Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.19. Indra erscheint und lobt Krishna

Vaisampayana sprach:
Als Indra, der König der Götter, den Berg Govardhana auf diese Weise emporgehoben und die Kühe und Hirten gerettet sah, war er höchst überrascht und wünschte, Krishna zu sehen. So kam er auf seinem Elefanten Airavata, dem der Saft von den Schläfen tropfte und der wie eine wasserlose Wolke erschien, auf die Erde herab. Dort erblickte er den unermüdlich handelnden Krishna am Fuße des Govardhana Berges sitzend. Er sah den unsterblichen Vishnu in seinem unvergleichlichen Glanz, wie er die Gestalt eines Hirtenjungen angenommen hatte, und fühlte große Freude. Der tausendäugige Indra bewunderte mit all seinen Augen Krishna, wie er das mystische Srivatsa Zeichen trug und an Färbung dem dunkelblauen Lotus glich. Bei diesem Anblick, wie der höchst berühmte Herr voller Strahlkraft wie ein Gott unter den Menschen am Fuße des Berges auf einem Felsen saß, war Indra ganz beschämt. Für sterbliche Augen unsichtbar stand Garuda, der König der Vögel, der sich von Schlangen ernährt, gegen die Sonne und beschattete mit seinen ausgebreiteten Schwingen das Gesicht des zufrieden Sitzenden. Da stieg Indra, der Vernichter von Vala, von seinem königlichen Elefanten und näherte sich demütig Krishna, der sich dort als Mensch in den Wäldern vergnügte. Er war mit himmlischen Girlanden, Pasten und Düften geschmückt. Er trug eine himmlische Krone, so strahlend wie die Sonne, und sein Gesicht erglänzte von himmlischen Ohrringen, so hell wie Blitze. Seine Brust zierte ein fünffaches Diadem und seinen Körper tausend Augen wie tausend Lotusblüten. So erblickte er Krishna und sprach mit einer sanften Stimme, die sonst wie das Donnern der Wolken die Götter befehligt:
Oh Krishna, oh Starkarmiger und Freude deiner Verehrer, was du zum Wohle der Kühe vollbracht hast, ist sogar jenseits der Kraft der Götter. Ich bin höchst zufrieden mit dir, daß du die Kühe vor den von mir befohlenen Regenwolken gerettet hast, welche die ganze Welt vernichten können. Wer wäre nicht erstaunt, wenn er dich gesehen hätte, als du diesen Besten der Berge durch deine Yoga-Kraft wie einen Schirm in den Himmel gehoben hast? Oh Krishna, ich war erzürnt, weil mein Opfer verhindert wurde, und deshalb sandte ich diesen großen Regen über sieben Tage, der die Kühe quälen sollte. Doch du besiegtest durch deine Kraft vor meinen Augen diese schrecklichen Regenwolken, die selbst für Dämonen und Götter unbesiegbar sind. Was für ein Wunder! Ich bin höchst erfreut, daß du sogar in dieser menschlichen Gestalt die ganze Vaishnava Macht entfalten kannst, wenn du herausgefordert wirst. So sehe ich die ewige Aufgabe der Götter als bereits verwirklicht an, wenn du selbst in menschlicher Gestalt deine ganze Energie zeigen kannst. Solange du an der Spitze aller Werke der Götter stehst und unser Führer bist, solange wird alles vollbracht, und nichts bleibt unfruchtbar. Du allein bist der ewige Herr unter den Göttern und in allen Welten. Ich sehe keine Zweiten, der fähig wäre diese Last zu tragen, die du trägst. Wie der mächtigste Bulle vor allen anderen am Wagen angespannt wird, so wirkst du mit dem König der Vögel als Reittier, um uns Götter vor dem Versinken im Ozean des Leidens zu retten. Oh Krishna, wie das Gold in der Erde, so ist dieses ganze Universum in deinem Körper, das vom Großen Vater Brahma geschaffen wurde. Wie ein Lahmer keinen Athleten überholen kann, so kann dich nicht einmal Brahma, der Selbstgeborene, an Intelligenz und Alter übertreffen. Wie der Himalaya unter den Bergen, der Ozean unter den Gewässern und Garuda unter den Vögeln, so bist du der Erste unter allen Göttern. Oh Krishna, unter allem befindet sich die Region des Wassers. Darüber ist die Region der Erde mit ihren Bergen, darüber die Region der Menschen, die luftige Region der Vögel und die strahlende Region der Sonne, die das Tor zum Himmel bildet. Darüber ist die Region der Götter, wo die Himmlischen wohnen und ich als König regiere. Darüber ist die Region von Brahma, die auch Brahmaloka genannt wird, wo die Brahmarshis leben und der hochbeseelte Soma in Gestalt des Mondes sowie viele andere leuchtende Körper wandern. Und noch darüber ist Goloka, die Region der Kühe, die von den heiligen Sadhyas beschützt wird. Oh Krishna, diese höchst herausragende Region breitet sich nach allen Seiten im Himmel aus. Und über allem ist die Region deiner Entsagung (bzw. der Stille), über die wir nichts wissen können, selbst wenn wir den Großen Vater befragten. Und unter allem ist die schreckliche Region der Sünder, die man auch Hölle nennt. Die Erde ist die Region der Taten, die auch als Feld des Karmas bekannt ist. Der Luftraum ist die Zuflucht der unruhigen Wesen, die dem Wind verwandt sind, und der Himmel ist die vorzügliche Zuflucht der Frommen, die mit Selbstkontrolle und Vergebung gesegnet sind. In der Region von Brahma leben jene, die das Brahman verehren, und die Region Goloka kann nur von den Kühen erreicht werden, sonst von niemandem. Oh intelligenter und heroischer Krishna, um diese Kühe zu beschützen, hast du den Berg Govardhana in die Höhe gehalten und die Qualen gelindert, die ich über sie ausgeschüttet hatte. Deshalb bin ich vom Großen Vater und den Kühen zu dir gesandt worden, um dich zu verehren.

Oh Krishna, ich bin Indra, der Herr der Bhutas (der verschiedenen Naturgewalten) und Götter. Ich wurde von Aditi geboren und bin dein älterer Bruder. Bitte vergib mir, daß ich meine Energie in Form der Regenwolken gezeigt habe, die im Grunde nur aus deiner Energie fließt. Oh Krishna mit der Elefantenkraft, sei freundlich durch dein Wesen der Vergebung und höre die Worte von Brahma und den Kühen. Zufrieden mit deinen himmlischen Taten zum Schutz der Kühe sprachen der Große Vater und die himmlischen Kühe:
Du bist es, der die Goloka Region mit allen Kühe beschützt, und durch die Kühe werden die Welten beschützt. So können wir voller Freude mit unseren Bullen und Kälbern gedeihen. Die Bullen können mit ihrer Kraft den Bauern dienen, unsere Produkte (wie Milch und Ghee) den Göttern als Opfer und unser Kuhdung der Göttin Shri zum Wohlergehen. Oh Herr, oh Mächtiger, du bist unser Beschützer und Erlöser. Sei unser König!

Oh Krishna, laß dich mit dem himmlischen Wasser weihen, das ich dir mit eigenen Händen in diesem goldenen Gefäß bringe. Ich bin der König der Götter und du bist, als ewiger Herr, nun zum König der Kühe geworden. Deshalb sollen dich die Menschen der Welt zukünftig als Govinda kennen und verehren. Wie mir die Würde des Indras von den Göttern verliehen wurde, so bist du zum König der Kühe erwählt worden. Oh Krishna, die Götter werden dich als Upendra, meinen jüngeren Bruder, preisen. Von den vier Monaten der Regenzeit widme ich dir die beiden letzten, die den Herbst bilden. Ab heute sollen die Menschen die ersten beiden Monate als die meinigen betrachten. Danach sollen sie meine Flagge einholen, und du sollst ihre Verehrung empfangen. Zu dieser Zeit sollen auch die Pfauen ihren Stolz aufgeben, den sie mit dem Erscheinen der Regenzeit gezeigt haben. Und wie sie, sollen auch alle anderen Wesen zur Ruhe kommen, deren Herzen von Lust ergriffen wurden. Die tausendstrahlige Sonne wird im Bereich von Trisanku und Agastya wandern und erneut ihren Glanz entfalten. So werden mit Beginn des Herbstes die Pfauen wieder ruhig und zufrieden, die Flüsse strömen angenehm, die Boote fahren ohne Hindernisse, die Ufer sind von Schwänen und Enten geziert, die Brachvögel singen ihre Lieder, die Bullen sind voller Kraft, die Kühe zufrieden, und ihre Milch fließt reichlich, die Regenwolken verziehen sich, nachdem sie die Erde mit Wasser gesättigt haben, die Kraniche fliegen wieder am Himmel, die Wasserstellen, Seen und Flüsse werden mit klarem Wasser und frisch erblühten Lotusblumen gesegnet, das Korn reift auf den Feldern, die Überschwemmungen ziehen sich in die alten Flüsse zurück, und überall gedeihen die Pflanzen und schmeicheln damit sogar den Herzen der asketischen Einsiedler. Wenn die Regenzeit zu Ende geht, wird die Erde wieder schön, die Wege wieder angenehm, die Bäume voller Früchte, das Zuckerrohr reift überall und reiche Dankesopfer werden gefeiert. Oh Krishna, es ist, als würdest du aus dem Yogaschlaf erwachen, und die heilige Zeit des Herbstes beginnt auf Erden wie im Himmel. So mögen uns die Menschen auf der Erde mit schönen Fahnen verehren, mich als Mahendra und dich als Upendra. Wahrlich, wer auch immer diese Geschichte erzählt und sich vor uns als Mahendra und Upendra verneigt, wird von keinem Unheil mehr überwältigt.

Daraufhin ergriff der König der Götter als Kenner der Riten die Gefäße voll himmlischen Wassers und weihte damit Govinda zum König der Kühe. Und angesichts dieser Weihe von Krishna auf Erden, besprenkelten ihn auch die Kühe des Himmels mit der Milch aus ihren Eutern. Die reinen Wolken des Himmels weihten den Würdigen mit nektargleichen Regentropfen, die wie Milch den Glanz des Mondes hatten und auch von allen Bäumen tropften. Vom Himmel regneten himmlische Blüten, und die himmlischen Kesselpauken und Trompeten erklangen. Die Heiligen priesen den Herrn mit Mantras und Lobeshymnen, und die ganze, vom Ozean umgürtete Erde, verneigte sich vor ihm. Der Ozean zeigte sich friedlich, und die Winde bliesen zum Wohle der Welt. Sonne und Mond zogen zusammen mit den Sternen ihre gewohnten Bahnen. Die Könige waren ohne Feindschaft und die Naturgewalten freundlich. Die Bäume trugen sattes Grün, vielfarbige Blüten und gute Früchte. Die Tiere des Waldes lebten glücklich, und den Elefanten lief der Saft von den Schläfen. Die Berge erstrahlten vom frischen Grün ihrer Bäume und dem Glanz ihrer Mineralien. So war das Land der Sterblichen vom himmlischen Nektar erfüllt wie der Himmel selbst. Und nachdem die Weihe von Krishna zum König der Kühe mit dem heiligen Wasser vollbracht war, sprach der Götterkönig Indra zu Govinda, der himmlische Girlanden trug:
Oh Krishna, damit habe ich die Wünsche der Kühe und meine erste Aufgabe erfüllt. Höre nun den zweiten Grund, weshalb ich hier erschienen bin. Die Götter bitten dich, besiege den Dämonenkönig Kansa, das übelgesinnte Roß Keshi und den vom stolz berauschten Arishta, und dann regiere dein Königreich! Durch die Schwester deines Vaters (Kunti) wurde ein Teil meiner Energie als ihr Sohn Arjuna geboren. Schließe Freundschaft mit ihm, respektiere und beschütze ihn. Zeige ihm deine Gunst, und er wird voller Hingabe nach deinen Geboten handeln und großen Ruhm gewinnen. Er wird der Erste aller Bogenschützen im Stamm des Bharata sein. Als dein Freund geboren, kann er ohne dich kein Glück finden. Das Schicksal der Bharatas wird von dir und ihm, dem Besten der Männer, abhängen. Solange ihr beide vereint seid, werden alle feindlichen Könige auf ihren Untergang treffen. Oh Krishna, ich habe den Göttern und Rishis versprochen, daß der Sohn, der durch meine Energie von Kunti geboren wurde, ein Meister in der Waffenkunst sein soll, der Beste aller Bogenschützen und Größte der Kurus. Kein königlicher Krieger soll ihm widerstehen können. Er wird den Pflichten der Kshatriyas folgen und fähig sein, eigenhändig ganze Armeen im Kampf zu schlagen. Außer dir, oh Herr, wird niemand unter den Königen und Göttern der Kraft seines Bogens und der Macht seiner Waffen widerstehen können. Oh Govinda, er wird dein wahrer Freund und Helfer im Kampf sein. Deshalb bitte ich dich, ihn auch die geistige Sicht zu lehren. Behandle ihn mit dem gleichen Respekt wie mich selbst. Beschütze Arjuna, denn du bist allwissend und allmächtig, oh Herr. Solange du ihn beschützt, kann ihn der Tod nicht ergreifen. Oh Krishna, betrachte Arjuna wie mich und mich wie dein eigen Selbst. Wie ich eins mit dir bin, so ist es auch Arjuna. Ich bin dein älterer Bruder, und dafür hast du mich zum König der Götter ernannt, nachdem du die drei Welten von Vali durch drei Schritte gewonnen hattest. Ich kenne dich als wahrhaftig. Deine Macht ist die Wahrheit, und du bist die Wahrheit selbst. Deshalb vertrauen die Götter in deine Kraft zur Vernichtung der dämonischen Feinde. Oh Krishna, Arjuna, der von der Schwester deines Vaters geboren wurde, ist mein Sohn. Wie ihr schon immer Freunde ward (als Nara und Narayana), so sollt ihr auch jetzt wieder Freunde sein. Oh Madhu Vernichter, wie ein Bulle seine Last trägt, so beschütze Arjuna, sei es in seinem Haus oder auf dem Schlachtfeld, wenn er gegen die Feinde kämpft. Oh Krishna, du kennst die Zukunft. Nachdem Kansa von dir geschlagen ist, wird ein großer Krieg unter den Königen stattfinden. In diesem Krieg wird Arjuna all die heroischen Männer mit übermenschlichen Taten besiegen und deinen Ruhm erhöhen. Oh unvergänglich Ruhmreicher, wenn du der Wahrheit, mir und den Göttern zugetan bist, dann bitte ich dich, meinen Worten zu folgen.

Als Krishna, der nun Govinda geworden war, diese Worte von Indra hörte, antwortete er mit heiterem Herzen:
Oh Herr der Sachi, ich bin erfreut, dich zu sehen. Nichts, was du gesagt hast, soll ungetan bleiben. Oh Indra, ich kenne dein Herz. Ich weiß auch, daß Kunti, die Schwester meines Vaters, mit dem hochbeseelten König Pandu verheiratet wurde und Arjuna geboren hat. Ich weiß auch, daß Yudhishthira von Dharma, dem Gott der Gerechtigkeit, gezeugt (und von Kunti geboren) wurde, wie auch Bhima von Vayu, dem Gott des Windes. Ich weiß auch, daß Nakula und Sahadeva von den Aswin Zwillingen gezeugt und von Madri (der zweiten Frau von Pandu) geboren wurden. Ich kenne auch Karna, der vom Sonnengott gezeugt und von Kunti (aufgrund eines Segens vom Rishis Durvasa) bereits als Jungfrau geboren wurde und jetzt als Sohn eines Wagenlenkers bekannt ist (siehe MHB 1.111). Ich weiß auch, daß König Pandu durch einen Fluch getötet wurde, der wie der Donnerblitz über ihn kam (siehe MHB 1.118), und daß die Söhne von Dhritarashtra stets Streit (mit den Söhnen seines Bruders Pandu) suchen werden. Oh König der Götter, kehre nun in das Reich der Himmlischen zurück und sorge für ihr Wohlergehen. Kein Feind wird Arjuna verletzen können, solange ich ihn beschütze. Wenn der große Kampf der Bharatas beendet ist, werde ich zum Wohle von Arjuna alle Söhne des Pandu unverletzt an Kunti zurückgeben. Oh Indra, ich werde wie ein Diener jeden Wunsch von Arjuna erfüllen, weil ich durch deine Zuneigung gebunden bin.

Diese Worte des wahrhaften Krishnas hörte Indra, der König der Götter, und begab sich in das Reich der Himmlischen zurück.


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