Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

1.46. Der Kampf der Götter

Vaisampayana sprach:
Der König der Götter antwortete freudig „So sei es!“ und wandte sich an den Mondgott, der den kühlen Tau als Waffe trägt, um ihn zum Kampf zu rufen. Und Indra sprach:
Oh Soma, wirke zum Untergang der Dämonen und erreiche den Sieg der Götter indem du Varuna, dem Träger der Schlinge, hilfst. Du bist mit unvergleichlicher Kraft begabt, der König aller Leuchtkörper am Firmament und sogar der Sonne. Wer das Wesen der Natur tiefgründig kennt, der betrachtet dich als eins mit allen Lebenssäften. Wie der Ozean an- und abschwillt, so nimmst auch du zu und ab. Wie die Sonne die Tage gibt, so gibst du der Welt die Monate. Auf deinem Körper sieht man das Spiegelbild der Erde in Form eines Hasen. Doch die dich nur äußerlich betrachten, kennen dein göttliches Wesen nicht. Du ziehst deine Bahn über der Sonne und regierst alle Planeten und Sterne. Mit deinem strahlenden Körper zerstreust du die Dunkelheit und erleuchtest die Welt. Du erscheinst mit weißen Strahlen und einem kühlen Körper. Du bist der König der Lichter am Firmament und trägst das Symbol des Hasen. Du bist das Maß der Zeit, die Seele des Yoga und der Soma-Saft des Opfers. Du bist höchst verehrenswert und ewig. Du bist der Herr der Pflanzen, die Quelle des Wachstums und des Wassers. Mit deinen kühlen Strahlen gibst du Befreiung von der Hitze. Du bist ein Gefäß voll Amrit, dem Nektar der Unsterblichkeit. Du bist ein Symbol des Werdens und Vergehens, und dein Wagen wird von weißen Pferden gezogen. Du bist die Anmut aller schönen Dinge und der Soma für alle, die vom Soma leben. Du bist der Schönste in allen Welten, vertreibst die Dunkelheit und bist der König der Sternbilder. Deshalb vereine dich mit Varuna und seiner Armee und vernichte die dämonische Illusion, von der wir im Kampf verbrannt werden.

Darauf sprach Soma:
Oh Herr der Welten, oh König der Götter, ich werde tun, was du mir gebietest. Ich werde in den Kampf ziehen und meinen kühlen Tau ausgießen, der die dämonische Illusion zerstreuen kann. Werde Zeuge, wie ich in dieser großen Schlacht die Dämonen mit meiner Kälte schlage und ihnen die Kraft zur Illusion sowie ihren Stolz nehme.

Vaisampayana fuhr fort:
So geschah es, daß sich durch die Kälte des Mondes dichte Schauer von Eis und Schnee aus mächtigen Wolken über die schrecklichen Dämonen ergoß. Der weißstrahlende Mond mit seiner Kälte und Varuna mit seiner Schlinge der Zeit begannen in diesem großen Kampf, mit unvergleichlicher Macht die Dämonen zu schlagen. Wie zwei schwellende Ozeane bewegten sich diese beiden Herren des Wassers über das Schlachtfeld und kämpften mit Wasser, Kälte und Schlinge. Und wie zur universalen Auflösung riesige Wolken erscheinen, und alles vom Wasser überschwemmt wird, so wurde die Dämonenarmee von Soma und Varuna mit Eis und Schnee bedeckt. Schließlich zerstörten sie mit den kühlen Strahlen und der mächtigen Schlinge die Illusion der Dämonen, und erschöpft durch die Kälte und gebunden mit der Schlinge der Zeit wurden sie träge wie Berge, die ihre stolzen Gipfel verloren hatten. Geschlagen vom Mond, zermürbt durch die Kälte und bedeckt mit Schnee, begannen die Dämonen, wie erloschene Feuer zu fallen. Ihre vielfältigen Wagen verloren jeden Glanz und taumelten vom Himmel herab. Daraufhin entfaltete der Dämon Maya eine andere mächtige Illusion vor den schwachen und weichenden Dämonen. Er ließ mithilfe seines Sohnes Krauncha im Himmel mächtige Berge erscheinen, die mit schrecklichem Getöse überall herumflogen. Bald war alles mit Steinen und Felsen bedeckt, und die Berge waren voll mächtiger Bäume mit vielen Höhlen und wilden Löwen, Tigern, Wölfen und Elefanten, die fürchterlich brüllten. Dazu tobte ein mächtiger Sturm, und mit dem Sturzregen aus Felsen und Bäumen dieser Gebirgs-Illusion drängte er die Götter zurück und befreite die in die Enge getriebenen Dämonen. Damit war die von Soma und Varuna geschaffene Illusion vernichtet, und die Illusion von Maya deckte die Götter auf dem Schlachtfeld mit Wolken aus Erz und Felsen ein. Bald war alles so dicht mit Steinen und Bäumen angefüllt, daß es kein Vorankommen mehr gab. Manche Götter wurden von Steinen verwundet, manche von Felsen eingeklemmt und andere zwischen Bäumen gefangen. Außer Vishnu, dem Träger der Keule, verloren alle himmlischen Krieger ihre Bögen, die anderen Waffen waren zerbrochen, und keiner konnte mehr kämpfen. Doch obwohl dieser strahlende Herr des Universums inmitten des Getümmels kämpfte, war er nicht im mindesten bedrängt oder zornig, denn sein Wesen ist reine Gelassenheit. Als stiller Zeuge all dieser Qualen der Götter und Dämonen und als Kenner der rechten Zeit wartete Janardana auf den rechten Moment zum Eingreifen, wie jene Wolken, die erst zur universalen Auflösung erscheinen.

Im richtigen Moment gebot er Agni und Vayu, die Illusion von Maya auf dem Schlachtfeld zu vernichten. Und als sich Feuer und Wind auf das Wort von Vishnu hin vereinten, loderte ein schnell wachsendes Feuer auf und verbrannte mit Hilfe des Windes auf seinem verheerenden Weg über das Schlachtfeld die Illusion all der Felsen und Berge. Die Flammen nährten sich vom Wind so mächtig, wie es zur universalen Auflösung geschehen wird, und der Wind trug sie über das ganze Schlachtfeld und verbrannte die Armee der Dämonen. Wohin der Wind auch stürmte, das Feuer folgte ihm, und beide schienen spielerisch durch die Armee der Dämonen zu tanzen. Als alle Dämonen verbrannt waren, ihre Wagen vernichtet und ihre Asche vom Wind verweht war, hatte das Feuer sein Werk vollbracht. Die Macht der Dämonen war gebrochen und die drei Welten von ihren Fesseln befreit. Die Götter waren höchst erfreut und ließen in alle Richtungen Siegesrufe ertönen. Als Indra, der tausendäugige Gott, den Sieg errungen hatte und der Dämon Maya (die „Illusion“) besiegt war, wurden alle Himmelsrichtungen wieder hell und klar, und die Tugend und Gerechtigkeit (das „Dharma“) begann sich überall auszubreiten. Der Pfad des Mondes war wieder frei, die Sonne nahm ihren gewohnten Lauf, die Elemente folgten ihren natürlichen Gesetzen, und die Menschen lebten tugendhaft und zufrieden. Der Herr des Todes vollbrachte sein Werk ohne Ungerechtigkeit, die Opfergaben wurden auf rechte Weise dem Feuer dargebracht, die Götter erhielten ihren Anteil und öffneten die Wege zum Himmel. Die Regenten der vier Himmelsrichtungen beherrschten wieder ihre Reiche, fromme Menschen neigten sich der Entsagung und konnten überall voller Tugend gedeihen, während die Sünde aus der Welt verschwand. Die Scharen der Götter waren voller Heiterkeit und die Dämonen entmutigt. Die Tugend (das Dharma) stand auf drei Füßen, während die Untugend (das Adharma) nur auf einem stand. Das große Tor (der Befreiung) war geöffnet, und die Pfade der Tugend und Gerechtigkeit waren ohne große Hindernisse. Alle Kasten und Lebensweisen beachteten ihre Aufgaben in der Welt. Die Könige beschützten ihre Untertanen, und überall wurden Hymnen zur Verehrung der Götter gesungen. Alle sündhaften Übel verschwanden, eigensinniger Stolz war beruhigt und asketische Entsagung wurde zum Wohlergehen alle Wesen geübt. Als Feuer und Wind diesen Kampf beendet hatten, wurden sie zum Gegenstand der Verehrung und als Sieger von den Menschen hoch gelobt.

Doch als der wohlbekannte Dämon Kalanemi („Radkranz vom Rad der Zeit“) von der Qual hörte, die Agni und Varuna den Feinden der Götter zugefügt hatten, erschien er auf dem Schlachtfeld. Seine Krone war mit Spitzen geziert, die den Sonnenstrahlen glichen. Er war mit Ornamenten geschmückt, seine hundert Arme trugen hundert silberglänzende Waffen, und seine Gestalt war so groß wie der Berg Mandara. Dieser glorreiche Dämon hatte hundert Köpfe und hundert Gesichter und erschien wie ein Berg mit hundert Gipfeln. Er erstrahlte wie ein aufloderndes Feuer aus einem Heuhaufen in der Sommerhitze. Seine Haare waren wie Rauch, und sein Bart war grün. Er hatte mächtige Zähne in seinem großen Rachen und lebte zwischen den drei Welten mit einem riesigen Körper. Mit seinen Händen berührte er den Himmel, mit seinen Füßen stieß er auf die Berge der Erde, und sein Atem zerstob die Regenwolken in der Luft. Dieser Dämon mit der Kraft eines Indras blickte zornig mit großen, feuerroten Augen umher und stürmte mit Gebrüll in den Kampf, als ob er die zehn Richtungen verschlingen wollte. Die Götter erblickten diesen Sohn von Danu wie den unschlagbaren und hungrigen Tod zur universalen Auflösung. Dieser Dämon, der eine starke Rüstung trug, mit Juwelen und Girlanden geschmückt war und wie ein fliegender Berg erschien, hob würdevoll seine schöne rechte Hand und sprach zu den geschlagenen Dämonenkriegern: „Erhebt euch alle wieder!“ Da wurden die Götter erneut von Furcht ergriffen, denn sie sahen in diesem Kampf Kalanemi unter ihren Feinden wie den Tod persönlich. Alle Wesen erblickten Kalanemi so mächtig in seiner Bewegung wie Narayana, als er mit drei Schritten alle Welten überstieg. So waren die Götter bereits von Furcht geschlagen, als dieser Dämon mit wehenden Kleidern seinen ersten Schritt in diesem Kampf tat. Auf diese Weise begann Kalanemi zusammen mit dem Dämonenkönig Maya in die Schlacht zu ziehen, und beide erschienen wie Vishnu und Indra. Wahrlich, beim Anblick dieses schrecklichen Dämonen, der wie der Tod heranstürmte, verbreitet sich überall Furcht und Schrecken unter den Himmlischen.


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