Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

1.40. Die Frage nach der Verkörperung Vishnus

Janamejaya sprach:
Oh Brahmane, die Weisen beschreiben in den Puranas die Verkörperungen des grenzenlos mächtigen Vishnus. Wir hörten von ihnen, daß sich der Herr sogar als ein Eber verkörperte. Doch wir kennen nicht die ganze Geschichte, seine Absicht, seine Taten, seine Errungenschaften, sein Verhalten und seine Macht, als er damals diese Gestalt annahm. Wir hörten, daß der inselgeborene Vyasa diese Verkörperung als Eber vor den Zweifachgeborenen erklärte, als diese sich zum Opfer versammelt hatten. Oh Brahmane, auch ich möchte hören, wie der Madhu Vernichter als Eber erschien und mit seinen Hauern die im Ozean versunkene Erde wieder hervorhob. Ich wünsche ausführlich über die verschiedenen Taten des intelligenten Hari zu hören, als sich dieser Feindevernichter als Eber und in andere Gestalten inkarnierte. Oh Brahmane, du allein bist fähig, auf rechte Weise diese Taten des Herrn und ihr Wesen zu erklären. Warum nahm Vishnu, der Herr der Himmlischen und Vernichter aller Feinde, seine Geburt als Krishna in der Familie von Vasudeva? Warum verließ er das Reich der Götter, das voll unsterblicher und reiner Wesen ist, und kam auf die Erde herab? Warum wandelte dieser König aller Götter und Menschen, aus dem das ganze Universum entstand, seinen himmlischen Körper in einen menschlichen? Warum wollte die Gottheit, die das Rad von Geburt und Tod für alle Geschöpfe dreht und den unfehlbaren Diskus hält, ein Mensch werden? Warum kommt Vishnu, der alle Mächtigen in der Welt beschützt, als Hirtenjunge auf die Erde herab? Warum wurde Vishnu, der mit den subtilen Elementen eins ist und die grobstofflichen Elemente hervorbringt, von einer sterblichen Frau empfangen? Diese Gottheit, die auf Wunsch der Götter die drei Welten mit drei Schritten erobert hat und so auf Erden den dreifachen Weg von Dharma, Artha und Kama (Tugend, Verdienst und Liebe) geschaffen hat. Diese Gottheit, die zur universalen Auflösung die Erde ins Wasser zurückzieht und selbst als ein ausgedehntes Meer verweilt. Diese Gottheit, die zu Beginn der Schöpfung in Form eines Ebers die Erde mit seinen Hauern wieder aus dem Wasser hervorhebt. Diese Gottheit, die zum Wohl von Indra, diesem Ersten der Götter, die Dämonen schlug und die drei Welten zu Urzeiten den Göttern anvertraute. Diese Gottheit, die in Form eines Löwenmenschen den König der Dämonen, den höchst mächtigen Hiranyakashipu, tötete. Diese Gottheit, die am Ende der Welt als Samvartaka Feuer im Ozean erscheint und alles Wasser wie ein Trankopfer verschlingt. Oh Brahmane, diese Gottheit, die in tausend Mahayugas mit tausend Köpfen, tausend Augen und tausend Füßen entsteht. Diese Gottheit, aus deren Bauchnabel zu Beginn der Schöpfung, als alle Geschöpfe in einem ausgedehnten Meer aufgelöst waren, ein Lotus wuchs, in dem der Schöpfergott Brahma geboren wurde. Diese Gottheit, die im Kampf gegen die Dämonen eine Form aus allen Göttern mit allen Waffen annahm (Durga) und die Dämonen schlug. Diese Gottheit, die auf Garuda reitend in riesiger Gestalt erschien und die großen Dämonen Kalanemi und Taraka schlug. Diese Gottheit, die sich durch ewiges Yoga und die Macht zur Illusion auf der nördlichen Seite des Milchozeans befindet, von wo das Amrit strömt. Diese Gottheit, die als uralter Purusha von Aditi nach vollendeter Askese empfangen und zum Wohle der Himmlischen als Zwerg geboren wurde, der Indra von den Fesseln der Dämonen befreite und dessen Wünsche erfüllte. Diese Gottheit, die mit drei Schritten die drei Welten durchmaß, die Dämonen in die Tiefen des Ozeans verbannte, den Göttern wieder die Freuden des Himmels schenkte und an Indra die Herrschaft des himmlischen Königreichs übergab. Diese Gottheit, die die Gebote für die häuslichen Opfer und alle anderen Opferriten mit ihren Utensilien und Mantras aufstellte. Diese Gottheit, die den Opferaltar schichtet, das Opferfeuer entzündet und die Opfergaben und das Amrit gibt. Diese Gottheit, die den Wesen drei Wege der Reinigung bietet und dafür sorgt, daß die Opfergaben zu den Göttern und Ahnen gelangen. Diese Gottheit, die durch Brahma die Veden verkündet und damit die vedischen Opferriten, Mantras, Gesänge und Rituale. Diese Gottheit, die für die Unterschiede in den Yugas sorgt sowie die Zeit hervorbringt mit Momenten, Sekunden, Minuten, Stunden, Tagen, Wochen, Monaten, Jahreszeiten und Jahren. Diese Gottheit, die alle Formen erschuf, Geburt, Wachstum und Tod sowie die Schönheit und das Wesen der belebten und unbelebten Geschöpfe. Diese Gottheit, die als Dreiheit (von Brahma, Vishnu und Shiva) erscheint sowie als drei Kasten (der Zweifachgeborenen: Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas), drei Welten (Himmel, Erde und Unterwelt), drei Veden (Rik, Yajur und Saman), drei Feuer (Dakshina, Garhapatya und Ahavaniya), drei Zeiten (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft), drei Lebensziele (Dharma, Artha und Kama bzw. Tugend, Verdienst und Liebe) und drei Handlungen entsprechend den drei natürlichen Qualitäten (Sattwa, Rajas und Tamas bzw. Güte, Leidenschaft und Trägheit). Diese Gottheit, die durch ihr ewiges Wirken die drei Welten entstehen läßt, die alle Elemente und Eigenschaften hervorbringt und mit ihnen identisch ist. Diese Gottheit, die Geburt und Tod unter den Wesen bewirkt und ihnen das Leben in der Welt gibt, die der Herr des Universums ist und sich in den vielfältigen Formen des Lebens erfreut. Diese Gottheit, die die Zuflucht der Frommen ist und die Übelgesinnten straft. Diese Gottheit, die das System der vier Kasten hervorbringt, die vier Arten der Opferpriester beschützt, das vierfache Wissen erkennt und die vier Lebensweisen (als Schüler, Hausvater, Waldeinsiedler und besitzloser Bettelmönch) bewahrt. Diese Gottheit, die mit den Himmelsrichtungen, den Elementen von Raum, Wind, Feuer und Wasser sowie mit Sonne, Mond und allen Lichtstrahlen identisch ist. Diese Gottheit, die der Herr aller Yogis ist und allein das Ende der Nacht (bzw. der Unwissenheit) gewährt. Diese Gottheit, die jeglicher Glanz und jede Entsagung ist, von denen wir getragen werden. Diese Gottheit, die von den Weisen als geistiges Band bezeichnet wird, das alle Wesen verbindet, die der Körper des ganzen Universums ist, in der alle Werke und alles Wissen existieren. Diese Gottheit, die auch Narayana genannt wird, die höchste Tugend und Gerechtigkeit, das höchste Dasein, die Wahrheit selbst, vollkommene Entsagung, höchste Zuflucht und Erlösung. Diese Gottheit, die als Götter und Dämonen erscheint sowie als Vernichter der Dämonen, die zur universalen Auflösung alles zerstört, die sogar den König des Todes tötet, der allen den Tod bringt, die alles reinigt und der höchste Herr ist, der jegliche Ehre gibt und jegliche Ehre verdient. Diese Gottheit, die das Ziel der Erkenntnis aller ist, die achtsam die Veden studieren, der Herr jeglicher Selbstkontrolle, das höchste Ziel aller Wünsche, das Feuer aller Strahlenden, die Gedanken aller Wesen, die asketische Kraft der Asketen, die Tugend der Tugendhaften, die Macht der Mächtigen, der Schöpfer aller Geschöpfe und Ursprung aller Welten. Diese Gottheit, die das Ideal aller Idealisten ist, das Leben aller Lebewesen, der Wind, der aus dem Raum entsteht, das Feuer aus dem Wind, die Götter aus dem Feuer und das Leben aus der Gottheit.

In gleicher Weise entsteht aus dem Wasser das Blut, aus dem Blut das Fleisch, aus dem Fleisch das Mark, aus dem Mark die Knochen, aus den Knochen die Gefäße, aus den Gefäßen der Lebenssamen und aus dem Lebenssamen die Empfängnis. So entstehen alle Lebewesen durch den Prozeß des Handelns (durch Karma) aus dem Wasser. Das Wasser ist ihr erster Anteil und kommt von Soma (dem fruchtbaren Mond). Ihr zweiter Anteil ist das Feuer (bzw. Leben). Der Samen (weiß) kommt vom Soma und die Menstruation (rot) vom Feuer. Der Samen entsteht aus dem Schleim, der im Herzen sitzt, und die Menstruation aus der Galle, die sich im Nabel befindet. So ist auch das Herz als Zentrum des Körpers der Sitz des Verstandes, und das Feuer befindet sich als Hunger in der Höhlung hinter dem Nabel. Verstand ist als Prajapati (Schöpfergott) bekannt, der Schleim als Soma (Mondgott) und die Galle als Agni (Feuergott). So ist die ganze Welt mit dem Feuer verbunden. Wenn sich nach der Empfängnis ein Embryo bildet, wie sich eine Wolke sammelt, tritt auch der Wind mit der allesdurchdringenden Seele (Paramatman) ein. Sie formen die verschiedenen Glieder und sorgen für das Wachstum. Dann teilt sich der belebende Wind im Körper in fünf Winde, die alles nähren. Die fünf Winde nennt man Prana, Apana, Udana, Vyana und Samana (Lebenshauch, Abwärts-, Aufwärts-, Zwischen- und Allhauch). Prana nährt den wichtigsten Teil des Körpers, den man Herz nennt. Apana nährt die unteren Teile bis zu den Füßen. Udana nährt die Brust und die oberen Körperteile. Vyana gibt den Gliedern die Kraft zur Bewegung. Und Samana strömt im ganzen Körper, verteilt die verdaute Nahrung und verbindet die Sinne mit den Elementen. So werden Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum in die fünf Sinne gewandelt, die ein entsprechendes Organ mit entsprechender Funktion im Körper bilden. Die Zunge nimmt den Geschmack wahr, der dem Wasserelement zugeordnet ist, das Auge die Sichtbarkeit des Feuerelementes, die Haut die Fühlbarkeit des Windelementes, das Ohr die Hörbarkeit des Raumelementes und die Nase den Geruch des Erdelementes. Die festen Teile des Körpers sind Gestaltungen des Erdelements, die belebenden Winde des Windelements, die Körperöffnungen des Raumelements, die Flüssigkeiten des Wasserelements und das Sichtbare des Feuerelements. Das Denken nährt sich aus der Energie aller fünf Elemente, und die Vernunft ist der Herrscher von allem. So macht der Geist durch sein Wesen die Sinne für ihre jeweiligen Sinnesobjekte sensibel.

Auf diese Weise erschafft die Gottheit auf ewig das ganze Universum. Doch warum nimmt diese Gottheit ihre Geburt als Mensch in dieser vergänglichen Welt? Das ist mein Zweifel, und darüber wundere ich mich sehr. Oh Brahmane, warum wird Vishnu, der alle Geschöpfe entfaltet, als Mensch geboren? Du hast mir ausführlich meine Familie und die Stämme meiner Vorfahren beschrieben. So wünsche ich auch ausführlich über die Verkörperung von Vishnu als Krishna und seinen Stamm, den Vrishnis, zu erfahren. Selbst für die Götter und Dämonen ist Vishnu ein großes Mysterium. Oh großer Muni, beschreibe mir die wundervollen Verkörperungen von Vishnu. Erzähle mir die heiligen Geschichten über die unvergleichliche Energie von Vishnu, seine berühmten Taten und seine Macht. Denn sein Wirken sorgt überall in der Welt für erstaunliche Wunder.


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