Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.31. Die Klage von Kansas Frauen

Vaisampayana sprach:
Als die Frauen von Kansa ihren Ehemann gefallen sahen, umringten sie ihn wie Planeten, deren Kraft erlosch. Sie beklagten diesen Herrscher der Erde, der nun leblos auf der Erde lag, wie die Rehe ihren toten Bock beklagen, und jammerten laut:
Oh Starkarmiger, wir waren Frauen eines ehrgeizigen Helden. Doch nun haben wir alle Hoffnung und unsere Familie verloren. Wie du getötet am Boden liegst, so sterben auch wir. Oh Erster der Könige, wir beweinen dich mit all deinen Angehörigen in dieser höchst schrecklichen und erbärmlichen Lage, vom Tod überwältigt. Oh mächtiger Herr, von dir verlassen haben wir unsere Zuflucht verloren und wurden an den Wurzeln abgeschnitten. Wir liegen hier im Staub wie von einem Baum abgefallene Kletterpflanzen. Wenn uns die Liebeslust ergreift, wer wird uns nun befriedigen können? Oh geliebter Ehemann, die Sonne vertrocknet nun dein schönes Gesicht, aus dem dein lieblicher Atem strömte, wie eine Lotusblüte in einem vertrockneten Teich. Oh Herrlicher, wie gern hast du glänzende Ohrringe getragen. Ach, nun bist du allen Schmuckes beraubt, und dein Kopf liegt im Staub. Oh Held, wo ist deine Krone mit den Juwelen, die so hell wie die Sonne strahlte und die Herrlichkeit deines Antlitzes erhöhte wie Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes. Wenn du dich in die jenseitige Welt begeben hast, was sollen wir jetzt tun, all deine Königinnen, die deinen Palast schmückten und nun in Armut fallen? Tugendhafte Frauen sollten nie von ihrem Ehemann getrennt leben. Wohin bist du gegangen und hast uns hier zurückgelassen? Ach! Die Zeit ist übermächtig und bestimmt alles. Sie hat dich von uns genommen, wie ein König seinen Feinden das Leben nimmt. Oh Herr, wir sind kein Leid gewöhnt, denn du hast uns stets im Glück leben lassen. Wie sollen wir nun ohne dich unsere Tage verbringen? Der Ehemann ist die einzige Zuflucht für tugendhafte Frauen. Doch der mächtige Tod hat ihn uns genommen. So sind wir Witwen geworden und versinken im Ozean des Kummers. Wohin sollen wir gehen mit sorgenschweren Herzen? Ach! Unzuverlässig sind die Wege der Menschen. In deinen Armen haben wir unsere Tage glücklich verbracht und doch in einem Moment alles verloren. Oh Verleiher von Ehren, wie du auf diese Qual getroffen bist, so werden auch wir von Sorgen überwältigt. Es scheint, wir sind alle der gleichen Sünde schuldig, weil wir nun alle zu Witwen geworden sind. Ach! Wir alle haben dich geliebt, und du hast uns himmlische Freuden gewährt. Warum läßt du uns jetzt zurück mit ungestilltem Verlangen? Wohin bist du gegangen? Oh Herr der Erde, oh Himmlischer, du warst unser einziger Herr und nun sind wir herrenlos. Oh Liebster, wir beweinen dich wie Fischadlerweibchen. Bitte antworte uns! Oh König, für deine Angehörigen und Ehefrauen ist dein Tod ein großer Jammer und eine schwere Qual. Wahrlich, oh Herr, uns scheint, daß die Damen in der jenseitigen Welt noch schöner sind, weil du, oh Held, uns hier zurückgelassen hast. Warum, oh Liebster, erhörst du die Klage deiner Ehefrauen nicht? Ach! Der Tod eines Ehemannes ist unbarmherzig, denn er läßt seine Frauen allein zurück, ohne weiter für sie zu sorgen. Es ist wohl besser für Frauen, keinen Ehemann zu haben, als einen begehrten Helden, den auch die himmlischen Damen lieben und der von ihnen angezogen ist. Ach! Unser heroischer Herr, der sich am Kampf erfreute, wurde so plötzlich vom Tod davongetragen, daß wir bis ins Innerste qualvoll durchbohrt wurden. Oh Herr der Welt, du hast die Armee von Jarasandha geschlagen und deine anderen Feinde im Kampf besiegt. Warum traf dich der Tod aus der Hand eines gewöhnlichen Menschen? Ach! Als du gegen Indra mit deinen Pfeilen kämpftest, konnten dich nicht einmal die Unsterblichen besiegen. Warum hat dich jetzt ein Sterblicher getötet? Du hast mit deinen Pfeilen den riesigen Ozean angegriffen und Varuna, den Halter der Schlinge, geschlagen und seinen Reichtum erobert. Als Indra nicht genügend Regen sandte, hast du für dein Volk mit deinen Pfeilen die Wolken herabgeholt und den Regen erzwungen. Durch deine Macht wurden so viele Könige unterworfen, und sie pflegten dir wertvolle Juwelen und Roben zu schenken. Ach! Deinen göttergleichen Heldenmut achteten sogar deine Feinde. Wie konnte dich so ein schreckliches Lebensende einholen? Mit deinem Tod, oh Herr, sind wir alle zu Witwen geworden. Dein Tod macht uns wahnsinnig, obwohl wir es nicht sind. Oh Herr, wenn du dich entschlossen hattest, zu gehen, warum hast du dich nicht wenigstens mit einem freundlichen Wort verabschiedet? Oh König von Mathura, wir fürchten uns sehr. Sei gnädig! Wir werfen uns zu deinen Füßen nieder und bitten dich, kehre aus dem Jenseits zurück! Oh Held, warum liegst du hingestreckt zwischen Gras und Staub? Fühlt dein Körper keinen Schmerz auf dieser harten Erde? Ach, wer hat uns so geschlagen in unserem schönen Traum? Wer schlägt Frauen so hart und ohne Mitgefühl? Ach, Frauen, die ihren Ehemann überleben, sind zum Weinen und Klagen verdammt. Warum folgen wir nicht unserem Ehemann, so daß wir nicht mehr weinen müssen?

In der Zwischenzeit erschien auch die Mutter von Kansa. Sie zitterte am ganze Körper und rief laut: „Wo ist mein Sohn? Wo ist mein Kind?“ Als sie ihren Sohn sah, der dem Neumond gleich seinen Glanz verloren hatte, schien ihr Herz zu zerbrechen, und sie verlor immer wieder ihr Bewußtsein. Dann rief sie angesichts ihres Sohnes „Ach! Ich bin verflucht!“ und begann, mit ihren Schwiegertöchtern laut zu jammern. Sie legte den Kopf ihres Sohnes in ihren Schoß und klagte voller Zuneigung zu ihrem Kind:
Oh mein Sohn, du warst stets dem Gelübde der Helden treu und hast das Wohl deiner Verwandten gesucht. Warum bist du so plötzlich gegangen? Oh mein Sohn, warum schläfst du hier gegen jeden Anstand vor allen Leuten? So sollten Könige nie im Staub auf der Erde liegen. Bereits Ravana, der König der Rakshasas und Erster aller mächtigen Krieger, sang damals folgenden Vers, den alle Weisen akzeptieren: „Obwohl ich von großer Stärke bin und sogar die Götter schlagen kann, wird mein schreckliches und unbezwingbares Verhängnis von den eigenen Verwandten ausgehen.“ Und so ein großes und todbringendes Verhängnis ist nun auch meinem Sohn durch seine Verwandten begegnet.

Danach weinte sie wie eine Kuh, die von ihrem Kalb getrennt wurde, und sprach zu ihrem Ehemann, dem alten König Ugrasena:
Komm, oh tugendhafter König, und sieh deinen königlichen Sohn im Staub liegen, wie ein Berg, der vom Blitz zertrümmert wurde. Oh König, vollführe nun die Totenriten deines Sohnes, dessen Geist in das Reich von Yama gegangen ist. Es sind die siegreichen Helden, die sich an einem Königreich erfreuen. Doch wir wurden besiegt. Deshalb geh und bitte Krishna um die Erlaubnis für die Totenriten. Alle Feindseligkeiten sollten mit dem Tod enden. Wenn der Feind tot ist, gib es keine Feindschaft mehr. Deshalb sollten seine Totenriten ausgeführt werden. Welche Schuld kann ein Toter noch haben?

So sprach die Mutter von Kansa mit sorgenvollem Herzen zum alten Bhoja König, richtete den Blick auf ihren toten Sohn, raufte sich die Haare und begann erneut zu klagen:
Oh König, was sollen deine Ehefrauen jetzt tun, die größten Komfort verdienen? Obwohl sie einen Mann wie dich hatten, sind ihre ganzen Hoffnungen zerstört. Werde ich jetzt zuschauen müssen, wie dein alter Vater unter der Herrschaft von Krishna vergeht wie in der Sommerhitze ein Teich austrocknet? Oh mein Sohn, ich bin deine Mutter! Warum sprichst du nicht mit mir? Warum bist du in ein weit entferntes Land aufgebrochen und hast all deine Lieben zurückgelassen? Oh Held, du warst so erfahren in politischen Dingen und mein ganzer Reichtum. Doch der allgegenwärtige und unausweichliche Tod hat dich gewaltsam davongetragen. Oh Führer deines Stammes, all deine Diener, die mit dir zufrieden waren und Ehre sowie verschiedene Geschenke empfangen hatten, weinen jetzt um dich. Oh Erster der Könige, oh starkarmiger Held, erhebe dich und rette die Menschen deines Hauses, der Stadt und alle anderen Bedürftigen!

Während die Frauen aus der Familie von Kansa auf diese Weise von großer Sorge überwältigt jammerten, färbte sich der Himmel im Westen rötlich und die Sonne ging unter.


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