Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.37. Die Geschichte von König Haryashva

Vaisampayana sprach:
Die beiden Söhne von Vasudeva, Krishna und Balarama, lebten glücklich in der Stadt Mathura zusammen mit all den Yadavas. Ihre Körper erstrahlten unvergleichlich in der Blüte ihrer Jugend und königlichen Wohlstandes. So vergnügten sie sich in Mathura und den angrenzenden Wäldern und Gärten. Doch es dauerte nicht lange, da erinnerte sich Jarasandha, angestachelt von seinen beiden Töchtern, an den Tod von Kansa (ihres getöteten Ehemannes) und bereitete einen neuen Krieg vor. Und auf diese Weise kämpften die mächtigen Wagenkrieger der Yadavas im Laufe der Zeit siebzehnmal gegen Jarasandha, aber konnten ihn im Kampf nicht töten. Und so kam es, daß der wohlhabende König von Magadha auch ein achtzehntes Mal seine vierfache Arme versammelte, um Mathura anzugreifen. Er konnte die Schande seiner vorhergehenden Niederlagen nicht ertragen, und mit dem Ziel, Krishna endlich zu schlagen, marschierte der herrliche Monarch Jarasandha, dieser höchst mächtige und mutige König von Rajagriha, wie der König der Götter von seiner Armee umgeben, erneut gegen Mathura. Als die Yadavas davon erfuhren, wurden sie von Furcht ergriffen, und begannen, sich zu beraten. Da sprach der höchst strahlende Vikadru, der in den Gesetzen der Tugend wohlgelehrt war, zum lotusäugigen Krishna in Anwesenheit von Ugrasena:
Oh mein Sohn Govinda! Höre von den Ursprüngen unseres Stammes. Ich erzähle darüber, weil die rechte Zeit dazu gekommen ist. Wenn du meine Worte angemessen findest, dann handle entsprechend, oh Tugendhafter. Höre, ich werde ausführlich den Ursprung des Yadu Stammes erzählen, wie er von Vyasa mit der geistigen Sicht berichtet wurde. Einst gedieh im Stamm von Manu ein berühmter und gefeierter König namens Haryashva, der ein Nachkomme von Ikshvaku und so mächtig wie Indra selbst war. Und wie Sachi mit Indra verbunden war, so war Madhumati, die Tochter das Dämonen Madhu, seine geliebte Ehefrau. Sie war voller Jugend und von unvergleichlicher Schönheit und pflegte alle Wünsche des Königs zu erfüllen, so daß sie ihm lieber als sein Leben war. Obwohl sie als Tochter des Königs der Dämonen geboren wurde, wunderschöne Hüften hatte und jede Gestalt annehmen konnte, war sie dem Gelübde einer Ehefrau treu und diesem Besten aus dem Ikshvaku Stamm in jeder Hinsicht hingegeben, wie die himmlische Rohini (dem Mond). So liebte diese schöne Dame diesen Tiger unter den Ikshvakus mit ganzem Herzen.

Oh Madhava, irgendwann geschah es, daß der lotusäugige Haryashva, dieser Beste der Könige, von seinem älteren Bruder aus dem Königreich vertrieben wurde. Und weil er um die rechte Zeit wußte, verließ er freiwillig Ayodhya, und begab sich mit einem kleinen Gefolge in die Wälder, um dort mit seiner geliebten Ehefrau zu leben. Eines Tages sprach die lotusäugige Madhumati zum Prinzen, der von seinem Bruder vertrieben worden war:
Oh Bester, gib dieses Königreich auf! Laß uns zusammen ins Reich meines Vaters Madhu gehen. Er wohnt im wunderschönen Madhu-Wald, wo die Bäume nach Wunsch alle Blüten und Früchte tragen wie in den Gärten der Himmlischen. Dort können wir glücklich leben. Oh König, du bist meinem Vater und meiner Mutter lieb und zu meiner Freude auch meinem Bruder Lavana. Mit ihnen zusammen können wir uns dort erfreuen wie in einem eigenen Königreich. Oh Bester der Männer, laß uns dorthin gehen und glücklich leben, wie die Unsterblichen im Garten Nandana. Möge dir Gutes geschehen! Laß uns dort Freude finden wie die Götter im Himmel. Oh königlicher Prinz, laß uns deinen eitlen Bruder verlassen, der Haß gegen uns hegt und durch seine königliche Herrschaft vom Stolz berauscht wurde. Schande auf solch eine Wohnstätte, wo man abhängig wie ein Sklave leben muß. Oh Held, so laß uns beide ins Reich meines Vaters gehen!

Weil der Prinz kein Interesse daran hatte, seinem älteren Bruder zu schaden, und aus Liebe zu seiner Frau, gefielen ihm diese Worte. Daraufhin begab sich Haryashva, dieser Erste der Könige und Herrscher der Menschen, vom Wunsch nach Glück getragen mit seiner wunderschönen Frau zur Wohnstätte von Madhu, dem König der Dämonen, der ihn mit lieblichen Worten begrüßte und sprach:
Willkommen, mein Schwiegersohn Haryashva! Ich bin sehr erfreut, dich zu sehen. Oh Erster der Könige, ich übergebe dir mein ganzes Königreich jenseits dieses Madhu Waldes. Hier, in diesem Wald, wird mein Sohn Lavana herrschen, dich beschützen und all deine Feinde vernichten. Herrsche über dieses herrliche Königreich, das voller Wild, Kuhherden und anderer Reichtümer ist, und sich bis zu den Grenzen des Ozeans erstreckt. Oh mein Schwiegersohn, wenn du dort leben möchtest, sollst du eine riesige Festung im Wald haben, von der du dieses weite Reich mit wohlhabenden Dörfern, Städten und Fürstentümern beherrschen kannst. Dieses vom Ozean umgebene Königreich soll von allen Dornen frei sein und unter dem Namen Anarta bekannt werden. Oh König, all das wird im Laufe der Zeit geschehen. Übernimm die Aufgaben eines Königs und regiere dieses Land. Oh mein Sohn, entsprechend dem Schicksal wird sich dein Stamm mit dem Yadu Stamm von Yayati verbinden. Und obwohl du in der Sonnendynastie geboren wurdest (von Surya, dem Sonnengott abstammend) wird deine Familie bald ein Teil der Monddynastie sein (von Soma, dem Mondgott abstammend). Oh mein Kind, ich selbst wünsche, nachdem ich dir dieses höchst ausgezeichnete Reich übergeben habe, zum Salzozean zu gehen, um dort asketische Entsagung zu üben. So regiere mithilfe von Lavana dieses wohlhabende und ausgedehnte Königreich, um deinen Stamm zu vermehren.

Als Haryashva diese Worte von Madhu gehört hatte, antwortete er „So sei es!“ und akzeptierte das Königreich, woraufhin der Dämon zum Reich von Varuna ging und dort Askese übte. So kam es, daß Haryashva auf jenem Besten der Berge seine Stadt gründete, die den Städten der Unsterblichen glich, und das Königreich Anarta gedieh mit schönen Dörfern und vielen Kühen in kürzester Zeit zum Wohlstand. Das Land wurde reich bevölkert und war mit herrlichen Wäldern und fruchtbaren Feldern geschmückt. Die Küste des Ozeans bildete eine natürliche Festung. Der höchst mächtige König Haryashva vermehrte die Freude seiner Untertanen und herrschte über dieses blühende Königreich mit Würde und in Beachtung aller königlichen Pflichten. Durch diese vorzügliche Herrschaft erhielt das Land alle Merkmale eines wohlhabenden Reiches und wuchs beständig an. Der hochbeseelte Haryashva war mit allen königlichen Fähigkeiten gesegnet, und sicherte durch seine Tugend und Gerechtigkeit das Wohlergehen seines ganzen Stammes. Dann kam die Zeit, daß sich der kluge Haryashva einen fähigen Sohn wünschte, und so begann er, die entsprechenden heiligen Gelübde zu beachten. Auf diese Weise zeugte er mit Madhumati seinen höchst berühmten Sohn Yadu. Mit einer Stimme wie der Klang des Muschelhorns, unbesiegbar für seine Feinde und mit allen königlichen Zeichen wuchs der höchst energievolle Yadu auf (wie vor langer Zeit König Puru). Er war der einzige Sohn, vom hochbeseelten Haryashva gezeugt, der über die ganze, wohlhabende Erde herrschte. Und nachdem er über zehntausend Jahre sein Königreich tugendhaft und gerecht regiert hatte, ohne daß es Verfall erleiden mußte, verließ König Haryashva die Erde und stieg in das Reich der Himmlischen auf. Danach krönten die Untertanen den heldenhaften Yadu zum König, der in seiner Herrlichkeit wie eine aufgehende Sonne erschien. Er regierte die Erde wie Indra den Himmel, und während seiner Herrschaft gab es nirgendwo Angst vor Räubern.

Eines Tages begab sich König Yadu mit seinen Frauen zum Ozean, um sich dort im Wasser zu vergnügen, wie der Mond unter den Sternen. Und als er im Ozean schwamm, wurde er plötzlich vom mächtigen Schlangenkönig Dhumravarna erfaßt und unwiderstehlich hinab in die Stadt der Schlangen gezogen. Hier gab es Säulen und Tore aus Diamant. Alles war mit unzähligen Perlen, weißen Muscheln, Bergen von Juwelen, Korallen und grünen Wäldern voller Blüten geschmückt. Hier lebten überall die großen Schlangen im Bauch des Ozeans, und in ihrer Mitte sah man goldene und mondgleich strahlende Paläste. So erblickte dieser König der Könige im klaren Wasser des Ozeans diese Stadt des Schlangenkönigs, als wäre sie oben auf der Erde erbaut. Mit erfreutem Herzen betrat König Yadu diese endlose Stadt im Wasser, wo er von vielen weiblichen Schlangen begrüßt wurde. Dann bot ihm Dhumravarna, der König der Schlangen, einen höchst vorzüglichen Sitz an, der aus Edelstein gemacht, mit Lotusblättern ausgelegt und Girlanden aus Lotusblüten geschmückt war. Und als König Yadu auf diesem Ehrensitz Platz genommen hatte, sprach der Schlangenkönig mit größtem Respekt zu ihm:
Oh Erster der Yadus, dein Vater, dieser mächtige Herrscher, der dich gezeugt und diesen großen Stamm begründet hat, ist zum Himmel aufgestiegen. Oh mein Sohn, dieser Stamm mächtiger Könige, den dein Vater zum Wohl der Welt hervorbrachte, wird nach deinem Namen als die Yadavas berühmt werden. Oh Herr, in diesem, deinem Stamm, sollen Götter, Rishis und sogar der ewige Sohn der großen Urschlange als Menschen geboren werden. Oh Erster der Könige, deshalb solltest du in Erfüllung deiner Pflichten als König und Stammvater diese fünf jungfräulichen Töchter von mir annehmen, die von der Schwester Yuvanaswas geboren wurden. Darüber hinaus bist du eines besonderen Segens würdig, den ich dir gewähren werde. Deine Nachkommen werden als die sieben Stämme der Bhaumas, Kukuras, Bhojas, Andhakas, Yadavas, Dasharhas (bzw. Dasarhas) und Vrishnis berühmt werden.

So sprach der Schlangenkönig Dhumravarna, berührte mit seiner Hand Wasser, segnete die Ehe und übergab dem indragleichen König voller Freude seine fünf Töchter. Und danach gewährte er dem König mit zufriedenem Geist noch folgenden Segen:
Oh Ehrenwerter, diese fünf Töchter von mir werden fünf Söhne mit der Energie und der Herrlichkeit ihrer Eltern zur Welt bringen. Und durch meinen Segen werden alle Könige in deinem Stamm die Fähigkeit besitzen, nach Belieben jede Gestalt anzunehmen und im Wasser zu wandern.

Nachdem König Yadu diesen Segen und die fünf Jungfrauen erhalten hatte, erhob er sich wieder aus dem Wasser, wie der strahlende Mond aufsteigt. Mit himmlischen Girlanden und Düften geschmückt, in Hochzeitsroben gehüllt und von den fünf Damen umgeben verließ er die Stadt der Schlangen und erschien auf Erden wie der Mond von fünf hellen Sternen umringt. Dann verehrte er seine fünf feuergleichen Ehefrauen und kehrte mit großer Freude in seine Stadt zurück.


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