Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.4. Die Geburt von Krishna und Balarama

Vaisampayana sprach:
Unter diesen Vorkehrungen empfing die göttergleiche Devaki siebenmal, wie es beschrieben wurde. Und sobald die Sadgarbhas geboren waren, schleuderte sie Kansa gegen einen Stein und tötete sie. Der Embryo der siebenten Empfängnis wurde an Rohini übertragen. Es geschah gegen Mitternacht, als Rohini von der Göttin des Schlafes überwältigt wurde, und sie ihre Menstruationsblutung bekam. Sie sah im Traum, wie das Blut mit der Leibesfrucht ihren Körper verließ. Doch als sie nach einer Weile erwachte, war sie ganz erschrocken, als sie nichts mehr davon sehen konnte. Da sprach die Göttin des Schlafes im Dunkel der Nacht zu Rohini, der mondgleichen Ehefrau von Vasudeva:
Oh Schöne, ich habe den Embryo aus dem Leib von Devaki in deinen Leib übertragen. Deshalb soll dieser Sohn von dir unter dem Namen Sankarshana („davongetragen“) berühmt werden.

Rohini freute sich, diesen Sohn empfangen zu haben, und mit demütig geneigtem Kopf trat sie vor ihren Gatten wie die wunderschöne Ehefrau des Mondes. Und während die Leute noch nach dem siebenden Kind fragten, empfing Devaki schon das achte, welches der Grund dafür war, daß Kansa die vorhergehenden getötet hatte. Seine Diener beobachteten diese Schwangerschaft mit größter Sorge, in der sich Hari nach eigenem Willen verkörperte. Und auch Yasoda empfing die Göttin des Schlafes, die ein Teil von Vishnus Energie war und seinem Willen folgte. Noch bevor die normale Zeit einer Schwangerschaft beendet war, brachten Devaki und Yasoda im achten Monat gleichzeitig ihre Kinder zur Welt. In der gleichen Nacht, in der Krishna im Stamm der Vrishnis geboren wurde, gebar auch Yasoda eine Tochter, denn Devaki, die Frau von Vasudeva, und Yasoda, die Frau von Nanda, hatten auch zur gleichen Zeit empfangen. Zur vorzüglichen Stunde gegen Mitternacht gebar Devaki eine Verkörperung von Vishnu und Yasoda eine Tochter. Als Krishna geboren war, schwollen die Ozeane (vor Freude) an, die Berge bebten, die niedergebrannten Feuer loderten wieder auf, ein vorzüglicher Wind erhob sich, der Staub verschwand, und die Sterne glänzten besonders hell. So wurde in der Jayanti-Nacht unter dem Mondhaus Abhijit und zur Stunde Vijaya der unsichtbare, ewige und allmächtige Hari, der Herr und die Höchste Seele, zum Wohle der ganzen Welt geboren. Sobald er geboren war, überwältigte er alle Welten durch den Glanz seiner Augen. Die himmlischen Kesselpauken erklangen, und der König der Götter ließ himmlische Blüten regnen. Die großen Heiligen begannen, zusammen mit den Gandharvas und Apsaras das Lob des Madhu Vernichters mit vorzüglichen Hymen zu singen. Als Krishna geboren wurde, war das ganze Universum in ekstatischer Freude. All die Götter mit Indra an der Spitze lobten diese glorreiche Geburt des Herrn. Als Vasudeva in dieser Nacht erkannte, daß es Vishnu mit dem mystischen Srivatsa (dem Endlosknoten) und anderen göttlichen Zeichen war, der als sein Sohn in die Welt kam, sprach er zu ihm:
Oh Herr, ziehe diese äußeren Zeichen von dir zurück. Oh Lotusäugiger, ich bin höchst besorgt, weil Kansa deine älteren Brüder getötet hat. Deshalb spreche ich so zu dir.

Als der Herr die Worte von Vasudeva vernommen hatte, zog er seine vierarmige Gestalt zurück und bat seinen Vater, ihn in das Haus des Kuhhirten Nanda zu tragen. Daraufhin ergriff Vasudeva seinen geliebten Sohn und trug ihn schnell ins Gemach von Yasoda, wo er unbemerkt seinen Sohn an ihre Seite legte und ihre Tochter zurück zum Bett von Devaki brachte. Nachdem die Kinder ausgetauscht waren, hatte Vasudeva sein Werk vollbracht und ging furchtsam zum Palast von Kansa, dem Sohn von Ugrasena, wo er ihm von der Geburt einer schönen Tochter berichtete. Als Kansa davon hörte, eilte er mit seinem Gefolge sogleich zum Haus von Vasudeva und rief mit drohender Gebärde: „Wo ist das neugeborene Kind? Übergebt es mir sofort!“ Bei diesen Worten schrien alle Frauen von Devakis Familie auf, und Devaki verschüttete viele Tränen und bat demütig:
Oh Herr, du hast bereits meine sieben herrlichen Söhne getötet. Willst du nun auch diese neugeborene Tochter töten? Schau sie an und entscheide, was richtig ist.

Als der übelgesinnte Kansa das Neugeborene erblickte, rief er sogleich: „Auch diese Tochter wurde geboren, um zu sterben.“ Und so wurde das kleine Mädchen, das noch ganz erschöpft von der Geburt und feucht vom Fruchtwasser war, vor Kansa auf den Boden gelegt. Er ergriff sie voller Verachtung an den Beinen und schleuderte sie gegen einen Stein. Doch obwohl sie mit großer Gewalt gegen den Stein prallte, nahm dieses Mädchen, das täglich von den Göttern verehrt wird, keinen Schaden. Im Gegenteil, sie legte ihre menschliche Gestalt ab und erhob sich mit himmlischen Girlanden, Düften und einer strahlenden Krone geschmückt zur Schande von Kansa mit wildem Haar in die Lüfte. Sie war in blaue und gelbe Kleider gehüllt, ihre Brüste glichen den Stoßzähnen von Elefanten, und ihre Hüfte einem Wagen. Sie hatte vier Arme, und ihre Glieder leuchteten so hell wie der Blitz. Ihre Augen funkelten wie die aufgehende Sonne, und ihr Körper erschien wie eine abendliche Wolke. Dieses furchtgebietende weibliche Wesen mit dem mondgleichen Gesicht und der donnernden Stimme war von zahllosen Geistern umgeben, mit denen sie sich tanzend und lachend in den dunklen Nachthimmel erhob. Sie trank vorzüglichen Wein und sprach zornig mit lautem Gelächter zu Kansa:
Oh du Übeltäter, zu deinem eigenen Untergang hast du mich ergriffen und gegen diesen Stein geschleudert. Dafür werde ich in der Stunde deines Todes, wenn dich dein Feind niederwirft, deinen Körper mit eigenen Händen zerschlagen und dein heißes Blut trinken.

Nach diesen schrecklichen Worten erhob sich die Göttin umgeben von ihrer Geisterschar in die Lüfte und begann, in dieser Gestalt nach Belieben durch die himmlische Region zu wandern. Dort wuchs sie unter der Verehrung der Vrishnis heran und wurde auf Wunsch von Vasudeva von den Göttern wie ihr eigenes Kind ernährt. Denn diese Tochter, die Brahma einst durch sein Yoga geschaffen hatte, wurde zusammen mit dem Herrn geboren, um Krishna auf Erden zu beschützen. Die Yadavas verehrten sie täglich in ihrer himmlischen Form als die Schutzgöttin von Krishna, und Kansa betrachtete sie als Verkörperung seines eigenen Todes, nachdem sie sich aus seinem Griff gelöst und in die Lüfte erhoben hatte. So sprach er im Geheimen beschämt zu Devaki:
Oh Schwester (bzw. Cousine), ich habe endlose Versuche unternommen, um der Hand des Todes zu entkommen. Aus diesem Grund tötete ich viele deiner Kinder. Oh Dame, mein Tod droht nun aus einer ganz anderen Richtung. Ach, ich war rücksichtslos und habe mit Absicht meine eigenen Verwandten getötet. Doch mein Schicksal konnte ich durch meine ganze Manneskraft nicht abwenden. Unter dem üblen Einfluß des Schicksals wurde ich zum Werkzeug ihres Todes. Deshalb solltest du nicht mehr um deine Kinder trauern und dir Sorgen wegen ihres Todes machen. Die Zeit ist der Feind aller Wesen und bringt ihre Zerstörung. Die Zeit bewegt alles, und Personen wie ich sind nur ihr Werkzeug. Oh Dame, die Unglücke, die uns begegnen sind die unausweichlichen Früchte der eigenen Taten, die zur rechten Zeit wie von selbst erscheinen. Leidvoll sind sie nur, wenn man denkt: „Ich bin der Handelnde!“ Deshalb klage nicht um deine Söhne und versinke nicht im Gram. Das ist der Weg der Menschen, und niemand kann dem Wirken der Zeit entgehen. Das Unheil, das ich dir angetan habe, ist mir völlig bewußt. Ich werfe mich zu deinen Füßen nieder wie ein Sohn. Sei mir nicht böse!

Nachdem Kansa so gesprochen hatte, blickte die reine Devaki mit tränenvollen Augen zu ihrem Ehemann und sprach dann zu Kansa:
Erhebe dich, mein Bruder (bzw. Cousin)! Wie der Tod persönlich hast du vor meinen Augen all meine Kinder getötet. Doch ich verfluche dich nicht dafür, denn ich sehe in dir das Werk von Yama, dem Herrn des Todes. Ich vergebe dir alle Sünden, die du durch das Töten meiner Kinder begangen hast, denn du zeigtest Reue für deine Untaten, als du mit deinem Kopf meine Füße berührtest. Wenn der Tod kommt, ist er im Mutterleib und im hilflosen Alter unvermeidbar, und trotz größter Anstrengung sogar im Kindesalter und der Jugend. All dies ist das Werk der Zeit, und wir sind die Werkzeuge. Wer nicht geboren wurde, ist unsichtbar wie der Raum. Und wer geboren wurde, erreicht wieder das Dasein eines Ungeborenen. So sollte jedes Wesen betrachtet werden. Das ist der Lauf des Lebens. Wenn der Tod ein Geschöpf davontragen will, bestimmt das Schicksal die Werkzeuge dafür. Deshalb geh, mein Sohn! Ich kann dir vergeben und betrachte dich nicht als Ursache für den Tod meiner Kinder. Denn aufgrund von Gewohnheit, angesammeltem Karma, dem Werk ihrer Eltern und der schicksalhaften Schöpfung selbst treffen die Wesen auf ihren Tod.

Nach diesen Worten von Devaki ging Kansa mit brennendem Herzen in seinen Palast zurück. Er fühlte sich schwer gequält und niedergeschlagen, weil alle seine Anstrengungen umsonst gewesen waren.


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