Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

1.16. Über die Ahnen und das Ahnenopfer

Janamejaya fragte:
Wie wurde der berühmte Aditya zum führenden Gott der Ahnenopfer (Sraddhas)? Was ist die beste Weise, sie durchzuführen? Das möchte ich hören, oh Zweifachgeborener. Was ist der Ursprung der Ahnen (Pitris) und wer sind sie? Wir haben von Brahmanen gehört, daß die Ahnen im Himmel sogar die Götter der Götter sind. Das bestätigen auch die Vedengelehrten. Bitte erkläre mir das. Ich möchte von der vorzüglichen Schöpfung der Ahnen hören, ihrer verschiedenen Klassen, ihrer großen Kraft, wie sie durch Ahnenopfer von uns besänftigt werden können, und wie sie uns Segen gewähren, wenn sie zufrieden sind.

Vaisampayana sprach:
Wohl an, so werde ich dir jetzt die vorzügliche Schöpfung der Ahnen beschreiben, wie sie durch Ahnenopfer von uns besänftigt werden und Segen verleihen. Dieses Thema erklärte einst Markandeya, als er von Bhishma danach gefragt wurde. Und dieselbe Frage stellte damals der frommen König Yudhishthira dem Bhishma, als dieser (am Ende der Schlacht von Kurukshetra) auf seinem Sterbebett aus Pfeilen lag.

Yudhishthira fragte damals:
Oh Kenner der Tugend, wie erreichen die Menschen ihr Wohlergehen? Und wodurch schaffen sie sich Leiden? Das möchte ich gern hören.

Und Bhishma antwortete:
Oh Yudhishthira, wer die Ahnen, die alle Wünsche erfüllen können, mit Ahnenopfern besänftigt und diese stets mit konzentriertem Geist durchführt, der erreicht das Wohlergehen sowohl in dieser als auch der jenseitigen Welt. Die Ahnen gewähren Tugend dem, der Tugend sucht, Nachkommen dem, der Nachkommen sucht, und Nahrung dem, der Nahrung sucht.

Da sprach Yudhishthira:
Von manchen Leuten leben die verstorbene Ahnen im Himmel und von anderen in der Hölle. Denn man sagt, die Früchte des angesammelten Karmas gehen für die Wesen nie verloren. Wenn die Leute nun in Erwartung von Segen die Ahnenopfer für ihren Vater, Großvater und Urgroßvater durchführen, wie erreichen diese Opfergaben die Ahnen? Wie können jene, die in der Hölle leben, ihnen Segen gewähren? Wer sind die Ahnen? Wo leben sie? Wem bringen wir unsere Opfergaben dar? Wir haben gehört, daß sogar die Götter im Himmel den Ahnen opfern. Oh Strahlender, das möchte ich ausführlich hören. Du bist mit der unermeßlichen Sicht begabt. So erkläre mir, wie wir durch Geschenke an die verstorbenen Ahnen von Kummer befreit werden.

Bhishma sprach:
Oh Feindevernichter, ich werde dir zu deiner Frage, wer die Ahnen sind und wem wir opfern, erklären, was ich von meinem verstorbenen Vater gehört habe. Als ich anläßlich des Ahnenopfers meines Vaters den Opferkuchen (Pinda) darbringen wollte, spaltete mein Vater die Erde und streckte mir bittend seine Hand entgegen. Sein Arm war mit Armreifen und anderen Ornamenten geschmückt. Seine Finger und Handflächen waren ebenso rot, wie ich sie früher gesehen hatte. Ich überlegte, daß ich von einer solchen Art des Opfers noch nie gehört oder gelesen hatte, und brachte ihm den Opferkuchen auf hergebrachte Weise auf Kusha Gras dar, ohne die ausgestreckte Hand zu beachten. Oh Sündloser, daraufhin sprach mein Vater mit freundlichen Worten:
Oh Erster der Bharatas, ich bin gesegnet mit einem Sohn wie dich sowohl in dieser als auch der jenseitigen Welt. Du bist ein guter Sohn, fromm, gelehrt und mit beständigen Gelübden. Oh Sündloser, ich erschien auf diese Weise, um dich zu prüfen und den Dharma unter den Menschen zu festigen. Wie ein Mensch, der den Dharma bewahrt, ein Viertel aller entstehenden Tugenden empfängt, so empfängt ein Mensch, der den Dharma verletzt, auch ein Viertel aller entstehenden Sünde. Die Untertanen folgen stets dem Beispiel, das der König auf dem Weg des Dharma durch sein Handeln wie auch seine religiösen Riten gibt. Oh Erster der Bharatas, du hast die Gebote beachtet, die in den ewigen Veden aufgestellt sind, und so habe ich unvergleichliche Befriedigung erfahren. Ich bin höchst zufrieden mit dir und möchte dir einen besonderen Segen gewähren. So soll dir der Tod nichts anhaben können, solange du leben möchtest. Erst, wenn du es dem Tod erlaubst, kann er dich ergreifen. Oh Erster der Bharatas, wenn es noch irgendeinen anderen Segen gibt, den du wünschst und der in den drei Welten schwer zu erreichen ist, dann sage es mir, und ich werde ihn gewähren.

Auf diese Worte meines Vaters antwortete ich mit gefalteten Händen:
Oh Erster aller Männer, wenn du zufrieden mit mir bist, habe ich alles erreicht, was zu erreichen ist. Oh Strahlender, wenn ich darüber hinaus deiner Gunst würdig bin, dann möchte ich dir eine Frage stellen und bitte um eine Antwort.

Und mein hochbeseelter Vater sprach zu mir:
Oh Bhishma, frage mich, was du wünschst, und ich werde dir, oh Bharata, deine Zweifel lösen.

Daraufhin fragte ich neugierig meinen Vater, der die Region der tugendhaft Handelnden erreicht hatte und nun für andere unsichtbar vor mir stand:
Ich habe gehört, daß die Ahnen die Götter der Götter sind. Wenn dies so ist, wen verehren wir dann, Götter oder Ahnen? Wie befriedigen die in den Ahnenopfern dargebrachten Opfergaben die Ahnen, welche in die jenseitige Welt gegangen sind? Was sind die Früchte eines Ahnenopfers? Wer wird von den Göttern, Dämonen, Menschen, Yakshas, Rakshasas, Gandharvas, Kinnaras und Nagas mit Opfergaben verehrt? Oh Kenner des Dharma, ich betrachte dich als allwissend. Ich habe ernste Zweifel in diesen Fragen, und groß ist mein Wunsch nach einer Antwort. So sprich bitte zu mir.

Und auf diese Worte von Bhishma sprach sein Vater Shantanu:
Höre mich, oh sündloser Nachkomme des Bharata, ich werde dir kurzgefaßt den Ursprung der Ahnen und die Früchte der Ahnenopfers beschreiben. Höre mit konzentriertem Geist den Grund für die Durchführung solcher Opfer. Die himmlischen Ahnen sind die Söhne des höchsten Gottes, und die Götter, Dämonen, Menschen, Yakshas, Rakshasas, Gandharvas, Kinnaras und Nagas bringen ihnen ihre Opfer dar. Und zufrieden mit diesen Opfern erfreuen sie die Welt mit den Göttern und Gandharvas. Dies ist das Gebot von Brahma. Oh Mächtiger, deshalb verehre sie mit vorzüglichen Opfern. Dann gewähren sie alle gewünschten Dinge und werden für dein Wohlergehen sorgen. Wenn du sie verehren wirst, indem du ihre Namen und Familien rezitierst, werden auch wir (die Verstorbenen) von ihnen im Himmel begrüßt. Oh Nachkomme des Bharata, alles weitere wird dir der weise Markandeya erklären. Dieser Asket, der seinem Vater hingegeben ist und Selbsterkenntnis erreicht hat, ist heute in diesem Ahnenopfer anwesend, um mir seine Gunst zu erweisen. Frage ihn, oh Mächtiger.

So sprach mein Vater und verschwand vor meinen Augen.


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