Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.11. Der See vom Schlangenkönig Kalya

Vaisampayana sprach:
Eines Tages wanderte der lotusäugige und dunkelhäutige Krishna, der jede Form annehmen konnte, mit lieblichem Gesicht und Haaren, so dunkel wie Krähenfedern, ohne Sankarshana allein durch den bezaubernden Wald. Mit dem mystischen Srivatsa Zeichen auf seiner Brust erstrahlte er wie der Mond mit dem Zeichen des Hasen. Seine Arme waren mit Reifen geschmückt, seine Handflächen glichen Lotusblüten, seine Füße waren rosenrot, und sein Schritt war kraftvoll und majestätisch. Mit seiner gelben Kleidung, die den Menschen angenehm war und den Zauber des Inneren einer Lotusblüte hatte, erstrahlte er wie eine Wolke im Abendlicht. In seinen beiden kräftigen Händen, die von den Himmlischen stets verehrt werden, trug er Seil und Stock, um die Kühe zu hüten. Sein zartes Gesicht mit den schönen Lippen erstrahlte in seiner jugendlichen Pracht mit dem Glanz einer dunkelblauen Lotusblüte und deren bezauberndem Duft. Seine herrlich schwarzen Locken tanzten um seinen Kopf wie die schwarzen Bienen um eine Lotusblüte. Um seine Stirn trug er einen Kranz aus Arjuna, Kadamba und Nipa Blütenknospen wie der Himmel eine Girlande aus Sternen trägt. Und eine ähnliche Girlande aus Blüten trug der Held mit dem wunderbaren Teint der Regenwolken um seinen Hals, als wäre er die Verkörperung der Regenzeit. Die zarten Blätter dieser Girlande spielten im Wind, wie auch die bunt schimmernde Pfauenfeder in seinem Haar.

So ging er als Junge täglich in den Wald und vergnügte sich nach Belieben, sang, tanzte und spielte bezaubernde Musik auf seiner Hirtenflöte, um die Kühe zu erfreuen. Während der dunkelhäutige Krishna voller Kraft und Herrlichkeit durch die wundervollen Wälder wanderte, fühlte er höchste Glückseligkeit. Der Wald hallte vom Echo der Pfauen und dem Donnern der Regenwolken wider und regte überall die Lust in den Herzen der Liebenden. Die alten Wege verschwanden unter frischem Gras, das mit Pilzen geschmückt wurde. Das Wasser tropfte von den Blättern der Bäume, und überall sprudelten klare Quellen und Bäche. Die Erde erschien wie eine zarte Jungfrau, die mit dem süßen Duft der Blüten die Seufzer der Liebe atmete. Hier erfreute sich Krishna an der kühlen Brise im lieblichen Wald und war vollkommen glücklich.

Eines Tages, als er mit den Kühen durch den Wald wanderte, erblickte er dort einen König der Bäume mit hoher Krone. Dick von Blättern eingehüllt stand er wie eine Wolke auf der Erde. Seine Äste ragten zur Freude des Windes weit in den Himmel. Mit vielen Früchten bedeckt und voller Vögel verschiedenster Farben erstrahlte er wie ein Regenbogen. Viele Wesen wohnten in seinen Zweigen, er war von Kletterpflanzen und Blüten geschmückt, seine Wurzeln breiteten sich ringsherum weit aus, und seine Krone schien die Luft und den Himmel zu tragen. Er schien der König der Bäume in diesem Wald zu sein, und voller Wohltätigkeit gewährte er Schutz vor Regen und Hitze. Als Krishna, der sündlose Herr des Universums, diesen bergeshohen Feigenbaum erblickte, den man Bhandira nannte, wünschte er, öfters an diesem Ort zu verweilen. Und so vergnügte er sich hier mit den anderen Hirtenjungen seines Alters manchen Tag lang wie im Reich der Himmlischen. Und als Krishna begann, unter diesem Bhandira Baum zu spielen, erfreuten ihn die Hirtenjungen mit verschiedenen, wilden Kinderspielen. Manche sangen auch lustige Lieder und einige davon sogar über die Taten von Krishna. Und während sie sangen, machten andere Musik und auch Krishna spielte zuweilen auf seiner Hirtenflöte.

Als Krishna, der die schönen Augen eines Bullen hatte, eines Tages die Kühe hier hütete, begab er sich hinab zum Ufer der Yamuna, das von Bäumen und Büschen geschmückt war. Er sah die Sonne in den Wellen spiegeln, die Lilien und Lotusblumen und fühlte eine angenehme Brise von diesem Besten der Flüsse herüberwehen. Ihre Ufer waren leicht zugänglich, und ihr Wasser schmeckte süß. Sie hatte eine starke Strömung und am Rande viele Seen geformt. All die Bäume an ihrem Ufer verneigten sich vor der Kraft von Wasser und Wind. Die Luft war vom Getön der Schwäne, Kraniche, Enten und anderer Wasservögel erfüllt, die sich dort in Paaren erfreuten. In ihrem Wasser, das alle guten Qualitäten hatte, lebten zahllose Wasserwesen. Es war geschmückt mit verschiedenen, blühenden Pflanzen und schimmerte grün durch ihre Färbung. Der Fluß glich einer schönen Frau, die Strömung waren ihre Füße, die geschwungenen Ufer ihre Hüfte, die Wirbel ihr Nabel, die Wellen mit den Wasserpflanzen ihr schönes Haar, die Inseln ihr Bauch, der Schaum ihr Lächeln, die Schwäne ihre Zähne, die roten Lotusblüten ihre Lippen, die dunkelblauen Lotusblüten ihre Augen, die Strömungslinien ihre Augenbrauen, die Teiche ihre Stirn, die Paare der Chakravakas (eine Art Enten) ihre Brüste, die Nebenflüsse ihre Arme, die Sandbänke ihre Ohren, die Kraniche ihre Ohrringe, die großen Uferbäume ihr Schmuck, der Glanz auf dem Wasser ihr seidenes Kleid, die Fischschwärme ihr silberner Gürtel, der Ruf des Kranichs das Klingen ihres Schmucks, die Fische und Krokodile ihre Sandelpaste und die Schildkröten ihre Hautzeichnung. Durstige Menschen und Tiere tranken ihr Wasser wie von ihren Brüsten und wühlten es beim Baden auf, wie ihr Gemüt. Und die vielen Einsiedeleien am Ufer waren ihre Gelassenheit. So erblickte Krishna die wunderschöne Yamuna, die Königin des Ozeans, und wanderte an ihren lieblichen Ufern, wodurch sich ihre Schönheit noch erhöhte.

Auf seinem Weg erblickte er einen großen und tiefen See, der dem wolkenverdeckten Himmel glich. Er dehnt sich über ein Yojana aus und lag regungslos wie tot. Hier lebten weder Fische noch Wasservögel und sogar die Himmlischen fürchteten diesen Ort. Denn in seiner dunklen Tiefe wohnten wilde Giftschlangen, die an ihren Ufern überall ihre Höhlen hatten. Gewöhnliche Menschen konnten sich nur mit großen Schwierigkeiten nähern. Das Gift der Schlangen verbrannte ringsherum alles, und der ganze See war in Rauch gehüllt. Nicht einmal die heiligen Einsiedler, die ihre drei täglichen Waschungen ausführen wollten, trauten sich an diesen See, von den durstigen Menschen und Tieren ganz zu schweigen. Sogar die Vögel in der Luft konnten ihn nicht überfliegen. Hineinfallendes Gras verbrannte sogleich wie in einem lodernden Feuer. Die Bäume am Ufer waren vom Gift verkohlt, und alle mieden diesen See, obwohl er sich über ein Yojana ausdehnte. Als Krishna in diesem gesegneten Land nicht weit entfernt vom Hirtendorf in nördlicher Richtung diesen riesigen See erblickte, überlegte er:
Wem könnte dieser weite und tiefe See gehören? Ich vermute, hier wohnt Kalya, der schreckliche König der Giftschlangen, der einem Berg schwarzen Kollyriums gleicht. Wie ich mich erinnere, verließ er den Ozean aus Furcht vor Garuda, dem König der Vögel, der sich von Schlangen ernährt. Nun versteckt er sich hier und vergiftet das Wasser der Yamuna, das bis zum Ozean fließt, und aus Angst vor diesem Schlangenkönig kann hier niemand mehr leben. Dieser Wald mit saftigem Gras, unzähligen großen Bäumen und Büschen wurde ein Ort des Schreckens. Er wird von den Ministern und Gefolgsleuten des Schlangenkönigs feindselig beherrscht und bewacht. So wurde dieser Hain ungenießbar wie vergiftete Speise und unbewohnbar wie die Luft. Ich sollte einen Zugang zu diesem Ufer voller Schilf, Bäumen und Büschen schaffen, das vom Gefolge des Schlangenkönigs bewacht wird, und den Schlangenkönig selbst besiegen. Ich sollte ihn schlagen, damit dieser See für die Bewohner des Hirtendorfes wieder zugänglich wird, damit der erfrischende Wind hier wehen kann und seine Ufer ein Ort des Heils und der Freude werden. Dafür habe ich diese Geburt als Hirtenjunge angenommen und lebe unter den Hirten, um die Übelgesinnten zu zügeln, die auf Abwegen gehen. Dafür sollte ich spielend wie ein Kind diesen Kadamba Baum erklimmen, in den See springen und Kalya besiegen. Durch diese Tat möge die unvergleichliche Kraft meiner Arme in der Welt bekannt werden.


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