Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.9. Der Umzug nach Vrindavana

Vaisampayana sprach:
Angesichts der täglich wachsenden Zahl der unbesiegbaren Wölfe hatten sich alle Männer und Frauen des Dorfes zusammengefunden und sprachen schließlich:
Es ist nicht gut für uns, noch länger in diesem Wald zu leben. Laßt uns in einen anderen, großen Wald ziehen, wo wir glücklich leben und die Kühe friedlich weiden können. Noch heute wollen wir mit unseren vorzüglichen Kühen aufbrechen, bevor die schrecklichen Wölfe unser ganzes Dorf zerstören. Diese dunkelhäutigen Wölfe mit fürchterlichen Zähnen und Krallen heulen jede Nacht, daß uns die Haare zu Berge stehen, und in jedem Haus hört man die jammervollen Schreie: „Mein Kind oder mein Kalb ist von den Wölfen angegriffen worden!“

In Anbetracht dieser Hilferufe der Hirtenfrauen und der Klagerufe der Kühe, entschlossen sich die älteren Kuhhirten, gemeinsam diesen Ort unverzüglich zu verlassen. Als Nanda von ihrem Entschluß erfuhr, zum Wohl der Kühe und Dorfbewohner nach Vrindavana umzuziehen, sprach er zu ihnen wie Vrihaspati, der Lehrer der Götter, die folgenden, bedeutenden Worte:
Wenn ihr euch entschlossen habt, zu gehen, dann laßt uns noch heute aufbrechen. Informiert unverzüglich die Bewohner des Dorfes, damit sie sogleich den Umzug nach Vrindavana vorbereiten. Sie sollen die Kühe und Kälber zusammentreiben und ihre Ochsenkarren beladen.

Als sie diese wohlgemeinten Worte von Nanda hörten, erhoben sie sich schnell und gingen an die Arbeit. Sogleich entstand Tumult im Dorf, und man hörte überall: „Komm, wir gehen! Säume nicht! Belade deinen Karren! Erhebe dich! Schnell!“ Mit den beschäftigten Kuhhirten und Milchfrauen und ihren vielen, beladenen Ochsenkarren erschien das Dorf wie der aufbrausende Ozean. Die Frauen und Mädchen der Kuhhirten verließen mit Krügen auf ihren Köpfen in Reihen das Dorf, wie die Sterne am Himmel hinziehen. Sie waren in blaue und gelbe Kleider gehüllt und trugen bunte Jacken, so daß sie auf ihrem Weg einem Regenbogen glichen. Manche der Hirten trugen Bündel von Seilen, die an ihren Körpern herabhingen wie die Luftwurzeln des Banyan Baums. Solange die vielen Karren überall umherfuhren, glich das Dorf der Kuhhirten einem Meer, auf dem viele Boote im Wind segelten. Doch schon bald war alles leer geräumt, und der Ort glich einer Wüste, die nur noch von einer Schar Krähen heimgesucht wurde.

Als sie nach und nach im Wald von Vrindavana ankamen, suchten sie zunächst zum Wohlergehen der Kühe ein geeignetes und großes Stück Wald. Dort stellten sie in Form eines Halbmondes ihre Ochsenkarren auf, so daß das neue Dorf ein Yojana breit und zwei Yojanas lang wurde. Es war von allen Seiten mit dornigen Hecken, Bäumen und Gräben beschützt. Dann wurden die Seile an die Rührstöcke gebunden und die Behälter zum Buttern mit Wasser gut gereinigt. Gefäße mit Wasser und Milch wurden in üblicher Weise überall aufgestellt. Pfähle wurden in den Boden geschlagen und mit Seilen verbunden, so daß kleine Hütten neben den Ochsenkarren entstanden. Pfosten wurden errichtet und Netze geknüpft, an denen die Gefäße mit Butter, Milch und andere Lebensmitteln hingen. Die Hütten wurden mit Schilf bedeckt und mit Grasmatten ausgelegt. An den Zweigen der Bäume wurden hier und dort Vogelhäuser aufgehängt, die Plätze für die Kühe abgesteckt und die Mörser zum Getreidemahlen aufgestellt. Im Westen (der Hütte) wurde die Feuerstelle errichtet und daneben Sitze und Betten aus Stoffen und Fellen bereitet. Die Hirtenfrauen holten Wasser und entfernten die kleineren Zweige an den Bäumen um den Wald zu lichten, während die jungen und alten Hirten mit Äxten verschiedene Bäume fällten und zerhackten. So wurde dieses Dorf der Kuhhirten immer schöner, mit viel schattigem Wald, saftigen Weiden, lieblichen Hütten, wohlschmeckenden Früchten, Wurzeln und Wasser. Diesen Wald in Vrindavana hatte Krishna mit frohem Herzen für das Wohlergehen der Kühe ausgewählt. Und die Kühe liebten diesen Wald, der überall vom fröhlichen Vogelgezwitscher widerhallte und dem himmlischen Garten Nandana glich, und gaben Milch, wann immer sie gemolken wurden. Obwohl es der letzte Monat im schrecklich heißen Sommer war, pflegte Indra, der König der Götter, nektargleichen Regen herabzusenden, und entsprechend wuchs das saftig grüne Gras. Denn überall, wo Krishna, der Wohltäter aller Wesen, anwesend ist, sind die Menschen, Tiere und Pflanzen frei von Qual und Not. Auf diese Weise begannen die Hirten, mit ihren Kühen an diesem Ort zu leben, den Krishna zusammen mit Sankarshana für sie auserwählt hatte.


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