Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

1.25. Geburt des Mondes und seines Sohnes Budha

Vaisampayana sprach:
Oh König, der Vater von Soma, dem Mondgott, war der heilige Rishi Atri, der geistgeborene Sohn von Brahma aus jener alten Zeit, als in ihm der Wunsch wuchs, Nachkommen hervorzubringen. Atri setzte dieses Werk fort und begann mit all seinen Söhnen, der Welt in Gedanken, Worten und Taten Gutes zu tun. Zuvor übte dieser unschuldige, strahlende, gelübdetreue und tugendhafte Rishi mit erhobenen Armen höchst vorzügliche Entsagung in der Stille über dreitausend himmlische Jahre. So haben wir es gehört. Oh Nachkomme des Bharata, als der Rishi mit gezügelten Sinnen diese beständige Askese übte, erschien aus seinem Köper der milde Glanz des Mondes. Und dieser mondgleiche Glanz des in allen Sinnen Gezügelten breitete sich bald über den ganzen Himmel aus. Er floß wie Tränen aus den Augen und erfüllte alle zehn Richtungen. Daraufhin empfingen die zehn Göttinnen voller Freude auf zehn verschiedenen Wegen. Doch obwohl sie sich alle bemühten, konnten sie seine Energie nicht in ihrem Schoß halten. Und so kam der strahlende und alles beschützende Mond bereits als Embryo hervor und erleuchtete mit seinem kühlen Licht die Welt um sich herum. Weil die Göttinnen der Himmelsrichtungen diesen Embryo nicht tragen konnten, fiel er zusammen mit ihrer Fruchtbarkeit auf die Erde hinab. Und als Brahma, der Große Allvater, sah, wie der Mond herabgefallen war, nahm er ihn zum Wohle aller Wesen auf seinem Wagen auf. Dieser Wagen war aus den Veden gemacht. Seine Form war das Dharma, der Wagenlenker war Brahma, und als Pferde waren tausende Mantras angespannt. So haben wir es gehört.

Doch zuvor, als dieser hochbeseelte Sohn von Atri auf die Erde gefallen war, begannen alle Götter und die sieben geistgeborenen Söhne Brahmas den kleinen Mond durch die Kraft ihrer Hymnen zu ernähren, welche sie auf seinen Glanz sangen. So priesen auch Angiras und Bhrigu mit ihren Söhnen das klare Licht des Mondes mit den Hymnen des Rik, Yajur und Atharva Veda. Und als sein Glanz auf diese Weise von den Rishis gelobt und genährt wurde, wuchs der Mond zu voller Größe und erhellte bald mit seinen kühlen Strahlen die drei Welten. Danach nahm Brahma den Mond auf seinem Wagen mit, so daß er in seiner gewohnten Form am Himmel erschien, und umrundete mit ihm die vom Ozean umgebene Erde einundzwanzig Mal. Sein fruchtbares Licht, das daraufhin auf die Erde herabfloß, wurde zu den Pflanzen, die voller Kraft und Licht sind. Oh König, diese Pflanzen dienen in den drei Welten als Nahrung für Götter, Ahnen, Menschen, Tiere und viele andere Geschöpfe. Auf diese Weise gilt der Mond auch als Ernährer der Welt.

Nachdem der Mondgott aus seinem Wesen heraus und durch das Lob der Rishis seinen unvergleichlichen Glanz gewonnen hatte, übte er für viele tausend Jahre strenge Entsagung. Sein Wirken brachte ihm großen Ruhm. Er diente dem Wohlstand aller Wesen und wurde zur Quelle und Zuflucht all jener silbrig funkelnden Göttinnen in Form von Wassertropfen, welche die ganze Welt erhalten. Oh Janamejaya, daraufhin übergab ihm Brahma, dieser Erster der Vedenkenner, verschiedene Königreiche, wie die Herrschaft über die Samen, Pflanzen, Brahmanen und Gewässer. Und nachdem ihm diese Herrschaft verliehen worden war, erleuchtete der Herr des kühlen Lichtes mit seinen Strahlen die drei Welten, und Daksha, der Sohn der Prachetas, gab ihm siebenundzwanzig seiner treuen Töchter als Ehefrauen. Die Menschen kennen sie als die siebenundzwanzig Mondhäuser (Nakshatras). Nachdem der Mondgott auf diese Weise ein so großes Königreich erhalten hatte und sogar zum König der Ahnen geworden war, führte er ein Rajasuya Opfer durch, in dem zehn Millionen Kühe als Geschenke gegeben wurden. In diesem Opfer rezitierte Atri die Hymnen des Rik Veda, Bhrigu die Mantras des Yajur Veda, Vasishta sang die Lieder des Saman Veda, und Brahma war der Oberpriester. Der göttliche Narayana, Sanatkumar und die anderen ursprünglichen Rishis waren die Beisitzer. Oh Nachkomme des Bharata, wir haben gehört, daß der Mondgott in diesem Opfer alle drei Welten als Geschenk an die heiligen Rishis und allen anderen Brahmanen gab, die dort versammelt waren. Während dieses Opfers dienten ihm neun Göttinnen namens Sinivali („erste Mondsichel“), Kuhu („Neumond“), Dyuti („Glanz“), Pushti („Fruchtbarkeit“), Prabha („Licht“), Vasu („Lichtstrahl“), Dhriti („Stolz“), Kirti („Herrlichkeit“) und Lakshmi („Wohlstand“). Nachdem das Opfer beendet war und der Mond, dieser Erste der Könige, unter der Verehrung der Götter und Rishis das abschließende Reinigungsbad genommen hatte, begann er, beständig die zehn Richtungen zu erleuchten.

Doch nachdem er von den Heiligen so gelobt und all den Wohlstand errungen hatte, der so schwer zu erhalten ist, begann sein Geist von Demut und Bescheidenheit abzusinken. So wurde er durch Untugend und Stolz verunreinigt und verlor bald darauf die nötige Selbstbeherrschung. So geschah es, daß der Mondgott auch Vrihaspati, den Sohn von Angiras, verachtete und mit Gewalt seine berühmte Ehefrau Tara entführte. Und obwohl er mehrfach von den Göttern und Rishis gebeten wurde, gab er sie nicht zurück. Entsprechend war Vrihaspati, der geistige Lehrer der Götter, erzürnt über ihn. Dagegen ergriff Sukra, der geistige Lehrer der Dämonen, die Seite des Mondgottes. Der berühmte Rudra (Shiva) stellte sich auf Seiten von Vrihaspati. Er war früher ein Schüler seines Vaters (Angiras) gewesen, und aus Verehrung für ihn ergriff er seinen Ajagava Bogen und half Vrihaspati. Daraufhin erhob sich ein schrecklich zerstörender Kampf zwischen den Göttern und Dämonen um Tara, in dem der hochbeseelte Rudra seine mächtige Brahmashira Waffen gegen die Dämonen warf, die daraufhin all ihre Herrlichkeit verloren.

Oh Nachkomme des Bharata, als der Kampf kein Ende finden wollte, suchten die Götter, die dem Dharma folgten und auf Seiten von Vrihaspati kämpften, Zuflucht bei Brahma, dem Höchsten Herrn und Großen Vater. Daraufhin besänftige Brahma sowohl Sukra als auch Rudra, und gab Tara an Vrihaspati zurück. Doch als Vrihaspati bemerkte, daß Tara schwanger war, sprach er zu ihr: „Dieses Kind solltest du nicht in meinem Haus zur Welt bringen.“ Daraufhin gebar sie auf einem Bündel Stroh einen Sohn, der wie ein Feindevernichter so strahlend wie die Flammen des Feuers erschien. Als dieses herrliche Kind geboren war, überschattete es sogar die Herrlichkeit der Götter. Daraufhin wandten sich die Götter voller Mißtrauen an Tara und fragten: „Wer ist dieses Kind? Sag uns ehrlich, ist es der Sohn von Vrihaspati oder vom Mondgott?“ Doch voller Scham blieb sie stumm und antwortete nicht auf die Frage der Götter. Das erzürnte ihren Sohn, den Feindevernichter, und so wollte er seine eigene Mutter verfluchen. Doch Brahma beruhigte ihn und befragte Tara persönlich, um diesen Zweifel zu klären: „Oh Tara, sag uns die Wahrheit. Wessen Sohn ist er?“ Daraufhin sprach sie mit gefalteten Händen zu Brahma, dem Gewährer von Segen: „Er ist der Sohn des Mondgottes.“ Daraufhin lächelte der Mond, roch liebevoll am Kopf seines hochbeseelten Sohnes und nannte diesen Feindevernichter Budha. Und man sagt, wenn Budha (der Planet Merkur) am Himmel aufsteigt, dann bringt er Unruhe oder Feindschaft hervor.

Budha zeugte mit Ila, der Tochter des Vaivaswata Manu, einen Sohn namens Pururava, der ein großer König wurde. Pururava zeugte mit der himmlischen Apsara Urvasi sieben hochbeseelte Söhne. Später wurde der Mondgott aufgrund seines Stolzes von Schwindsucht überwältigt und wegen dieser Krankheit schwand seine Erscheinung am Himmel. Daraufhin suchte er Zuflucht bei seinen Vater Atri, der ihn von seiner Sünde reinigte, und entsprechend nahm er wieder bis zum Vollmond zu. Oh Monarch, damit habe ich dir die Geschichte von der Geburt des Mondes und seines zunehmenden Glanzes erzählt. Nun werde ich dir seine Nachkommen beschreiben. Wer diese Geschichte von der Geburt des Mondes hört, wird von seinen Sünden befreit und mit Glück, Gesundheit, einem langen Leben und Nachkommen gesegnet.


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