Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.44. Der Kampf mit Shrigala

Vaisampayana sprach:
Als König Shrigala von ihrer Ankunft erfuhr und dachte, daß sie seine Stadt angreifen wollten, stürmte ihnen dieser Krieger mit der Kraft von Indra entgegen. Er bestieg seinen Wagen, der wie die Sonne strahlte, kampfbereit und voller Waffen war, groß wie der Berg Mandara, geschmückt mit zahllosen Ornamenten, mit unerschöpflichen Pfeilköchern, mit dem Klang des Ozeans, mit windesschnellen, schnaufenden Rossen, die keine Hindernisse kannten, mit goldenen Aufbauten und starken Achsen, so strahlend wie Juwelen, so schnell wie Garuda, der König der Vögel, und so herrlich wie der Wagen von Indra mit den himmlischen Pferden. Diesen Wagen mit dem Glanz der Sonnenstrahlen erhielt der König einst vom Sonnengott, nachdem er das Savitra Gelübde vollbracht hatte. Und in diesem vorzüglichen Wagen, der jeden feindlichen Wagen schlagen konnte, stürmte Shrigala gegen Krishna, wie ein Insekt in eine lodernde Flamme. Mit scharfen Pfeilen, goldener Rüstung, Girlanden, weißer Kleidung und Turban schwang König Shrigala mit zornigen Augen immer wieder seinen Bogen wie den Donnerblitz. Sein wütender Atem glich den lodernden Flammen eines Feuers. Mit seinen Ornamenten erstrahlte er auf seinem Wagen wie der goldene Meru, dieser Beste der Berge. Unter seinem Löwengebrüll und dem Geratter seiner schweren Wagenräder erzitterte die ganze Erde. Doch angesichts des heranstürmenden Shrigala, voller Glanz wie ein Beschützer der Welt und so mächtig wie ein Berg, blieb Krishna unbeeindruckt, obwohl er sich auf seinem schnellen Wagen immer weiter näherte und den Kampf suchte. Krishna stand gelassen, und Shrigala stürmte heran wie eine blitzende Gewitterwolke gegen einen mächtigen Berg. Der Sohn von Vasudeva lächelte und gewährte ihm diesen Kampf. Daraufhin erhob sich eine schreckliche Schlacht zwischen ihnen wie zwischen zwei brünstigen Elefantenbullen im Wald. Und voller Unwissenheit sprach der wutentbrannte Shrigala, der auf seinen Rang stolz war und den Krieg suchte, zum kampfbereiten Krishna:
Ich habe gehört, was du, oh Krishna, inmitten der schwachen Armee der führerlosen Könige am Berg Gomanta vollbracht hast. Ich hörte von der Niederlage jener untauglichen Kshatriyas, die im Kampf unerfahren und des Mitleids würdig waren. Doch jetzt stehst du vor einem echten Herrscher der Welt. Von mir aufgehalten, wirst du sicherlich bald die Flucht suchen, denn in der Kunst des Kampfes bist du kein Meister. Ich lasse meine Armee zurück und fordere dich ganz allein zum Duell! Warum sollten sich hier schwache Menschen einmischen? Laß uns beide kämpfen, bis einer von uns im fairen Kampf den Tod findet! Wirst du geschlagen, oh Krishna, dann werde ich der einzige Vasudeva in der Welt sein! Und wenn ich falle, dann sollst du es sein.

Als der allvergebende Krishna diese Worte von Shrigala hörte, ergriff er seinen Diskus und sprach: „Dann schlage mich, wie du es wünschst!“ Daraufhin verlor der unwissende Shrigala in seiner Kampfesgier alle Vernunft und entsandte gegen Krishna ein Netz aus Pfeilen. Darüber hinaus bedeckte er Krishna mit Keulen und anderen Waffen. Doch Krishna ertrug gelassen all diese Waffen von Shrigala, die wie Feuer brannten, und stand unbewegt wie ein Berg. Und als er immer wieder attackiert wurde, erhob er schließlich zornvoll seinen Diskus und schleuderte ihn gegen die Brust von Shrigala. Und nachdem er diesen höchst mächtigen König, der stets seine Kshatriya Pflichten erfüllte und im Kampf gefürchtet war, geschlagen hatte, kehrte der Diskus Sudarsana in die Hand seines Meisters zurück. Shrigala fiel mit zerschlagenem Herzen und seines Lebens beraubt zu Boden und lag blutend wie ein Berg. Und als die Soldaten ihren König wie einen vom Donnerblitz getroffenen Berg fallen sahen, verloren sie jeden Mut und flohen davon. Viele kehrten sorgenvoll in die Stadt zurück, und weinten und beklagten den Tot ihres Königs. Andere, die ihren gefallenen König nicht zurücklassen konnten, blieben hier, vollbrachten die Trauerriten und beweinten ihn mit kummervollen Herzen. Daraufhin versicherte der lotusäugige Krishna mit dem glänzenden Diskus in seiner starken Hand den Versammelten seinen Schutz und sprach mit einer Stimme, so tief wie das Grollen von Gewitterwolken: „Fürchtet euch nicht! Seid unbesorgt! Wegen der Vergehen dieses Sündhaften werde ich keine Unschuldigen schlagen.“ So von Krishna beruhigt, begannen die Untertanen und Minister von Shrigala ihren König, der wie ein zertrümmerter Berg auf der Erde lag, mit vielen Tränen zu beweinen und zu beklagen, wie Söhne ihren Vater. Die heißeren Klagerufe der Untertanen erreichten auch bald die Ohren der Königin mit ihrem Sohn, die daraufhin weinend mit den anderen Frauen die Stadt verließ. Als sie zum Schlachtfeld kamen und ihren würdevollen Ehemann in diesem Elend sahen, zerkratzen sie mit ihren Nägeln ihre Brüste und begannen, mittleiderregend zu weinen. Sie jammerten mit lautem Geschrei, warfen die Arme hoch und schlugen sich verzweifelt mit aufgelösten Haaren auf Brust und Kopf. Vom Kummer überwältigt und mit Augen voller Tränen fielen sie auf den toten Körper ihres Mannes nieder, wie abgerissene und entwurzelte Kletterpflanzen. Die tränenvollen Augen der Frauen erschienen wie wassergefüllte Lotusblüten. Voller Jammer war diese herzergreifende Klage über ihren gefallenen Ehemann, und immer wieder schlugen sie sich auf die Brust und weinten bittere Tränen. Dann zog die Königin ihren weinenden Sohn Sakradeva an die Seite ihres Mannes und rief laut mit doppelter Kraft:
Oh Held, obwohl dein Sohn mit großer Kraft begabt wurde, ist er doch noch jung und unerfahren, dieses Königreich zu regieren. Warum verläßt du uns so plötzlich, oh Herr, so daß wir auf alle Freude verzichten und nun als arme Witwen leben müssen? Was sollen wir jetzt tun?

Daraufhin begab sich Padmavati, die schöne Königin von Shrigala, zusammen mit ihrem Sohn weinend zu Krishna und sprach:
Dies ist der Sohn des Königs, den du, oh Held, mit unvergleichlicher Macht im Kampf geschlagen hast. Er sucht jetzt deinen Schutz. Wenn sich sein Vater vor dir verneigt hätte und deinen Geboten gefolgt wäre, müßte er jetzt nicht von dir geschlagen am Boden liegen. Wenn dieser närrische König die Freundschaft mit dir gesucht hätte, hätte er nicht sein Leben verloren und müßte jetzt die Erde umarmen. Oh Held, oh sündloser Krishna, bitte beschütze diesen Sohn des gefallenen Königs als Stammhalter seiner Familie wie deinen eigenen Sohn!

Als Krishna aus dem Yadu Stamm diese Worte von der Königin Shrigalas angehört hatte, antwortete dieser Beste der Redner mit freundlichen Worten:
Oh Königin, unser Zorn ist mit diesem Übelgesinnten vergangen. Wir haben unser freundliches Wesen wieder angenommen und sind eure Freunde. Durch deine guten Worte, oh tugendhafte Dame, ist all mein Ärger verflogen. Zweifellos werde ich diesen Sohn wie meinen eigenen beschützen. Ich gewähre ihm Sicherheit und ernenne ihn gern zum König. Rufe die Priester, Minister und Untertanen, damit er den Thron seines Vaters erhalten möge.

Daraufhin erschienen die Priester, Minister und Untertanen vor Balarama und Krishna, um die Weiheriten des jungen Königs durchzuführen. Der mächtige Krishna setzte den Prinzen persönlich auf den Thron und besprenkelte ihn mit heiligem Wasser. Und nachdem der Sohn von Shrigala in der Stadt Karavira zum König geweiht war, wünschte Krishna noch am gleichen Tag weiterzureisen. Er bestieg seinen Wagen, an dem die im Kampf von Shrigala gewonnen Pferde angespannt wurden, und fuhr davon, wie Indra zum Himmel aufsteigt.

Danach wurde die Leiche des gefürchteten Shrigala auf eine Bahre gelegt und eine Strecke gen Westen getragen, begleitet vom tugendhaften Sakradeva, diesem Feindevernichter, dessen Mutter, den Hofdamen, den Priestern sowie den jungen und alten Untertanen. Dort wurden die gebührenden Begräbnisriten traditionsgemäß ausgeführt, der Name und die Abstammung des verstorbenen Königs rezitiert sowie Wasser- und tausende Totenopfer dargebracht. Und nachdem die Opferriten abgeschlossen waren, reinigte sich Sakradeva durch ein Bad und kehrte als König voller Trauer über den Tod seines Vaters in seine Stadt zurück.


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