Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.33. Der Lehrer Sandipani und der Sieg über Panchajana

Vaisampayana sprach:
Danach lebte der heroische und mächtige Krishna zusammen mit seinem Bruder Balarama voller Freude in der Stadt Mathura unter all den Yadavas. Sein jugendlicher Körper erstrahlte zunehmend im herrlichen Glanz der Männlichkeit, und so wanderte er durch jene Stadt, die mit dem Juwel der Yamuna geschmückt war. Nach einiger Zeit wurden die beiden Brüder zum Lehrer Sandipani geschickt, der aus Kashi stammte und jetzt in der Stadt Avanti lebte, um die übliche Waffenkunst zu erlernen. Dort verkündeten sie ihre Abstammung und begannen, ohne jeglichen Stolz dem Lehrer zu dienen. Schließlich wurden sie als Schüler angenommen und in dieser Wissenschaft belehrt. Die beiden Helden Balarama und Krishna lernten alles, sobald sie es gehört hatten. Auf diese Weise meisterten sie innerhalb von 64 Tagen die ganzen Veden mit ihren Zweigen. Daraufhin wurden sie vom Lehrer in kürzester Zeit auch in der vierfachen Waffenkunst und dem Gebrauch der mystischen Waffen unterrichtet. Angesichts dieser übermenschlichen Leistung wurden die beiden Helden von ihrem Lehrer als Sonnen- und Mondgott betrachtet. Und während er an den Feiertagen des Monats den beiden hochbeseelten Göttern seine Opfergaben darbrachte, sah er Vishnu und Shiva verkörpert vor sich sitzen. Oh Nachkomme des Bharata, am Ende ihrer Ausbildung fragten Balarama und Krishna ihren Lehrer Sandipani:
Welches Dankgeschenk sollen wir dir für deinen Dienst als unser Lehrer geben?

Der Lehrer kannte ihre Kraft, und so sprach er mit freudigem Herzen:
Ich wünsche, daß ihr mir meinen Sohn zurückbringt, der im Salzozean verschwunden ist. Oh Krishna, es war mein einziger Sohn. Als ich auf einer Pilgerreise nach Prabhasa war, wurde er von einem Wal (einem Timi-Fisch) davongetragen. Bitte holt mir meinen Sohn zurück.

Mit dem Einverständnis von Balarama antwortete Krishna: „So sei es!“ Dann gingen sie zum Ozean, und der höchst strahlende Hari betrat das Wasser. Da erschien mit gefalteten Händen der Herrscher des Ozeans vor Krishna, den er sogleich befragte: „Wo ist der Sohn von Sandipani?“ Und der Ozean antwortete: „Oh Madhava, ein riesiger Dämon namens Panchajana hat den Jungen in Gestalt eines Wales verschlungen.“ Als Krishna, der ewige Purusha (der Höchste Geist), dies hörte, forderte er den Dämon Panchajana zum Kampf und tötete ihn. Damit bekam er zwar den Sohn des Lehrers noch nicht zurück, aber empfing mit dem Sieg über Panchajana die berühmte Muschel, die unter Göttern und Menschen als Panchajanya bekannt ist. Danach begab sich dieser Höchste Geist zur Wohnstätte von Yama, dem König des Totenreiches. Und Yama kam ihm sogleich entgegen und begrüßte Krishna, der ihn aufforderte: „Gib mir den Sohn meines Lehrers!“ Daraufhin erhob sich ein schrecklicher Kampf zwischen den beiden. Doch der ewige Geist besiegte Yama, den Sohn des Sonnengottes, und erhielt das Kind zurück. So holte der mächtige Krishna den Sohn seines Lehrers aus dem Reich der Toten, wo er lange Zeit gelebt hatte, und gab ihm durch seine unvergleichliche Macht seinen menschlichen Körper zurück. Angesichts dieser wundervollen Tat, die kein anderer vollbringen oder auch nur verstehen kann, waren alle Wesen höchst erstaunt. Schließlich erschien Madhava, der jüngere Bruder von Indra und Herr des Universums, mit dem Kind, der Muschel Panchajanya und vielen wertvollen Juwelen, die von den Dienern Yamas getragen wurden, vor seinem Lehrer und übergab ihm all diese Schätze. Und nachdem der Lehrer Sandipani seinen Sohn, so jung und schön, wie er ihn verloren hatte, zusammen mit all den Juwelen als Dankgeschenk angenommen hatte, waren die höchst intelligenten Brüder Balarama und Krishna zufrieden, die in kürzester Zeit zu den besten Kämpfern im Gebrauch von Keulen, Schwertern, Bögen und anderen Waffen geworden waren. Und Sandipani, der Weise aus Kashi, war überaus glücklich, seinen Sohn wiedergewonnen zu haben, der lange Zeit verloren war, und ehrte Balarama und Krishna mit reichen Segen. Auf diese Weise erreichten die gelübdetreuen und heroischen Söhne von Vasudeva die Meisterschaft über alle Waffen, ehrten ihren Lehrer und kehrten nach Mathura zurück.

Als dort die Yadavas hörten, daß sich Balarama und Krishna näherten, verließen sie mit allen Kindern und Alten von Ugrasena angeführt ihre Stadt und begrüßten die beiden Nachkommen von Yadu voller Freude. Alle Untertanen, die Priester und Minister hatten sich vor der Stadt aufgestellt, die Trommeln und Trompeten erklangen, die Leute sangen das Lob von Krishna, und alle Straßen der Stadt waren mit Fahnen und Girlanden geschmückt. Mit der Rückkehr von Govinda erfüllten sich alle Wohnstätten mit Freude wie bei einem Opfer für Indra. Die Sänger begannen, auf den Hauptstraßen ihre Hymnen zu singen, die von den Yadavas gern gehört wurden. Sie verkündeten auch überall: „Die beiden Brüder, Balarama und Govinda, die in allen Welten gelobt werden, sind in unsere Stadt zurückgekehrt. Alle Bewohner können jetzt wieder ohne Sorgen leben.“ Oh König, als Govinda in Mathura ankam, gab es dort niemanden mehr, der sich arm, bedrückt oder krank fühlte. Die Vögel sangen klar und lieblich ihre Lieder, und sogar die Pferde, Elefanten und Kühe waren glücklich. Die Männer und Frauen der Stadt erfreuten sich geistigen Friedens, angenehme Winde bliesen, die Himmelsrichtungen waren frei von Staub und Dunst, und all die Schutzgötter in den Tempeln zeigten sich zufrieden. Wahrlich, als Krishna die Stadt erreichte, erschienen all die bekannten Zeichen eines goldenen Zeitalters.

Zu einer glückverheißenden Stunde bestieg Krishna einen Wagen, der von Pferden gezogen wurde, und zog in die Stadt ein. Und wie die Götter Indra folgen, so folgten die Yadavas Krishna durch die schönen Straßen von Mathura. Und wie Sonne und Mond hinter den Bergen am Horizont ihre Wohnstätte finden, so betraten die beiden Nachkommen des Yadu voller Freude das Haus von Vasudeva. Hier nahmen die hochbeseelten Brüder mit dem Glanz der Himmlischen ihre Wohnstätte und legten ihre Waffen ab. Dann wanderten die beiden Söhne von Vasudeva wie verkörperte Götter frei durch die Stadt und vergnügten sich in den Gärten voller Blumen und blühender Bäume mit reifen Früchten. Sie wanderten zusammen mit den Yadavas durch die schönen Raivata Berge mit ihren klaren Bächen und Teichen voller Lotusblüten und Wasservögel. Auf diese Weise erfreuten sich Balarama und Krishna, die wie eine Seele waren, einige Zeit unter der Herrschaft von Ugrasena.


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