? Wie könnte ich, die du einst über alles geliebt hast, mich noch an diesem Raivata Berg voller Frühlingsblüten erfreuen, nachdem deine Liebe vergangen ist? Wie könnte ich, die trotz ihrer Treue zu dir, jetzt verachtet und unglücklich ist, mich noch an der reinen Luft erfreuen, die vom Gesang der Vögel und dem Duft der Blüten erfüllt ist? Wie könnte ich, die sich im Wasser dieses Ozeans auf deinem Schoß erfreut hatte, weiterhin seinen Anblick genießen, so unglücklich, wie ich bin? Du sprachst einst zu mir: „Oh Tochter von Satrajit, wisse, daß es keine Frau gibt, die ich lieber habe als dich!" Was für ein Versprechen! Erinnerst du dich noch daran? Meine Schwiegermutter hat mich stets mit Respekt betrachtet. Aber nun muß sie sehen, wie ich Unglückliche von dir verächtlich behandelt werde. Oh Herr, welchen Sinn hat reine Liebe, wenn sie sich nicht in den Taten zeigt? Mein Ehemann betrachtet mich nicht mal mehr als gleichwertig unter seinen Frauen. Oh Feindevernichter, ich habe dich nie zuvor als so hinterhältig und betrügerisch kennengelernt. Heute erkenne ich dich als unzuverlässig, parteiisch und voller Illusion. Wie ein Dieb hast du dein inneres Wesen durch äußere Formen und Worte versteckt, und dich bei mir eingeschlichen. Deine Worte sind wie Honig, aber dein Verhalten ist tückisch.

Als die gekränkte Tochter von Satrajit unter dem Einfluß des Neides solche Worte sprach, beruhigte sie der göttliche Krishna und antwortete ihr:
Oh Lotusäugige, sprich nicht so! Du bist die Göttin meines Herzens. Was soll ich noch mehr sagen, oh Geliebte? Wisse, daß ich vollkommen dein bin. Zweifellos wollte mich der heilige Narada erfreuen und gab mir für Rukmini diese Parijata Blüte, um seine Anerkennung ihr gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Oh Dame mit dem reinen Lächeln, sei beruhigt! Wenn es ein Fehler gewesen sein sollte, dann vergib mir. Wenn du, oh Geliebte, solche Parijata Blüten wünschst, dann werde ich sie dir geben. Das verspreche ich. Wenn du möchtest, werde ich sogar den ganzen Parijata Baum aus dem Himmel herabholen und in deinen Garten pflanzen, solange du daran Gefallen findest.

Auf diese Weise antwortete Hari, und seine geliebte Dame sprach:
Oh Unvergänglicher, wenn du mir diesen Baum herabbringen kannst, dann wird mein Ärger vergehen, und der Baum wird mir Zufriedenheit bringen. Oh Vishnu, damit werde ich die Erste und Geehrteste unter allen Frauen sein.

Darauf antwortete der Madhu Vernichter, dieses unvergleichliche Wesen, dieser Herr über Entstehung und Zerstörung der Welt:
So sei es! Möge es der beste Weg sein, deinen Ärger zu vernichten.

Vaisampayana fuhr fort:
Oh Siegreicher, so sprach der vorzügliche Krishna, und seine geliebte Satyabhama, die von allen Tugendhaften höchst verehrt wurde und dem Vernichter von Kansa hingegeben war, wurde daraufhin wieder glücklich. Daraufhin nahm der Herr der Welt, der Allherrscher und Allschöpfer, der die Wünsche aller Tugendhaften erfüllt, ein Bad und führte alle nötigen Riten durch. Oh König, dann erinnerte sich der Herr an diesen Besten der Heiligen, und sobald Narada sein Bad im großen Ozean beendet hatte, erschien er durch die Kraft der Gedanken. Oh Herrscher der Menschen, Krishna, diese Zuflucht aller Frommen, verehrte zusammen mit seiner Ehefrau den Heiligen auf gebührende Weise, und Satyabhama wusch ihm persönlich die Füße, nachdem Krishna das Wasser aus einer goldenen Kanne gegossen hatte. Als dann Narada bequem saß, bot ihm Krishna, der Lehrer der Welten mit der reinen Seele, mit Respekt und Achtsamkeit einen Teller vorzüglicher Speise an. Und der große Weise, dieser Beste aller Redner, genoß dankbar diese Gabe, die ihm vom Schöpfer der Welten dargebracht wurde. Oh Herr, als Narada gespeist und seinen Mund gespült hatte, bedankte er sich mit reichen Segen, den Krishna zufrieden annahm. Danach streckte der Heilige seine mit Wasser gereinigte, rechte Hand aus und sprach zur himmlischen Tochter von Satrajit, die sich vor ihm verneigte:
Oh Göttin, mögest du in kommenden Zeiten immer voller Vertrauen deinem Ehemann hingegeben sein, wie du es jetzt bist. Sei durch die Kraft meiner Askese in Zukunft mit einem besonders glücklichen Schicksal verbunden.

So sprach dieser Beste der Heiligen zu Satyabhama, der geliebten Ehefrau von Hari, die sich daraufhin voller Freude erhob. Danach aß Krishna mit Erlaubnis des großen Weisen, der unvergleichliche Macht besaß, die Reste von der dargebrachten Speise. Und Satyabhama beendete ebenfalls alle nötigen Riten und betrat mit Erlaubnis ihres ruhmreichen Ehemannes höchst erfreut die inneren Gemächer. Nach einiger Zeit kehrte sie auf Wunsch von Krishna zurück, verehrte den hochbeseelten Heiligen mit geneigtem Kopf und setzte sich an Krishnas Seite. Und nach einer Weile sprach Narada zu Krishna:
Oh Vishnu, lebe wohl, ich will nun in die Region von Indra reisen. Dort werden heute die Götter, Gandharvas und Apsaras Lobeshymnen singen und Ishana, die ursprüngliche Gottheit, verehren. Oh Herr, diese Verehrung und Preisung von Mahadeva findet jeden Monat statt, und die Gandharvas tanzen ihm zu Ehren. Und der Gott der Götter bezeugt mit seiner Gattin Uma und all seinen Geisterwesen in seiner gestaltlosen Form dieses Fest, das vom König der Götter, dem Zerstörer der Berge, gefeiert wird. Oh Strahlender, ich wurde gestern von Indra persönlich eingeladen und bekam diese Parijata Blüte, die ich dir zu deinem Ruhm überreicht habe. Oh Herr, diese Blüte aus dem Himmel stammt vom König der Bäume, der dort zur Freude aller Götter gedeiht. Oh Lotusäugiger, dieser Baum wird vor allem von Sachi, der Frau von Indra, geliebt. Sie verehrt ihn täglich, und so gewährt er fortwährendes Glück und Wohlergehen. Der berühmte Kasyapa erschuf diesen großen Parijata Baum, weil er mit den asketischen Gelübden von Aditi zufrieden war, und sie fähig sein sollte, auch das Punyaka Gelübde (hingebungsvoller Ehefrauen) zu vollbringen. Denn vor langer Zeit gewährte Kasyapa, diese Verkörperung der Askese mit dem unvergleichlichen Glanz, der hingebungsvollen und tugendhaften Aditi einen Segen. Darauf sprach die höchst vorzügliche Dame:
Oh Erster der Heiligen, segne mich, daß ich (für dich) stets mit allen gewünschten Ornamenten geschmückt bin und nach Belieben die Kunst im Singen und Tanzen beherrsche. Oh Askesereicher, segne mich, daß ich die ewige Jugend bewahre, von allen Unreinheiten und Sorgen frei, stets meinem Ehemann hingegeben und dem Dharma verbunden bin. (Was wohl dem Punyaka Gelübde entspricht.)

Daraufhin erschuf Kasyapa für seine geliebte Ehefrau den Parijata Baum, der beständig duftende Blüten trägt, die jeden Wunsch erfüllen können. Der Baum erscheint stets mit drei Ästen und erfreut das Herz aller Betrachter. An diesem mächtigen Baum findet man alle Sorten gewünschter Blüten. Manche schöne Damen schmücken sich mit jener Sorte, die anderen mit einer anderen, wie mit verschiedenartigen Lotusblüten. Kasyapa erschuf diesen Baum aus der Essenz des Mandara Baumes, und deshalb gilt er als der Beste aller Bäume. Durch die Macht dieses Baumes konnte Aditi ihren Ehemann Kasyapa im Punyaka Gelübde binden, widmete ihn mir und erwarb damit großes Glück und Wohlstand. Sie übergab mir Kasyapa mit einer Girlande aus Parijata Blüten um seinen Hals gebunden, erfüllte damit ihr Punyaka Gelübde und erntete die Früchte der ehelichen Tugend. Ich selbst befreite Kasyapa, der den Reichtum der Askese besaß, und empfing von ihm das Lösegeldopfer. In gleicher Weise wurde mir Indra von seiner Ehefrau gewidmet, um ihr Wohlergehen zu sichern. Und nicht anders wurde Soma (der Mondgott) von Rohini gewidmet und Kuvera (der Gott der Schätze) von seiner Ehefrau Riddhi. So kann der Parijata Baum höchsten Wohlstand verleihen. Daran gibt es keinen Zweifel. Er heißt Parijata, weil er am anderen Ende (Para) der Ganga entspringt, die von den Füßen Vishnus fließt. Mandara wird er genannt, weil seine Blüten denen des Mandara Baumes ähneln. Und weil die Wesen, die ihn nicht sehen, fragen „was ist das für ein Baum?“, heißt er auch Kovidara. So ist dieser vorzügliche Baum, der diese unvergleichlichen Blüten trägt, unter den verschiedenen Namen Mandara (Erythrina Indica - Korallenbaum), Kovidara (Bauhina variegata - Orchideenbaum) und Parijata in der Welt bekannt.


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