Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.106. Pradyumnas Kampf mit der Illusion

Vaisampayana sprach:
Daraufhin wurde Sambara höchst zornig und befahl seinem Wagenlenker:
Oh Held, führe meinen Wagen unverzüglich gegen den Feind! Ich werde ihn mit meinen Pfeilen schlagen, der mir so Übles angetan hat!

Als der Wagenlenker, der stets das Wohl seines Herrn suchte, diese Worte hörte, fuhr er den goldgeschmückten Wagen in die Schlacht. Als ihn Pradyumna mit wachsamen Augen auf sich zukommen sah, spannte er seinen Bogen mit einem goldverzierten Pfeil und traf damit den kampfbegierigen Sambara. Der Pfeil drang bis zum Herzen vor und erschütterte diesen Feind der Götter. Er verlor sein Bewußtsein und hielt sich am Fahnenmast fest. Doch schon im nächsten Moment kam der Dämon wieder zu sich, spannte zornig seinen Bogen und schoß sieben scharfe Pfeile gegen den Sohn von Krishna. Doch bevor sie ihn erreichen konnten, zerspaltete sie Pradyumna mit sieben eigenen Pfeilen und schoß siebzig weitere gegen Sambara. Und wie eine Wolke einen Berg einhüllt, so ließ er noch tausende scharfe Pfeile mit schönen Federn über Sambara regnen. Daraufhin verdunkelten sich alle Himmelsrichtungen, daß nicht einmal die Sonne mehr zu sehen war. Doch diese Dunkelheit zerstreute Sambara mit seiner Blitz-Waffe und bedeckte den Wagen von Pradyumna mit einem Sturzregen aus Pfeilen. Oh König, Pradyumna zeigte die Leichtigkeit seiner Hand und zerstückelte all die heranfliegenden Pfeile mit seinen eigenen. Als dieser Sturzregen aus Pfeilen vom Sohn des Krishna vereitelt war, ließ Sambara mit der Kraft seiner Illusion Bäume regnen. Angesichts der Bäume wurde Pradyumna zornig und zerstörte sie alle mit der Feuer-Waffe. Doch als die Bäume zu Asche verbrannt waren, ließ Sambara Steine regnen, die Pradyumna mit der Wind-Waffe vom Kampffeld blies. Oh König, daraufhin ergriff Sambara, der Feind der Götter, seinen Bogen und erschuf noch größere Illusionen. Er ließ über den Wagen von Pradyumna Löwen, Tiger, Bären, Hyänen, Affen, Pferde, Kamele, Esel und Elefanten herfallen. Doch Pradyumna, die Verkörperung von Kama, zerstreute sie alle mit der Gandharva-Waffe. Als Sambara seine Illusion vernichtet sah, wurde er noch zorniger und erschuf eine weitere. Er ließ riesige, sechzig Jahre alte Elefanten mit gewaltigen Stoßzähnen, triefenden Schläfen und kampferfahrenen Reitern wütend heranstürmen. Als der lotusäugige Sohn von Krishna diese Illusion erkannte, erschuf er eine Illusion aus Löwen, welche die Illusion der Elefanten zerstreute wie die Sonne die Nacht. So sah der Dämonenkönig auch die Elefanten-Illusion vernichtet und rief als nächstes die verwirrende Mohini-Illusion hervor. Doch der mächtige Pradyumna zerstreute diese von Maya geschaffene Illusion mit der Achtsamkeits-Waffe. Als auch diese Illusion seine Wirkung verfehlte, wurde der mächtige Sambara noch zorniger und erschuf eine Illusion aus Löwen. Doch der heldenhaft Sohn der Rukmini sah diese Löwen-Illusion über sich herfallen, ergriff die Gandharva-Waffe und erschuf Sarabhas (löwenjagende Fabelwesen). Und wie der Wind die Wolken zerstreut, so jagten die Sarabhas mit acht Beinen, mächtigen Krallen und scharfen Zähnen die Löwen in die Flucht. Als Sambara auch seine Löwen von den achtbeinigen Sarabhas verjagt sah, begann er zu überlegen und dachte:
Ach, wie kann ich ihn schlagen? Wie dumm von mir, daß ich ihn nicht gleich als Baby getötet habe! Nun hat dieser Übelgesinnte seine Männlichkeit erlangt und alle Waffen gemeistert. Wie kann ich diesen Feind jetzt besiegen, der mir im Kampf gegenüber steht? Da bleibt nur diese schreckliche Illusion aus Schlangen, die mir der große Shiva, der Vernichter der Dämonen, im Geheimen gelehrt hat. So will ich diese mächtige Schlangen-Illusion jetzt entfalten. Darin soll dieser Übeltäter verbrennen, der mit so kraftvollen Illusionen kämpft.

So überlegte Sambara, rief diese Illusion aus Schlangen mit feuergleichem Gift hervor und fesselte damit Pradyumna mit Wagen, Pferden und Wagenlenker. Doch als Pradyumna sich von der Schlangen-Illusion angegriffen und gebunden sah, dachte er an die Illusion von Garuda, der ein Feind der Schlangen war. Und sobald der hochbeseelte Pradyumna daran dachte, erschienen ringsherum Garudas und fraßen die giftigen Schlangen auf. Als die Schlangen-Illusion besiegt war, priesen ihn die Götter und Dämonen und riefen:
Wohlgetan! Wohlgetan! Oh starkarmiger Sohn der Rukmini, wir sind sehr zufrieden, daß du diese Illusion besiegen konntest.

Oh Janamejaya, als auch die Schlangen-Illusion vereitelt war, überlegte Sambara:
Ich besitze noch eine goldene Keule, die dem Stab des Todes gleicht, und im Kampf für Götter, Dämonen und Menschen unwiderstehlich ist. Als damals die Göttin Parvati (die Gattin von Shiva) mit mir zufrieden war, gab sie mir diese Waffe und sprach: „Oh Sambara, nimm diese goldene Keule, die ich durch strenge Askese aus meinem eigenen Körper geschaffen habe. Sie kann alle Illusionen vernichten und jeden Feind besiegen. Mit dieser Keule habe ich die mächtigen und vielgestaltigen Dämonen Sumbha und Nisumbha mit all ihrem Gefolge in das Reich von Yama geschickt. Wenn dein Leben in Gefahr ist, dann schleudere diese Keule gegen den Feind.“ So sprach die Göttin und verschwand vor meinen Augen. Mit dieser Keule werde ich jetzt meinen Feind schlagen.

Als der König der Götter diese Absicht erkannte, sprach er zu Narada:
Begib dich schnell zum Wagen des starkarmigen Pradyumna. Erwecke ihn und gib ihm die Erinnerung an seine vergangene Geburt. Dann verleihe diesem Dämonenvernichter die Vaishnava-Waffe und die unzerstörbare Rüstung.

So beauftragt von Indra, begab sich Narada unverzüglich zu Pradyumna und sprach vom Himmel herab:
Oh Prinz, ich bin der himmlische Sänger Narada. Der König der Götter hat mich zu dir geschickt, um dir etwas zu offenbaren. Oh Bester, erinnere dich an deine vergangene Geburt. Oh Held, du bist Kama, der Gott der Liebe, der von Shivas Zorn verbrannt wurde, seinen Körper verlor und jetzt als Ananga („körperlos“) bekannt ist. Du wurdest von Krishna im Vrishni Stamm gezeugt, von Rukmini geboren und erhieltest den Namen Pradyumna. Doch in der siebenten Nacht nach deiner Geburt hat dich Sambara aus der Entbindungskammer gestohlen. Oh Starkarmiger, als du von Sambara davongetragen wurdest, verschonte ihn Krishna in Anbetracht des großen Werkes, das du mit dem Sieg über den Dämon für die Götter vollbringen sollst. Mayavati, die Frau an der Seite von Sambara, erkenne als Rati, deine frühere Ehefrau. Sie lebte im Haus von Sambara, um dich zu beschützen und zu stärken. Sie manifestierte sich als Illusionskörper, um den übelgesinnten Dämon zu verführen und zu schwächen. Oh Pradyumna, besiege Sambara mit der Vaishnava-Waffe im Kampf und kehre mit deiner Frau nach Dwaraka zurück! Oh Feindevernichter, nimm diese Vaishnava-Waffe und die strahlende Rüstung, die der König der Götter dir sendet. Höre noch ein anderes Wort von mir und handle entsprechend ohne Furcht. Als Parvati mit Sambara zufrieden war, gab sie ihm eine höchst mächtige Keule, die jeden Feind schlagen kann. Keiner unter den Göttern, Dämonen und Menschen kann ihr im Kampf widerstehen. Um diese Waffe zu vereiteln, solltest du dich an die Göttin erinnern. Wer diesen Kampf gewinnen möchte, sollte sich stets vor ihr verneigen und das Lob der unvergleichlichen Göttin singen. Handle entsprechend und sei achtsam im Kampf mit deinem Feind!

So sprach Narada und kehrte zu Indra zurück.


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